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Full text of "Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ÄGYPTISCHE  SPRACHE 


UND 


ALTERTUMSKUNDE 


MIT  UNTERSTÜTZUNG  DER  DEUTSCHEN  MORGENLAXDISCHEN  GESELLSCHAFT 


HERAUSGEGEBEN  VON 


GEORG  STEINDORFF 


SECHSUND VIEEZIGSTER  BAND 


MIT  35  ABBILDUNGEN  UKD  10  TAFELN 


1^1^ 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'scHE  BUCHHANDLUNG 
1909-10 


Inhalt  des  46.  Bandes. 


Borchardt,  L..  Könio;  Huni?  .     .  "^ 

12 

—  Das  Sethtier  mit  dem  Pfeil.     Mit  1  Abbildung 90 

Calice,  F.  Graf.  Der  Name  Ramses 

Erman,  A.,  Assimilation  des  'Ajin  an  andere  schwacbe  Konsonanten \     \  96 

—  Ein  altes  Verbaladjektiv 

—  Zum  Xamen  des  Osiris '     '  09 

r/ya/>o/r, //,  Der  Name  der  Göttin  Isis  und  der  Lautwert  des  Zeiclieus  r| 107 

—  Zweiwegebuch  und  Totenbuch y- 

Griffitk  F.  LL  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden  .     !     ^     !     .  117 

—  Herodotus  IL  90.  Apotheosis  by  drowning iq9 

Höhcher,  U.,  u.  Sfeindorff,  G.,  Die  Ausgrabung  des  Totentempels  der  Chephrenpvramide 

durch  die  SiEGLEs--Expedition  1909.     Mit  Tafel  I  und  4  Abbildungen           "  i 
Hmroth,   W.,   0.  Ruhensohn,  u.  F.  Zuchcr,  Bericht  über  die  Ausgrabungen  auf  Elephan- 

_      tine   in   den  Jahren  1906-190«.     Mit  Tafel  II-X  und  27  Abbildungen  .     .  u 

LetpoMt,  J..  Ein  neues  saidisches  Bruchstück  des  Hermasbuches I37 

Meyer,  E.,  Ein  neues  Bruchstück  Manethos  über  das  Lamm   des  Bokchori^ I35 

^Aaville,  K,  La  XI^   Dynastie •     •     .     • 

IRanke,  H.,  Zum  Lautwerte  der  Hieroglyphe  0 j09 

\Roeder,  G.,  Der  Isistempel  von  Behbet ^.-^ 

Spiegelberg,    W.,  Ein  Vertrag  über  eine  Probeehe.     Mit  2  Abbildungen  ^     "     .'     "     ^  119 

Turajef,  B.,  Die  naophore  Statue  Nr.  97  im  Vatikan.     Mit  1   AbbiWun^         7I 

iriscellen:                                                                                                                    " ' 

Grapoic,  H.,  Das  Passiv  der  Form  sdmh^f -jgg 

—     Eine  seltsame  Schreibung  des  Gottesnamens  Atum  140 

_     ^.  ^-x     /Ä  

w,:3!l^g{)  ^'"''"^  (°^^'^-«)  -es^^en'^ 141 

Spiegelberg,    W..  Eine  mutmaßliche  Variante  des  Namens  des  Gottes  Geb  .     .     .     .  141 

—     Zu  dem  Namen  des  Phönix '     '  j  ,.^ 

[Erschienene  Schriften .,    " 

1 4o 


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in  2010  with  funding  from 
Brigham  Young  University 


http://www.archive.org/details/zeitschriftfr46brug 


HöLscHER  u.  Steindorff:  Ausgrab.  d.  Totentempels  d.  riieplirenpyrainide.   [46.  Band.  1909.]       1 


Die  Ausgrabung  des  Totentempels  der  Chephrenpyramide  durch 

die  SiEGLiN-Bxpedition  1909. 

Von  Uvo  Kölscher  und  Georg  Steindorff. 

Mit  1  Tafel  und  4  Abbildungen. 


INiachdem  durch  die  erfolgreichen  Arbeiten  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft 
die  Pyi-amiden  und  Totentempel  der  5.  Dynastie  in  Abusir  gründlich  erforscht 
waren,  und  neuerdings  Georg  Reisner  auch  den  Totentempel  des  Mykerinos 
bei  der  dritten  Pyramide  von  Gise  bis  auf  kleine  Teile  freigelegt  hatte, 
wurde  der  Wunsch  immer  dringender,  auch  das  Bild  einer  größeren,  noch 
älteren  Anlage,  wie  sie  im  Totentempel  der  Chephrenpyramide  erhalten  zu  sein 
schien,  genauer  kennen  zu  lernen.  Bereits  im  Jahre  1905  war  gelegentlich  der 
Leipziger  Ausgrabungen  auf  dem  Gräberfelde  von  Gise  ein  erster  Versuch  ge- 
macht worden,  den  von  Borchardt^  als  Portalbau  der  Chephrenpyramide  er- 
kannten sogenannten  »Sphinxtempel«  vom  Schutte  zu  befreien  und  die  mannig- 
fachen noch  offenen  Fragen,  die  sich  an  dieses  merkwürdige  Bauwerk  knüpften, 
zu  lösen.  Leider  war  aber  die  zu  bewältigende  Arbeit  zu  groß  und  die  uns 
freundlichst  zur  Verfügung  gestellten  3Iittel  immer  noch  zu  klein,  so  daß  wir 
uns  begnügen  mußten,  in  die  ungeheuren  Sand-  und  Schuttberge  im  Osten,  die 
zum  Teil  von  den  alten  MARiEXTESchen  Ausgrabungen  herrühren,  eine  un- 
bedeutende Bresche  zu  legen  und  eine  kleine  Ecke  des  Torbaues  auszugraben. 
Jetzt  erst  ist  der  alte  Wunsch  erfüllt  worden,  und  zwar  durch  die  Freigebigkeit 
des  um  die  Altertumsforschung  bereits  hochverdienten  Geh.  Hofrats  Dr.  Ernst 
SiEGLiN  in  Stuttgart,  der  die  Mittel  zu  einer  neuen  archäologischen  Sieglin-Ex- 
pedition  in  Ägypten  hochherzig  bewilligte  und  diese  zunächst  mit  der  um- 
fassenden Untersuchung  des  Chephrentempels  beauftragte.  Was  deren  kurze, 
aber  anstrengende  erste  Kampagne  im  Frühjahr  1909  geleistet  hat,  soll  der 
folgende  vorläufige  Bericht  darlegen. 

Die  Ausgrabungen  befaßten  sich  ausschließlich  mit  dem  oberen  Totentempel, 
der  fast  vollständig  freigelegt  wurde,  sodaß  es  jetzt  möglich  ist,  ihn  fast  ganz 
zu  rekonstruieren.  Dabei  kam  auch  das  obere  Ende  des  Aufwegs  mit  zum 
Vorschein;  da  nun  von  dem  unteren  schon  seit  Mariettes  Grabung  im  Jahre  185H 
ein  Stück  zutage  lag,  so  haben  wir  jetzt  auch  über  den  Aufweg,  soweit  man 
es  überhaupt  erwarten  kann,   einigermaßen  Aufschluß. 


')    Vgl.  BoRCHARDT,  Das  Re-Heiligtum  des  Königs  Ne-Woser-Re  I  S.  25. 

Zeitschr.  £  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909. 


2  HÖLSCHKR  u.  Sikindorkk:   Ausgrab.  d.Totentein|)els  d.  Cliephri'npyraiiiidc.       [46,  Baml. 

Wie  alle  bisher  bekannt  gewordenen  Grabdenkmäler  von  Königen  der  4. 
und  5.  Dynastie  besteht  auch  das  des  Chephren  aus  vier  Hauptteilen  (vgl.  Taf.  1). 
Es  sind: 

1.  der  Torbau  im  Tale,  der  1853  von  Mariette  freigelegte  »Sphinx- 
tempel« ; 

2.  der  überdeckte  Aufweg,  der  in  gerader  Linie  den  Torbau  mit  dem 
oberen   Tempel  verbindet ; 

3.  der  eigentliche  (obere)  Totentempel  und 

4.  die  Pyramide  mit  ihren  Umfassungsmauern  und  Nebennidagen. 

Von  dem  Torbau  hatte  Maeiette  seinerzeit  nur  das  Innere  und  aucli  das 
nur  unvollständig  freigelegt.  Die  Außenseiten  waren  nicht  ausgegraben  worden, 
so  daß  das  Bauwerk  hier  bis  zum  oberen  Rande  noch  im  Schutt  vergraben  liegt. 
Auch  die  SiEGLiN-Expedition  hat  sich  mit  der  Freilegung  des  Taltempels  in  die- 
ser Kampagne  nicht  befassen  können.  Es  bleibt  also  vor  der  Hand  noch  un- 
aufgeklärt, wie  die  Fassaden  ausgesehen  haben,  vor  allem  ob  an  der  Ostfront, 
ähnlicli  wie  bei  den  Abusirpyramiden,  noch  eine  Halle  (etwa  von  Pfeilern)  oder 
irgend  etwas  anderes  vorgebaut  war.  Da  über  50  Jahre  nach  der  P^ndeckung  des 
Pleiligtums  noch  keine  genauen  Aufnahmen  davon  vorhanden  sind,  so  haben  wir 
angefangen,  es  zeichnerisch  und  photographisch  aufzunehmen,  um  dadurch  auch 
den  Schlüssel  für  das  Verständnis  der  entsprechenden  Teile  des  sehr  stark  zer- 
störten Haupttempels   zu  gewinnen. 

Der  Torbau  ist  ostwestlich  orientiert;  ob  er  auf  einer  Kaianlage  stand, 
wissen  wir  nicht.  Die  Hauptfassade  im  Osten  liegt,  wie  schon  erwähnt,  noch 
im  Sande  verborgen;  sie  ist,  wovon  man  sich  leicht  überzeugen  kann,  teilweise 
zerstört  und  nachträglich  mit  Ziegelmauerwerk  ausgebessert. 

Der  Besucher  betrat  ehemals  den  Torbau  durch  den  Eingang,  der  an  der 
Südostecke  des  Gebäudes  lag.  Noch  erkennt  man  dort  deutlich  die  Löcher,  in 
die  der  mächtige  Doppelriegel  des  Haupttores  eingelassen  war.  Vielleicht  lag 
gegenüber  an  der  Nordseite  ein  zweiter,  diesem  entsprechender  Eingangsraum, 
doch  läßt  sich  dies  bei  der  Zerstörung  und  den  hohen,  hier  lagernden  Sand- 
massen mit  Sicherheit  noch  nicht  feststellen \  Der  Eingangsraum  und  das  ihm 
entsprechende' nördliche  Gemach  waren  hoch  und  zeigten  an  der  Westseite,  also 
dem  Eintretenden  gegenüber,  mächtige  Wandnischen,  in  denen  wohl  lebens- 
große Königsstatuen  Aufstellung  gefunden  hatten.  Von  hier  kommt  man  in 
einen  langgestreckten  Vorraum,  dessen  Mitte  in  der  Achse  des  Torbanes  liegt. 
In  ihm  befindet  sich  auch  der  Brunnen,  in  dessen  Tiefe  Mariette  die  bekannten] 
Chephrenstatuen   des  Kairener  Museums   entdeckt  hat. 


^)  Bei  den  entspieclienden  Toibauteii  der  5.  D^nia.stic  in  Ahii.sir  fanden  sicli  stets  zwei  Ein- 
gänge: ein  Hatipteingang,  zu  dem  man  von  dem  voi-gelagerten  Kai  aus  gelangte,  und  ein  Neben- 
eingang, der  von  dem  liöhergelegenen  Wüstenboden  oder  \on  der  seitswärts  befindlichen  Stadt  oder 


Königsresidenz  erreicht  wurde. 


1 909.]  Höi.sciiER  u.  S lEiNDoRKF :   Ausgial).  d. Totentempels  d.  Chephrenpyramide. 


3 


Der  Toteiitenipel  des  Chephren  nach  der  Ausgrabung  (von  der  Pyramide  aus  aufgenommen). 

Durch  eine  mächtige  Türöffnung  in  der  4  m  dicken  Wand  betritt  man  als- 
dann den  Pfeilersaal,  den  Ilauptnium  des  ganzen  Torbaues,  der  die  Form  eines 

1* 


4  Kölscher  u.  Steindorff:  Ausgrab.  d.  Totentempels  d.  Chephrenpyramide.        [46.  Band. 

umgekehrten  T  hat.  Er  entspricht  wohl  der  breiten  und  der  tiefen  Halle  der 
späteren  ägyptischen  Tempel,  die  also  hier  zu  einem  Räume  zusammengezogen 
sind.  16  gewaltige  Granitpfeiler  teilen  den  Saal  in  einen  dreischiffigen  Haupt- 
arm und  zwei  zweischiffige  Querarme.  Jeder  Pfeiler  ist  1,05  m  stark  und  (vom 
Pflaster  aus  gerechnet)  über  4  m  hoch.  Ähnlich  große  Architrave  verbinden 
die  Pfeiler  untereinander  und  waren  bestimmt,  die  Deckenplatten  zu  tragen. 
Die  Wände  sind  mit  polierten  Granitblöcken  von  über  1  m  Schichthöhe  be- 
kleidet.    Prachtvolle  Alabasterplatten  bilden   den  Fußboden. 

Die  Decke  über  dieser  Pfeilerhalle  lag  etwa  1  m  höher  als  die  der  benach- 
barten Nebenräume.  Dadurch  war  es  möglich,  dem  Saale  direktes  Licht  zuzuführen. 
Dies  geschah  durch  schmale  schräge  Schlitzfenster,  die  halb  in  die  obersten 
Bekleidungssteine  der  Wand,   halb  in  die  Deckenplatten  eingeschnitten  waren. 

In  der  südlichen  Ecke  des  Pfeilersaals  führt  eine  Tür  zu  einem  dunkeln 
dreiteiligen  Magazin,    dessen   einzelne  Kammern  zweigeschossig  angelegt  sind'. 

Im  nördlichen  Flügel  des  Pfeilersaals  liegt  an  der  der  Magazintür  ent- 
sprechenden Stelle  die  Tür  zu  dem  Aufweg,  der,  von  hier  sanft  ansteigend,  in 
schräger   Richtung   zu    dem    Hauptportal   des    eigentlichen  Totentempels   führt. 

Die  Umfassungswände  des  Taltempels  stehen  in  ihrem  Kernmauerwerk 
noch  fast  bis  zur  ursprünglichen  Höhe.  Sie  waren  ehemals  ringsherum  gleich 
hoch  geführt  und  mit  einem  bekrönenden  Gliede,  vielleicht  einer  Hohlkehle 
oder  einer  im  Querschnitt  gerundeten  Platte,  abgedeckt.  Die  Innenräume,  die, 
wie  schon  oben  erwähnt,  in  verschiedener  Höhe  abgedeckt  waren,  waren  mit 
ihrer  Bedachung  etwa  3 — 5  m  niedriger  als  die  Umfassungs wände,  so  daß  das 
gesamte  Dach  eine  verschieden  abgestufte,  von  den  höheren  Außenwänden  um- 
gebene Terrasse  bildete^.  Die  verschiedenen  Stufen  des  Daches  waren  durch 
kleine  Treppen  miteinander  verbunden.  Von  dem  unteren  Stück  des  Aufgangs, 
der  innerhalb  der  Umfassungsmauern  des  Talbaues  vollständig  erhalten  ist, 
führt  eine  doppelt  geknickte  Rampe  auf  das  Dach^. 

Nachdem  der  Auf  weg,  der  einen  überdeckten  Gang  trug,  den  Torbau 
verlassen  hat,  ist  er  ein  Stück  weit  noch  leidlich  gut  erhalten.  Er  folgt  einem 
sanft  ansteigenden  Felsrücken,  der  sich  als  Ausläufer  des  die  Pyramiden  tragen- 
den Wüstenplateaus  von  Westnordwest  nach  Ostsüdost  zieht.  Bei  Ausnutzung 
dieser  günstigen  Terrainverhältnisse  hatte  der  Aufweg  keine  so  mächtigen 
Unterbauten  wie    andere  derartige  Anlagen  nötig.     Weiterhin  ist  vom  Aufweg 


*)  Um  für  den  Qualm  der  Lichter,  die  in  diesen  Räumen  zeitweilig  brannten,  Abzug  zu 
schaffen,  hat  man  doppelt  geknickte  Kanäle  nach  dem  Dach  hinaufgeführt.  Durch  sie  mag  aucli 
etwas  Licht  von  oben  nach  unten  gedrungen  sein  und  den  Raum  erhellt  haben. 

^)  Auch  bei  den  späteren  Tempeln,  z.  B.  in  dem  von  Dendera,  ragen  überall  die  Außen- 
wände über  Dachhöhe  empor;  vgl.  Borchardt,  Grabdenkmal  des  Ne-user-re<:  S.12.  —  Die  Innen- 
seiten der  Außenmauern  sind  mit  weißem  Mokattamkalkstein  verblendet,  übrigens  die  einzige  Stelle 
des  Torbaues,  wo  zur  Verkleidung  der  Wände  nicht  Granit  oder  Alabaster  verwendet  ist. 

^)    Auf  die  vielen  technisch  interessanten  Einzelheiten  des  Torbaues,  wie  Türkonstruktionen,  ] 
Entwässerungsanlagen   u.  a.,    kann    hier  nicht  eingegangen  werden. 


1909.] 


Kölscher  u.  Steindorff:  Aiisgrab.  d.  Totentempels  d.  Chephrenpyramide. 


nichts  mehr  zu  sehen,  und  erst  bei  seiner  Mündung  am  oberen  Tempel  ist 
wieder  ein  Stück  von  ihm  freigelegt.  Blickt  man  jedoch  bei  tiefstehender 
Sonne  von  der  Höhe  der  Pyramidenspitze  ostwärts  nach  dem  Torbau  zu,  so 
kann  man  die  alte  Linie  der  Straße  noch  klar  verfolgen'. 


Wenden   wir   uns  nunmehr  dem  ausgegrabenen  Haupttempel  selbst  zu. 
Die    bisher    bekannten    Totentempel    der    4.   (Mykerinos)    und   der    5.  Dy- 
nastie zerfallen,   wie  Borchardt  klar  erkannt  hat",  in  zwei  Hauptteile: 


Abli.  2. 
Die  "tiefe  Halle«   des  Chephrentempels  mit  den  Pfeilerlöchem. 

1.  den  sogenannten  öffentlichen  Tempel,  zu  dem  vermutlich  das  ge- 
samte Volk  bei  den  Festen  Zutritt  hatte,   und 

2.  den  intimen  Tempel,  den  nur  die  Priester  oder  andere  Bevorzugte 
betreten  durften. 

Hierzu  kommen  noch  als  dritter  Teil  die  Magazine  für  die  Tempelvor- 
räte und  die  Schatzkammern.  Sie  haben  keine  feste  Lage  innerhalb  des  Tempel- 
schemas, sondern  sind,  je  nach  den  Umständen,  willkürlich  angeordnet  worden. 

')  Auch  auf  Abb.  1  ist  sein  Verlauf  deutlich  erkennbar.  —  -)  Vgl.  Borchardt,  Grabdenkmal 
des  Nefer-ir-ke5-rec   S.  5. 


6  HÖLSCiiER  u.  Steindorff:  Ausgrab.  d.Tütentempels  d.  Chephrenpyramide.        [46.  Band. 

Die  obere  Mündung  des  Aufwegs  liegt  bei  dem  Cliephrentempel  nicht  in 
der  Achse  des  Tempels,  sondern  ist  etwas  seitlich  nach  Süden  verschoben.  Sie 
stößt  auf  das  große  zweiflügelige  Hauptportal  mit  seinen  Alnbaster-  und 
Grnnitschwellen  und  den  noch  einige  Zentimeter  starken   Granit  wänden. 

Hier  wendet  man  sich  nunmehr  nach  rechts  in  einen  Vorraum,  der  in 
der  Achse  des  Tempels  gelegen  ist.  Die  seitlich  verbleibenden  Rjiume  nörd- 
lich und  südlich  hat  man  zu  Magazinen  ausgenutzt,  langen  sclimalen  Kammern, 
die  durch  relativ  sehr  starke  Querwände  getrennt  werden.  Im  Norden  führt 
auf  das  Dach  eine  Rampe,  die  nicht  nur  im  Kernbau  gut  erhalten  ist,  sondern 
auch  an  mehreren  Stellen  noch  den  Alabaster  des  Fußbodens  und  Reste  der 
Wandbekleidung  zeigt. 

Vom  Vorraum  aus  betritt  man,  in  der  Hauptachse  vorwärtsschreitend, 
die  breite  Halle,  einen  mächtigen  Saal,  der  die  ganze  Breite  des  Tempels 
einnimmt.  Ihr  Dach  ruhte  in  der  Hauptlängenausdehnung  auf  acht  Granitpfeilern, 
ganz  gleich  denen,  die  im  Talbau  noch  in  situ  stehen.  Nach  Westen  zu  ist 
sie  durch  eine  doppelte  Nischenbildung  erweitert,  deren  Dach  erst  auf  vier, 
dann  auf  zwei  ebensolchen  Pfeilern  ruhte.  Am  nördlichen  und  südlichen  Ende 
der  Halle  münden  Korridore,  die  im  rechten  Winkel  geknickt,  nach  den  Neben- 
ausgängen des  Tempels  führten. 

Von  der  breiten  Halle  tritt  man  in  die  tiefe  Halle  (Abb.  2).  Sie  ist  drei- 
schiffig  angelegt,  d.  h.  mit  zehn  granitenen  Monolithpfeilern  gebaut.  Auf  sie 
folgt  der  Umgang,  der  sich  gleich  dem  Kreuzgang  mittelalterlicher  Klosteran- 
lagen rings  um  den  Hof  herumzieht.  Der  Hof  selbst  ist  quer  zur  Längsachse  des 
Tempels  gelagert  und  nimmt  so  die  ganze  Breite  des  Tempels  ein.  An  seinen 
Langseiten  zeigt  er  je  fünf,  an  den  Schmalseiten  je  drei  in  gleichen  Abständen 
befindliche  Türen,  Zwischen  je  zwei  Türen  erhoben  sich,  wie  man  im  Grundriß 
deutlich  erkennt,  riesige  Granitmonolithe,  mit  einem  Drittel  ihrer  Stärke  in  die 
Mauer  einbindend,  im  übrigen  frei  in  den  Hof  vorstehend.  Im  ganzen  sind 
es  zwölf  solcher  Pfeiler,  von  denen  jeder  eine  Grundtläche  von  1,5  X  2, B  m 
hatte.  Sehr  beachtenswert  ist,  daß  in  den  vier  Ecken  des  Hofes  keine  der- 
artigen Pfeiler  standen. 

Leider  ist  nun  von  diesen  merkwürdigen  Pfeilern  Aveiter  nichts  auf  uns  ge- 
kommen als  einige  kleine  Eckstücke  roten  polierten  Granites,  die  bei  der  Zer- 
störung abgebrochen  und  im  Fundamenlloch  im  Mörtel  kleben  geblieben  waren. 
Was  die  Fundamentlöcher  betrifft,  so  läßt  sich  aus  ihrer  Form  soviel  erken- 
nen, daß  sie  so  konstruiert  waren,  daß  man  Pfeiler  von  bedeutender  Höhe  hinein- 
kippen konnte.  Im  übrigen  sind  wir  über  die  Pfeiler  nur  auf  Vermutungen  an- 
gewiesen. Der  Vergleich  mit  den  Säulenhallen  anderer  Tempel  regt  wohl  zunächst 
deii  Gedanken  an,  man  habe  hier  eine  Halle  auf  vierkantigen  Pfeilern  gebaut;  da- 
bei habe  aber  der  Konstrukteur  noch  nicht  gewagt,  die  Pfeiler  frei  hinzustellen, 
sondern  habe  sie  gegen  die  Wand  gelehnt.  Eine  solclie  Annahme  wird  nun,  ab- 
gesehen  von   anderen   Gründen,   durch   das   schon  betonte   Fehlen  der  vier  Eck- 


1909.)  lIüi.scHER  u.  Steixdorfk:  Ausgrab.  d.Totciitempels  d.  Clieplirenjjyiamide.  7 

pfeilcr,  die  bei  einer  solclien  Anlage  unentbehrlich  wären,  sehr  unwahrscheinlich 
gcmaclit.  3Ian  könnte  ferner  auch  daran  denken,  daß  an  die  Pfeiler  Kolossal- 
statuen gelehnt  waren,  ähnlich  den  Osirisstatuen  im  Tempel  Ramses'  III.  in  Medinet 
Habu.  Aber  auch  das  ist  im  höchsten  Maße  unwahrscheinlich.  Denn  bei  der  Aus- 
grabung hätten  sich  doch  von  solchen  Statuen  irgendwelche  Reste  finden  müssen. 
In  Wirklichkeit  ist  aber  nicht  der  kleinste  Splitter  einer  granitenen  Riesenstatue 
entdeckt  worden.  Schließlich  könnte  man  auch  in  den  Pfeilern  große,  dem 
Hofe  zugekehrte  Stelen  sehen,  wie  sie,  allerdings  in  viel  kleinerem  Maßstabe, 
am  Kingang  der  kleinen  Kapelle  des  Sonnenheiligtums  von  Abu  Gurab'  oder 
im  Temj^el  des  Snofru  von  Medum"  vorkommen.  Wie  man  sich  aber  auch 
die  Pfeiler  ergänzen  mag,  auf  alle  Fälle  hat  man  hier  eine  ganz  eigentümliche 
Ausbildung  des  Tempelhofes,  die  sicli  wesentlich  von  allen  anderen  uns  be- 
kannten Anlagen  unterscheidet.  —  Der  Hof  selber  lag  um  eine  Stufe  niedriger 
als  der  Umgang  und  war  mit  Alabasterplatten  gepflastert.  In  seiner  Mitte 
scheint,  wie  auch  in  den  anderen  Tempeln,   ein  Altar  gestanden  zu  haben. 

Der  westliche  Teil  des  Umgangs  ist  etwas  breiter  gestaltet  als  die  anderen 
Seiten  und  bildet  einen  besonderen  Raum  (Querraum).  Auf  ihn  öifnen  sich 
fünf  tiefe  Kammern,  die  genau  in  der  Achse  der  fünf  Hoftüren  liegen.  In 
ihnen  wird  man  zweifellos  die  Statuenkammern  zu  sehen  haben.  Für  diese 
scheint  übrigens  die  Fünfzahl  charakteristisch  zu  sein :  so  fanden  sich  fünf 
Statuenkammern  in  den  Totentempeln  des  Sahure  und  Nefererkere^',  und  ebenso 
viele  w^ird  man  wohl  auch  im  Totentempel  des  Ne-user-re  ergänzen  müssen. 
Mit  diesen  Statuenkammern ,  die  im  Chephrentempel  von  einer  noch  nie  ge- 
fundenen Größe  sind,  schließt  der  erste  Hauptteil  des  eigentlichen  Toten- 
tempels ab. 

So  großartig  die  geschilderte  Anlage  des  »öffentlichen«  Tempels  ist,  so  un- 
bedeutend ist  die  des  »intimen«,  des  zweiten  Hauptteils,  der  wie  überall  hinter 
dem  öffentlichen  liegt,  und  zu  dem  man  durch  einen  in  der  Verlängerung  des 
südlichen  Hofumgangs  gelegenen,  mehrfach  geknickten  Gang  gelangt.  Er  be- 
steht lediglich  aus  einem  schmalen  Korridor,  der  sich  an  der  westlichen  Ab- 
scldußwand  des  gesamten  Heiligtums  hinzieht.  In  der  Mittelachse  der  ganzen 
Anlage,  also  genau  vor  der  Pyramidenmitte,  erweitert  er  sich  zu  einer  flachen 
Nische,  in  der  wir  uns  wohl  die  Scheintür  zu  denken  haben.  Elinige  kleine 
Kammern,   deren  Zweck  unklar  ist,   stehen  damit  in  Verbindung. 

Zwischen  den  »öffentlichen«  und  »intimen«  Tempel  sind  nun  die  Maga- 
zine eingeschaltet,  die  im  Vergleich  mit  denen  anderer  Tempel,  z.B.  des  Sahure, 
klein   und  wenig  zahlreich    sind. 

Verfolgt  man  nunmehr  den  nördlichen  Hofumgang  weiter,  so  kommt  man 
in  gerader  Richtung  zu  einem   offenen   Hofe,  der  sich  um   die  ganze  Pyramide 


')    Vgl.  BoRCHARDT,  Das  Re-Heiligtuin  des  Ivünigs  Ne-Woser-Re  1  S.50  und  Abb.  42.  —  ^)  \'gl. 
Flixders  Petrie,  Meduin  Taf.  4  und  S.  8.  —  ')  Borchardt,  Nefer-ir-keä-ref  S.  8. 


8  IIüLSCHER  u.  Steindouff:  Ausgral).  d.Totentempels  d.  Cliephrenpyramide.        [46.  Band. 

herumzog.  Leider  ist  von  seinem  Pflaster,  ebenso  wie  von  der  Pyramidenbeklei- 
dung, so  wenig  erhalten,  daß  die  Frage,  ob  am  Fuße  der  Pyramide  noch  eine 
zweite  Seheintür  stand,  unbeantwortet  bleiben  muß^ 

Trotz  der  argen  Zerstörung  des  Totentempels  hat  sich  der  Grundriß  fast 
restlos  rekonstruieren  lassen.  Weit  schwieriger  ist  die  Wiederherstellung  des 
Aufbaues,  von  dem  nur  sehr  wenig  erhalten  ist.  Nur  im  vorderen  Teile  des 
öö'entlichen  Tempels,  da  wo  neben  der  breiten  und  tiefen  Halle  die  Mauern 
eine  Stärke  bis  zu  15  m  besaßen,  stehen  noch  heute  hohe  Massen  des  Kern- 
mauerwerks. Sie  waren  auch  die  einzigen  Teile  des  Tempels,  die  vor  der  Ausgra- 
bung der  SiEGLiN-P]xpedition  aus  dem  Sande  hervorsahen  und  jedem  aufmerksamen 
Besucher  der  Chephrenpyramide  aufgefallen  sind.  Die  Riesenquadern,  aus  denen 
sie  errichtet  sind  und  von  denen  der  längste  12  m  mißt,  bestehen  aus  gelbem, 
wenig  wetterbeständigem  Kalkstein,  der  in  der  Nähe  ansteht.  Durch  Wind 
und  Sand  sind  bedeutende  Erosionen  an  ihnen  vorgenommen  worden,  wodurch 
merkwürdig  zerklüftete  Bildungen  entstanden  sind. 

Sämtliche  Wände  des  Heiligtums  mit  Ausnahme  der  hinteren  Magazine 
waren  ebenso  wie  die  des  Torbaues  im  Tale  mit  rotem  Granit  und  mit  Ala- 
baster bekleidet.  Nirgends  hat  sich  eine  Spur  von  Reliefschmuck  an  den 
Wänden  gefunden.  Dagegen  scheinen,  nach  einzelnen  aufgefundenen  Bruch- 
stücken zu  schließen,  die  Türpfosten,  vielleicht  auch  Architrave  und  Pfeiler  ge- 
legentlich mit  vertieften  Inschriften  versehen  gewesen  zu  sein. 

Auf  mancherlei  technische  Einzelheiten,  die  sich  bei  der  Ausgrabung 
ergeben  haben,  z.  B.  auf  die  Spuren  von  festen  Holzgerüsten,  die  anscheinend 
zum  Aufrichten  der  großen  Pfeiler  im  Hof  gebraucht  sind,  soll  hier  noch  nicht 
näher  eingegangen  werden.  Nur  im  Hinblick  auf  die  in  Abb.  2  deutlich  sicht- 
baren Pfeilerlöcher  und  die  in  ihnen  gefundenen  Pfeilerreste,  seien  einige  Bemer- 
kungen über  die  Methode,  die  bei  der  Aufstellung  der  Pfeiler  befolgt  wurde, 
gemacht.  Zuerst  sind  die  Pfeiler  in  den  Granitbrüchen  von  Assuan  gebrochen 
und  roh  behauen  zum  Transport  aufs  Schiff  gebracht  worden.  Sie  waren  da-l 
mals  nicht  alle  von  gleicher  Länge,  nur  ein  Mindestmaß  war  für  ihre  Größe 
vorgeschrieben.  Nachdem  sie  beim  Bauplatz  angekommen  und  auf  Walzen  den 
Aufweg  hinauftransportiert  waren,  wurden  in  das  Unterpflaster  der  Halle,  in 
der  sie  Platz  finden  sollten,  Löcher  eingestemmt,  genau  der  Größe  jedes  Pfeilers! 
entsprechend  (also  für  die  längsten  Pfeiler  die  tiefsten  Löcher),  damit  nachher' 
die  oberen  Enden  der  Pfeiler  in  gleiche  Höhe  kommen  sollten.  War  es  doch 
leichter,  das  Fundamentloch  in  dem  weicheren  Kalkstein  etwas  tiefer  zu  machen, 
als  von  dem  harten  Granitpfeiler  ein  Stück  abzuarbeiten.  Nun  war  es  aber  un- 
möglich, den  schweren  Pfeiler  von  obenher  in  das  Loch  hineinzulassen;  bei  einer 
solchen  Prozedur  wäre  er  leicht  zersprungen.    Es  war  vielmehr  nötig,  den  Pfeiler 


^)    Ob  vor  der  Mykerinospyramide  eine  Scheintiir  stand,  ist  sehr  zweifelliaft.     .Sicherlich  fehlte 
sie  bei  der  Königiunenpyramide  des  Grabdenkmals  des  Sahure. 


Tafel  I 


CHEFHREN-  PYRAM  IDE 


•>^^..y>S,xXs^'^^X:.^-^^ .ys^-<s^^iss;sis^<im.y?^<s;:;^;isi^^s^^  ;^,xxn  ^^N^S^J^ss^-^.x^.-^.^xii^ 


PYRAMIDEN-HOF 


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Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band 


Verlag  J.  C.  Hinrichs  Leipzig 


^>.  .iJ^A 


1909.] 


HÖLSCHER  u.  Steindorff:  Ausgrab.  d.  Totentempels  d.  Chephrenpyramide. 


schräg  hineingleiten  zu  lassen  und  dann  aufzukippen  (Abb.  B).  Hierzu  mußte 
das  Loch  im  Boden  provisorisch  erweitert  und  auf  dem  Boden  des  Loches  eine 
etwas  vorstehende  Kante  geschaffen  werden,  gegen  die  sich  die  Unterkante  des 
Pfeilers  stützte,  um  nicht  abzurutschen.  War  nun  endlich  der  Pfeiler  mit 
großer  Mühe  aufgerichtet,  so  wurde 
die  provisorische  Erweiterung  des 
Loches  im  Pflaster  durch  einen  Flick- 
stein geschlossen  und  mit  Gips  ver- 
gossen. Der  Pfeiler  selbst  wurde,  was 
bisher  noch  nicht  geschehen  war, 
sauber  abgearbeitet  und  poliert 
und  schließlich  das  Alabasterpflaster 
ringsherum  verlegt. 

Sehr  interessant  ist  auch  die 
Feststellung  einer  allerdings  noch 
recht  einfachen  EntAvässerungs- 
anlage  im  Hof  (Abb.  4).  Sie  be- 
steht aus  einer  etwa  halbkreisförmigen  Rinne  aus  Granit.  Diese  liegt  in  einer 
Länge  von  etwa  3  m  off'en,  um  dann  unter  einen  Deckstein  von  Granit  zu  schlüp- 


Abb.  3. 
Aufstellung  der  Pfeiler. 


Abb.  4. 
Die  Entwässerungsanlage  im  Hof. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909. 


10  HÖLSCHKU  u.  SiKiNDORFK :   Aiisü;ial).  cl.Totcntenipcls  d.  riic'iilnc'iipyrüiiiide.        [4^.  Band. 

fen,  der  seinerseits  wieder  von  einer  düinien  Kalksteinplatte  bedeckt  ist.  Als- 
dann geht  sie  unter  dem  Pflaster  weiter  und  kommt  südlich  von  der  südlichen 
Außenmauer  in  großer  Tiefe  wieder  zum  Vorschein.  Zweifellos  war  sie  dazu 
bestimmt,   das  Regenwasser  von  dem  Alabasterpflaster  des  Hofes  abzuführen. 

Vergleicht  man  nun  den  Grundriß  des  Chephrentempels  mit  dem  der  bis- 
lier  bekannten  Totentempel  des  alten  Reiches,  besonders  mit  dem  des  »Muster- 
tempels« des  Sahure  \  so  lassen  sich  in  beiden  dieselben  Hauptteile:  Säulenhof, 
Statuenkammern,  AUerheiligstes  feststellen.  Im  einzelnen  freilich  zeigen  sich 
auch  starke  Abweichungen.  So  findet  sicli  im  »öffentlichen«  Tempel  des  ("he- 
phrenheiligtums  ein  ganz  neuer  Teil  vor  dem  Hof.  Es  ist  dies  der  quergelegte 
Vorraum  und  die  von  Pfeilern  getragene  breite  Halle,  die  sich  als  eine  Wieder- 
holung des  Vorraums  und  des  Pfeilersaals  im  Torbau  deutlich  kennzeichnen. 
Die  dreischiffige  »tiefe  Halle«  des  Chej^hrentempels  entspricht  dem  tiefen  Vor- 
raum, der  bei  den  bisher  bekannten  Tempeln  unmittelbar  hinter  dem  Aufgang 
liegt.  Hier  hat  sie  große  Granitpfeiler,  während  der  Raum  bei  den  ent- 
sprechenden Anlagen  des  Mykerinos,  Sahure  und  Ne-user-re  überhaupt  keine 
Zwischen  stützen,  bei  dem  Tempel  des  Nefererkere  niu*  Holzstützen  zeigte.  Der 
große  Tempelhof,  der  sich  bei  sämtlichen  Pyramidentempeln  —  mit  Ausnahme 
des  unfertigen  Mykerinostempels,  der  erst  nach  dem  Tode  des  Erbauers  in  Zie- 
geln rasch  vollendet  wurde  —  findet,  wird  überall  von  Säulenhallen  umschlossen, 
während  er  beim  Chephrentempel  die  oben  charakterisierte  eigentümlichen 
Pfeilerhallen  aufweist.  Auffallend  ist  endlicli  auch,  daß  der  Tempel  niclit,  wie 
das  in  der  5.  Dynastie  geschah,  unmittelbar  an  die  Pyramide  angebaut  ist, 
sondern  daß  beide  durch  einen  offenen  Hof  getrennt  werden.  Alles  in  allem 
zeigt  das  neue  Heiligtum  der  4.  Dynastie  eine  erhabene  Einfachheit  und  eine 
großzügige  Raumanlage,  wie  man  sie  bei  den  späteren  Tempeln  des  alten 
Reiches  nicht  mehr  findet.  Diese  Größe  und  Einfachheit  der  Anlage  ist  ja 
schon  längst  bei  dem  sogenannten  Sphinxtempel  empfunden  worden.  Sie  tritt 
auch  darin  hervor,  daß  der  Totentempel  des  Chephren  und  auch  der  des  My- 
karinos  noch  ganz  der  freistellenden  Säule  ermangelt  und  nur  kantige  Pfeiler 
verwendet.  Die  Saide  ist  erst  unter  der  5.  Dynastie  in  die  ägyptische  Archi- 
tektur eingeführt  Avorden. 

Die  Zerstörung  des  Tempels  muß  schon  in  sehr  früher  Zeit  stattgefunden 
haben.  Dem  Vernelimen  nach  soll  in  den  Fundamenten  einer  der  Pyramiden 
des  mittleren  Reiches  in  Lischt  ein  mächtiger  Architravblock  mit  dem  Namen 
des  Chephren  verbaut  sein,  der  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  unserem  Heilig- 
tum dortliin  verschleppt  worden  ist.  Jedenfalls  ist  bereits  im  neuen  Reich  ein 
großer  Teil  des  Tempels  zerstört  und  der  kostbaren  Wandbekleidungen  beraubt 
gewesen.      Findet    sich    doch   auf  einem   Quader  des  Kernmauerwerks   eine  An- 


')   Mitt.  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft  Nr.  37. 


1909.]  Hüi.scHER  u.  SiEiNnoRFK:  Ausgrab.  d.Totenteinpels  d.  Cliephi-enpyramide.  11 

rufimg  des  Sonnengottes  aus  dem  neuen  Reiche,  woraus  klar  hervorgeht,  daß 
dieser  Block  sclion  damals  freilag.  Bis  in  die  römische  und  arabische  Zeit  hat 
der  Tempel  als  Steinbrucli  gedient,  worauf  zahlreiche  Münzfunde  iiinweisen. 
Zeitweilig  hatten  im  Tempel  auch  Bildhauer  ihre  Werkstatt,  die  sich  die  schönen 
Stoinblöckc  zunutze  gemacht  haben.  Von  ihnen  rühren  die  unfertigen  Kalk- 
steinfiguren spätesten  Stils  her,  die  im  Schutte  an  verschiedenen  Stellen  ge- 
funden worden  sind.  Die  Angabe  Masperos',  daß  de  Maillet  im  Tempel  der 
zweiten  Pyramide  noch  vier  große  Pfeiler  gesehen  habe,  und  daß  infolgedessen 
dieses  Heiligtum  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  noch  ziemlich  gut  erhnlten 
gewesen  sei,  beruht  auf  einem  Irrtum.  Maillet"  macht  diese  Bemerkung  niclit 
von  der  zweiten,  sondern  der  dritten  Pyramide,  deren  Pfeiler  in  der  Tat  ja  auch 
heute  noch  stehen. 

An  P]inzelfunden  ist  bei  der  Ausgrabung  auf  dem  sehr  geplünderten  Boden 
leider  nur  wenig  zutage  gefördert  worden.  Bruchstücke  von  Reliefs,  wie  sie 
bei  den  Ausgrabungen  in  Abusir  in  so  reicher  Zahl  gefunden  worden  sind, 
mußten  bei  dem  Mangel  an  bildlicher  Ausschmückung  naturgemäß  fehlen.  Leider 
sind  aber  auch  von  Statuen,  größeren  und  kleineren,  die  an  verschiedenen  Teilen 
des  Heiligtums  aufgestellt  waren,  keine  einigermaßen  vollständigen  entdeckt 
worden.  Nur  Körbe  voll  kleinerer  Stücke  aus  Diorit  und  Alabaster,  Arme, 
Beine,  Stücke  von  Köpfen  und  Körpern  wurden,  wie  schon  früher  im  Tempel- 
gebiet, gesammelt,  und  es  ist  zu  hoffen,  daß  bei  systematischer  Arbeit  sich  noch 
manches  daraus  zusammensetzen  läßt.  Von  dem  übrigen  Tempelinventar  wurden 
Bruchstücke  von  Steingefäßen  und  einige  Keulenköpfe  gefunden.  Die  Mehrzahl 
der  Steingefäße  scheint  man  schon  bald  nach  dem  Tode  des  Chephren  weggeholt 
und  im  Tempel  des  Mykerinos  wieder  verwendet  zu  haben. 

Für  diesen  Mangel  an  Kleinfunden  entschädigt  aber  reichlich  das  große  bau- 
geschichtliche  Ergebnis,  daß  in  dem  Chephrentempel  das  Musterstück  eines 
Grabtempels  der  4.  Dynastie  gefunden  worden  ist.  Während  uns  die  von  der 
Deutschen  Orient-Gesellschaft  freigelegten  Grabdenkmäler  der  5.  Dynastie  die 
Blütezeit  der  Baukunst  des  alten  Reichs  zeigen,  ist  der  Chephrentempel  das 
schönste  Werk  ihrer  Frühzeit.  Dort  legt  man  den  Hauptwert  auf  entwickelte 
Formen,  hier  auf  die  einfache  Gewalt  der  Massen  und  die  Kostbarkeit  des 
Materials.  Die  elegante  runde  Säule  wird  noch  durch  den  schlichten  Pfeiler 
ersetzt.  Der  Schwesterkunst  der  Architektur,  der  Bildhauerei,  die  sich  in  der 
5.  Dynastie  in  wundervollen  Wandreliefs  betätigt,  ist  im  Grabtempel  der  4.  noch 
kein  Platz  eingeräumt.  Selbst  der  Schmuck  an  Inschriften  ist  noch  spärlich.  Das 
ist  mn  so  merkwürdiger,  als  sich  in  Privatgräbern  der  4.  Dynastie  Wandreliefs 
schon  häufig  finden.  Diese  Erscheinung  ist  wohl  so  zu  erklären,  daß  der 
königliche  Bauherr  und  seine  Künstler  das  kostbare  Material  der  Wände,   dessen 


')  Ägy{)t.  Kunstgescliiclite,  Deutsche  Ausgabe  S.  59.  —  ^)  Le  Mascricr,  Descriiitiou  de  rKgypte 
contenaiit  plusicures  reiiianpies  ciirieiises  sur  la  geographie  etc.  de  ce  i)ais,  coinjjosee  sur  les  Meinoires 
de  M.  ni'    Maii.i.et   (Paris   173.j). 

2* 


I 


12  HÖLSCHER  u.  Steindorff:  Ausgrab.  d.  Totentempels  d.  Chephrenpyramide.        [46.  Band. 

Härte  Reliefarbeiten  sehr  erschwerte,   dem  bildnerischen  Schmuck  auf  weicherem 
Gestein  vorzogen. 

Die  Ausgrabung  wurde  am  23.  Januar  1909  begonnen  und  am  21.  März 
beschlossen.  Sie  stand  unter  der  Leitung  des  Regierungsbaumeisters  Hölscher, 
der  von  dem  Assistenten  des  Deutschen  Instituts  für  ägyptische  Altertumskunde 
Dr.  Abel  unterstützt  wurde.  Gegen  Ende  der  Arbeitszeit  war  auch  G.  Stein- 
dorff mit  an  Ort  und  Stelle.  Wieviel  von  dem  Erfolg  der  Ausgrabung  der 
reichen  Erfahrung,  der  steten  Hilfsbereitschaft  und  dem  nie  versagenden  Rate 
Ludwig  Borchakdts  zu  verdanken  ist,  soll  hier  nur  kurz  gesagt  sein.  Den 
größten  Dank  schuldet  die  Expedition  dem  Manne,  dessen  Namen  sie  trägt, 
Dr.  Ernst  Sieglin,  durch  dessen  Freigebigkeit  und  wissenschaftliches  Interesse 
eines  der  schönsten  Werke  ägyptischer  Kunst  der  Wissenschaft  von  neuem  ge- 
schenkt worden  ist,  ein  Merkstein  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  ägypti- 
schen  Architektur. 


König  Huni? 

Von  Ludwig  Borchardt. 


Die  bekannte  Stelle    aus  dem  Papyrus  Prisse  (2,  7)  wird  gewöhnlich    «darauf 
starb  Se.  Majestät  der  König  Huni,   und   Se.  Majestät  der  König  Snefru  bestieg 

den  Thron«   gelesen.     Im  Faksimile  ist  der  Königsname   f^^^^^Oj    wiedergege- 

y^     O    AAAAAA-v  I 

ben,   was  (  TO  ^   ]  wäre.    Man  hat  also  wohl  einen  Schreibfehler^  angenommen 
und  vorausgesetzt,  daß  in  der  Vorlage,  nach  welcher  der  Abschreiber  gearbeitet 

hat,    y^.^^^l^  =  (  K^  ^  1   gestanden  habe.    Diese  Schreibung  nähert  sich 

dann  dem  im  Turiner  Königspapyrus  (Fragment  31)  für  den  Vorgänger  des  Snefru 

gegebenen  Namensrest'   W^4^  =  \\^f\^'  J 

Ich  glaube  nun  die  Lesung  Huni  überhaupt  anzweifeln  zu  müssen  und 
möchte  vorschlagen,  indem  ich  annehme,  daß  im  Turiner  Königspapyrus  nur 
der  Schluß  des  Königsringes  fehlt,  den  Namen  einfach  Hw  zu  lesen.  Für  diese 
neue  Lesung  kann  ich  mich  auf  Dokumente  stützen,  die  mit  jenem  König  gleich- 
zeitig sind,  bzw.    schon  aus    der  4.   und  5.  Dynastie   stammen.     Im  Grabe  des 


^)  So  auch  neuerdings  noch  Möller,  der  das  Zeichen  in  seiner  Paläographie  unter  Nr.  14 
||>  gibt;  vgl.  auch  Gardiner  in  ÄZ.  07,  127.  —  '^)  Nach  Lepsius,  Auswahl,  mit  dem  Original  ver- 
gliciien. 


II 


i 


1909.] 


Ludwig  Borchardt:    König  Huni? 


13 


Meten*,  also  aus  der  Zeit  des  Nachfolgers  unsers  Königs,  und  in  den  Annalen"' 


aus  der  5.  Dynastie  kommt  ein 


und 


vor,   dessen  Namen  Schäfer  erst' 


y>Stnh'i,  später*   i^ König  Htn«   lesen  wollte.      Derselbe  König  ist  jetzt  auf  einer 


\J\ 


Be- 


schreibung 


n 


v-^ 


ihm  gleichzeitigen  Inschrift,  die  Gautier  auf  Elephantine  fand,  (  ^  ^  f 
schrieben.  Dadurch  ist  also  aus  Schäfers  erster  Annahme  die  Reihenfolge  der 
Zeichen,  aus  seiner  zweiten  die  Abtrennung  des  Titels  vom  Namen  als  richtig 
zu  übernehmen.  Es  wird  zu  lesen  sein  Stn  H,  also  »König  H«.  Für  die  hier- 
bei vorausgesetzte  Aufnahme  des  Königstitels  in  den  Königsring  sind  Beispiele 
aus  dem  alten  Reich''  in  genügender  Zahl  vorhanden. 

Nun  ist  es  aber  auch  sehr  leicht  möglich,  daß  aus  der  richtigen  alten 
in  späterer  Zeit  ein  König  (  H'S^  v^  1  oder  ähnlich  wird.  Man 
denke  sich  den  alten  Namen  nur  hieratisch  jt  /  geschrieben, 
so  kann  daraus  unter  Hinzufiigung  eines  ^,  f  f**  wie  dies  ja 
auch  in  den  späteren  Schreibungen  des  Namens  des  Königs  ^^J  Menes  auf- 
tritt,  wohl  I«^  ^   und  mit  einem  Determinativ  fi(2^  v^    werden.  Die  Königs- 

tafel  von  Saqqara**  schreibt  sogar  (  X  [^  « >  S^ i\  J,  indem  sie  außer  dem  Deter- 
minativ 1^,  das  föi*  ^  steht,  noch  das  im  neuen  Reich  gebräuchliche  %=J^  hin- 
zufugt. 

Auch  diese  Determinierung  durch  den  schlagenden  Mann  oder  den  schla- 
genden Arm  dürfte  den  wahren  Sinn  des  Namens  treffen.  Der  alte  König  Huni, 
oder  wie  wir  jetzt  sagen  müssen:  Hu,  hieß  eben  nur  »Schläger«.  Damit  reiht 
sich  sein  Name  ganz  richtig  unter  die  der  Könige  der  ältesten  Zeit  ein  und 
steht  mit  ^h)  »dem  Kämj)fer«,  Qi-<^  »dem  mit  erhobenem  Arm«,  Pr-iMn  »dem. 
vor  dem  die  Herzen  (der  Feinde)  herausgehen«  und  Snd  »dem  Gefürchteten« 
auf  einer  Stufe. 


')   LD.  II  3  und  Aeg.  Insclir.  Beil.  Mus.  II  79.   —    -)   Schäfer,  Bruchstücke  altägypt.  Ann.  .5.  1 ; 
8.40.  —  3)  A.  a.  0.  S.  40.  —  *)  Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  Alt.  1  2  S.  160. 

r  ■')    Gautier,   Livre  des  rois  8.22:    I    Snd   [von  Berl.  Mus.  Nr.  8433,    wie  Schäfer   bemerkt 

absichtlich  archaisierend];    8.63:  ^\^  Snefru;    S.  139/40:  "^^'Unas;    S.  147/48:  "^^  ""^^  ll^ 

Teti;    S.154ff.:  "^^  Pepi  1 ;    8.166:    l\&  Merenre«;    8.171/72:   "^  und   ]\&  Pepi  11. 
«)    Mar.,  Mon.  div.  Bl.  .58. 


14  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.         [46.  Band. 


Bericht  über  die  Ausgrabungen  auf  Elephantine 
in  den  Jahren  1906-1908. 

Erstattet  von 

W.   HONROTH,     0.   RUBENSOHN,     F.   ZuCKER. 
^lit  9  Tafeln  und  27  Al)bildiine:en. 


I. 

IJie  Ausgrabungen  auf  Elephantine  sind  eine  Folge  der  Aufdeckung  jener  ara- 
mäischen Papyri,  die  als  »Aramaic  Papyri  discovered  at  Assouan«  von  Sayce 
und  CowLEY  publiziert  worden  sind.  Ein  Besuch  in  Assuan  noch  im  Jahre  der 
Aufdeckung  1904  verschaffte  mir  die  Bekanntschaft  und  das  Vertrauen  der  in 
Betracht  kommenden  Händler  und  Sebbachgräber.  Sie  führten  mich  auf  mein 
Verlangen  an  die  Fundstätte  der  Papyri.  Die  Stelle,  die  sie  mir  wiesen,  lag  aber 
nicht  in  Assuan,  sondern  am  Westrande  des  Koms  von  Elephantine.  Es  war 
ein  Punkt  etwa  1  m  nördlich  von  dem  Platz,  an  dem  wir  später  den  großen  Fund 
an  aramäischen  Papyri  gemacht  haben. 

Auf  meinen  Antrag  beschloß  die  Generalverwaltung  der  Königlichen  Museen 
zu  Berlin  die  Inangriffnahme  der  Arbeit,  und  mit  gewohnter  Liebenswürdigkeit  er- 
teilte Hr.  Maspero  im  Namen  des  Service  des  Antiquites  die  erbetene  Erlaubnis, 
auf  der  westlichen  Hälfte  des  Koms  von  Elephantine  Grabungen  nach  Papyri  zu 
veranstalten.  Die  erste  Kampagne  dauerte  vom  30.  Januar  bis  zum  B.  März  1006, 
die  zweite  Kampagne  begann  am  10.  Dezember  1906  und  endete  am  22.  Februar 
1907.  Beide  standen  unter  meiner  Leitung.  Unterstützt  wurde  ich  in  selbst- 
loser Weise  von  Karl  Herold.  Die  dritte  Kampagne  wurde  nach  meiner  Rück- 
kehr nach  Deutschland  von  F.  Zucker  und  W.  Honroth  geleitet  und  dauerte 
von  Mitte  Oktober  1907  bis  Januar   1908. 

In  den  beiden  letzten  Kampagnen  hatten  wir  als  Nachbarn  auf  dem  öst- 
lichen Teil  des  Koms  die  unter  der  Leitung  von  Hrn.  Clermont-Ganneau  stehende 
französische  Ausgrabungsexpedition.  Es  ist  uns  ein  Bedürfnis,  auch  hier  mit 
Dankbarkeit  des  liebenswürdigen  Entgegenkommens  Hrn.  Clermont-Ganneaus  und 
seines  Mitarbeiters,  Hrn.  Cledats,  zu  gedenken,  das  in  so  vielfältiger  Weise 
das  Zusammenarbeiten  auf  dem  beschränkten  Gebiet  erleichtert  hat. 

Als  wir  den  Kom  in  Angriff  nahmen,  fanden  wir  (vgl.  Taf.  II  Planskizze) 
ilm  durch  die  Arbeit  der  Sebbachgräl)er  im  Süden  und  Westen  stark  reduziert. 
Mit    senkrechten  Steilwänden  fiel    hier  der  noch   anstehende  Teil  des  Koms  zu 


f 


1909.]  HoNKOTH,  RiBKNsoHN,  ZucKER :  Bcncht  üb.  d.  Aiisgrab.  a.  P^lepliaiitine.  1  0 

dein  wüst  daliegenden  Gebiet  ab,  da.s  diese  gefährlichsten  Fftinde  der  Antiken 
mit  ihren  Hacken  durchwühlt  lialtcn.  Die  Höhendifferenz  an  den  Rändern  des 
Konis  betrug  durchschnittlich  über  10  m.  Auf  dem  noch  anstehenden,  wenn 
auch  nicht  unberührt  gebliebenen  Teil  des  Koms  zeichneten  sich  zwei  durch 
eine  markante  Trennungslinie  A^oneinander  geschiedene  Teile  deutlich  ab.  Die 
Trennungslinie  bestand  in  einer  südlich  von  der  später  aufge<leckten  Ziegelmauer 
des  ptolemäischen  Tempels  und  parallel  mit  ihr  laufenden  Einsenkung,  die  sich 
über  die  ganze  Breite  des  Koms  von  Südwesten  nach  Nordosten  hinzog.  Süd- 
lich von  dieser  Trennungslinie  breitete  sich  als  ein  eingeebnetes  Plateau  ein 
arabischer  Friedhof  aus,  innerhalb  dessen  sich  die  Portalpfeiler  des  Ptolemäer- 
tempels  erhoben,  w^ährend  an  seinem  Rande  die  Fundamente  des  Trajanstempcis 
und  die  Uferbauten  an  der  Ostseite  der  Insel  am  Nil  sichtbar  waren.  Nacli 
dem  Nilmesser  hin,  da,  wo  sich  heute  das  Verwaltungsgebäude  der  englischen 
Wasserbauverwaltung  mit  seinen  Nebengebäuden  und  Gärten  befindet,  fiel  dieses 
Plateau  in  kleinen  Absätzen  ab.  Die  Fundamente  vom  Tempel  Thutmosis  111. 
waren  nicht  sichtbar. 

Nördlich  der  Einsattlung  stieg  der  Kom  unregelmäßig  an  zu  einer  kleinen 
Kuppe,  deren  höchster  Punkt  da  lag,  wo  heute  noch  die  höchste  Stelle  des 
ausgegrabenen  Terrains  liegt,  an  der  Stätte  der  drei  mit  Gewölben  abgedeckten 
byzantinischen  Häuser  {h  auf  Taf.  III).  Von  hier  ab  fiel  das  Gelände  nach  Norden 
und  Osten  in  allmählicher  Senkung  ab  bis  zu  den  Häusern  des  modernen  Dorfes, 
Der  Abfall  nach  Westen  hin  war  abgeschnitten  durch  die  von  den  Sebbach- 
gräbern  herbeigeführte  Zerstörung. 

Die  Oberfläche  dieses  Gebietes  zeigte  in  ihren  höher  gelegenen  Teilen  eine 
allerdings  nicht  tiefgehende  Durchwühlung  und  war  bedeckt  mit  Scherben  aus 
allen   Zeiten. 

Unsere  Grabung  setzten  wir  am  Westrand  des  Koms  an,  an  der  mir  von 
den  Sebbachgräbern  bezeichneten  Stelle,  und  gruben  von  dieser  aus  nach  Süden. 
So  legten  wir  in  der  ersten  Kampagne  das  ganze  Häuserviertel  in  der  West- 
ecke des  nördlich  Aon  der  großen  Einsenkung  —  heute  können  wir  sagen,  von 
der  großen  Tempelhofmauer  —  gelegenen  Stadtteils  frei.  Dabei  wurden  uns 
die  beiden  schönen  Papyrusfunde  beschert,  die  den  Inhalt  des  als  Sonderheft 
der  B.  G.  U.  erschienenen  Buches  »Elephantine-Papyri«  bilden.  In  der  zweiten 
Kampagne  dehnten  wir  die  Grabung  zunächst  nördlich  und  östlich  dieses  Häuser- 
viertels aus.  Dabei  stießen  wir,  ein  Zeichen,  wie  zuverlässig  die  Angaben  der 
Sebbachin  gewesen  waren,  im  Norden  gleich  in  den  ersten  Tagen  auf  die  aramäi- 
schen Papyri,  von  denen  drei  Stücke  bereits  in  den  Abhandlungen  der  Berliner 
Akademie  von  Hrn.  Sachau  bekanntgegeben  sind.  Beim  Vorschreiten  nach 
Süden  hin  stießen  wir  bald  auf  die  große  Ziegelmauer  der  ptolemäischen  Tempel- 
anlage und  die  an  ihr  entlang  führende  Straße  Der  Untersuchung  dieser  Mauer 
und  ihres  Verlaufes  haben  wir  zwar  eine  beträchtliche  Zeit  gewidmet,  im  wesent- 
lichen es  aber  als  unsere  Aufgabe  betrachtet,  die  nördlich  der  Mauer  gelegenen 


I 


16  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

Quartiere  der  Stadt  nach  Papyri  zu  durchsuchen.  Eine  kleine  Anzahl  Arbeiter 
haben  wir  schließlich  noch  am  Südrande  des  uns  konzedierten  Gebietes  graben 
lassen  in  den  von  den  arabischen  Gräbern'  überdeckten  Hausruinen,  deren 
Mauern  in  den  Steilrändern  des  Korns  sichtbar  waren.  Hier  haben  wir,  ab- 
gesehen von  einigen  interessanten  Einzelfunden,  besonders  demotische  Papyri 
in  guter  Erhaltung  aufgedeckt;  sie  werden  von  Spiegelberg  in  Bälde  veröffent- 
licht werden.  Der  Bericht,  der  hier  gegeben  werden  soll,  zerfällt  somit  in  drei 
sich  von  selbst  ergebende  Teile:  1.  die  Ausgrabung  in  den  Häuserruinen  der 
antiken  Stadt,  2.  die  Grabung  an  der  ptolemäischen  Tempelhofmauer  und  B.  die 
Grabung  am  Südrand. 

1.  Die  Häuserruinen  der  antiken  Stadt. 

Die  literarisch  überlieferten  Daten  über  die  Stadt  Elephantine  aus  dem 
Altertum  sind  gering  an  Zahl  und  für  die  Topographie  der  Stadt  ohne  Belang. 
Wir  können  um  so  eher  von  ihnen  absehen,  als  Steindorff  in  seinem  Arikel 
»Elephantine«  in  Pauli -Wissowas  Realenzyklopädie  sie  sämtlich  zusammen- 
gestellt hat.  Nur  wenig  ergiebiger  sind  die  Angaben,  die  wir  Papyri  und  In- 
schriften entnehmen  können.  Vor  allem  wäre  da  zu  nennen  die  große  Inschrift 
aus  dem  Jahre  115  v.Chr.  (Dittenberger,  Orient.  Graec.  Inscr.  168).  Seitdem  aber 
Wilcken  die  Ergänzung  Stracks  in  Zeile  4  [ek  tyjv  v^soktkjtqv  ttoXiv  'EXsfocvTivYiv  zu- 
rückgewiesen und  ^]eÖKTi(TTov  ttoXiv  dafür  eingesetzt  hat,  hat  sie  an  Bedeutung 
für  die  Geschichte  der  Stadt  Elephantine  verloren.  Die  STRACKSche  Ergänzung 
würde  eine  Neugründung  der  Stadt  Elephantine  um  den  Ausgang  des  2.  Jahr- 
hunderts V.  Chr.  beweisen.  Die  Ausgrabungen  haben  keinen  Anhalt  zur  Stützung 
dieser  Vermutung  ergeben;  weitere  fär  die  Geschichte  oder  Topographie  Ele- 
phantines  verwendbare  Angaben  liefert  die  leider  so  arg  verstümmelte  Inschrift 
nicht.  Wichtig  für  die  Einteilung  des  Stadtgebiets  sind  die  Angaben  zweier 
demotischer  Papyri,  die  in  meinen  Grabungen  gefunden  und  von  W.  Spiegelberg 
(Demotische  Papyrus  von  der  Insel  Elephantine  I,  Nr.  12  und  13)  veröflfentlicht 
sind.  In  Nr.  12  ist  die  Rede  von  einem  Haus,  »welches  in  dem  mittleren 
Quartier  von  Jeb  (Elephantine)  liegt«,  in  Nr.  13  von  einem  »Haus  mit  einem 
Stockwerk«    in  dem    »oberen  Quartier«    von  Elephantine. 

Wilcken,  der  im  Archiv  V,  S.  217  diesen  beiden  Zeugnissen  aus  vorchrist- 
licher Zeit  (aus  den  Jahren  245/44  und  3/2  v.  Chr.)  ein  weiteres  Zeugnis  aus 
der  Kaiserzeit  (153/54)  hinzugefügt  hat  aus,  P.  Paris  17,  Zeile  5:  xeAAwv  Svo 
ov(Tm  £v  iJi£<7Yii  fxepiSi  'EA£(/)avr/v>]c,  bezieht  diese  Bezeichnungen  auf  die  ganze  Insel, 
die  er  so  in  ein  oberes  (südliches),  mittleres  und  unteres  (nördliches)  Quartier 
zerfallen   läßt.     Ich   beziehe  diese  Dreiteilung  auf  die  Stadt  Elephantine  selbst, 


^)  Ein  Teil  dieser  Gräber  ist  ganz  modern  und  geholt  den  Bewohnern  der  heutigen  Ber- 
berinerdörfer  an.  Die  letzten  Bestattungen  liegen  nach  Aussage  des  Omden  keine  8  Jahre  zurück. 
Der  andere  Teil  der  Gräber  rührt  aus  dem  Sudanfeldzug  im  Krieg  gegen  Chalifa  Abdullai'  her,  es 
sind  die  Gräber  der  in  diesem  Feldzug  gefallenen  ägyptischen  Soldaten. 


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16  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

Quartiere  der  Stadt  nach  Papyri  zu  durchsuchen.  Eine  kleine  Anzahl  Arbeiter 
haben  wir  schließlich  noch  am  Südrande  des  uns  konzedierten  Gebietes  graben 
lassen  in  den  von  den  arabischen  Gräbern'  überdeckten  Hausruinen,  deren 
Mauern  in  den  Steilrändern  des  Korns  sichtbar  waren.  Hier  haben  wir,  ab- 
gesehen von  einigen  interessanten  Einzelfunden,  besonders  demotische  Papyri 
in  guter  Erhaltung  aufgedeckt;  sie  werden  von  Spiegelberg  in  Bälde  veröffent- 
licht werden.  Der  Bericht,  der  hier  gegeben  werden  soll,  zerfällt  somit  in  drei 
sich  von  selbst  ergebende  Teile:  1,  die  Ausgrabung  in  den  Häuserruinen  der 
antiken  Stadt,  2.  die  Grabung  an  der  ptolemäischen  Tempelhofmauer  und  B.  die 
Grabung  am  Südrand. 

1.  Die  Häuserruinen  der  antiken  Stadt. 

Die  literarisch  überlieferten  Daten  über  die  Stadt  Elephantine  aus  dem 
Altertum  sind  gering  an  Zahl  und  für  die  Topographie  der  Stadt  ohne  Belang. 
Wir  können  um  so  eher  von  ihnen  absehen,  als  Steindokff  in  seinem  Arikel 
»Elephantine«  in  Pauli -Wisso was  Realenzyklopädie  sie  sämtlich  zusammen- 
gestellt hat.  Nur  wenig  ergiebiger  sind  die  Angaben,  die  wir  Papyri  und  In- 
schriften entnehmen  können.  Vor  allem  wäre  da  zu  nennen  die  große  Inschrift 
aus  dem  Jahre  115  v.  Chr.  (Dittenberger,  Orient.  Graec.  Iiiscr.  168).  Seitdem  aber 
Wilcken  die  Ergänzung  Stracks  in  Zeile  4  [sig  tyjv  v]eo)criG'Tov  -kgXiv  'EXsipdvTivYiv  zu- 
rückgewiesen und  ^]sox,Ti(TTov  TvoXiv  dafür  eingesetzt  hat,  hat  sie  an  Bedeutung 
für  die  Geschichte  der  Stadt  Elephantine  verloren.  Die  STRACKsche  Ergänzung 
würde  eine  Neugründung  der  Stadt  Elephantine  um  den  Ausgang  des  2.  Jahr- 
hunderts V.  Chr.  beweisen.  Die  Ausgrabungen  haben  keinen  Anhalt  zur  Stützung 
dieser  Vermutung  ergeben;  weitere  für  die  Geschichte  oder  Topographie  Ele- 
phantines  verwendbare  Angaben  liefert  die  leider  so  arg  verstümmelte  Inschrift 
nicht.  Wichtig  für  die  Einteilung  des  Stadtgebiets  sind  die  Angaben  zweier 
demotischer  Papyri,  die  in  meinen  Grabungen  gefunden  und  von  W.  Spiegelberg 
(Demotische  Papyrus  von  der  Insel  Elephantine  I,  Nr.  12  und  13)  veröjffentlicht 
sind.  In  Nr.  12  ist  die  Rede  von  einem  Haus,  »welches  in  dem  mittleren 
Quartier  von  Jeb  (Elephantine)  liegt«,  in  Nr.  13  von  einem  »Haus  mit  einem 
Stockwerk«   in  dem   »oberen  Quartier«   von  Elephantine. 

Wilcken,  der  im  Archiv  V,  S.  217  diesen  beiden  Zeugnissen  aus  vorchrist- 
licher Zeit  (aus  den  Jahren  245/44  und  3/2  v.  Chr.)  ein  weiteres  Zeugnis  aus 
der  Kaiserzeit  (153/54)  hinzugefügt  hat  aus,  P.  Paris  17,  Zeile  5:  kzXKwv  ^^c 
ovcTcüv  ev  jueVrit  fxepiSi  'EXecpuvTivYig,  bezieht  diese  Bezeichnungen  auf  die  ganze  Insel, 
die  er  so  in  ein  oberes  (südliches),  mittleres  und  unteres  (nördliches)  Quartier 
zerfallen   läßt.     Ich   beziehe  diese  Dreiteilung  auf  die  Stadt  Elephantine  selbst, 


1)  Ein  Teil  dieser  Gräber  ist  ganz  modern  und  gehört  den  Bewohnern  der  heutigen  Ber- 
berinerdörfer  an.  Die  letzten  Bestattungen  liegen  nach  Aussage  des  Omden  keine  8  Jahre  zurück. 
Der  andere  Teil  der  Gräber  rührt  aus  dem  Sudanfeldzug  im  Krieg  gegen  Chalifa  Abduliai'  her,  es 
sind  die  Gräber  der  in  diesem  Feldzug  gefallenen  ägyptischen  Soldaten. 


I 


Tafel  II. 


Skizze  der  Ruinenstätte  von  Elephantine. 

mit  den  Resultaten  der   deutschen  Ausgrabungen   1906-1908. 


ZeitiKhr  f  Ä^vyt  Spr.,  4«.  Band 


Verlaa:;  J.  C.  Hinrichs.  Leipzig. 


1909.]  Honroth,  Rubensohn,  Zocker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Klepliantlne.  17 


uiJisomehr  als  nördlich  der  Stadtruine  keine  Spuren  von  antiken  Ansiedelungen 
auf  der  Insel  gefunden  sind.  Freilich  ist  auch  bei  den  Grabungen  in  der  Stadt 
nichts  zutage  getreten,  was  als  Stütze  für  meine  Annahme  dienen  könnte,  ein 
Umstand,  der  hervorgelioben  Averden  nmß,  weil  wir  bei  unserem  Suchen  nach 
dem  » Ära uiäer viertel«  besonders  nach  etwaigen  solchen  Quartiergrenzen  ge- 
forscht haben'.  Aber  die  Stadtquartiere  brauchen  nicht  durch  besondere  An- 
lagen voneinander  getrennt  gewesen  zu  sein,  am  wenigsten  brauchen  es  solche, 
die  rein  geographischer  Natur  waren  wie  die  vorliegenden. 

Sehr  charakteristisch  aber  sind  diese  gleichlautenden  Benennungen  der 
Quartiere  auf  der  Insel  oder  in  der  Stadt  während  eines  Zeitraumes  von  mehr 
als  400  Jahren  fiir  die  Stetigkeit  der  Besiedelungsverhältnisse  auf  Elephantine. 

Wir  wenden  uns  jetzt  zu  den  Grabungen  selbst.  Ich  fasse  hier  die  Resul- 
tate der  beiden  von  mir  geleiteten  Kampagnen  zusammen,  wie  sie  einheitlich 
auf  dem  Stadtplan  (Taf.  III)  wiedergegeben  sind,  der  nach  den  Aufnahmen  von 
Honroth,  Zu^pelius  und  mir  von  den  beiden  ersteren  Herren  angefertigt  ist. 

Wie  ein  Blick  auf  diesen  Plan  beweist,  ist  das  ausgegrabene  Stadtgebiet 
von  einem  Wirrsal  von  Mauern  erfüllt,  von  denen  sich  nur  ein  Teil,  und  zwar 
im  wesentlichen  nur  der  auf  der  höchsten  Erhebung  des  Stadthügels  gelegene, 
zu  Häuserkomplexen  zusammenschließt.  In  der  Wirklichkeit  ist  das  Durcheinan- 
der der  Mauerzüge  noch  schlhnmer,  als  es  auf  dem  Plan  erscheint.  Erschwerend 
treten  hier  nämlich  noch  die  Niveauunterschiede  hinzu,  auf  denen  sich  die  ver- 
schiedenen Mauern  erheben.  Der  Stadthügel  von  Elephantine  ist  kein  natürlicher. 
Auf  einem  Felsenkern  von  Granitklippen,  der  nur  von  einer  mäßig  hohen  Schicht 
angeschwemmter  Erde  bedeckt  ist,  ist  die  älteste  Ansiedelung  von  Elephantine 
gegründet  Avorden.  Das  »Südtor«,  die  Grenzfestung  des  alten  Reichs,  hat  zweifels- 
ohne an  dieser  allein  in  Betracht  kommenden  Stelle  gelegen,  und  immer  wieder 
haben  sich  die  späteren  Generationen  an  dem  gleichen  Platz  angesiedelt,  haben 
ihre  Häuser  und  ihre  Tempel  errichtet  auf  den  Mauern,  die  frühere  Geschlechter 
gebaut  haben.  So  ist  dieser  Stadthügel  im  Laufe  der  Jahrtausende  emporge- 
wachsen (vgl.  Elephantine-Papyri,  Einleitung  S.  2).  Während  an  anderen  unter 
ähnlichen  Bedingungen  entstandenen  Ausgrabungsstätten  die  Unterscheidung  der 
verschiedenen  Epochen  durch  zeitweilig  vorgenommene  Planierungen  größerer 
Strecken  oder  durch  Anwachsen  von  Terrainschichten  in  BeAvohnungspausen  er- 
leichtert Avird,  ist  hiervon  in  Elej)hantine  keine  Rede,  Avenigstens  nicht  in  den 
Teilen  der  antiken  Stadt,  die  ich  untersucht  habe.  Ja,  die  Arbeit  ist  hier  noch 
durch  zwei  Momente  erscliAvert:  das  eine  ist  die  in  Elephantine  regelmäßig 
begegnende  Wiederbenutzung  der  alten  Häuser,  Zimmer  oder  Avenigstens  der 
Mauern  durch  die  späteren  Generationen,  und  dann  die  fast  absolut  sich  gleich- 
bleibende BauAveise  bei  diesen  elenden  Privathäusern  oder  besser  bei  diesen 
Hütten  durch  Jahrhunderte  hindurch. 


')    Vgl.  aber  unten  in  Zuckers  Bericht  S.  46  f. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909. 


i 


18  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephatitine,  [46.  Band. 

Auf  dem  ganzen  ausgegrabenen  Gebiet  der  alten  Stadt  sind  durchaus  nur 
Privathäuser  zum  Vorschein  gekommen.  Kein  Gebäude,  das  den  Anspruch  dar- 
auf erheben  könnte,  einen  öffentlichen  Charakter  kommunaler,  kultlichor  oder 
staatlicher  Art  besessen  zu  haben,   ist  aufgedeckt  worden. 

Und  alle  diese  Privathäuser  aus  der  ältesten  nachweisbaren  Epoche  bis  zu 
den  spätesten  koptischen  und  arabischen  Bauten  hinab  sind  in  derselben  Art 
gebaut  worden  und  aus  dem  gleichen  Material.  Oberägypten  und  Nubien  sind 
immer  holzarme  Länder  gewesen.  Für  das  Privathaus  gab  es  daher  nur  ein  Bau- 
material, die  lufttrockenen  Ziegel  aus  Nilschlamm.  Die  bei  weitem  größte  Mehr- 
zahl der  Häuser  ist  lediglich  aus  Ziegeln  ohne  die  geringste  Zutat  aus  Holz  er- 
richtet worden.  Auch  Steinmaterial  ist  nur  in  ganz  seltenen  Fällen,  und  nur 
bei  Türschwellen,  Treppen  und  Fensterleibungen  zur  Verwendung  gekommen. 
Nur  in  einem  vereinzelten  Fall  haben  wir  bei  den  Mauern  eines  in  den  tieferen 
Schichten  aufgedeckten  Hauses  in  die  Front  der  Wände  zur  Verstärkung  einge- 
legte Holzbalken  konstatiert,  also  eine  Bauweise,  wie  sie  uns  aus  den  griechisch- 
römischen Ziegelhäusern  des  Fayums  ganz  vertraut  ist.  Von  diesen  Dorfhäusern 
im  Fayum  unterscheiden  sich  die  Häuser  in  Elephantine  auch  durchgehends 
durch  die  Kleinheit  der  einzelnen  Zimmer.  Auch  diese  ist  eine  Folge  des  Holz- 
mangels. Im  Fayum  hat  man  mit  den  Balkendecken  erheblich  große  Räume  über- 
spannen können.  In  Elephantine  tritt,  wie  in  ganz  Nubien,  an  die  Stelle  der 
Holzbalkendecke  die  Abdeckung  mit  Tonnengewölben.  Dadurch  ist  eine  größere 
Breitenentwicklung  ausgeschlossen.  Die  Einzelräume  in  Elephantine  sind  daher 
durchweg  schmale  lange  Zimmer,  genau  wie  es  heute  die  mit  ganz  gleichen 
Tonnengewölben  eingedeckten  Wohnräume  der  Berberiner  sind. 

Die  Ziegelmauern  sind  in  der  Regel  sorgfältig  gebaut,  meist  mit  abwech- 
selnden Läufer-  und  Binderschichten ;   häufig   findet   sich    zu    unterst    eine  Roll- 
scliicht  angeordnet,  z.  B.   bei  dem  Haus  Abb.  1,   doch  fanden  sich  Rollschichten 
auch  in  höheren  Schichten  oft  eingeordnet,   wie  es  überhaupt    an  regellos  und 
schlecht  durchgeführten  Mauern  nicht  fehlte.      Die  Dicke  der  Mauern  ist  durch- 
gehends   nicht  gering,    2 — 2'/.j  Ziegelstärken    sind    die  Regel;    auch    dies  wurde 
durch   die  Konstruktion  bedingt,   da  ein  Widerlager  für  die  Tonnengewölbe  zu 
schaffen  war.    Zu  diesen  letzteren  sind  schmale  Formziegel  verwendet  worden,  diel 
nach  einer  Beobachtung  Honroths  auf  der  Lagerfläche  vier  Fingerfalze  zum  besse- 
ren Aufeinanderhaften  aufweisen.    Die  Falze  sind  in  den  noch  feuchten  Ziegel  mitj 
dem  Finger  eingedrückt  worden.    Gebaut  sind  die  Tonnengewölbe  so,  wie  es  inj 
Ägypten  die  Regel  ist':  Sie  lehnen  sich  gegen  die  dem  Eingang  gegenüberliegendej 
Schmalseite  des  Zimmers,  so  daß  die  Scheitellinie  des  Gewölbes  von  dieser  Schmal- 
seite aus  bis  zur  Eingangswand  leicht  ansteigend  verläuft.    Sind  zwei  solche  Zim- 
mer übereinander  angeordnet,  wie  es  fast  durchgehends  in  P^lephantine  der  Fall  ist,' 
dann  sind  die  Zwickel,  die  zwischen  den  Tonnengewölben  des  unteren  und  den 


')    \'^gl.  BoRCHARDT,   Das  Grabdenkmal  des  Königs  Ne-User-Re,  S.  110. 


1909.]  Honroth,  Run.NSOHN,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantir 


19 


aufgehenden  Wänden  des  oberen  Raumes  entstehen,  immer  ausgefüllt  mit  Ziegel 
und  Schutt,  so  daß  das  obere  Zimmer  einen  einigermaßen  ebenen  Fußboden  er- 
halt.  Die  Verbindung  zwischen  oberem  und  unterem  Stockwerk  ist  imn.er  her- 
gestellt  durch  Luken  in  dem  trennenden  Tonnengewölbe,  die  zum  großen  Teil 
erst  nachträglich  in  das  fertige  Gewölbe  eingebrochen  worden  sind.  Es  ist  das 
em  untrügliches  Zeichen  dafür,  daß  ursprünglich  die  Kellerräume  der  aufge- 
deckten Häuser  Obergeschosse  einer  älteren  Periode  waren.  Wir  haben  mehr- 
mals nicht  nur  zwei,  sondern  auch  drei,  ja  einmal  auch  vier  Bauten  ül,erein- 
ander  aufgedeckt. 


Abb.l. 
Ziegelhaus  mit  Treppe  aus  griechischer  Zeit. 

Nicht  immer  führt  von  den  Luken  eine  Treppe  in  den  unteren  Raum.  Wir 
haben  dann  anzunehmen,  daß  die  Verbindung  durch  Leitern  hergestellt  wurde 
bmd  Treppen  vorhanden,  so  sind  sie  immer  sehr  schmal,  sind  an  eine  der  Stirn- 
wände angelehnt  und  haben  wenige  und  sehr  hohe  Stufen,  «anz  gleichartige 
Treppen  finden  sich  auch  außen  an  die  Häuser  angelehnt,  sie  vermittelten  dann 
den  Zugang  zu  dem  Obergeschoß  oder  dem  Dach  vom  Hofe  aus.  Eine  solche 
Treppe  veranschaidicht  die  nebenstehende  Abb.  1,  die  die  Südfront  des  Hauses  n 
au  Taf.  III  wiedergibt.  Es  ist  dies  eine  besonders  gut  gebaute  und  daher  auch 
guterhaltene  Treppe;  sie  ist  verhältnismäßig  breit  und  die  unteren  Stufen  be- 
stehen aus  Stein.      Der  einhüftige  Ziegelbogen,  der  die  Treppe  trägt,  ist  in  die 


I 


20 


Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 


Stirnwand  des  Zimmers  eingebunden  und  mit  seinem  hochgelegenen  Kämpfer 
an  die  Hofmauer  angelehnt.  Der  Zugang  zu  dem  unteren  Gemach  mag  wohl 
gelegentlich  von  der  Treppe  aus  durch  die  in  der  Abbildung  sichtbare  große 
Lichtöffnung  in  der  Stirnwand  des  Raumes  vermittelt  worden  sein,  den  eigent- 
lichen Zugang  zu  dem  Raum  bildete  aber  eine  Luke  in  der  Gewölbedecke  des 
Zimmers,  von  der  aus  eine  innen  an  die  gleiche  Stirnwand  angelehnte  Treppe 
in  das  Gemach  hinabführt.  Dieses  ist  deutlich  als  Keller  charakterisiert,  denn 
in  ihm  stellt  ein  Vorratsgefaß  von  ganz  ungewöhnlich  großem  Durchmesser  und 

von  fast  der  gleichen 
Höhe  wie  das  Gemach 
selbst.  Es  ist  aus  un- 
gebranntem Lehm  ge- 
formt und  ebenso  wie 
das  hierneben  abgebil- 
dete, das  aus  einem 
Haus  am  Westabhang 
des  Stadthügels  stammt, 
aus  einzelnen  breiten 
Ringen  zusammenge- 
setzt. In  der  Form  un- 
terschied sich  das  ge- 
waltige Gefäß  von  dem 
hier  wiedergegebenen 
und  ehemals  mit  einem 
Stroh deckel  abgedeck- 
ten dadurch,  daß  es  nach 
oben  sich  stark  ver- 
jüngte und  so  in  der 
Form  ganz  den  uns  aus 
Griechenland  bekann- 
ten großen  Pithoi  glich. 
Die  großen  Ringe,  aus 
denen  das  Gefäß  zusammengesetzt  ist,  können  nicht  durch  die  Öffnung  oben  in 
der  Stirnwand  in  den  Raum  hineingebracht  sein,  geschweige  denn  durch  die  Luke; 
wir  müssen  also  annehmen,  daß  das  Gefäß  gleich  bei  der  Anlage  des  Hauses  in  das 
Gemach  hineingebaut  ist.  Gefunden  wurde  in  dem  Pithos  nichts,  er  hat  wohl 
einstmals  als  Getreidebehälter  gedient.  Neben  dem  Gefäß  auf  dem  Boden  lag^ 
aber  in  Fragmenten  ein  griechischer  Papyrus  aus  frühptolemäischer  Zeit.  Da 
durch  ist  das  Haus  datiert.  Im  Hof  des  Hauses  fand  sich  längs  der  Westwand 
eine  aus  Luftziegeln  gebaute  Bank  und  in  der  Südwestecke  ein  kleiner  Speicher, 
auf  dessen  Dach  eine  weitere  kleine  Treppe  aus  dem  Hof  führte.  Die  zwei  süd- 
lich sich  anschließenden  großen  Räume  b  und  c  auf  dem  Plan  gehören  wohl  auch 


Abb.  2. 
Vorratsgefäß  aus  uiigebranntem  Lehm. 


I 


1909.]  Honroth,  Rubensohn.  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  21 

noch  zu  demselben  Gehöft,  das  dann  also  mit  seiner  Südfront  an  die  große 
Tempelstraße  stieß.  Aber  durch  verschiedene  Um-  und  Anbauten  in  verschie- 
denen Perioden  ist  die  Hausanlage  in  diesem  südlichen  Teil  etwas  unklar. 

Griechischer  Zeit  gehören  auch  die  ganz  im  Südwesten  des  Stadtgebietes 
liegenden  größeren  Häuserkomplexe  an,  in  deren  einem  wir  den  Papyrusfund 
machten,  der  in  den  Elephantine-Papyri  als  Fund  I  publiziert  ist.  Gefunden  ist 
der  Topf,  der  diese  Urkunden  enthielt,  bei  d,  aber,  wie  zu  betonen  ist,  in  be- 
trächtlicher Tiefe  unter  dem  Fußboden  der  im  Plan  eingezeichneten  späten,  wohl 
koptisclien  Einbauten.  Durch  diese  Einbauten  ist  der  Plan  des  Hauses  voll- 
ständig entstellt  worden,  außerdem  ist  auch  die  ganze  Front  dieses  Hauses,  die 
nach  Süden  hin  gelegen  war,  durch  die  Arbeiten  der  Sebbachin  schon  vor  \m- 
seren  Grabungen  zerstört  worden. 

Ein  klareres  Bild  einer  Hausanlage  griechischer  Zeit  gibt  das  nördlich  an  d 
anstoßende  Gehöft/.  Deutlich  gruppieren  sich  hier  um  einen  Hof /  fvinf  Räume 
der  oben  beschriebenen  Gestalt  mit  Tonnengewölben.  Aus  dem  Hof  führt  ein 
regelrecht  gebautes  Tre2;)penhaus  in  das  obere  Stockwerk,  das  zum  größten  Teil 
zerstört  war.  Der  Eingang  zu  diesem  Haus  muß  im  Niveau  des  oberen  Stock- 
werks gelegen  haben,  die  türlosen  Außenmauern  der  fünf  unteren  Gemächer 
erheben  sich  noch  heute  über  2  m  hoch  ringsherum.  Der  Grundriß  dieser  Haus- 
anlage wiederholt  deutlich  uns  aus  dem  Fayum  wohlbekannte  Haustypen  grie- 
chischer Zeit  (vgl.  Jahrbuch  des  Kais.  Deutsch.  Archäol.  Instituts  1905  S.  7).  In 
den  Zimmern  kehren  auch  die  kleinen  Wandnischen  Avieder,  die  uns  in  den 
Zimmern  der  Fayumhäuser  regelmäßig  begegnen.  In  Elephantine  finden  sie  sich 
gewöhnlich  in  der  dem  Eingang  gegenüberliegenden   Stirnwand'. 

Funde  irgendwelcher  Bedeutung  sind  in  dem  Gehöft  nicht  gemacht  worden, 
bis  auf  die  Papyrusfragmente,   die  die  Datierung  gaben. 

Neben  diesem  griechischen  Haustypus  begegnet  unter  den  Ziegelbauten 
in  der  Stadt  Elephantine  ein  anderer  späterer  Typus;  er  ist  später,  wie  sich 
schon  aus  der  Lage  zu  den  griechischen  Bauten  schließen  läßt.  Spätrömisch 
oder  byzantinisch  können  wir  ihn  nennen  nach  einem  Graffito,  das  sich  im 
Zimmer  eines  Hauses   dieser  Art  gefunden  hat  (s.  unten). 

Ein  Beispiel  dieses  Typus  ist  im  großen  und  ganzen  wohl  erhalten  auf  der 
Höhe  des  Koms  aufgedeckt  worden.  Es  ist  die  Hausanlage  g.  Eine  genaue 
Aufnahme  dieses  Hauses,  von  Hrn.  Honroth  angefertigt,  liegt  in  Taf.  IV  vor. 
Es  handelt  sich  hier  nicht  um  ein  Gehöft,  sondern  um  ein  wirkliches  Haus,  das 
mit  seinen  Umfassungsmauern  drei  Zimmer  der  bekannten  Gestalt  mit  Tonnen- 
gewölben umschließt.  Die  drei  Zimmer  sind  nebeneinander  angeordnet  mit  ge- 
meinsamen Zwischenw^änden.  Die  Eingangsseiten  sind  vollständig  offen,  und 
hier  münden  alle  drei  Zimmer  auf  einen  Korridor,  der  senkrecht  zur  Längsachse 
der  drei    Räume    ihnen  vorgelagert   ist.      Der  Eingang  zu  diesem  Korridor  fin- 


')   Vgl.  dazu  BoRCHARDT  a.  a.  0. 


22  HoNROiH,  RuBENSOHN,  Zucker:  Bericlit  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepliantine.  [46.  Band. 

det  sich  entweder,  wie  in  dem  vorliegenden  Fall,  in  seiner  Längswand,  oder 
er  kann  auch  in  eine  der  beiden  Schmahvände  des  Ganges  gelegt  werden.  Die 
innere  Ausstattung  dieses  Hauses  ist  die  gleiche  wie  bei  den  bisher  betrach- 
teten Wohnräumen.  Sowohl  Zimmer  wie  Korridor  haben  mit  Steinplatten  abge- 
deckte Wandnischen,  auch  ist  in  diesem  Haus  der  Verputz  —  ein  ganz  dünner 
weißer  Stuck  ohne  jede  Bemalung  —  etwas  besser  erhalten  als  sonst  in  Elephantine. 
Das  Interessanteste  am  Haus  aber  ist  die  Lösung  der  Eindeckung  von  Korridor 
und  Zimmern.  Die  Aufnahmen  Hrn.  Honrotus  zeigen  diese  in  anschaulicher 
Weise.  Die  Zimmer  sind  mit  den  gewöhnlichen  Tonnengewölben  überdeckt, 
der  Korridor  vor  den  beiden  südlichen  Zimmern  mit  einem  abgeschnittenen 
Tonnengewölbe,  mit  einer  Art  Gewölbekappe,  dejren  Schub  von  den  Gewölbe- 
tonnen der  beiden  Zimmer  aufgenommen  wird.  Die  beiden  innen  an  die  Längs- 
wand des  Korridors  angelehnten  Pilaster  nehmen  die  Gurtbogen  auf,  die  zur 
Unterstützung  der  Korridortonne  vor  den  Zwischenwänden  der  Zimmer  gespannt 
sind.  Die  nördliche  Endigung  des  Korridors  vor  dem  Eingang  und  ein  Vorraum 
vor  dem  nördlichen  Zimmer  sind  nicht  abgedeckt.  Es  ist  dies  für  die  Liclit- 
zufuhr  auch  notwendig,  denn  durch  das  einzige  Fenster  des  Hauses,  das  in  der 
Achse  des  Mittelzimmers  in  der  Längswand  des  Korridors  angebracht  ist,  wird 
nur  wenig  Licht  in  das  Iimere  des  Hauses  gebracht. 

Die  Treppe,  auf  die  das  Tor  des  Hauses  mündet,  führt  aufwärts  bis  zur 
Dachhöhe.  Sie  ist  eine  spätere  Zutat,  angelegt  zu  einer  Zeit,  als  sich  das  Niveau 
des  Terrains  so  stark  erhöht  hatte,  daß  die  ganze  Anlage  zu  einer  unterirdi- 
schen geworden  war.  Von  einem  etwa  zugefügten  oberen  Stockwerk  haben 
sich  keine  Spuren  gefunden.  Die  arg  zerstörten  drei  Trepj^enstufen  innen  an 
der  Südmauer  des  Hauses,  auch  eine  Zutat  späterer  Zeit,  sind  uns  unverständlich 
geblieben. 

Unter  dem  Boden  dieses  Gebäudes  liegen  —  zerstört  und  mit  Schutt  er- 
füllt —  nachweisbar  noch  zwei  ältere  Bauten,  und  in  eine  noch  tiefere  Schicht, 
also  die  vierte  von  oben,  konnten  wir  unmittelbar  vor  der  Südseite  durch  einen 
Schacht  eindringen  {h  auf  Taf.  III).  Wir  haben  diese  unteren  Räume  zwar  — 
vergeblich  —  nach  Papyrus  und  anderen  Funden  durchsucht;  eine  genauere 
architektonische  Aufnahme  wäre  aber  nur  möglich  bei  Freilegung  der  Gebäude, 
man  müßte  zu  diesem  Zweck  die  oberen  Anlagen  kassieren.  Auch  in  den  oberen 
Räumen  sind  Funde  irgendwelcher  Bedeutung  nicht  gemacht  worden.  Etwas 
anders  war  dies  an  der  Stelle,  an  der  wir  eine  genaue  Wiederholung  dieses 
Haustypus  fanden.  Wir  ti-afen  auf  diese  Wiederholung  bei  der  Untersuchung 
der  Bauten,  die  an  der  großen  längs  der  Tempelhofmauer  herführenden  Straße 
gelegen  waren.  Die  Straße,  soweit  sie  auf  dem  Gebiet  unserer  Konzession  liegt, 
veranschaulicht  die  umstehende  Abb.  3  nach  einer  Photographie,  die  von  Süd- 
osten her  aufgenommen  ist.  Links  im  Vordergrund  erblickt  man  hier  das  breite 
Fundament  der  Tempelhofmauer,  rechts,  d.  h.  an  der  Nordseite  der  Straße,  er- 
scheinen die  Frontmauern  der  verschiedenen  Häuser.      Haustüren  fehlen  bis  a 


f 


1909. 


HoN-HOTii,  RuiiKNsouN.  Zi'CKKR:   Rpriclit  ül).  (1.  Ausf^ral).  ;i.  Eleplumtinp. 


23 


eine  bei  allen.  Bei  den  weiter  rückwärts  gelegenen  Häusern  sielit  man  aber 
noch  die  Reste  von  kleinen  vor  den  Mauern  gelegenen  Anbauten,  die  Treppen 
getragen  haben,  mittels  derer  man  zu  den  höhergelegenen  Wohnräumen  hinauf- 
stieg. Wir  sind  mit  Rücksicht  auf  die  Untersuchung  der  Mauer  hier  mit  unserer 
Grabung  tief  unter  das  Niveau  hinabgestiegen,  auf  dem  diese  Häuser  sich  er- 
hoben. An  dem  vorletzten  Haus,  dessen  Mauern  noch  in  beträchtlicher  Höhe 
erhalten  sind,  kann  man  erkennen,  in  welcher  Höhe  die  Haustüren  lagen.  Das 
Haus  hat  ein  vermauertes  und  ein  offenes  Tor.      Das  letzte  Haus,  dessen  wohl- 


Abb.  3. 
Straße  längs  der  Tempelhofmauer  und  Häuserfronten  an  ilii-er  Noi'dscite. 


erhaltene  Mauer  neben  dem  im  Hintergrund  stehenden  Mann  endet,  hat  seinen 
Eingang  von  einer  Nebenstraße  aus. 

Die  in  Frage  kommende  Anlage  ist  die  ganz  rechts  im  Vordergrund  ge- 
legene, in  der  das  kleine  Fenster  sichtbar  wird,  sie  ist  auf  Taf.  III  mit  k  be- 
'/.eichnet. 

Auch  hier  —  wir  befinden  uns  auf  einem  um  mehrere  Meter  niedrigerem 
Niveau  als  bei  dem  eben  betrachteten  Haus  —  lagen  mehrere  Bauten  überein- 
ander. Der  oberste  ist  das  Haus  des  von  uns  ins  Auge  gefaßten  Typus;  vgl. 
Taf.  V,   eine  nach  meinen  Aufnahmen  von  Hrn.  Honroth  gezeichnete  Skizze. 


24 


Honroth,  Rubensohn,  Zlcker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 


Die  Erhaltung  war  hier  recht  schlecht.  Die  Gewölbe  waren  durchweg  zer- 
stört, von  den  Außenmauern  standen  aufrecht  nur  noch  die  westliche  Stirnmauer 
des  Hauses  und  die  im  Süden  an  der  Tempelstraße  gelegene  Längswand  des  Korri- 
dors. Die  Innenansicht  der  letzteren  zeigt  Abb.  4  nach  einer  Aufnahme,  bei  der 
leider  rechts  und  links  vertauscht  ist.  Man  sieht  hier  die  an  die  Mauer  angelehnten 
Pilaster,  ebenso  auch  den  Ansatz  der  Gewölbekappe  und  der  Gurtbogen,  auch 
die  kleinen  Fenster,  deren  es  im  ganzen  fünf  sind  —  das  mittlere  ist  etwas 
größer  als  die  anderen.      Die  beiden  Zwischenwände,  die  die  drei  Zimmer  von- 


Abb.  4. 
Korridorwand  des  byzantinischen  Hanses  an  der  » Tempelstraße «. 

einander  trennten,   standen  bei  der  Aufdeckung  zum  Teil  noch  aufrecht,  mußten 
aber  wegen  Einsturzgefahr  weggenommen  werden. 

Von  der  Nordmauer  des  Hauses  war  nur  der  die  Stirnwand  des  westlich- 
sten Zimmers  bildende  Teil  noch  in  situ  mit  einem  kleinen  Stück  des  Gewölbe- 
ansatzes. Der  mittlere  Teil  der  Mauer  war  ganz  verschwunden,  von  den  Mauern 
des  östlichen  Zimmers  sind  nur  noch  die  Fundamente  erhalten.  Der  Eingang 
zu  dem  Haus  muß  in  der  Südostecke  auf  der  Ostmauer  gelegen  haben.  Der 
Grundriß  des  Hauses  ließ  sich  ohne  weiteres  feststellen,  er  entspricht  A^öllig  dem 
des  Hauses  g,  nur  sind  die  Zimmer  und  der  südlich  ihnen  vorgelagerte  Korridor 
bedeutend  weniger  sorgfältig  gebaut,  so  daß  ein  recht  windschiefer  Grundriß  her- 
auskommt. Inwieweit  der  nördlich  vom  Westzimmer  gelegene  gewölbte  Gang  / 
mit  dem  Haus  in  Verbindung  steht,  bleibt  bei  der  großen  Zerstörung  der  Mauern 


1 


Tafel  III. 


Aufgenommen  von  "W:  Honroth 
und  A.  Zippelius. 


Ruinenstätte  von  Elephantine. 


VerUjf:  J.  C.  Hiurichs,  Leipzig. 


24 


Honroth,  Rubensohn,  Zlcker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Bnnd. 


Die  Erhaltung  war  hier  recht  schlecht.  Die  Gewölbe  waren  durchweg  zer- 
stört, von  den  Außenmauern  standen  aufrecht  nur  noch  die  westliche  Stirnmauer 
des  Hauses  und  die  im  Süden  an  der  Tempelstraße  gelegene  Längswand  des  Korri- 
dors. Die  Innenansicht  der  letzteren  zeigt  Abb.  4  nach  einer  Aufnahme,  bei  der 
leider  rechts  und  links  vertauscht  ist.  Man  sieht  hier  die  an  die  Mauer  angelehnten 
Pilaster,  ebenso  auch  den  Ansatz  der  Gewölbekappe  und  der  Gurtbogen,  auch 
die  kleinen  Fenster,  deren  es  im  ganzen  fünf  sind  —  das  mittlere  ist  etwas 
größer  als  die  anderen.      Die  beiden  Zwischenwände,   die  die  drei  Zimmer  von- 


Abb.  4. 
Korridorwand  des  byzantinischen  Hauses  an  der  »Tempelstraße». 


einander  trennten,   standen  bei  der  Aufdeckung  zum  Teil  noch  aufrecht,  mußten 
aber  wegen  Einsturzgefahr  weggenommen  werden. 

Von  der  Nordmauer  des  Hauses  war  nur  der  die  Stirnwand  des  westlicli- 
sten  Zimmers  bildende  Teil  noch  in  situ  mit  einem  kleinen  Stück  des  Gewölbe- 
ansatzes. Der  mittlere  Teil  der  Mauer  war  ganz  verschwunden,  von  den  Mauern 
des  östlichen  Zimmers  sind  nur  noch  die  Fundamente  erhalten.  Der  Eingang 
zu  dem  Haus  muß  in  der  Südostecke  auf  der  Ostmauer  gelegen  haben.  Der 
Grundriß  des  Hauses  ließ  sich  ohne  weiteres  feststellen,  er  entspricht  völlig  dem 
des  Hauses  g,  nur  sind  die  Zimmer  und  der  südlich  ihnen  vorgelagerte  Korridor 
bedeutend  weniger  sorgfaltig  gebaut,  so  daß  ein  recht  windschiefer  Grundriß  her- 
auskommt. Inwieweit  der  nördlich  vom  Westzimmer  gelegene  gewölbte  Gang  / 
mit  dem  Haus  in  Verbindung  steht,  bleibt  bei  der  großen  Zerstörung  der  Mauern 


<  0  ■'"  10  >S  20  2S  30m 

hl  :  I  i  i  i  :  i  I  I  I  I  i  ;  I  I  I  iTn-rrrrrT-^ 


Z«itM:hr  f  Äjryfit  Spr  .  16  Bwd 


0 


Abb.  5 


1909.]  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  25 

gerade  hier  in  diesem  Winkel  unbestimmt.  Auf  der  Westwand  des  Westzimmers 
fanden  wir  eingeritzt  in  den  weißen  Stuckbelag  ein  Graffito,  dessen  Kopie  hier 
nach  der  Skizze  vorgelegt  wird,  die  uns  Hr.  Dr.  K.  F.  Müller  während  eines 
kurzen  Besuchs  auf  Elephantine 
freundlichst  anfertigte. 

Da  die  ganze  Wand  mit  Kritze- 
leien   bedeckt   war,    so    ist    nicht         i\     /  a  i       / 
ganz   sicher,  ob  die  Lesung   ganz         |\  h-  jV/lJkn     [)  1\   "^xl^/O 
vollständig  ist.     Das  Gelesene  be-              ' '       I  X   \^  \  j     ^   I  ^    (  L/ 
sagt,   wie  zuerst   H.Schäfer  sah:         ^"^l/NvOtNl 
TC   7rpo<Tx,v 
vYifJLoi,  t(w)i/   oikXo 
(pvX{oo)v 

Die  Inschrift  hier  in  einem  Privathaus  nahe  dem  Tempel  läßt  wohl  nur  die 
Erklärung  zu,  daß  dieses  Haus  als  Standquartier  Fremder  (fremder  Söldner?) 
gedient  hat,  von  denen  einige  durch  dieses  Graffito  ihrer  Verehrung  für  den 
benachbarten  Chnum  Ausdruck  gegeben  haben. 

Die  Buchstabenformen  gehören  in  die  späte  Kaiserzeit.  Dadurch  ist,  wie 
oben  schon  bemerkt,   eine  ungefähre  Datierung  des  Hauses  gegeben. 

Die  unter  diesem  Bau  gelegenen  Räume  konnten,  da  oben  alles  zerstört 
war,  ohne  Schwierigkeit  untersucht  werden.  Es  stellte  sich  heraus,  daß  noch 
zwei  Gebäude  untereinander  unter  der  aufgedeckten  Anlage  sich  befanden.  Die 
zunächst  unter  unserem  Haus  gelegene  bestand  —  vgl.  die  Skizze  Taf.  V  —  aus 
drei  nebeneinander  angeordneten,  ebenfalls  recht  schiefwinklig  gebauten  Räumen, 
der  östlichste  von  ihnen  ragt  über  die  Ostgrenze  des  oberen  Hauses  hinaus  und 
in  die  französische  Konzession  hinein  —  die  Grenze  zwischen  der  deutschen 
und  der  französischen  Konzession  geht  diagonal  durch  das  Zimmert  Diese  drei 
Zimmer  sind  durch  die  in  ihnen  gemachten  Funde  für  uns  von  besonderem 
Interesse  geworden.  In  dem  ersten  von  ihnen,  dem  westlichen,  stießen  wir 
hart  an  seiner  Ostwand  auf  eine  Anhäufung  von  Papyri,  die  sich  einstmals  aus 
einer  großen  Anzahl  Rollen  zusammensetzte.  Die  Feuchtigkeit,  die  diesen  ganzen 
Abschnitt  des  Koms  durchsetzt,  hat  aber  die  Papyri  so  morsch  gemacht,  daß 
sie  beim  Anfassen  zerfielen.  Die  wenigen  geretteten  Fragmente  zeigten  uns,  daß 
die  Papyri  aramäisch  gewesen  waren.  Wir  waren  hier  also  in  die  aramäische 
Schicht  des  Koms  geraten,  und  die  Reinigung  der  ganzen  Hausanlage  förderte 
noch  weitere  interessante  Belege  hierfür  zutage.  Das  anstoßende  Zimmer  barg 
in  seiner  Südostecke  ein  ganzes  Depot  großer  Tongefäße,  und  einige  gleichartige 
lieferte  auch  das  dritte,  das  östliche  Zimmer.  Fast  alle  diese  Gefäße  waren  zer- 
stört, doch  haben  sich  aus  den  Scherben  mehrere  Exemplare  ganz  oder  doch 
wenigstens  zum  größeren  Teil  zusammensetzen  lassen.     Es  hat  sich  so  ergeben, 


')   Auf  Taf.  ITI  ist  die  Grenzlinie  um  ein  geringes  zu  weit  nach  Osten  versciioben. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909.  4 


26 


Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 


daß  es  sich  im  wesentlichen  um  zwei  verschiedene  Formtypen  handelt,  die  durch 
die  beiden  untenstehenden  Abb.  6  und  7  veranschaulicht  werden.  Es  sind 
große  Vorratsgefäße;  die  des  Typus  I  sind  etwa  50  cm,  die  des  Typus  II  etwa 
65  cm  hoch.  Beide  Gefäßformen  laufen  unten  spitz  zu,  die  Vasen  des  Typus  I 
sind  bauchiger  und  haben  bei  scharf  abgesetzter  Schulter  einen  schmalen  Mün- 
dungsrand. Die  Gefäße  des  Typus  II  haben  eine  schlankere  Form,  ebenfalls  scharf 
abgesetzte  Schulter,  an  die  sich  dann  aber  ein  steil  ansteigender  Hals  ansetzt. 


Abb.  6. 
Vorratsgefäße  aus  dem   »Aramäischen  Haus«  Typus  I. 


der  mit  einem  wulstigen  Mündungsrand  endigt.  Der  Ton  ist  bei  den  Gefäßen! 
des  Typus  I  gelblichgrau,  bei  denen  des  Typus  II  blaßrot,  bei  beiden  Gefäß 
arten  gut  geschlemmt;  die  Gefäßwände  sind  sehr  dick,  die  Exemplare  des  Ty- 
pus I  sind  sämtlich,  von  denen  des  Typus  II  nur  einzelne  innen  ausgepicht.  AUe 
diese  Gefäße  waren  wie  die  abgebildeten  mit  schwarz  aufgemalten  Aufschriften 
versehen.  Die  Mehrzahl  der  Aufschriften  ist  aramäisch,  doch  finden  sich  — 
überwiegend  auf  den  Gefäßen  des  Typus  II,  s.  die  untere  Inschrift  auf  dem 
Gefäß  links  in  Abb.  7  —  neben  den  aramäischen  Aufschriften  auch  solche  in 


i 


1909.] 


Honroth,  Ribensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgral),  a.  Elephantine. 


phönikischer  Sprache  angebracht.  Die  auf  beiden  Gefäßen  in  Abb.  G  begeg- 
nende Inschrift  -J  r.72b  kehrt  in  dem  Gesamtfund  auf  21  Scherben  wieder,  die 
durchgehends  von  Gefäßen  des  'A-pus  I  herrühren;  nach  W.  Schubarts  Deu- 
tung haben  wir  darin  eine  Maßangabe,  etwa  «9  Einheiten  des  königlichen  Maßes«, 
zu    erkennen,    keine    Jahresangabe  \     Über  die    Zeit    der  Gefäße    und    des    zu- 


Abb.  7. 
Vorratsgefäße  aus  dem  .Aramäischen  Haus  ■   Typus  II. 

gehörigen  Hauses  konnten  wir  aber  nicht  im  Zweifel  sein,  sie  gehören  in  die 
Perserzeit,  in  dieselbe  Zeit,  aus  der  die  aramäischen  Papyri  stammen.  Die 
Formen  der  Gefäße  begegnen  in  Ägypten  in  der  Perserzeit  öfter,  so  haben 
Newberry  und  Spiegelberg  Gefäße  ganz  ähnlicher  Art  in  der  thebanischen  Ne- 
kropole  in  Gräbern  der  21.— 26.  D^^lastie  gefunden",  zwei  Gefäße  des  Typus  II 

^)  Die  Inschriften  werden  zusammen  mit  den  aramäischen  Papyri  von  Ed.  Sachau  veiüffent- 
hcht  werden.  —  2)  Vgi,  Spiegelberg  und  Newberry,  Report  on  some  Excavations  in  the  Theban 
Necropolis,  Tafel  XXXI  Reihe  3. 


28  HoNROTH,  RuBENSOHN,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

erscheinen  auf  dem  Grabstein  der  Syrerin  Achet-Abu  (Berl.  Mus.  Nr.  7707)  auf 
den  Gestellen  in  der  mittleren  Darstellungsreihe  und  ganz  die  gleichen  auch  auf 
der  aramäischen  Stele  des  Vatikans  C.  I.  S.  II 1  Taf.  XIV.  Ähnliche  Formen 
kehren  auch  in  Palästina  wieder,  aber  wir  sind  bei  diesen  durchaus  nicht  indi- 
vidualistischen Typen  nicht  berechtigt,  von  einer  speziell  aramäischen  oder 
jüdischen  Keramik  zu  sprechen. 

Wie  ein  Blick  auf  die  Skizze  Taf.  V  lehrt,  nimmt  das  aramäische  Haus 
in  seiner  Lage  durchaus  keine  Rücksicht  auf  die  Richtung  der  Straße  und  der 
Tempelhofmauer.  Der  Schnitt  durch  letztere  und  das  aramäische  Gebäude  Taf.  VI 
zeigt  aber,  daß  die  Mauern  dieses  Privathauses  höher  aufsitzen  als  der  Fuß- 
punkt der  großen  Ziegelmauer.  Über  das  zeitliche  Verhältnis  von  aramäischen 
Haus-  und  Tempelhofmauern  läßt  sich  daher  nichts  Bestimmtes  feststellen.  Die 
Mauer  braucht  wegen  des  tieferen  Niveaus  ihres  Fußpunktes  durchaus  nicht  älter 
zu  sein  als  das  Aramäerhaus  —  es  muß  aber  als  sehr  unwahrscheinlich  hingestellt 
werden,  daß  die  große  Straße  längs  dieser  Mauer  schon  in  der  Periode  des  aramäi- 
schen Gebäudes  vorhanden  war.  Sie  war  es  sicher  nicht,  als  die  Anlage  noch 
aufrecht  stand,  deren  Mauern  wir  unter  dem  aramäischen  Haus  aufgedeckt  haben. 
Wir  haben  nur  drei  Mauerzüge  dieser  untersten  Anlage  freigelegt,  sie  schließen 
sich  nicht  zu  einem  einheitlichen  Bau  zusammen.  Eine  dieser  Mauern  greift 
unter  die  Tempelhofmauer  und  schneidet  die  »Tempelstraße«  quer.  Für  den 
Zeitansatz  dieser  Anlage  fehlt  uns  jeglicher  Anhalt.  Sonstige  Funde  von  Wert 
sind  in  diesem  ganzen  Komplex  nicht  gemacht  worden,  zu  erwähnen  wäre  nur 
noch  aus  dem  mittleren  aramäischen  Zimmer  eine  kleine  kopflose  Sphinx  mit 
Löwenfiißen  aus  Kalkstein.  Ein  wesentliches  Moment  muß  aber  noch  hervor- 
gehoben Averden.  Wir  haben  nach  dem  jetzigen  Stand  der  Untersuchungen  die 
aramäischen  Bewohner  dieses  Hauses  als  Söldner  zu  betrachten.  Das  Graffito  in 
dem  darüber  gelegenen  Haus  aus  später  kaiserlicher  Zeit  schien  uns  oben  ein 
Beleg  dafiir  zu  sein,  daß  das  Haus  in  dieser  Epoche  ebenfalls  Fremde,  vielleicht 
fremde  Söldner,  beherbergt  hat.  Das  wäre  ein  neuer  Beleg  für  die  Stetigkeit 
der  Wohnungsverhältnisse  in  Elephantine,  auf  die  wir  schon  oben  hinzuweisen 
Gelegenheit  hatten. 

Durch  mehrere  Häuserblöcke  getrennt  von  diesem  aramäischen  Haus  lag 
das  andere  aramäische  Quartier,  die  Fundstätte  jener  bedeutsamen  Papyri, 
von  denen  Hr.  Sachau  einige  Proben  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie 
der  Wissenschaften  bekannt  gegeben  hat.  Es  ist  in  erster  Linie  das  Haus  m 
und  sodann  das  Haus  n  auf  dem  Plan  (Taf.  III),  die  uns  diese  wertvollen  Doku- 
mente beschert  haben.  Beide  Häuser  liegen  nahe  dem  Westrand  des  Koms  in  un- 
mittelbarer Nachbarschaft  des  Arbeitsfeldes  der  Sebbachgräber.  Die  von  Hrn.  Mond 
und  Lady  Cecil  erworbenen  Papyri  sind  westlich  dicht  vor  m  1   gefunden. 

Die  Spuren  der  frischen  Sebbachgrabung  waren  hier  überall  noch  deutlich 
erkennbar,  wir  haben  sie  auch  noch  in  Haus  m  angetroffen.  Die  Folgen  dieser 
Raubgrabung   haben  wir  gerade   an  diesem  wichtigen   Punkt   sehr  schmerzlich 


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Tafel  IV. 


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Zeitschr.  f.  Ä|rypt.  Spr.,  46.  Band. 


Verlag:  J.  C.  Hinrichs,  Leipzig. 


1909.J  Honroth,  RuBENsoHN,  Zucker  :  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantiue.  29 


gefiihlt.  Die  Mauern  von  Haus  m  waren  sämtlich  so  arg  zerstört,  daß  sich 
kein  richtiger  Grundriß  hat  feststellen  lassen.  Um  so  weniger  ließ  sich  das  hier 
erreichen,  als  hier  das  Durcheinander  der  Mauern  aus  den  verschiedensten  Perio- 
den ein  völlig  verwirrendes  war. 

Ergab  also  für  die  Plangestaltung  die  Grabung  hier  ein  negatives  Resultat, 
so  hat  sie  uns  dagegen  an  Funden  reichlich  entschädigt.  Die  ersten  Papyri 
fanden  wir  schon  am  Abhang  des  Roms  vor  Mauer  ml,  die  größere  Menge 
aber  ist  an  der  Mauer  m  2  und  an  der  späten  Mauer  m  3  aufgedeckt  worden. 
Die  Papyri  lagen  hier  kaum  '/.,  m  unter  der  modernen  Oberfläche  im  losen 
Schutt,  der  reichlich  andere  Bestandteile  —  Scherben,  Stroh  usw.  —  enthielt. 
Die  Papyri  sind  also  nicht  in  einem  Gefäß  gefunden  worden,  es  fanden  sich 
auch  nicht  die  Scherben  von  einem  solchen,  in  dem  sie  etwa  früher  aufbewahrt 
gewesen  wären.  Für  die  Anlage  n  gilt  das  gleiche  wie  för  m;  auch  hier  ließ  sich 
ein  fester  Grundriß  nicht  mehr  feststeUen.  Die  Funde  an  Papyri  waren  übri- 
gens hier  im  Verhältnis  zu  m  gering  an  Zahl. 

Bei  dem  üblen  Zustand,  in  dem  wir  die  ganze  Umgebung  der  Papyrus- 
fundstätte angetroffen  hatten,  erschien  es  uns  von  Anfang  an  aussichtslos,  den 
topographischen  Angaben  der  aramäischen  Papyri  nachzugehen  und  insbesondere 
nach  der  Stätte  und  den  etwaigen  Überresten  des  Jahutempels  zu  forschen.  Der 
Tempel  war,  wie  wir  aus  der  Eingabe  des  Jedonjah  und  seiner  Priestergenossen 
an  Bagohi  aus  dem  Jahre  408/07  wissen,  ein  Ziegelbau  mit  Steinsäulen,  mit 
fünf  steinernen  Toren,  einem  Dach  aus  Zedernbalken,  die  natürlich  nur  vom 
Libanon  dorthin  geschafft  werden  konnten.  Ferner  wird  der  Vorhof  des  Tempels 
erwähnt  und  der  Altar,  der  im  Vorhof  stand.  Über  die  Lage  wissen  wir  aus 
den  aramäischen  Privaturkunden  (vgl.  bes.  Aramaic  Papyri  ed.  Cowley  und  Sayce 
Pap.  E  und  J),  daß  an  der  Westseite  des  Tempels  die  Königstraße,  d.  h.  die 
Hauptstraße  von  Elephantine  vorbeiführte,  Pap.  E  lehrt  uns  außerdem,  daß  der 
Tempel  auch  mit  seiner  Ostseite  an  eine  Straße  stießt 
I  Die   Königstraße,    die   pvfXYi  ßuaiXDcy^  von   Elephantine'  hätten  wir  gern    in 

'  der  großen  Straße  am  Tempel  erblickt.  Da  aber  die  Angaben  der  Papyri  diese 
Straße  in  die  unmittelbare  Nachbarschaft  der  in  den  Papyri  begegnenden  Häuser 
verlegen  und  wir  diese  Häuser  bei  der  Fundstätte  der  Papyri  anzusetzen  haben, 
so  können  wir  die  Königstraße  und  den  Jahutempel  auch  nur  hier  im  nörd- 
lichen Teil  der  Stadt  suchen.  Von  größeren  Straßenanlagen  war  innerhalb  des 
engen  Mauerngewirrs  in  der  Umgebung  der  aramäischen  Häuser  überhaupt  keine 
Rede  —  die  Straße  u  ist  erst  in  der  von  Hrn.  Dr.  Zucker  geleiteten  Kampagne 
gefunden  worden  —  die  einzige  »Straße«,  die  überhaupt  in  Betracht  kommen 
I  kann,  ist  die  enge,  kaum  1,50  m  breite  Gasse  p,  die  vielfach  von  späten  Über- 
bauungen unterbrochen  und  in  ihrem  Südende  abgeschnitten  in  nordsüdlicher 

')  Die  Straße,  die  das  Haus  des  Mesullam  bar  Sakkur  im  Osten  begrenzt,  muß  auch  an  dem 
Tempel,  der  nördlich  an  das  Haus  des  Mesullam  grenzte,  entlang  geführt  haben.  —  «)  Vgl.  die 
gute  Bemerkung  Spiegelbergs  in  Demotische  Papyri  der  Musees  Royaux  du  Cinquantenaire  S.  7,  4. 


öO  HoNROTii,  RuBKNsoHN,  ZucKER :  BeHclit  üb.  d.  Aussrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

Richtung  nahe  dem  Haus  m  vorbeifuhrt.  Diese  Himmelsrichtung  entspricht 
allein  dem,  was  wir  erwarten  müssen.  Da  Gebäude  östlich  und  westlich  der  pvfxvi 
ßo(,(TiXiy.vj  erwähnt  werden,  muß  die  Straße  von  Norden  nach  Süden  ver- 
laufen sein;  ein  Umstand,  der  die  beiden  anderen  erwähnten  Straßen  —  die 
Tempelstraße  und  Straße  oc  —  von  vornherein  bei  der  Frage  nach  der  König- 
straße ausschließt.  Wenn  wir  aber  auch  in  der  Gasse  p  mit  Berücksichtigung 
der  geringen  Straßenbreiten  in  antiker  Zeit  überhaupt  und  in  einer  so  entlege- 
nen Grenzfestung  insbesonders  die  Königstraße  von  Elephantine  zu  erkennen 
hätten,  so  ist  doch  jede  Aussicht  auf  eine  Auffindung  des  Jahutempels  hoffnungs- 
los, denn  Überbauung  und  Zerstörung  haben  gerade  hier  mehr  als  in  den  an- 
deren Quartieren  der  Stadt  schon  in  antiken  Zeit  ihres  Werkes  gewaltet.  Alle 
unsere  Bemühungen  zur  Auffindung  des  Tempels,  besonders  auch  unsere  Tief- 
grabungen östlich  der  genannten  Straße,  sind  denn  auch   erfolglos  geblieben. 

Außer  den  Papyri  haben  die  beiden  aramäischen  Häuser  und  ihre  Umge- 
bung noch  einige  interessante  Fundstücke  geliefert,  die  hier  wenigstens  kurz 
Erwähnung  finden  sollen.  Im  Haus  n  wurden  unmittelbar  an  der  Schwelle  der 
einen  erhaltenen  Tür  )i  1  ein  Hammer-  und  ein  Beilmodell  gefunden.  Vielleicht 
haben  sie  einstmals  als  Grundsteinbeigaben  unter  der  zerstört  aufgefundenen 
Schwelle  gelegen.  Das  Hammermodell  besteht  aus  einem  6  cm  langen  Tama- 
riskenzweig, in  dessen  oberes  gespaltetes  Ende  ein  kleiner  flacher  Achat,  der 
in  Form  eines  gleichschenkligen  Dreiecks  gesplittert  war  (nicht  behauen),  ein- 
gelassen und  mit  dünnem  Leinenfaden  festgebunden  ist.  Den  Stiel  des  Beil- 
modells bildet  ein  etwas  längerer  Tamariskenzweig,  die  Schneide  besteht  hier 
aus  einer  holzgeschnitzten  Nachbildung  eines  länglichen  Metallbeiles,  die  in 
gleicher  Weise  wie  das  Hammermodell  am  Stiel  befestigt  war.  Außerdem  lieferte 
das  Haus  n  noch  einige  Korbflechtarbeiten  (einen  Korb,  einen  Teller  und  eine 
kleine  Wanne),  die  sich  in  nichts  von  den  sonst  bekannten  Korbflechtereien 
aus  der  ägyptischen  Spätzeit  unterscheiden.  Von  den  Funden  aus  Haus  m 
möchte  ich  vor  allem  eine  Schminkschale  in  Form  eines  Latusfisches  mit  Lotus- 
blume im  Maul  erwähnen,  die  uns  zeigte,  daß  die  Frauen  der  jüdischen  Söldner 
sich  mit  den  Toilettegegenständen  ihrer  ägyptischen  Umgebung  vertraut  gemacht 
hatten. 

Im  Schutt,  der  in  und  über  beiden  Häusern  lag,  und  auch  in  der  Um- 
gebung beider  Häuser,  also  im  aramäischen  Quartier,  wurden  einige  figürliche 
Terrakotten  und  Holzfiguren  gefunden,  die  eben  wegen  ihres  Fundortes  eine 
besondere  Beachtung  verdienen. 

Die  erste  dieser  Terrakotten,  Abb.  8,  die  in  vier  oder  fiinf  Exemplaren  ge- 
funden wurde,  gibt  einen  uns  aus  Ägypten  schon  mehrfach  bekannten  Tj^us  wieder. 
Die  nackte  Frau  auf  dem  Bett  mit  dem  kleinen  Kind  ihr  zur  Seite  wird  gewöhn- 
lich als  »Beischläferin  des  Toten«  betrachtet  (vgl.  Erman,  Ägypt.  Religion,  2.  Aufl. 
S.  165;  Schreiber,  SiEGLiN-Expedition  I  S.  234;  Petrie,  Naukratis  II  Taf.  14, 
Nr.  7  und  S.  58).     An  sich  ist  es  aber  wenig  wahrscheinlich,  daß  man  dem  Bild 


f 


1909. 


Honroth.  Rubensohn,  Zucker:  Bericlit  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepbantine. 


31 


Beischläferin  das  Kind  beigesellt  habe.  Außerdem  kenne  ich  kein  Exemplar  der 
dieses  T}^iis,  das  in  einem  Grabe  gefunden  worden  ist;  die  aus  Xaukratis  und 
Elephantine  stammenden  Exemplare  hingegen  müssen  in  Tempeln  oder  Wohn- 
häusern aufgestellt  gewesen  sein.  Diese  Fundtatsache  allein  widerlegt  die  bis- 
herige Deutung.  Wir  haben  in  dieser  Terrakotta  entweder  eine  Weihung,  etwa 
fär  die  Geburt  eines  Kindes,  zu  erblicken,  in  der  dann  die  Darstellung  der 
Dedikantin  selbst  mit  dem  Kinde  zu  erkennen  wäre,  oder  es  ist  die  Wieder- 
gabe irgendeiner  Göttin  mit  ihrem  Kind.  Welche  Gottheit  freilich  aus  dem 
an  Gestalten   so   reichen   Himmel  der  ägyptischen   Religion   der  Spätzeit  unter 


Abb.  8. 
Tonfigur:  Gelagerte  Frau  mit  Kind. 


dieser  nicht  gerade  gewöhnlichen  Form  sich  verbergen  kann,  das  anzugeben 
ist  beim  Fehlen  aller  Attribute  nicht  möglich.  Die  auf  dem  Bett  ausgestreckt 
liegende  Frau  ist  ganz  nackt,  sie  trägt  auf  dem  auf  einem  Kopfkissen  gebetteten 
Kopf  einen  Salbkegel,  in  anderen  Exemplaren  sind  ihr  noch  (vgl.  Ausführl.  Verz. 
Berlin  S.  18G)  die  Sandalen  beigegeben,  sonst  kennzeichnet  sie  nichts  als  eine 
besondere  Fülle  der  Haai-e. 

Die  Deutung  auf  eine  Göttin  mit  ihrem  Kind  würde  eine  außerordentliche 
Stütze  erhalten,  wenn  das  umstehend  (Abb.  9)  abgebildete  Tonrelief  dieselben 
Figuren  darstellte.  In  diesem  kleinen  Bildwerk  erscheint  z-^ischen  zwei  Säulen 
eine  nackte  Frau  und  neben  ihr  ein  kleines  Mädchen  mit  hohem,  ganz  unägyp- 
tischem Kopfputz.     Leider  ist  das  nur  in  einem  Exemplar  gefundene  Relief  oben 


32 


Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 


abgebrochen.  Es  darf  aber  als  sicher  bezeichnet  werden,  daß  die  beiden  Säu- 
len die  Reste  einer  wohl  mit  einem  Rundbogen  abgeschlossenen  Kapelle  sind, 
mit  Rundbogen,  wegen  der  Größen  Verhältnisse  von  Figur  und  Säulen.  An  dem 
göttlichen  Charakter  der  beiden  in  der  Kapelle  stehenden  Figuren  kann  natür- 
lich kein  Zweifel  sein.  Es  geht  aber  nicht  an,  die  Gruppe  in  der  Kapelle  ohne 
weiteres  mit  der  Gruppe  auf  dem  Bett  zu  identifizieren,  wozu  der  gemeinsame 
Fundort  leicht  verleiten  könnte.  Es  hindert  uns  daran  vor  allem  der  Kopfputz 
der  kleineren  Gestalt,  der  die  Gruppe  in  der  Kapelle  aus  Ägypten  heraus  in  den 
Orient  verweist.  Eine  derartige  Annahme  ist  der  anderen  Gruppe  gegenüber 
bei  ihrer  weiten  Verbreitung  über  ganz  Ägypten  hin  nicht  möglich.    Wir  müssen 

daher  die  Gruppe  auf  dem  Bett 
angedeutet  zurücklassen  und  kön- 
nen bei  der  zweiten  Gruppe  auch 
nicht  mehr  sagen,  als  daß  sie 
wahrscheinlich  ein  orientalisches 
Göttinnenpaar  darstellt  -^^  schon 
diese  Wahrscheinlichkeit  gibt  der 
Gruppe  aber  bei  ihrem  Fundort 
im  Aramäerviertel  eine  besondere 
Bedeutung.  Und  diese  wird  er- 
höht durch  einen  weiteren  Fund. 
In  denselben  Schuttlagen  wie 
die  beiden  betrachteten  Terra- 
kotten wurde  mehrfach  eine  roh 
aus  Holz  geschnitzte  hockende 
Männerfigur  gefunden;  zwei  Ex- 
emplare dieser  Figur  sind  auf 
Abb.  10  rechts  und  links  darge- 
stellt. Charakteristisch  für  diese 
Figur  ist  die  spitze  hohe  Kopf- 
bedeckung, wie  sie  besonders  bei 
der  Figur  rechts  deutlich  ist,  ferner  der  zwar  ganz  roh,  aber  sicher  erkennbar  ge- 
gebene Spitzbart  und  schließlich  der  bei  unseren  beiden  Exemplaren  abgebrochene, 
bei  andern  aber  wohlerhaltene  lange  Phallos.  Auch  diese  Figur  hat  völlig  un- 
ägyptischen Charakter  und  erinnert  z.  B.  im  Typus  an  Stücke,  die  in  Palästina 
zutage  gekommen  sind,  wie  Archäol.  Anzeiger  1908,  S.  374.  Haben  wir  in  den 
beiden  Frauen  auf  dem  Tonrelief  und  in  diesen  Holzidolen  orientalische  Gottheiten 
zu  erkennen,  so  müssen  wir  im  Auge  behalten,  daß  zwischen  den  jüdischen  Söld- 
nern und  Kolonisten  laut  Ausweis  der  Papyri  auch  andere  Orientalen,  Perser,  Ba- 
bylonier  und  wohl  auch  Syrer  saßen,  denen  diese  Götterfiguren  sehr  wohl  eignen 
können.  Es  muß  aber  andererseits  auch  daran  erinnert  werden,  daß  besonders 
unter  den  Frauen  der  jüdischen  Gemeinde  sich  wenigstens  ein  deutlicher  Abfall 


Abb.  9. 
Tonrelief:  Nackte  Frau  und  nacktes  Mädchen  in  Kapelle. 


Tafel  V. 


i 


laäerste  Anlage 
arrrmmscke  Anlage 
Anlage  der  spätai  Saiserzeit 
*  i  -.-A.."  j  jüngste  Anlage 


rnrn 


Sm 


Aufgenommen  von  0.  Rabensohn, 
gezeichnet  von  'W.  Honroth. 


Grundriß  des   aramäischen  Hauses  mit  älteren  und  jüngeren  Anlagen 

an  der  Tempelstraße. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  46.  Band. 


Verlag:  J.  C.  Hinrichs.  Leipzig. 


1909. 


HoNROTH,  IJfBENSOHN,  ZucKER:  Bei'iclit  ül).  d.  Ausgi-ab.  a.  Elephanline. 


33 


vom  Glauben  nachweisen  läßt  und  es  muß  darauf  hingewiesen  werden,  daß  in 
einem  der  noch  unveröffentlichten  Papyri  sich  ein  noch  deutlicherer  Hinweis  auf 
solche  abtrünnige  Tendenzen  findet. 

Die  zwischen  den  beiden  Holzfiguren  wiedergegebene  Tonfigur  eines  nackten 
weiblichen  Wesens  gehört  wieder  ganz  in  den  ägyptischen  Kulturkreis.  Wir 
haben  in  ihr  eine  Puppe  oder  auch  ein  Göttinnenidol  zu  erkennen  —  durchaus 
nicht  zutreffend  ist,  was  Schkeiber  (SiEGLiN-Expedition  BIS.  234)  über  diesen 
Typus  ausgeführt  hat:  wir  haben  z.  B.  in  den  Ausgrabungen  von  Abusir  el  Mäläq 


Hohfigur. 


Abb.  10. 
Tonfisur. 


Holzfigur. 


mehrfach  solche  Tonfiguren  im  Grab  neben  dem  Toten  liegend  gefunden,  und 
hier  waren  sie  durch  Attribute  deutlich  als  Isis  gekennzeichnet. 

Von  sonstigen  Funden  aus  dem  Gebiet  der  alten  Stadt  seien  nur  noch  her- 
vorgehoben die  Urkunden  des  Traktors  Milon,  die  als  Fund  II  in  den  Elephantine- 
Papyri  veröffentlicht  sind.  Gefunden  sind  diese  Dokumente  aus  der  Regierungs- 
zeit Ptolemäos  III.  bei  der  Tiefgrabung  dicht  hinter  der  Ostmauer  des  Hauses  g 
und  zwar  in  den  Resten  eines  Gebäudes,  das  der  dritten  Wohnungsschicht  untere/, 
{vgl.  oben  S.  22)  angehört.  Über  die  näheren  Fundumstände  vgl.  IClephantine- 
Papyri  S.  4  und  34. 

P]in  an  Funden  reicher  Raum  war  schließlich  noch  das  Haus  r  (vgl.  Plan 
Taf.  111).  Es  zeichnete  sich  schon  architektonisch  dadurch  aus,  daß  das  wohl- 
erhaltene Untergeschoß  aus  zwei  Kammern  bestand,  die  durch  eine  Tür  in  der 
starken  Zwischenwand  miteinander  verbunden  waren.  Das  vordere  Zimmer,  in  das 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909.  5 


34 


lIoNROTH,  RuBENsoHN,  ZucKER:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.         [46.  Band, 


von  der  Luke  des  Obergeschosses  eine  Treppe  der  bekannten  Art  herabfiihrte, 
war  durch  eine  niedrige  Qaermauer  in  zwei  Teile  geschieden,  hat  also  offenbar 
als  Magazin  gedient.  In  dem  Schutt,  der  das  über  beiden  Kammern  liegende 
große  Zimmer  des  Obergeschosses  —  seine  Wände  waren  nur  noch  in  geringer 
Höhe  erhalten  —  erfüllte,  wurden  außer  einer  großen  Menge  Papyrus-schnitzel, 
die,  an  sich  wertlos,  uns  durch  ihre  Beschriftung  in  ptolemäischer  Kursive  den 
Zeitansatz  gaben,  einmal  eine  große  Anzahl  runder  Tonscheiben  mit  einem  Loch 
in  der  Mitte  gefunden,  offenbar  Beschwerungsgewichte  beim  Weben,  ferner  in 

erstaunlicher  Anzahl  Au- 
sternschalen, die  hier- 
neben abgebildete  kleine 
Opfertafel  aus  grüner 
Fayence  und  schließlich 
ein  Stück  puren  Goldes, 
wohl  von  einem  Bar- 
ren, im  Gewicht  von  3  ^4 
Pfund  Sterling. 

Von  Einzelfunden, 
die  im  Schutt  über  den 
Häusern  zutage  traten,  sei 
nur  erwähnt  die  kleine 
Vase  (Abb.  12),  die  aus 
grauem ,  schlecht  ge- 
schlemmtem  Ton  sehr  roh 
hergestellt  ist  und  ein 
ansehnliches  Äußeres  nur 
durch  einen  weißen  Über- 
zug   erhalten    hat.     Für 


Abb.  II. 
Opfertafel  aus  grüner  Fayence. 


uns  von  Interesse   ist  sie  durch  die  schwarz  aufgemalte  Inschrift: 

Das,  was  Serenos  seiner  Schwester  hier  widmet,  ist  natürlich  nicht  die 
schlechte  Vase,   sondern  der  einstige  Inhalt  des  Gefäßes. 

Eine  der  vielfach  gefundenen  späten  Amphoren  von  länglicher  Form,  spitzem 
Fuß,  schmalem.  Hals  und  kleinen  Henkeln  trug  die  Aufschrift  'A<7vp  ttoc  in  Buch- 
stabenformen der  Kaiserzeit. 

Über  das  ganze  Stadtgebiet  zerstreut  endlich  waren  die  Funde  an  Ostraka,. 
demotischen,  griechischen,  koptischen  und  —  im  Aramäerviertel  —  auch  aramäi- 
schen. Diese  harren,  zwischen  die  Museen  von  Kairo  und  Berlin  verteilt,  noch 
der  Publikation, 


')  Vgl.  Elephantinepapyii  S.  5. 


1909. J  Honroth,  Rübensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepliantine. 


35 


2.  Die  Grabung  an  der  Tempelhofmauer. 

Beim  Suchen  nach  der  südlichen  Begrenzung  der  breiten  Straße,  an  der 
das  Bereich  der  Ziegelhäuser  endete,  stießen  wir  am  15.  Januar  1907  auf  die 
gewaltige  Ziegelmauer  der  ptolemälschen  Tempelanlage.  Da  sich  sofort  erwies, 
daß  sie  mit  ihrer  östlichen  Fortsetzung  auf  dem  Gebiet  der  französischen  Kon- 
zession lag,  benachrichtigten  wir  Hrn.  Clermont-Ganneau  von  unserem  Fund,  der 
sofort  auch  auf  seiner  Seite  die  Freilegung  der  Mauer  in  Angriff  nahm.  So  haben 
beide  Expeditionen  eine  Zeitlang  nebeneinander  und  im  lebhaften  Wechselaus- 
tausch über  die  Resultate  an  derselben  Aufgabe  gearbeitet. 

Nachdem  wir  ein  paar  Tage  lang  uns  dem  Irrtum  hingegeben  hatten,  es 
mit  einer  Festungsmauer,  mit  der  Mauer  der  alten  Festung  Jeb  zu  tun  zu  haben, 
erkannten  wir  die  wahre  Natur  des  imposanten  Baus 
bald,  als  wir  das  Verhältnis  der  Mauer  zu  dem 
aufrecht  stehenden  Portal  Alexanders  IL  unter- 
suchten. Wir  konstatierten,  daß  die  Mauer  die 
gleiche  Orientierung  hatte  wie  das  Portal  und  stell- 
ten dann  beim  Einwinkeln  fest,  daß  die  Achse  des 
€1,5  m  von  der  Mauer  entfernten  Portals  —  ge- 
messen von  Südfront  des  Portals  bis  Nordfront 
der  Mauer  —  die  Mitte  des  ersten  erhaltenen  vor- 
springenden Mauerteils  von  Westen  her  genau  im 
rechten  Winkel  traf.  Damit  war  ihr  Charakter  als 
nördliche  Abschlußmauer  des  Tempelhofes 
des  großen  Chnumtempels  festgestellt.  Erhalten 
und  ausgegraben  sind  von  der  Mauer  etwa  55  m,  es 
gelang  uns  aber,  über  die  ursprüngliche  Gesamt- 
länge der  Mauer  und  somit  auch  über  die  Breite 
des  Tempelbezirks  einigermaßen  richtige  Feststel 
lungen  zu  erlangen.     Der  Schnittpunkt  der  Achse 

des  Alexanderportals  mit  der  31auer  gibt  uns  den  Mittelpunkt  der  ganzen  Mauer- 
ducht.  Nach  Westen  hin  sind  von  diesem  Punkte  aus  heute  noch  rund  24  m 
vorhanden.  Die  weitere  Fortsetzung  nach  Westen  hin  ist  völlig  bei  der  Abtra- 
gung des  Koms  durch  die  Sebbachgräber  vernichtet  worden.  Es  ist  aber  auch 
ein  Stück  von  der  Westmauer  des  Tempelhofes  erhalten.  Wir  entdeckten  es 
ziemlich  genau  westlich  vom  Alexanderportal  hart  am  Westrand  des  Koms,  wo 
es  im  Schutt  an  der  Steilwand  sichtbar  war.  Wir  haben  es  dann  so  weit  aus- 
gegraben und  untersucht,  als  es  zur  Feststellung  der  Zugehörigkeit  zur  Tempel- 
hofmauer und  zur  Maßaufnahme  nötig  erschien.  Die  vom  Achsmittelpunkt  des 
Alexanderportals  auf  die  Westfront  dieses  Mauerstücks  gefälllte  Senkrechte  mißt 
55,70  m.  Dieses  Maß  gibt  uns  also  die  halbe  Breite  des  Tempelbezirks,  der 
somit  im  ganzen  etwa  111,50  m  breit  war.     Von  der  Nordmauer   sind  also 

5* 


Abb.  12. 
Vase  mit  Dedikationsaufschrift. 


36  HoKROTH,  RuBENSOHN,  ZucKER:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepliantinc.  [46.  Band. 

im  Westen  etwas  mehr  als  3 1  m  zerstört.  Der  Zustand  des  erhaltenen  Teiles 
ist  ein  recht  verschiedenartiger.  Am  besten  ist  die  Erhaltung  in  der  Mitte  und 
nach  Osten  hin.  Den  Anblick  der  nördlichen  PVont,  so  wie  sie  sich  nach  Ab- 
schluß unserer  Grabung  darstellt,  zeigt  Abb.  13.  Wie  man  sieht,  handelt  es 
sich  um  ein  trotz  des  geringwertigen  Materials  und  trotz  der  vollkommenen  Zer- 
störung der  oberen  Teile  imposant  wirkendes  Werk,  das  mit  seinen  Vorsprüngen, 
seiner  kurvenförmig  geschwungenen  Fugenführung  und  seiner  Böschung  auch 
der  architektonischen  Wirkung  nicht  entbehrt.     Die  gewaltige  Tiefenentwicklung 


Abb.  13. 
Nordfiont  der  Tempelhofmauer  von  Nordosten  aus  gesehen. 


der  Mauer  —  sie   beträgt   in  einer  Höhe  von  3,60  m   noch  4,47  m  —  veran- 
schaulicht Abb.  14. 

Beiderseits  ist  die  Mauer  mit  den  bei  ägyptischen  Ziegelmauern  uns  wohl- 
bekannten Risaliten  versehen,  die  auf  der  Außenseite  ebenso  weit  vorspringen 
wie  auf  der  Innenseite.  Jeder  Risalit  bildet  mit  dem  östlich  anstoßenden 
Mauerstück  einen  einheitlich  gebauten  Abschnitt,  an  dessen  beiden  Enden  sich 
durchgehende  Fugen  finden  (vgl.  aber  die  Bemerkungen  von  Hrn.  Honroth  S.  39  f.)^ 


')  Meine  Beobachtungen  kollidieren,  wie  man  aus  dem  Plan  und  den  Ausführungen  des 
Hrn.  Honroth  (unten  S.  4'2)  ersieht,  mit  dessen  eigenen  Ansichten  über  die  Konstruktion  der  Mauer. 
Es  sei  zu  dem  oben  Angeführten  bemerkt,  daß  ich  nach  eingehenden  Untersuchungen  meine  Tage- 


Tafel  VI. 


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Verlag:  J.  C.  Hinrichs,  Leipzig. 


I 


1909.] 


Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantlne. 


H7 


Durch  die  eigenartige  Zerstörung,  die  die  Mauer  von  Punkt  s  (vgl.  Taf.  III)  an  nach 
Westen  hin  erlitten  hat,  ist  es  uns  möglich,  einen  Blick  auf  die  Querseite  eines 
solchen  Abschnitts,  also  gewissermaßen  auf  die  Mauer  im  Querschnitt  zu  werfen 
(Abb.  15). 

Von  Punkt  s  an  ist  nämlich  die  ganze  Mauer  bis  auf  wenige  Schichten  am 
Boden,  die  in  der  Abbildung  im  Vordergrund  sichtbar  sind,  systematisch  ab- 
gebrochen worden;  stehen  geblieben  ist  nur  die  Südfassade  dieses  zerstörten 
Mauerstücks  in  einer  Höhe  von  über  5  m  und  in  einer  Breite  von  zwei  Ziegeln 


Abb.  14. 
Ansicht  der  Tempelhofmauer  von  Norden  her. 


(rechts  in  der  Abb.  15).  Der  Grund  für  diese  merkwürdige  Art  der  Zerstörung  liegt 
klar  zutage.  Die  Mauer  wurde  von  den  späteren  Bewohnern  von  Elephantine 
durchgängig  als  »Steinbruch«,  wenn  dieses  Wort  bei  dem  Ziegelbau  gestattet  ist, 
benutzt.  Fast  alle  späteren  Häuser  aus  koptischer  und  besonders  aus  arabischer 
Zeit  sind  aus  den  Ziegeln  der  Mauer  erbaut  worden.     Ein  Teil  der  arabischen 

buchnotizen,  auf  denen  das  oben  im  Text  Gesagte  beruht,  eingezeichnet  habe  und  deshalb  an  den 
darin  niedergelegten  Beobachtungen  festhalten  muß.  Die  Bedenken  konstruktiver  Art,  die  Hr.  Honroth 
■'  gegen  meine  Ansicht  geltend  macht,  scheinen  mir  in  Wegfall  zu  kommen,  w^enn  man  annimmt,  daß 
die  Mauer,  die  doch  an  beiden  Enden  mit  einem  vorspringenden  Abschnitt  abschloß,  von  Osten 
nach  Westen  abschnittsweise  erbaut  worden  ist. 

Die   einleuchtenden    Auseinandersetzungen    Hrn.  Honrophs   zur  Erklärung  der  Kurvatur  der 
Horizontalfugen  bleiben  auch  bei  meiner  Annahme  über  die  Entstehung  der  Mauer  in  Kraft. 


38 


lIoNHoiH,  IJuHENSOHN,  ZucKER:  Bericht  üb.  (].  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 


Häuser  aber  hat  sich  aucli  über  und  an  der  Mauer  angesiedelt.  Den  über  der 
Mauer  erbauten  Häusern  verdanken  wir  die  Erhaltung  des  Mittelstückes  der  Nord- 
mauor.  Die  an  der  Mauer  errichteten  Häuser  finden  sich  nur  an  deren  Südseite. 
Hier  sind  diese  elenden  Fellaclienhütten  direkt  an  die  Südfassade  der  Mauer 
angeklebt  Avorden,  in  einer  Zeit,  als  das  Terrain  sich  schon  sehr  stark  erhöht 
hatte  (etwa  4  m  über  dem  Fußpunkt  der  Mauer).  Die  eine  Wand  dieser  ärm- 
lichen Häuser  bildet  die  Mauer  selbst,  und  um  dieser  Hütten  willen  hat  man  die 
Südfassade    der  Mauer   geschont,  als  man  die  übrigen  Teile,  um  Ziegel  zu  ge- 


Abb.  15. 
Blick  auf  den  Quersoluiitt  der  Tempelhofniauer  bei  Punkt  s. 


winnen,  niederriß.  Die  Ausbeutung  der  Mauer  als  Steinbruch  an  diesem  Teil  ist 
also  erst  in  arabischer  Zeit  vor  sich  gegangen;  denn  arabisch  sind,  wie  Graffiti 
an  den  Wänden  beweisen,  die  angebauten  Hütten. 

Abb.  16  zeigt,  wie  dicht  die  arabischen  Häuser  die  Mauer  entlang  stehen; 
Abb.  17  läßt  erkennen,  daß  man  Häuser  —  es  ist  immer  wieder  derselbe  Typus 
wie  in  der  Stadt  Elephantine  —  und  Backöfen  sogar  in  die  Mauer  hineingewühlt 
und  für  sie  in   der  Mauer  Gewölbe  primitiver  Art  angelegt  hat. 

Über  die  Technik  der  Mauer  ergeben  neben  den  Photographien  alles  Nähere 
die  Aufnahmen  Hrn.  Honroths,  der  außerdem  folgendes  über  die  Mauer  bemerkt: 


I 


1909.] 


HüNROTH,  RuBENSOHN,  ZucKER :  Bcriclit  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepliantino. 


89 


»Der  ungewöliiilich  gute  Zustand  der  noch  erhaltenen  Reste  der  Tempel liof- 
«mauer  (Abb.  18  und  14  und  Taf.  VII)  gibt  in  bautechnischer  Hinsicht  ein  voizüg- 
»liches  Beispiel  der  ägyptischen  Ziegelmauern  dieser  wie  auch  der  älteren  Periode. 
»In  ihren  gewaltigen  Abmessungen  —  sie  ist  am  Fundament  über  5  m  stark  — 
»zeigt  sich  das  Bestreben,  Monumentalität  und  Sicherheit  selbst  durch  ein  verhält- 
»nismäßig  wenig  widerstandsfähiges  Baumaterial  zu  erzielen  und  es  in  harmonischen 
»Einklang  mit  den  großzügigen  Tempelfassaden  aus  Stein  zu  bringen.  Ein  eigent- 
»liches  künstliches  Fundament  ist  für  die  Mauer  niclit  vorhanden.    Wie  das  Auf- 


Abli.  l(i. 
Arabische  Anbauten  an  der  Südfront  der  Temiielhofinauer. 


»finden  von  älteren  Mauerzügen  und  Gewölben  unter  den  untersten  Ziegelschichten 
»zeigte,  wurde  die  Mauer  direkt  auf  dem  nicht  einmal  geebneten  Boden  aufgeführt, 
»ohne  diesen  zuvor  auf  seine  Festigkeit  zu  prüfen.  Zur  Verwendung  kamen  sehr 
» exakt  geformte  lufttrockene  Ziegel  aus  Nilschlamm  von  1 2  X 1 7  X  8  5  cm  Abmessung, 
»an  denen  irgendwelche  Ziegelstempel,  etwa  in  Form  von  Kartuschen,  wie  sie 
»anderswo  gefunden  wurden,  nicht  nachgewiesen  werden  konnten.  Die  Mauer 
»wurde  mit  einen  halben  Stein  breiten,  risalitartigen  Vorsprüngen  (Türmen)  in  ein- 
»zelnen  untereinander  unverbundenen  Teilen  hergestellt.  Den  Beweis  dafür 
»liefern  die  an  den  Risaliten  in  ganzer  Mauerstärke  von  oben  bis  unten  durch- 
» laufenden   Querfugen. 


40 


Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 


»Als  Bindemittel  wurde  Nilschlamm  ohne  Zusatz  von  Kalk  verwandt.  Wie 
»der  Befund  zeigte,  wurde  nicht  die  ganze  Ziegelfläche  mit  Schlammörtel  be- 
» strichen,  sondern  derselbe  nur  in  zwei  rundlichen  Häufchen  aufgetragen  (vgl. 
»Taf.  VIII).  Die  Fugen  der  Fassade  wurden  dann  nachträglich  mit  Nilschlamm 
»sehr  sorgfältig  verstrichen. 

»Die  vorspringenden  Mauerabschnitte  (Türme)  sind  allseitig  geböscht.  Die 
»Böschung  der  ganzen  Fassade  wurde  auf  84°,  die  seitliche  Böschung  der  Türme  auf 
»87°  festgestellt.  Der  Ziegelverband  ist  sorgfältig  mit  abwechselnden  Läufer-  und 


Abb.  17. 

Arabische  Einbauten  in  der  Tenipelhofmauer. 


»Binderschichten  als  Blockverband  durchgeführt,  der  auch  —  wie  die  bei  uns 
»noch  heute  übliche  Technik  —  im  Querverbande  nur  Binderschichten  aufweist^ 
»Nur  der  Eckverband  der  vorspringenden  Türme  zeigt  eine  ganz  andere  Aus- 
»bildung  (vgl.  Taf  VIII).  Dort  wechseln  stets  zwei  übereinanderliegende  Läufei 
»mit  zwei  übereinanderliegenden  Bindern  ab.  Durch  Einfügung  von  Viertel- 
» steinen  ist  der  Fugenwechsel  wieder  hergestellt;  der  Eckverband  der  zurück- 
»liegenden   Abschnitte   hat   dagegen  den  einfachen  Wechsel  von   Bindern   und 


')  Aq  einer  Stelle  eines  zurückspringenden  Teiles  wurden  auch  im  Querschnitte  abwecliselnd 
Läufer-  und  Binderschichten  vorgefunden.  Möglich,  daß  dieser  Teil  von  einem  anderen  Unter- 
nehmer ausgeführt  wurde. 


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Tafel  VII. 


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Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band. 


Verlag:  J.  C.  Hinrichs,  Leipzig. 


1909.]  HoNROTH,  RuBENSOHN,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepliantine.  41 

Läufern  mit  eingeschobenen  A'iertelstücken.  Die  dureli  die  Böschung  hervor- 
gerufenen, nach  oben  sich  verkürzenden  bzw.  sich  vergrößernden  Schichten- 
längen zwangen  an  einigen  Stellen  durch  Einfugen  von  Binderstücken  in  den 
Läuferschichten  zu   kleinen  Abweichungen  im  Verbände. 

»Die  auffälligste  Erscheinung  in  der  Bauart  der  Mauer  bilden  jedoch  die 
zur  Verstärkung  eingefügten  Rundbalken  sow^ie  vor  allem  die  eigenartigen 
Kurvaturen  der  Ziegelfugen  in  der  Ansicht  sowie  im  Querschnitt  und 
Grundriß  der  Fassade.  Bevor  ich  auf  die  Entstehung  und  Erklärung  dieser 
Kurven  näher  eingehe,  zunächst  einiges  über  die  Art  und  Anordnung  der  oin- 
gefiihrten  Hölzer.  Um  die  Festigkeit  der  Mauer  noch  zu  erhöhen  sind  in  meh- 
reren Binderschichten,  und  zwar  in  der  8.  und  jeder  darauffolgenden  10.  Schicht 
(vgl.  Auftiahme  Taf.  VII  und  VIII  und  Abb.  14),  in  Abständen  von  allgemein 
H  Binderbreiten  —  an  den  Ecken  werden  diese  Abstände  unregelmäßiger  — 
durch  die  ganze  Mauerstärke  hindurchgehende  Rundbalken  aus  Suntakazien- 
holz  eingefugt.  Da  ihr  Durchmesser  etwas  kleiner  ist  als  eine  Binderbreite, 
wurden,  um  den  Verband  zu  wahren,  kleine  Ziegelstücke  daneben  gesetzt;  des- 
gleichen sind  zur  Verstärkung  der  vorspringenden  Ecken  jedesmal  in  der  auf 
die  Querbalkenschicht  folgenden  Schicht  kurze  Längshölzer  eingefügt,  die  auf 
den  Querbalken  ruhen,  jedoch  keinerlei  Zapfenverbindung  aufweisen.  Die  Stellen 
der  Querbalken  machten  sich  bei  der  Ausgrabung  der  Mauer  in  den  meisten 
Fällen  nur  als  Löcher  bemerkbar,  da  an  der  Außenseite  der  Mauer  das  Holz 
naturgemäß  im  Laufe  der  Jahrtausende  fast  bis  zum  völligen  Verfall  verwittert 
war.  Erst  im  Innern  der  Mauer  wurde  bei  weiterem  Nachforschen  das  Holz 
noch  kenntlich  erhalten  vorgefunden. 

»Das  wichtigste  und  eigenartigste  Merkmal  der  großen  Mauer  sind  die  be- 
reits oben  erwähnten  Kurvaturen,  die  sich  schon  bei  ähnlichen  Tempelmauem 
älterer  Zeit  —  z.  B.  in  El  Kab,  Dendera  und  Karnak  —  nachweisen  lassen. 
Nicht  nur  an  den  vor-  und  zurückspringenden  Teilen  der  Fassade  —  hier  in  den 
einzelnen  Abschnitten  abwechselnd  nach  unten  und  nach  oben  gewölbt  —  sondern 
auch  im  Grundriß  ließen  sich  deutliche  Kurvungen  nach  innen  feststellen,  des- 
gleichen im  Querschnitt  eine  Wölbung  der  Schichten  nach  oben.  Die  Kurven 
der  Fassade  haben  durchschnittlich  20-cm-Stich,  die  des  Grundrisses  und  Quer- 
schnittes nur  10-cm-Stich. 

»Die  ganz  systematisch  durchgeführten  Fugenkurven  der  Fassade  finden  ihre 
Erklärung  in  den  Seitenböschungen  der  vorspringenden  Abschnitte.  Da  mit  dem 
Aufbau  der  geböschten  Ecken  naturgemäß  begonnen  wurde,  verlegte  man  hier, 
um  die  Böschung  hervorzurufen,  von  unten  herauf  alle  Eckziegel  mit  Neigung, 
d.  h.  mit  normal  zur  Böschung  gerichteten  Fugen.  Jeder  folgende  Ziegel  der- 
selben Schicht  erhielt  ebenfalls  eine  schräge  Lage.  Da  nun  auf  diese  Weise 
jede  Schicht,  von  beiden  Ecken  nach  der  Mitte  zu  fallend,  in  der  Mitte  selbst 
in  einem  Winkel  zusammengelaufen  wäre,  wurde  die  Neigung  der  Schicht  durch 
allmähliches  Wagerechtlegen  der  Ziegel  bis  zur  horizontalen  Lage  in  der  Mitte 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909.  6 


42  Honroth,  Rubensohn.  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

»ausgeglichen.  Die  dadurch  entstehenden  Zwickel  in  den  untersten  Schichten  sind, 
»durch  kleinere  Ziegelstücke  und  durch  eine  Rollschicht  gefüllt  (vgl.  Aufnahme 
»Taf.  VII).  Bei  den  zurückliegenden  Mauerabschnitten  wurde  in  gleicher  Weise 
»verfahren,  nur  mit  dem  Unterschiede,  daß  jetzt  die  Fugenkurven  nach  oben  ge- 
wrichtet waren,  da  hier  die  Steine  senkrecht  zu  der  vorhandenen  Böschung  der 
»Türme  verlegt  wurden. 

»Nimmt  man  an,  daß  auch  die  Böschung  der  Fassade  durch  schräges  Ver- 
wiegen der  Ziegel  hervorgerufen  wäre,  so  würde  man  gemäß  der  vorstehenden 
»Erklärung  im  Querschnitt  nur  nach  unten  gebogene  Kurven  erhalten.  Dies  ent- 
» spricht  aber  nicht  dem  Befunde.  Am  westlichen  Ende  ist  die  Mauer  in  ganzer 
»Breite  fast  bis  zum  Fußpunkt  gewaltsam  zerstört  und  zeigt  hier  deutlich  im 
»Querschnitt  schwach  nach  oben  gewölbte  Fugen  (vgl.  Abb,  15  und  den  Schnitt 
»Taf.  VII).  Ich  bin  geneigt,  diese  sehr  geringe  Kurvung  für  eine  Zufälligkeit  an- 
» zusehen,  die  dadurch  hervorgerufen  wurde,  daß  sich  die  Mauer  an  den  Fassaden- 
» Seiten  infolge  des  wenig  festen  Untergrundes  gesetzt  hat. 

»Für  den  schwach  nach  innen  gekurvten  Grundriß  der  Fassade  habe  ich 
»keine  Erklärung,  es  sei  denn,  daß  man  ein  Schwinden  der  Mauer  in  der  Mitte 
»infolge  starker  Austrocknung  als  Ursache  dafür  annehmen  will.  Hrn.  Rubensohns 
»Ansicht  über  die  Ausführung  der  einzelnen  Mauerabschnitte  kann  ich  jedoch 
»nicht  teilen.  Gestützt  auf  seine  Tagebuchaufzeichnungen  behauptete  er,  daß  jedes 
»Risalit  mit  dem  östlich  anstoßenden,  zurückspringenden  Mauerstück  zusammen 
»für  sich  einheitlich  im  Verbände  aufgeführt  sei,  weil  er  bei  der  Untersuchung 
»der  Mauer  nur  bei  den  Punkten  s  und  t  (Taf.  III)  durch  das  ganze  Mauerwerk 
»hindurchgehende  Fugen  nachweisen  konnte.  Wären  nun  die  einzelnen  Mauer- 
» abschnitte  in  der  von  Hrn.  Rubensohn  beschriebenen  Weise  ausgeführt,  so  hätte, 
» wie  ein  Blick  auf  die  Fassade  (Taf.  VII)  zeigt,  der  zurücks2)ringende  Mauerteil 
»an  seiner  Ostseite  nach  oben  hin  überhängend  aufgemauert  werden  müssen,  um 
»so  den  Anschluß  an  die  Böschung  des  später  dagegengebauten  Risalits  zu  er- 
» zielen.  Das  aber  wäre  ein  ganz  unkonstruktives  Verfahren.  Auch  die  Ent- 
» stehung  der  Fugenkurven  in  den  zurückspringenden  Teilen,  ihr  gleichmäßiges 
»Fallen  nach  beiden  Seiten  und  die  sehr  exakten  Fugenanschlüsse  an  die  Ziegel- 
» schichten  des  folgenden  Risalits  sprechen  entschieden  dagegen.  Offenbar  sind 
»die  vorspringenden  Türme  zuerst  und  für  sich  aufgeführt.  Dann  erst  sind  die 
»zurückspringenden  Zwischenstücke  in  Angriff  genommen.  Einige  sind  vielleicht 
»erst  am  Schlüsse  des  Baues  geschlossen,  weil  sie  vorher  als  Öffnungen  für  die 
»Materialzufuhr  dienen  mußten.      (W.  Honroth.)« 

Für  die  Zeit  der  Mauer  können  wir  aus  der  Technik  keinen  Anhalt  gewinnen, 
denn  der  Ziegelmauerbau  ist  sich  in  den  verschiedensten  Perioden  in  Ägypten 
unververändert  gleichgeblieben.  Die  Mauer  des  mittleren  Reichs  in  El  Kab  be- 
folgt die  gleiche  Bauweise  wie  die  römische  Mauer  in  Dendera.  Die  zeitliche 
Ansetzung  der  Mauer  ist  uns  aber  gegeben  durch  den  Tempel,  zu  dem  sie  ge- 
hört.    Dieser  stammt  aus  der  Zeit  des  Nektanebos  (358 — 341),  wie  die  Bemer- 


1909.]  HoNROTH,  RuBENsoHN,  ZucKER:  Beiicht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  43 


kungen  Zuckers  unten  ergeben;  vollendet  ist  er  aber  erst  in  ptolemäischer  Zeit. 
Die  Abschließung  des  ganzen  Bezirks  durch  die  große  Ziegelmauer  ist  sicherlich 
der  zuletzt  in  Angriff  genommene  Teil  des  Bauprogramms  gewesen;  wir  können 
daher  die  Mauer  mit  ziemlicher  Sicherheit  in  das  letzte  Drittel  des  4.  Jahrhun- 
derts V.  Chr.  setzen.  Ihre  Bezeichnung  als  ptolemäische  Tempel hofmauer, 
die  oben  gewählt  ist,  dürfte  also  zutreffend  sein. 


3.   Die  Grabung  am  Südrand  des  Koms. 

Über  diesen  letzten  Teil  unserer  Arbeiten  in  Elephantine  ist  nur  wenig  zu 
sagen.  Wir  haben  hier  nur  kurze  Zeit  und  mit  wenig  Arbeitern  gegraben.  Be- 
hindert war  hier  die  Arbeit  durch  die  frischen  arabischen  Gräber,  die  zu  beseitigen 
weder  unser  noch  unserer  Ai-beiter  Geschmack  war.  Zuerst  haben  wir  uns  über- 
haupt darauf  beschränkt,  die  Hausruinen,  in  die  wir  vom  Rand  des  Koms  aus 
eindringen  konnten,  zu  untersuchen.  Eines  dieser  Häuser  lieferte  uns  an  einem 
Tag  etwa  25  demotische  Papyri.  Je  weiter  wir  dann  nach  Norden  vorrückten, 
um  so  mehr  gerieten  wir  zwischen  die  arabischen  Gräber,  wir  haben  durch  enge 
Schächte  zwischen  den  Gräbern  versucht,  in  die  darunter  gelegenen  Häuser  ein- 
zudringen; hin  und  wieder  glückte  es  uns  auch,  doch  waren  die  Funde  gering. 
Nur  in  einem  wurden  wir  für  unsere  Mühe  belohnt,  wir  fanden  hier  nämlich 
eine  vollständige  Glasfabrik.  Zahlreiche  Werkstücke,  besonders  auch  von  Mosaik- 
glas, viele  Arme,  Beine,  Augen  usw.  aus  Glasfluß  wurden  aufgesammelt;  be- 
sonders bemerkenswert  ist  ein  Fragment  eines  Schurzes.  Der  Fund,  der  sich  jetzt 
in  Berlin  befindet,   wird  einmal  bei  gegebener  Gelegenheit  veröffentlicht  werden. 

0.   RuBENSOHN. 


n. 

Als  wir  kurz  nach  Mitte  Oktober  1907  die  Grabung  aufnahmen,  war  von 
dem  Gebiet  nördlich  der  großen  Tempelumfassungsmauer  (vgl.  Taf.  II)  noch 
unbearbeitet  das  nördlichste  Drittel  und,  innerhalb  der  beiden  südlichen  Drittel, 
ein  der  französischen  Grenze  entlang  ziehender  breiter  Streifen;  südlich  der 
großen  Ziegelmauer  war  nur  ein  ganz  kleines  Stück  ausgegraben. 

Das  Terrain  jenes  nördlichsten  Drittels  ist  beträchtlich  niedriger  als  die 
südlich  anschließenden  Teile  des  Koms,  und  zwar  senkt  es  sich  mehr  und  mehr 
nach  dem  Ende  des  Koms  zu;  die  Schuttschichten  werden  immer  geringer,  bis 
schließlich  der  rotbunte  Granit,  der  ja  den  Kern  der  Insel  bildet  und  aller- 
dings an  dieser  Stelle  besonders  hoch  ansteht,  offen  zutage  liegt.  Dieses 
ganze  Gebiet  ist  —  vermutlich  in  den  Zeiten  des  beginnenden  Mittelalters  — 
viel  mehr  zerstört  und  durchwühlt  worden  als  die  beiden  südlichen  Drittel. 
Während  dort  eine  stattliche  Anzahl  recht  gut  erhaltener  Häuser  gefunden  wurde, 


44  Honroth,  Rübensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

waren  hier  die  Räume  meist  so  zerstört,  daß  man  nicht  daran  denken  konnte, 
einen  Grundriß  festzustellen.  Besonders  stark  war  der  ganz  niedrige  Teil  im 
Nordwesten  mitgenommen,  den  wir  naturgemäß  auch  nur  in  geringem  Umfang 
bearbeiteten.  Wir  fanden  z.  B.  knapp  1,5  m  unter  der  von  zahlreichen  Ostraka 
der  Kaiserzeit  durchsetzten  Oberfläche,  neben  der  Wand  eines  Raumes  angelehnt, 
und  zwar  etwa  30  cm  über  dem  Boden  desselben,  eine  Kalksteinstele  des  mitt- 
leren und  zwei  kleine  Granitstelen  des  alten  Reiches  samt  einem  Fayence- 
gefaß  des  mittleren  Reiches.  Eine  ähnliche  Durchwühlung  beobachteten  wir  in 
der  östlichen  Hälfte  des  nördlichen  Drittels,  wo  die  oberste  Schuttschicht  viele 
ptolemäische  und   einige  aramäische  Ostraka^  enthielt. 

Diese  Durchwühlung  hat  indes  vor  einer  bestimmten  Schicht  Halt  gemacht; 
wir  fanden  nämlich  im  Osten  wie  im  Westen  unter  den  oberen  Lagen  hierati- 
sche Papyri,  leider  meist  sehr  fragmentiert.  Im  Westen  kam  gleich  in  den 
ersten  Tagen  in  einem  kleinen  rechteckigen  Raum,  etwa  1  m  unter  dem  Ostraka- 
schutt,  ein  bauchiges  Tongefäß  heraus,  in  dem  eine  größere  Anzahl  hierati- 
scher Fragmente  lag,  und  eine  Menge  Bruchstücke  fanden  sich  in  einem  »Afsch«- 
stratum  verstreut,  östlich  oberhalb  des  erwähnten  Raumes.  Mehrere  Tage  setzten 
sich  diese  Funde  fort.  Wo  wir  aber  unterhalb  der  Schicht  mit  den  hierati- 
schen Bruchstücken  in  die  Tiefe  gingen,  hatten  wir  überall  das  gleiche  negative 
Resultat:  von  Papyrus  keine  Spur  mehr,  sogar  Gefäßscherben  waren  ziemlich 
selten,  und  traf  man  einmal  auf  ein  vollständig  erhaltenes  Tongefäß,  so  war 
es  stets  leer  oder  nur  mit  Schutt  gefüllt.  Dieser  Tatbestand,  der  sich  an  ver- 
schiedenen Punkten  des  in  Betracht  kommenden  Gebietes  wiederholt  —  so  auch 
bei  mehrfachen  Tiefgrabungen  an  den  Fundstellen  der  aramäischen  Papyri,  die 
sich  unmittelbar  südlich  an  unsere  Arbeitsplätze  anschließen;  wir  fanden  unter- 
halb des  Niveaus,  auf  dem  im  Jahre  zuvor  diese  wichtigen  Dokumente  ausgegraben 
worden  waren.  Hieratisches  und  weiter  in  der  Tiefe  so  gut  wie  gar  nichts  mehr  — 
dieser  Tatbestand  scheint  mir  darauf  hinzuweisen,  daß  wir  die  das  Hieratische 
enthaltende  Schicht  als  ziemlich  alt  und  nicht  etwa  bei  der  späten  Durchwühlung 
geschaffen  anzusehen  haben. 

Ein  bemerkenswerter  hieratischer  Fund  wurde  an  einer  Stelle  im  Nord- 
osten gemacht.  In  einem  großen,  aus  Luftziegeln  gemauerten  runden  Behälter 
lag  unter  dem  aus  römischen  und  koptischen  Scherben  bestehenden  Schutt, 
etwa  1,5  m  unter  dem  angegrabenen  Niveau,  eine  reichliche  Schicht  von  Afsch 
und  darin,  neben  der  Wand,  eine  große  Papyrusrolle,  mit  einem  Stück  Tuch 
umwickelt.  Leider  scheint  nur  ein  Teil  der  ursprünglichen  Rolle  erhalten  zu 
sein;  eine  große  Anzahl  teilweise  stattlicher  hieratischer  Fragmente  fand  sich 
dicht   dabei,  und  daraus,   daß  sie  vielfach  in  richtiger  Schichtung  aufeinander- 


I 


')  Auch  die  von  der  französischen  Expedition  während  der  Kampagne  1906/07  gefundenen 
zahlreichen  aramäisclien  Ostraka  kamen  aus  der  oberen  losen  Schuttschicht,  wie  ich  von  den 
Herren  Clermont-Ganneau   und  Cledat  erfuhr. 


Tafel  VIII. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band. 


Verlag:  J.  C.  Hinrichs,  Leipzig. 


1909.] 


Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgiab.  a.  Elephantine. 


45 


lagen,   ließ  sich  deutUch  erkennen,   daß  die  Papyri  im  Rollenzustand  hingelegt 
worden   waren  und  sieh  erst  im  :Afsch   dekomponiert  hatten. 

Die  Häuser  waren  auch  hier  im  Nordosten  sehr  zerstört,  doch  kam  in  den  letzten 
Tagen  der  Grabung  eine  ziemlich  lange,  ostwestlich  laufende  Straße  (c—u)  (s  Taf.  ÜI) 
heraus,  die  auf  französischem  Gebiet  ihren  Anfang  nimmt.  Eine  auffallende  Fr- 
scheinung  in  diesem  Stadtteil  sind  die  zahlreichen,  wie  große  Fässer  aussehenden 
Tonbehalter  (3)  von  der  Art  des  eben  erwähnten ',  die  Abb.  1 8  veranschaulicht    Das 


Abb.  16. 

Blick  in  den  nördlichsten  Teil  der  Ruinenstätte. 

Im  Hintergrunde  das  moderne  Dorf. 


anstoßende  französische  Gebiet  hat  auch  eine  Menge  davon  aufzuweisen.  Welcher 
Zeit  diese  Behälter  angehören,  ist  schwer  zu  sagen;  sie  sind  aus  großen  Ziegeln  im 
ganzen  sorgfältig  gemauert. 

Einen  Überrest  der  ältesten  Zeit  der  Stadt  entdeckten  wir  wider  Erwarten 
m  der  sonst  so  zerstörten  Umgebung,  nämlich  einen  Teil  der  nördlichen  Stadt- 
mauer (7— V).  Was  wir  gefunden  haben,  hat  die  Gestalt  eines  geböschten 
Dammes  aus  unregelmäßigen,    aber  sorgfältig   geschichteten  Granitblöcken,    die 

0  Arab.  saft  (sl^) ;  manche  waren  an  2  m  tief  und  hatten  an  der  Stelle  der  größten  Rundung 
einen  Durchmesser  von  fast  4  m. 


46  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band* 

an  einigen  Stellen  mit  Mörtel  verbunden  sind.  In  späterer  Zeit  wurde  die  mäch- 
tige Mauer  als  Steinbruch  benutzt:  Blöcke  daraus  sind  überall  in  die  Häuser 
in  der  Nähe  verbaut  und  vielfach  im  Schutt  zerstreut.  Die  Oberseite  der  Mauer 
hatte  infolge  dieser  Zerstörung  ganz  verschiedenes  Niveau  und  trug  da  und  dort 
Reste  später  Ziegelbauten. 

Daß  die  Durchwülilung  des  nördlichen  Drittels  zu  Beginn  des  Mittelalters 
erfolgt  sei,  hatte  ich  oben  vermutungsweise  ausgesprochen.  Den  Hauptgrund 
für  diese  Ansetzung  werden  wir  später  (S.  47)  kennen  lernen;  als  vereinzelte  An- 
haltspunkte möchte  ich  hier  anführen,  daß  wir  an  einer  Stelle  im  Nordwesten, 
etwa  1  m  unter  der  Oberfläche,  nahe  bei  einander  ein  paar  griechische  Papyrus- 
fragmente ptolemäischer  Zeit,  ein  koptisches  Ostrakon  und  eine  arabische  Fayence- 
scherbe fanden,  und  im  Nordosten,  südlich  der  Granitmauer,  unter  dem  Schutt 
ein  spätes  Haus  mit  stellenweise  bis  über  Mannshöhe  erhaltenen  Mauern  {^),  aus 
dem  zusammengehörige  Kleinfunde  koptisch-arabischer  Zeit  zutage  traten:  zwei 
Beinkästchen  mit  gewöhnlichen  Verzierungen,  ein  großes  Bronzemesser  und  aus 
dem  einem  der  beiden  Kästchen  ein  Amethyst-  und  ein  Karneolskarabäus,  beide 
ohne  Inschrift,   sowie  ein  einer  Zuckerzange  ähnliches  Bronzeinstrument. 

Noch  schlimmer  als  im  Norden  war  die  Durchwühlung  des  Terrains  in  dem 
breiten  Streifen,  der  sich  der  Ostgrenze  unseres  Gebietes  entlang  hinzieht  und 
den  Übergang  von  dem  hohen  westlichen  Teil  der  beiden  südlichen  Drittel  zu 
dem  bedeutend  niedrigeren  Terrain  des  französischen  Gebietes  bildet.  Obenauf 
lag  eine  sehr  lose  gepackte  Schuttschicht,  bestehend  aus  Säulenstümpfen  und 
anderen  Bauteilen  von  Granit  oder  Sandstein,  aus  Brocken  von  Luftziegeln  und 
zahllosen  Topfscherben,  unbeschriebenen  und  beschriebenen.  Die  massenhaft  ge- 
fundenen Ostraka  —  meist  griechische  aus  der  Kaiserzeit,  besonders  dem  2.  Jahr- 
hundert, aber  auch  viele  demotische  —  waren  fast  die  einzige  einigermaßen 
lohnende  Ausbeute  dieser  Grabungsstelle.  Unter  der  oberen  Schicht  kam  pulver- 
feiner, sehr  fester  Schutt,  der  nur  ganz  spärliche  Funde  lieferte;  Afschanhäufun- 
gen  fehlten  so  gut  wie  vollständig  und  damit  die  Papyri  \  In  keinem  Teil  des 
Stadtgebietes  traten  so  wenig  Häuserreste  zutage  wie  hier;  vor  allem  in  der  süd- 
lichen Hälfte  stießen  wir  erst  in  größerer  Tiefe  auf  Mauerzüge,  ohne  daß  wir 
irgendwie  zusammenhängende  Anlagen  erkennen  konnten.  Hervorzuheben  wäre 
höchstens  ein  etwa  3,5  m  unter  dem  angegrabenen  Niveau  gelegener  langge- 
streckter Raum  (e)  mit  Gips-Estrich  und  zwei  flachen  breiten  Steinstufen ;  die  nörd- 
liche Mauer  schien  einem  Brand  ausgesetzt  gewesen  zu  sein,  da  sie  zahlreiche 
Aschestreifen  und  rotgebrannte  Ziegel  aufwies.  Auffallend  war  eine  Strecke 
weiter  nördlich  eine  stattliche  geböschte  Mauer  (^ — ^),  ebenfalls  in  beträchtlicher 
Tiefe,  von  Osten  nach  Westen  auf  eine  längere  Ausdehnung  verfolgbar.    Wir  ver- 


')  Tongefäße  von  der  Form  derjenigen,  in  welchen  die  Depotfunde  der  vorausgehenden  Gra- 
l)ungen  gemacht  wurden,  kamen  mehrfach  in  großer  Tiefe  zum  Vorschein,  bi-achten  aber  stets  die 
gleiche  Enttäuschung. 


1909.]  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  47 

muteten  darin  eine  Trennungsmauer  zwischen  zwei  Stadtteilen,  konnten  sie  aber 
nicht  mit  anderen  Mauerzügen  in  Verbindung  bringen. 

Etwas  mehr  Häuserreste  und  in  geringerer  Tiefe  als  an  den  eben  gekenn- 
zeichneten Stellen  fanden  wir  im  nördlichen  Teil  des  Grenzstreifens,  doch  auch 
hier  ergaben  sich  keine  greifbaren  Resultate.  Innerhalb  eines  Komplexes  zu- 
sammengehöriger Mauerzüge  waren  in  einem  Raum  (>])  zwei  Säulenbasen  mit  leicht 
eingehauenem  Durchmesserkreuz  und  eine  Schwelle  aus  Sandstein  in  situ  er- 
halten; seitlich  davon  enthielt  der  Schutt  unter  dem  Niveau  der  Basen  koptische 
Topfscherben.  In  der  Nähe,  außerhalb  des  Komplexes,  fand  sich  ein  aus  spätrömi- 
scher Zeit  stammender  runder  Schacht  von  etwa  1,5  m  Tiefe,  aus  außergewöhnlich 
kleinen  Backsteinen  abwechselnd  in  Läufer-  und  Rollschichten  gemauert;  die 
unterste  Backsteinschicht  ruht  auf  einem  Lager  von  Luftziegeln,  und  ein  Ring 
aus  dem  gleichen  Material  zieht  sich  in  knapp  10  cm  Entfernung  außen  um  die 
Sohle  des  Schachtes. 

Trotz  dieser  kümmerlichen  Ergebnisse  scheint  mir  eine  für  die  Stadtge- 
schichte interessante  Tatsache  mit  Sicherheit  festgestellt  werden  zu  können,  daß 
nämlich  die  öffentlichen  Gebäude  aus  der  Zeit  des  späten  Altertums  in 
dem  niedrigen  östlichen  Stadtteil  lagen,  d.  h.  auf  dem  Grenzstreifen  unserer  Kon- 
zession, besonders  in  dessen  nördlicher  Hälfte,  und  auf  dem  französischen  Gebiet. 
Darauf  deuten  die  vorhin  erwähnten  verstreuten  Bauteile  aus  Granit  und  Sand- 
stein, die  nur  aus  ansehnlichen  Gebäuden  kommen  können,  und  die  alle  unver- 
kennbar dem  späten  Altertum  angehören;  auf  französischem  Gebiet  trifft  man 
eine  Menge  Architekturstücke  der  gleichen  Art,  vor  allem  viele  spätrömische 
Kapitelle.  Andrerseits  sind  die  auf  der  Westseite  des  Koms  aus  der  Spätzeit 
in  dichtem  Gedränge  mehr  oder  minder  vollständig  erhaltenen  Gebäude  lauter 
unansehnliche  Privathäuser  (vgl.  oben  S.  5).  Jene  öffentlichen  Gebäude  sind,  wie 
wir  gesehen  haben,  gründlich  zerstört  und  dabei  offenbar  auch  die  unmittelbar  unter 
ihnen  befindlichen  Schichten  durchwühlt  worden  —  daher  das  Durcheinander  der 
späten  Architekturstücke  und  der  Ostraka  aus  früher  römischer,  ja  teilweise  ptole- 
mäischer  Zeit  in  der  oberen  Schuttlage \  Als  Zeit  der  Zerstörung  der  späten  Bauten 
ist  es  am  naheliegendsten,  den  Beginn  der  arabischen  Epoche  anzunehmen"',  eine 
arabische  Ansiedlung  hat  aber  an  dieser  Stelle  nicht  stattgefunden.  Ich  möchte 
gleich  hinzufügen,  daß  auch  im  übrigen  Stadtgebiet  nur  sehr  vereinzelte  Spuren 
arabischer  Ansiedelungen  sind  (doch   s.  oben  S.  38  f.). 

Neben  diesem  geschichtlichen  Ergebnis  unserer  Grabungen  in  diesem  Teile 
der  Stadtruinen  sollen  wenigstens  die  bemerkenswertesten  der  ganz  spärlichen 


^)  Daher  auch,  wie  ich  glaube,  das  S.  46  hervorgehobene  Fehlen  der  Afschschichten.  Indem 
man  die  unter  den  späten  Bauten  befindlichen  Strata  zertörte^  vernichtete  man  die  darin  liegenden 
Afschanhäufungen,  und  in  den  nächst  tieferen,  offenbar  zeitlich  sehr  weit  zurückgehenden  Schutt- 
niassen  war  infolge  des  Druckes  von  oben  schon  alles  zu  Pulver  zermahlen. 

^)  Dies  war  der  Hauptgrund  für  die  Zeitbestimmung  der  gleichartigen  Durchwühlung  im 
nördlichen  Drittel  (s.  S.  46). 


48  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Aiisgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

Kinzelfunde  erwähnt  werden,  die  uns  die  trostlosen  Schuttmassen  unter  den 
Ostrakaschichten  lieferten:  ein  niedliches  weibliches  Köpfchen  mit  ungeheuerer 
Lockenperücke  aus  dem  alten  Reich  (Material:  weicher  Kalkstein)  und,  aus  der 
1 1).  Dynastie,  die  Sandsteinfigur  eines  hockenden  Mannes,  laut  Inschrift  eines 
Priesters  und  Umrißzeichners,  samt  der  zugehörigen,  in  1,2  m  Entfernung  da- 
von gefundenen  Stele,  die  eine  interessante  Götterliste  enthält. 

Ganz  verschieden  von  den  Schutthügeln  der  eigentlichen  Stadt  erwies  sich 
das  den  Bezirk  des  großen  Chnumtempels  umfassende  Terrain,  im  Süden  der 
großen  Ziegelmauer,  welche  die  nördliche  Begrenzung  des  rsuevog  bildet.  Die- 
ses ganze  Terrain  teilte  sich  selbst  wieder  in  zwei  Gebiete  von  ungleicher  Be- 
schaffenheit, den  Platz  des  Tempelhauses  und  das  außerhalb  desselben,  südwest- 
lich davon  gelegene  Areal  des  rqxtvoq.  Auf  dem  letzteren  kamen  in  geringer 
Tiefe  Mauerzüge  einiger  größerer  Gebäude  spätrömischer  oder  koptischer  Zeit 
zum  Vorschein,  die  auf  einer  reichliche  Afschlager  enthaltenden  Schuttschicht 
standen.  Die  Durchsuchung  dieser  Schicht  brachte  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung 
überall  gleichartige  Funde :  im  Afsch  waren  große  Mengen  von  leider  fast  durch- 
weg arg  fragmentierten  griechischen,  demotischen  und  hieratischen  Papyri  ver- 
streut, und  zwar  gehörte  die  Hauptmasse  der  griechischen  Bruchstücke  der 
Ptolemäerzeit  an,  doch  lagen  immer  solche  aus  der  Kaiserzeit  in  geringerer 
Anzahl  dazwischen.  Außer  den  Papyrusfragmenten  fanden  sich  sehr  viele  Siegcl- 
abdrücke  in  Ton,  beträchtliche  Quantitäten  von  griechischen  und  demotischen 
Ostraka  der  Kaiserzeit,  zahlreiche  Bruchstücke  von  Reliefs  und  hieroglyphischen 
Inschriften  aus  dem  Tempel  und  endlich  spätrömische  und  koptische  Töpferwaren. 
Als  tvpisch  für  die  Fundumstände  möchte  ich  folgende  Angaben  unseres  Aus- 
grabungstagebuches für  den  5.  November  1907  beibringen:  unter  der  südnörd- 
lich laufenden  Mauer ^  des  größten  der  späten  Gebäude  {}),  etwa  1,5 — 2  m  unter 
der  Oberfläche,  eine  Menge  demotischer  und  eine  Anzahl  griechischer  Papyrus- 
fragmente, teils  ptolemäischer,  teils  römischer  Zeit;  Siegelabdrücke  ptolemäischer 
Zeit,  mit  Königsköpfen  und  Götterdarstellungen;  unmittelbar  westlich  davon 
einige  größere  demotische  und  griechische  Papyri,  die  letzteren  enthaltend  Ur- 
kunden und  Briefe  des  3.  nachchristlichen  Jahrhunderts  und  späterer  Zeit;  an 
gleicher  Stelle  eine  spätrömische  Münze;  etwas  nordöstlich  davon  einige  größere 
griechische  Papyrusfragmente  des  3.  Jahrhunderts  vor  Chr.,  wieder  etwas  weiter 
nach  Nordosten  ein  ganzes  Nest  demotischer  Ostraka,  bei  ihnen  auch  ein  paar 
griechische  spätptolemäi scher  und  römischer  Zeit,  ganz  wenig  unter  dem  ange- 
grabenen Niveau.  Und  am  11.  und  12.  November  fanden  sich  an  einer  anderen 
Stelle,  in  etwa  1,3  m  Tiefe:  ein  Nest  demotischer  Ostraka,  mit  einigen  griechi- 
schen Exemplaren  (darunter  eins  aus  dem  letzten  Jahre  des  Trajan);  ein  koptischer 
Teller,  wohl  aus  dem  4./5.  Jahrhundert,  in  mehrere  Stücke  zerbrochen;  Stücke  eines 
kraterähnlichen   koptischen  Gefäßes;   eine  Bronzemünze  des  Imp.  Licinius  Aug. 


1)    Gerade  unter  den  Mauern  wurden  sehr  häufig  papyrushaltige  'Afschanhäufungen  gefunden. 


Tafel  IX. 


Schnitt  A-A  u.  B-B. 


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Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band. 


Verlag:  J.  C.  Hinrichs,  Leipzig. 


1900.]  HoxROTH,  RuBENSOHN,  ZicKER:  Bcriclit  üb.  (1.  Aiisgrab.  a.  Elephantine.  49 

Aus  diesen  Fundumständen  geht  klar  hcrvo]-,  daß  ein  älterer,  der  Haupt- 
masse nach  aus  ptolemäischer  Zeit  stammender  Papyrusbestand  in  später  römi- 
scher Zeit  zerstört  und  verstreut  wurde;  die  Liciniusmünze  gibt  einen  Terminus 
post  quem.  Und  weiter  zeigen  uns  die  Fundumstände  deutlich  die  Herkunft 
der  Papyri  an,  noch  bevor  wir  durch  deren  Entzifferung  näheren  Aufschluß  er- 
halten: sie  kommen  aus  dem  Tempelarchiv.  Ihre  Verstreuung  muß  gleichzeitig 
mit  der  Zerstörung  wenigstens  eines  Teiles  des  Tempels  erfolgt  sein,  denn  in 
derselben  Schicht  waren,  wie  schon  erwähnt,  Relief-  und  Inschriftentrümmer 
aus  dem  Tempel  verworfen,  und  dazu  stimmt,  daß  eine  ganze  Anzahl  von  sol- 
chen Steinen  in  die  Mauern  der  auf  der  Schuttschicht  stehenden  Häuser  ver- 
baut sind.  Hieratisches  wird  man  in  ptolemäischer  und  römischer  Zeit  mit 
Wahrscheinlichkeit  nur  im  Tempel  suchen  dürfen.  Indes  wären  diese  Gründe 
allein  noch  nicht  ausschlaggebend  ;  das  Entscheidende  sind  ■ —  ich  wiederhole, 
natürlich  vor  der  Entzifferung  der  Papyri  —  die  Siegelabdrücke.  Sie  tragen, 
meist  in  vortrefflicher  Ausführung,  längere  hieroglyphische  Aufschriften,  oft  mit 
Kartuschen  von  Ptolemäern,  oder  figürliche  Darstellungen  griechischen  Stils, 
Königsköpfe  und  Göttergestalten,  zum  größten  Teil  aus  ptolemäischer  Zeit.  .  Bei 
der  Zerstörung  des  Archivs  wurden  die  Siegel  von  den  Urkunden  abgerissen  — 
an  manchen  von  uns  gefundenen  Exemplaren  befinden  sich  noch  Reste  des 
Papyrusstreifens,  mit  dem  die  Rollen  geschnürt  waren  —  und  quantitätenweise 
weggeworfen;  wir  fanden  sie  gewöhnlich  an  besonderen  Plätzen,  nicht  zusammen 
mit  den  Papyri,  in  Menge  hingeschüttet.  Es  ist  bei  dieser  Behandlung  über- 
raschend, daß  sehr  viele  Stücke  vollkommen  tadellos  erhalten  sind:  ein  Pracht- 
exemplar von  4  cm  Breite,  dem  bedauerlicherweise  die  untere  Hälfte  fehlt,  weist 
neben  einer  hieroglyphischen  Aufschrift  drei  nebeneinanderstehende  Ptolemäer- 
kartuschen  auf;  auf  einem  anderen  hervorragenden  Stück  erscheint  in  Dreiviertel- 
ansicht ein  Ptolemäerkopf  mit  der  ägyptischen  Doppelkrone  und  dem  Strahlen- 
diadem der  hellenistischen   Herrscher. 

Wo  wir  unter  der  Schuttschicht,  welche  die  eben  charakterisierten  Funde 
enthielt,  in  die  Tiefe  gingen,  war  das  Graben  völlig  ergebnislos;  es  kamen  wohl 
Mauerzüge  zum  Vorschein,  aber  recht  spärlich,  und  sie  entzogen  sich  jeder  näheren 
Bestimmung.  Dagegen  entdeckten  wir  in  der  Schuttschicht  der  PapjTi  und 
Siegel  selbst,  nördlich  von  den  vorhin  erwähnten  späten  Häusern,  einen  Kom- 
plex von  Räumen  (u),  der  sich  als  Rest  einer  zum  Tempel  gehörigen,  und  zwar 
in  ptolemäischer  Zeit  errichteten  Anlage  erwies.  Die  Technik  der  geböschten 
Ziegelmauern,  welche  diese  Räume  umschließen,  stimmt  in  allen  Einzelheiten  so 
sehr  mit  derjenigen  der  großen  ptolemäischen  Tempelumfassungsmauer  überein, 
daß  die  Gleichzeitigkeit  außer  Zweifel  ist;  und  weiter  ergab  sich  aus  den  Unter- 
suchungen, daß  der  Boden  der  Räume  auf  dem  gleichen  Niveau  liegt  wie  das 
Pflaster  der  später  von  uns  ausgegrabenen  Tempelräume  und  des  mutmaßlichen 
Tempel  Umgangs . 

Zeitschr.  £  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909.  "^ 


50  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

In  der  Südostecke  eines  dieser  Räume  fand  sich  ein  merkwürdiges  Versteck 
von  der  Form  eines  länglichen  Rechtecks,  dessen  West-  und  Nordseite  von  je 
einer  Reihe  aufrecht  nebeneinandergestellter  plattenähnlicher  Ziegel  gebildet 
waren,  die  ursprünglich,  wie  die  Fingerfalze  auf  der  einen  Breitseite  zeigten, 
in  einem  Gewölbe  verwendet  gewesen  sein  mußten ;  auch  Reste  einer  horizontal 
über  den  unteren  Reihen  angebrachten  Lage  gleichartiger  Ziegel  waren  vorhanden. 
In  diesem  Versteck  lagen  auf-  und  nebeneinandergepackt  9  Tongefäße,  meist  von 
der  hohen,  nach  unten  spitz  zugehenden  Form ;  zwei  waren  schon  bei  der  Auf- 
deckung zerbrochen,  zwei,  welche  starke  Risse  und  Sprünge  hatten,  wurden 
beim  Aufräumen  auseinandergenommen.  Vier  von  diesen  Gefäßen  enthielten 
größere  und  kleinere  hieratische  Papyrusfragmente  in  Menge;  viele  Bruchstücke 
sind  auf  der  Rückseite  demotisch  beschrieben.  Die  meisten  und  größten  Frag- 
mente wurden  einem  zweihenkeligen  bauchigen  Gefäß  aus  tief  dunkelrotem  Ton 
entnommen,  das  mit  schwarzen  Streifen  verziert  war;  auf  der  breiten  Öffnung 
saß  lose  als  Verschluß  ein  flacher  Tonteller  auf,  mit  der  Unterseite  nach  innen ; 
die  Lehmmasse,  mit  der  der  Verschluß  bewirkt  war,  war  größtenteils  abgefallen, 
nur  ein  Teil  klebte  noch  an  der  Tellerfläche.  Außer  diesem  Gefäß  war  nur 
noch  ein  zweites  verschlossen  gewesen,  dessen  Tonstöpsel  daneben  lag.  Die 
sonstigen  Funde  im  Versteck  bestanden  aus  zwei  Näpfen  aus  violettrotem  Ton 
und  zwei  kleineren  Fragmenten  von  Sandsteinreliefs.  Im  Schutt  der  nächsten 
Umgebung  kamen  auch  Papyrusfragmente  heraus,  darunter  griechische,  meist 
ptolemäischer  Zeit. 

Die  soeben  berichteten  Fundumstände  scheinen  mir  vortrefflich  zu  dem  zu 
passen,  was  vorhin  aus  dem  Befund  der  Schuttschicht  erschlossen  worden  ist. 
Die  Zerstörung  des  Ziegelgebäudes,  dessen  Reste  uns  hier  erhalten  sind  und  über 
dessen  Bestimmung  wir  gar  nichts  Näheres  vermuten  können,  fand  offenbar  gleich- 
zeitig mit  der  Zerstörung  des  Tempels^  und  der  Verstreuung  des  Archivs  statt. 

Von  der  Zerstörung  des  Tempels  rührt  noch  ein  bemerkenswerter  Fund  her, 
der  außerhalb  des  Tempelhauses,  in  der  Nähe  des  Granitportals  Alexanders  II. 
gemacht  wurde,  in  derselben  Schuttschicht  wie  alle  anderen  bisher  behandelten 
Funde,  etwa  1,5  m  unter  der  Oberfläche.  Es  ist  ein  wohlerhaltener  Königskopf 
(Abb.  19)  von  etwas  über  Lebensgröße,  aus  schwarzem  Granit,  einen  Angehörigen 
der  letzten  einheimischen  Dynastien  oder  einen  der  ersten  Ptolemäer  darstellend. 

Am  Westabsturze  des  Koms  war  während  der  Grabung  des  vorausgehenden 
Jahres  ein  Stück  der  den  heiligen  Bezirk  im  Westen  begrenzenden  Mauer  (tt) 
gefunden,  aber  wieder  von  nachstürzenden  Schuttmassen  verschüttet  worden. 
Wir  deckten  es  von  neuem  auf  und  stellten  das  Vorhandensein  der  Mauer  auf 
eine  größere  Strecke  fest,  so  daß  die  Fugenkurven  erkannt  werden  konnten. 
Ein  Teil  der  freigelegten  Mauerstrecke  wird  von  einem  Rücksprung  eingenommen; 
die  Sohle  weist  eine  Rollschicht  auf,  ebenso  ist  der  Eckverband  derselbe  wie 
der  der  vorspringenden  Teile  der  nördlichen  Tempelhofmauer. 

*)    Das  wäre  schon  a  priori  naheliegend,   wird  aber  durcli  die  Fundtatsachen  bestätigt. 


I 


1909.] 


Honroth,  Ribensohn,  Zicker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepliaritine. 


51 


Das  sind  die  Ergebnisse,  welche  die  Grabung  im  riixsvog  außerhalb  des 
Tempelhauses  fiir  die  zum  Tempel  gehörigen  Gebäude  und  für  aus  dem  Tempel 
dorthin  verstreute  Reste  gebracht  haben.  Die  späten  Häuser,  die  auf  dem  die 
Papyri  und  Siegel  enthaltenden  Schutt  stehen,  zeigen  in  ihren  Resten  in  keiner 
Weise  etwas  Bemerkenswertes.  Dagegen  ist  eine  große  koptische  Anlage  (o), 
die  nordöstlich  jener  ptolemäischen  Gebäudereste  zum  Vorschein  kam,  von  nicht 
geringem  Interesse.  Das  Terrain,  in  dem  die  Reste  dieser  Anlage  stehen, 
ist  ganz  verschieden  von  dem  bisher  betrachteten  und  bildet  auch  seiner  Be- 
schaffenheit nach  zu  den 
Schuttmassen  über  dem 
dicht  östlich  danebenlie- 
genden Tempelhaus  einen 
deutlichen  Übergang.  Zu 
oberst  lag  eine  etwa  3  0  cm 
starke  Schicht  von  Ziegel- 
brocken —  besonders  von 
rotgebrannter  Ware  —  von 
Sandsteinsplittern  und 
Topfscherben ,  darunter 
ein  ganz  dünnes  Afsch- 
stratum,  ohne  Pap^'rus. 
das  innerhalb  der  kopti- 
schen Mauern  eine  stark 
dunkelbrauneFarbe  zeigte . 
Die  Mauern  standen  durch- 
schnittlich bis  zu  0,5  m 
über  dem  Niveau  des  an 
vielen  Stellen  erhaltenen 
Fußbodens  an  und  wiesen 
die  gleiche  Technik  auf 
wie  das  benachbarte  so- 
genannte Simeonskloster: 

Sandsteinquadern  als  Sockel  —  sämtlich  dem  großen  Chnumtempel  und  wohl 
auch  einigen  anderen  heidnischen  Heiligtümern  an  der  Südspitze  der  Insel  ent- 
nommen — ,  darüber  gebrannte  oder  luftgetrocknete  Ziegel:  der  Fußboden  in  eini- 
gen Räumen  ein  polierter  Gips-Estrich,  und  auch  die  Wände  müssen  wir  uns 
mit  geschliffenem  Stuck  verkleidet  denken.  An  der  Außenseite  der  Xordostecke 
des  Gebäudes  befindet  sich  ein  Sammelbecken  mit  Abflußleitung.  Von  der  ar- 
chitektonischen Ausstattung  ist  nichts  erhalten  als  ein  Stück  eines  Gewölbes, 
das  im  Schutt  verworfen  aufgefunden  wurde,  und  KapiteU  und  Basis  einer  Säule, 
die  wahrscheinlich  zu  einem  Doppelfenster  gehörte.  Über  den  Zweck  der  An- 
lage läßt  sich  nichts  feststellen  vor  der  Entzifferung  der  koptischen  Ostraka,  die 

7* 


Abb.  19. 
Kopf  einer  Köiiigsstatue. 


52  Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 

innerhalb  der  Mauerzüge  und  in  großer  Anzahl  auf  dem  Gebiet  des  Tempels 
gefunden  wurden. 

Bei  der  Freilegung  des  Gebäudes  zerstörten  wir  eine  arabische  Ruine,  deren 
häßliche  Mauern  noch  ziemlich  hoch  aufragten  und  die  ganze  Umgebung  ver- 
unzierten; das  offenbar  sehr  späte  Haus  war  die  einzige  Spur  einer  arabischen 
Ansiedlung  auf  dem  Platze  der  koptischen  Anlage.  Unter  den  koptischen  Resten 
fand  sich  erst  in  4  m  Tiefe  eine  Ziegelmauer  und  eine  Steinschwelle,  offenbar 
aus  ganz  weit  zurückliegender  Zeit,   wohl  ohne  Beziehung  zum  Tempel. 

Das  Areal  des  Tempelhauses  befindet  sich,  wie  bereits  erwähnt  wurde,  un- 
mittelbar östlich  neben  der  koptischen  Anlage,  deren  nördlicher  Teil  ziemlich  genau 
parallel  dem  Tempel  geht,  während  der  in  rechtem  Winkel  sich  anschließende 
südliche  Teil  sich  bis  in  das  Gebiet  der  Tempelruinen  hinein  erstreckt,  so  daß 
wir  hier  mehrere  koptische  Mauern  niederreißen  mußten.  Bis  zum  Beginn  unserer 
Ausgrabung  war  vom  großen  Chnumtempel  selbst^  weiter  nichts  bekannt  als  die 
mächtigen  Pfosten  des  Granitportales  Alexanders  II.  —  das  Wahrzeichen  der 
Stadtruinen  von  Elephantine  — ,  die  südostliche  Fundamentecke,  welche  von 
den  Herren  Clermont-Ganneau  und  Cledat,  und  einige  Fundamentsteine  unmittel- 
bar vor  der  nördlichen  Ziegelumfassungsmauer,  welche  von  Herrn  Dr.  Rubensohn 
während  der  Grabung  1906/07  freigelegt  worden  waren;  hie  und  da  sahen  aus 
dem  Sclmtt  zwischen  dem  Granitportal  und  der  Umfassungsmauer  große  Blöcke 
hervor. 

Der  Boden,  in  dem  diese  Blöcke  steckten,  senkte  sich  merklich  vom  Granit- 
portal nach  der  großen  Mauer  zu,  um  vor  derselben  wieder  stark  anzusteigen, 
und  senkte  sich  ebenfalls  von  der  koptischen  Anlage  nach  Osten  zu.  Der  Grund 
lag  darin,  daß,  wie  es  so  häufig  zu  beobachten  ist,  die  Zerstörung  des  Tempels 
von  hinten  begonnen  hatte  und  allmählich  nach  dem  Eingang  zu  fortgeschritten 
war.  Die  hinteren,  nördlichen  Räume  sind  so  vollkommen  zerstört,  daß  nicht  ein- 
mal die  unterste  Lage  der  Fundamente  erhalten  ist  und  vielfach  die  herab- 
gestürzten granitenen  Deckenblöcke  —  als  solche  kenntlich  durch  die  Reste 
des  aufgemalten  Sternenhimmels  —  unter  dem  Niveau  der  weiter  südlich  noch 
erhaltenen  Fundamente  liegen.  Nur  an  einer  Stelle  ist  hier  noch  die  unterste 
Fundamentlage  vorhanden,  weil  sie  geschützt  war  durch  den  gewaltigen  Granit- 
naos,  der  herabgefallen  und  liegen  geblieben  war,  ohne  daß  die  Zerstörer  ihr 
Werk  an  ihm  vollenden   konnten. 

Weiter  nach  Süden,  auf  das  Granitportal  zu,  ist  die  Zerstörung  nicht  so 
weit  fortgeschritten  wie  in  der  Umgebung  des  Allerh eiligsten.  Zuerst  —  von 
Norden  herkommend  —  treffen  wir  auf  ein  Stück  der  untersten  Fundament- 
lage, dann  steigen  die  oberen  Lagen  treppenartig  an;  teils  durch  Standspuren, 


^)  Es  handelt  sich  hier  um  das  Tempelhaus;  das  Bild,  das  an  dieser  Stelle  seit  der  napoleoni- 
schen Expedition  das  gleiche  geblieben  war  (vgl.  z.  B.  Jomard  in  der  Description  de  l'Egypte, 
tome  I  p.  197),  hatte  sich  durch  die  Aufdeckung  der  großen  Ziegelumfassungsmauer  während  der 
Grabune  des  Herrn  Dr.  Rubensohn  wesentlich  verändert. 


1909.] 


HoNROTH,  Rlbensohn,  Zucker :  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elepliantine. 


53 


teils  durch  deutlicli  erkennbare  Aussparungen  können  wir  das  Vorhandensein 
schmaler  Krypten  feststellen.  Schließlich  kommt  ein  Teil  des  Tempelpflasters 
zum  Vorschein,  und  sogar  die  Wände  einiger  weniger  Räume  stehen  bis  etwas 
über  halbe  Mannshöhe  an.  Jenseits,  südlich  dieser  Mauerreste  ist  die  Zerstörung 
wieder  etwas  stärker,  doch  ist  noch  ein  ziemliches  Fundamentstück  bis  zu  der 
Höhe  des  Pflasters  erhalten  (vgl.  Abb.  20). 

Daß  die  Zerstörung  durch  die  Kopten  erfolgt  ist,  darüber  ist  kein  Zweifel. 
Dar  Schutt  über  den  Fundamenton  ist  voll  von  koptischen  Ostraka,  diese  finden 


Abb.  20. 

Im  Vordergrunde:  Fundamente  der  westlichen  Hofwand  mit  vermauertem  Rehef block. 

Hinten:  Reste  der  Außenwand  des  Tempelhauses. 


sich  teilweise  unter  dem  Niveau  der  untersten  Lage.  Die  Sandsteinquadern  des 
koptischen  Mauersockels  kommen  sämtlich  aus  dem  Tempel,  und  das  Niveau  der 
ganzen  Anlage  ist  nur  wenig  über  dem  des  Tempels;  der  südliche  Teil  erhebt 
sich  oder  vielmehr  erhob  sich  (s.  S.  52)  dicht  über  dem  besser  erhaltenen  Stück 
der  Tempelfundamente.      Offenbar  war  der  von  uns  vorgefundene  Zustand  des 

,  Tempels  schon  vorhanden,  als  die  koptische  Anlage  errichtet  wurde. 

■  Es  ist  bei  der  argen  Zertrümmerung  des  Tempels  merkwürdig,  aber  fär  die 

gewaltsame  Zerstörung,  deren  Zweck  die  Gewinnung  von  Baumaterial  war,  cha- 
rakteristisch,  daß  die  aus  Luftziegeln  hergestellte  Baugrubenmauer  noch  intakt 

"1 


54  Honroth,  Rubensohn,  Zücker:  Bericht  ül).  d.  Ausgrab.  a.  Elephantine.         [46.  Band. 

erhalten  ist';  wir  haben  sie  in  der  ganzen  Ausdehnung  der  Westseite  verfolgt 
und  im  Norden  bis  an  die  Grenze  unserer  Konzession.  Dank  der  völligen  Zer- 
störung der  Fundamente  im  nördlichen  Teil  konnten  wir  bis  zu  der  Schicht  weiß- 
grauen  Sandes  in  die  Tiefe  dringen,  mit  dem  die  Baugrube  gemäß  ägyptischem 
Oebrauche  unten  angefällt  ist^.  Die  Schuttmassen  über  dieser  Sandfüllung  be- 
standen, ebenso  wie  weiter  südlich  über  den  Fundamentresten,  aus  einer  oberen 
Schicht  koptischer  Scherben  und  einer  unteren  Lage  zahlloser  Sandsteinbrocken 
und  großen  Mengen  zermahlenen  Sandsteins;  die  Entstehung  dieser  Schichten  liegt 
auf  der  Hand.  Von  den  in  der  unteren  Lage  massenhaft  gefundenen  Bruchstücken 
von  Reliefs  mit  vielfach  gut  erhaltenen  Farben  wurde  eine  größere  Anzahl  als 
Proben  mitgenommen.  Hr.  Honroth  sagt  über  die  Baugruben-  und  Fundament- 
anlage folgendes:  »Hr.  Prof.  Dr.  Borchardt  sah  in  dem  Auffinden  der  wohl- 
»  erhaltenen,  längs  der  ganzen  äußeren  Fundamentgrenze  verlaufenden,  sehr  hohen 
»Ziegelmauer  und  der  starken  Schicht  grauweißen  Sandes  unter  der  untersten 
»Fundamentschicht  zum  erstenmal  den  Beweis  für  seine  Hypothese  über  die  Art 
»  der  Baugruben-  und  Fundamentanlage  in  Fällen,  wo  die  alten  Ägypter  nicht  auf 
»gewachsenem  Fels,  sondern  auf  sehr  nachgiebigem  Sande  bauen  mußten  (vgl. 
»Aufnahme,  Taf.  IX  und  Abb.  21). 

» Zunächst  wurde  der  gesamte  Baugrund  in  der  Ausdehnung  des  ganzen  Tempel- 
»hauses  tief  ausgehoben.  Bei  diesem  Tempel  besonders  tief,  da  in  den  Funda- 
»menten  noch  unterirdische  Gänge  und  Kammern  (Krypten)  nach  Art  der  in 
»Dendera  bestehenden  Anlage  ausgespart  werden  sollten.  Darauf  wurde  die  Bau- 
» grübe  auf  ihrem  Grunde  in  der  äußeren  Fluchtlinie  der  untersten  Fundament- 
» Schicht  allseitig  von  einer  —  hier  2,70  m  hohen  und  etwa  50  cm  starken  — 
»Ziegelmauer  eingefaßt.  Sodann  wurde  in  die  Baugrube  eine  starke  Schicht  feinen 
»Sandes  eingebracht  und  geebnet. 

»Die  Baugrubenmauer  hatte  auf  diese  Weise  einen  doppelten  Zweck.  Einer- 
»seits  verhinderte  sie  das  durch  die  auf  lastenden  Steinmassen  hervorgerufene  seit- 
» liehe  Ausweichen  der  Sandschicht,  anderseits  machte  sie  das  Nachstürzen  des 
»äußeren  Erdreiches  in  die  Baugrube  unmöglich.  Die  großen  Quadern  des  Fun- 
»damentmauerwerkes  wurden  nun  mit  kleinen  Abtreppungen  direkt  auf  der 
»Sandschicht  verlegt.  Unter  den  Räumen,  die  nur  Pflaster  und  Unterpflaster 
»erhielten,  wurde  die  Baugrube  wieder  bis  zur  Höhe  des  Unterpflasters  mit  Sand 
» angefüllt. 

»Außerhalb  der  Fundamente  hatte  sich  über  der  Baugrubenmauer  eine  starke 
»Schicht  Bauschotter  abgelagert,  auf  die  später  das  provisorische  Traufpflaster 
»des  Umganges  aus  Ziegeln  gelegt  wurde.  Das  darüber  liegende  Steinpflaster  ist 
»späteren  Datums. 


')  Für  die  riclitigf"  Erklärung  dieser  Mauer  und  für  die  Auffassung  der  Tempelreste  überhaupt 
sind  wir  Hrn.  Prof.  Dr.  Borchardt  zu  besonderem  Dank  verpflichtet.  —  ^)  An  einer  Stelle  ge- 
langten wir  sogar  zu  einer  unter  dieser  Auffüllung  befindlichen  Schicht  feuchten  schwarzbraunen 
Sandes. 


11)09.] 


HoNRoin,  RrBENSOHX,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elei)liantine. 


55 


¥ 


»Merkwürdig  ist,  daß  die  Baugrubenmauer  an  der  den  Fundamenten  zuge- 
» kehrten  Seite  an  vielen  Stellen  einen  dünnen  Kalkputz  aufwies. 

»Ich  ließ  die  Mauer  an  zwei  Stellen  tief  unterfahren  und  nach  Grundstein- 
» beigaben,  wie  sie  bisweilen  bei  Tempelbauten  den  Fundamenten  beigegeben 
»wurden,  suchen ;  aber  ohne  Erfolg.  Die  Krypten  müssen  nur  in  gebückter  Stellung 
»gangbar  gewesen  sein.  Nimmt  man  an,  daß  der  Fußboden  der  Räume  über  den 
»Krypten  in  gleieher  Höhe  mit  dem  der  erhaltenen  Räume  lag,  und  rechnet  man 


Abb.  21. 

Unterste  Fuiidameiitschicht  der  Westwaud  des  Nektanebostempels. 

A.  Fundstelle  der  Opferschale.     B.  Baugrubenmauer.     C.  Bauschuttschicht  aus  Sandsteinbrocken. 

D.  Koptische  Anlage. 

»die  Deckenquader  der  Krypten  etwa  70  cm  stark,  so  ergibt  sich  für  die  Krypten 
»selbst  die  sehr  geringe  Höhe  von  nur  1,35  m  bzw.  1,60  m.« 

Wir  haben  bisher  eigentlich  nur  von  der  Zerstörungsgeschichte  des  Tempels 
gehört,  und  wollen  nun  versuchen,  zusammenzufassen,  was  uns  die  Fundtatsachen 
über  die  Geschichte  des  Baues  selbst  an  die  Hand  geben.  Zweimal  begegnet 
uns  der  Name  des  Necht-har-ehbet,  des  ersten  Königs  der  letzten  einheimischen 
Dynastie :  in  dem  Durchgang  in  der  Westwand  des  einen  der  feststellbaren  Räume 
nach  dem  Tempelumgang  zu  ist  das  untere  Ende  seiner  Kartusche  in  Flachrelief 
erhalten,  und  auf  der  östlichen  Innenwand  des  granitnen  Naos  befindet  sich  in 


I 


5ß 


Honroth,  Rübensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Elephanline.         [46.  Band. 


roter  Vorzeichnung,  die  in  eingetieftem  Relief  ausgeführt  werden  sollte,  die  Dar- 
stellung des  dem  Chnum  Opfergaben  darbringenden  Königs,  der  durch  die  Kar- 
tuschen der  beigefügten  Inschrift  als  Necht-har- ebbet  gesichert  ist. 

Danach  ist  anzunehmen,  daß  Necht-har-ehbet  den  bis  zum  Portal  Alexanders  II. 
reichenden  Teil  des  Chnumtempels  gebaut  und  ausgestattet  hat;  vielleicht  dürfen 
wir  aus  der  Nichtvollendung  der  Naosdarstellung  schließen,  daß  er  die  innere 
Ausstattung  nicht  ganz  hat  zu  Ende  bringen  können.  Trotz  der  barbarischen 
Verwüstung  der  Kopten  können  wir  sehen,  daß  der  Bau  sehr  sorgfältig  und  mit 
großem  Aufwand  ausgeführt  war.  Zwar  sind  die  Sandsteinblöcke  des  Fundaments 
zum  größten  Teil  einem  Tempel  der  18.  Dynastie  entnommen  —  wir  haben  auf 
einer  Anzahl  solcher  verbauten  Steine  sehr  schöne  Reliefs  und  Inschriften  ge- 
funden (Abb.  22)  — ,  sie  sind  aber  vorzüglich  gefügt  und  mit  sehr  feinem  Kalk- 


Abb.  22. 

In  den  Fundamenten  des  Nektanebostempels  vermauerter  Reliefblock 


(18.  Dynastie.) 


mörtel  verbunden  und  waren  mit  hölzernen  Schwalbenschwänzen  verklammert, 
von  welchen  sich  drei  in  situ  fanden.  Die  Vorstellung  großartiger  Ausstattung 
erwecken  aber  vor  allem  die  mächtigen  Trümmer  der  granitnen  Deckbalken,  die 
im  Schutt  verstreut  liegen  und  der  riesige  monolithe  Naos  (Abb.  23),  gewiß 
eines  der  größten  Exemplare  seiner  Gattung,  der  auch  in  seinem  jetzigen  Zu- 
stande, wo  er  auf  der  Seite  liegt  und  das  pyramidenförmige  Dach  weggebrochen 
und  nach  rückwärts  gestürzt  ist,  einen  imponierenden  Eindruck  macht.  »Als 
»Material  wurde  ein  schwarzer,  weiß-  und  rotgesprenkelter  Granit  verwandt.  Außer 
»dem  Dach  ist  auch  ein  beträchtliches  Stück  der  Seiten  wände  und  der  Grundfläche 
»vorn  mit  Keilen  weggesprengt.  Die  Aufnahme  und  teilweise  Rekonstruktion 
»(vgl.  Taf.X)  ergaben  eine  Grundfläche  von  2,10X2,78  m  und  eine  Höhe  von 
»H,66  m.  Der  Naos  war  unvollendet;  denn  die  Glättung  der  Außenseiten  ist  un- 
» vollkommen,  und  die  spiegelglatt  polierten  Innenwände  zeigen  nur  die  rohe  Vor- 
» Zeichnung  der  später  in  Relief  auszuführenden  Darstellung. «     Es  ist  interessant, 


Tafel  X. 


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Zeitschr.  f.  Äg.vpt.  Spr..  46.  Band. 


Verlag:  J.  C.  Hinrichs,  Leipzig. 


1909.] 


Honroth,  RrBENSoHN,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Ansgrab.  a.  Elephantine. 


57 


zu  sehen,  daß  der  König,  der  in  Per-elibet  im  Delta  den  ponipcisen  Isistenipel 
baute',  auch  an  der  Südgrenze  des  Reiches  ein  so  glänzendes  Heiligtum  errichtete; 
daß  er  auch  den  südlichen  Landesteilen  seine  Aufmerksamkeit  widmete,  hatte 
ja  der  schon  längst  bekannte  Granitnaos  in  Edfu  und  das  Tor  in  der  Umfassungs- 
mauer des  Monttempels  von  Karnak  gezeigt. 

Der  Bau  des  Necht-liar-ehbet  erstreckt  sich  bis  zum  Granitportal  Alexanders  Tl.- ; 
die  Fundamente,  die  wir  jenseits  der  Fluchtlinie  des  Portales,  südlich  des  Raumes 
mit  Necht-har-ehbets  Kartusche,  entdeckt  haben,  gehören  zu  einem  späteren  Er- 
weiterungsbau, der  als  solcher  durch  das  Vorhandensein  der  Baugrubenmauer 
nachgewiesen  ist,  welche  in  der  Tiefe  zwischen  den  beiden  Fundamentmassiven 
steckt.  Das  Granitpor- 
tal stellt  also  die  Ver- 
bindung zwischen  dem 
Bau  des  Necht-har-eh- 
bet  und  dem  südlichen 
Erweiterungsbau  dar; 
hier  werden  hoffent- 
lich die  französischen 
Ausgrabungen  weitere 
Aufschlüsse  bringen. 
»In  dem  gewaltigen, 
»etwa  6  m  breiten 
» Steinmassiv  südlich 
»des  zweiten  feststell- 
» baren  Raumes  dürfen 
» wir  das  Fundament 
»des  zum  Granitportal 
»gehörigen  Pylons  er- 
» blicken.« 

Vorläufig  ist  über 
die     Geschichte     des 

Tempels  nur  wenig  mehr  zu  sagen.  Durch  einen  außerordentlichen  Glücksfall 
haben  wir  einen  Beweis  der  Fürsorge  des  ersten  Ptolemäers  fiir  das  Heiligtum 
in  Händen.  Wir  fanden  nämlich  auf  der  Westseite  auf  dem  Traufptlaster  von 
Ziegeln,  das  auf  dem  über  der  Baugrubenmauer  aufgehäuften  Bauschotter  auf- 
liegt (Abb.  21),  in  vollkommenem  Erhaltungszustand  eine  große  Granitschale  von 
68  cm  innerem  Durchmesser,  auf  deren  äußerem  Rand  eine  ringsum  laufende 
Inschrift  in  scharf  eingeschnittenen  Hieroglyphen  meldet,  daß  Ptolemäus  1.  das 


Abb.  23. 
Naos  des  Nektaiiebos. 


')  Seit  dies  geschrieben  wurde,  hat  Dr.  Roeder  bei  einem  gemeinsamen  Besuch  der  Ruinen 
von  Per-ehbet  festgestellt,  daß  es  durcliaus  unbeweisbar  ist,  ob  Necht-har-ehbet  der  Erbauer  des 
Isistempels  war.  —  -)  Genau  genommen  dürfte  vom  Standpunkt  unserer  westlich  am  Portal  vor- 
beiführenden Grabungsgrenze  nur  gesagt  werden:   bis  zur  Fluchtlinie  des  Granitportales. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr^  46.  Band.     1909.  8 


58 


den  Temi)el  stiftete  (Abi).  24).     Der  Schmuck  der 


Praclitgerät  für  Weinopfer  in  den  i  eni} 


glänzen 


d  polierten  Scl.ale  besteht  .ußer  in  dem  scl.önen  Insdu-iftbnncl  in  /,wei 


Abb.  24. 
Opferscliale. 


da.ssellx' 
rahmten 


,lurcl,Lrecl,en.lon  Henkeln,  ^velche  die  (Gestalt  eines  quadratisch  einge- 
Hathorkopfes  haben.    Die  Fundun.stände  zeigen,  daß  das  kostbare  Stuck 


Abb.  25. 


Darstellung  von  Nilgöttein  auf  der  Westwand  des  Nektauebosten^pels. 

heimlich  beiseite  gescba^  und  versteckt  worden  war:   es  lag  -;t  der  h.n.nseit. 


nach  unten  gekehrt  und  war  sorgfältig  von  euie 


nn  Mantel  aus  Ziegeln  umgeben 


1909.] 


HoNROTii,  KunENSoHN,  ZiCKER:   B(MicIit  Üb.  cl.  Ausgral).  a.  Elej)hantine. 


59 


Noch  in  römischer  Zeit  wurde  an  dem  Tempel  genrbeitet.  Jener  nun  schon 
mehrmals  eruähnte  Durchgang  mit  der  Necht-har-ehbet-Kartusche  fülirt  auf  ein 
Pflaster,  das  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  das  Pllaster  des  westlichen  Tempel- 
umganges ist.  Die  Außenwand  des  Necht-har-ehbet-Raumes  ist  geböscht  uiul 
mit  einer  Prozession  von  Nilgöttern  in  eingetieftem  Relief  geschmückt,  auf  den 
Lisenen  der  Tür  opfert  Kaiser  Augustus  vor  Chnum  (Abb.  2ö   und  2()). 

»Erwähnt  seien  noch  die  großen  Reste  einer  mehr  als  7  m  dicken  Ziegelmauer 
»auf  dem  im  ^Vesten  sehr  abfallenden  Ufer  der  Insel  (Taf.  II  A  und  Abb.  '17). 
»Die  Mauer  ist  mit  ungewrdinlicli  starker  Böschung  und  mit  Vorsprüngen  in 
»ziendich   unregelm.äßigem  Verbände  aufgeführt  imd  später  noch  Ijedeutend  ver- 


Abb.  -26. 
Relief  an  der  Westwaud  des  Nektaiiebostempels.     Auf  der  Türliseiie]:  Augustus  vor  Chiium. 


»stärkt.  Die  Technik  ist  ungleich  schlechter  als  bei  der  Tempelhofmauer.  Die 
»Ziegelmaße  sind  kleiner,  und  Holzbalkeneinlagen  konnten  nicht  nachgewiesen 
»werden.  Die  Mauer  ist  wohl  späteren  Datums.  Ob  wir  in  ihr  den  Rest  einer 
»unteren  Stadtmauer  oder  eines  befestigten  Vorwerkes  annehmen  können,  nniß 
»daliingestellt  bleiben.  Die  Ruine  wird  jetzt  noch  von  den  Eingeborenen  als 
»willkommener    »Steinbruch«    benutzt.      (W.  Honuoth.)« 

Auf  einem  im  Laufe  der  Ausgrabungen  zum  Vorschein  gekommenen  farbigen 
Relief  bruchstück  steht  in  charakteristischen  Schriftzügen  vom  Anfang  des  H.Jahr- 
hunderts n.  Chr.:  npoc[K]YN[HjMA  evArpiOY  KAi  xpa3MATi[AOC].  Noch  zu  der 
Zeit,  wo  dieses  Paar  im  Chnumtempcl  beteto,  mußte  die  Stadt  P^lephantine  ein 
eigenartig  eindrucksvolles  Bild  bieten,  besonders  für  den,   der  sich  ihr  von  Süden 


60 


Honroth,  Rubensohn,  Zucker:  Bericht  üb.  d.  Aiisgrab.  a.  Elephantine.  [46.  Band. 


her  näherte:  hoch  aufragend  der  große  Chnumtempel,  östlich  unterhalb  des- 
selben das  wundervolle  kleine  Heiligtum  Amenophis  III.,  mehr  im  Vordergrund 
der  von  Trajan  erbaute  Tempel  und  nach  Norden  zu  wieder  ein  kleines  Heilig- 
tum von  der  Art  des  von  Amenophis  111.  errichteten.  Es  muß  ein  Bild  gewesen 
sein  nicht  unähnlich  dem,  das  uns  das  Tempeleiland  Philä  noch  heute  zeigt. 
Die  enggedrängten  Häuser  der  Stadtbewohner  nahmen  im  Verhältnis  zu  den 
ausgedehnten  Tempelanlagen  einen  sehr  geringen  Raum  ein. 


Abb.  27. 
Keste  einer  großen  Ziegelmauer  (untere  Stadtmauer?)  am  Westufer  der  Insel  Elephantine  (vgl.  Taf.  II). 


Nachdem  der  Chnumtempel  mit  den  zugehörigen  Anlagen  der  Zerstörungswut 
der  Kopten  zum  Opfer  gefallen  war,  erhob  sich  an  seiner  Stelle  auf  dem  weithin 
sichtbaren  Punkt  ein  stattliches  koptisches  Gebäude,  und  eine  Anzahl  bescheide- 
nerer Anlangen  entstand  in  dessen  Umgebung.  Das  Vorhandensein  mehrerer 
Kirchen  und  Klöster  bezeugt  uns  der  um  1209  gestorbene  christliche  Schrift- 
steller Abu  Salih  in  seinem  Werke  über  die  Kirchen  und  Klöster  Ägyptens: 
«Auf  der  Insel  von  Assuan  (d.  h.  Elephantine,  noch  jetzt  von  den  Eingeborenen 
nur  geziret  Aswän  genannt)  die  Kirche  des  heiligen  Abu  Hadri,  der  dort  be- 
graben liegt.  Die  Kirche  jetzt  in  Ruinen.  Bei  der  Kirche  ein  großes  Kloster 
für  300  Mönche.     Die  Kirche  des  heiligen  Mena  aus  Stein  gebaut.     Kirche  der 


1  J)09.]  HoNRo TH,  RuBENsoHN,  ZucKER :  Bericht  üb.  d.  Ausgrab.  a.  Eleph 


antine.  Q1 


Jun^rau  Mana    außerordentUch   groß,  von  el  Häkim'  in  eine  Moschee  umge- 
wandelt  ..     Auch  diese  Bauten  „müssen  in  ihrer  Gesan,theit  einen  stattlichen  An- 

nllt         n  f  ""'•  '"■^''™"«  '"'''''''  -l-   Stadtgeschichte  von 

v£TZr  /^""//:"''t''  ^"^'^-i'-«-   "^ben   nur  in  gan^  beschränktem 

Sund    le  H-  r.  /"  ''''"    ''^''   ''^^'^"'^''"'  "-   -«   -i^-  «-bungs- 

hefund  deuthch  hervorgeht.  Nur  oben  auf  der  großen  Tempelumfa^sungsmauer 
s  hen  eunge  arab.sche  Häuser,  und  sonst  tauchen  da  und  dort  Mauerreste  ara- 
bischer  Ze,t  auf;  d.e  frei  stehende  Ruine  westlich  vom  Tempel,  welche  wir  weg- 
genommen haben,  scheint  gar  keine  Gebäude  in  der  Näie  gehabt  zu  habef  • 
geradem  sudwestlichen  Teil  des  Tempelareals  haben  sich  so  gut  wie  gar  keine 
arabischen  Reste  gefunden,  überall  in  unserem  Grabungsgebiet  machte  die  ara- 
nIT,    T""  '""'"  ""^»"ältnißmäßig  geringen  Teil  der  Scherbenmasse  aus. 

Sr  Sten    ^f'rit"  ^*"^'   '''™  "''   Neuansiedlungen  wahrscheinlich  an 
den  Stellen  stattgefunden,  die  jetzt  von  den  beiden  Nubierdörfern  eingenommen 
werden,  von  denen  allerdings  das  südliche  teilweise  auf  altem  Stadtgebiet  steht; 
d  e    e  ^ten   Auslaufer  der  nördlichen   Schutthügel   und  der  östlichste  Teil   de 
Stadt  liegen  unter  den  Hütten  und  Palmen  des  Dorfes. 

')   Agyptiscliei-  Heiischei-  aus  dem  Katimidengeschlecht  (996—1021) 

n.!,»   '   ["y"'^'"'^^  «i«   K™"'"is  dieser  uacl,   Butlers  Obe,sel,.u„g  S.276  zitierten  Stelle  den 
Liebenswurdigke  t  von  Hrn  Prof  lUAßr.-/     H..  r-  ^  6  o.  ^<u  ^inerten  ötelle  der 

ich  selbst  e,  lue  (be,  einer  gelegentbehen  Erkundigung  von  den  Arbeitern  keine  befriedigende  Aus 
blgen.         ^'""''"""  "-''''  ^^'■'■■^'"""   ^o""-^^"   O--^«  wird  „ohl  weitere   l^'eblal 

Fr,  Zucker. 


02  Günther  Roeder:    Der  Isistempel  von  Behbet.  [46.  Band. 


Der  Isistempel  von  Behbet. 

Von   Günther  Roedek. 

JLyer  französisclie  Geograph  dAnvillk'  liat  sclion  in  sehr  frülier  Zeit  die  Tenipel- 
ruinen  bei  Bali-beit  im  Delta  westlicli  von  Mansüra  riclitig  identifiziert  mit  dem 
Isidis  oppidum  des  Plinius  (Hist.  natnr.  ed.  Ludov.  Janns  lib.  ö  Kap.  10)  und 
dem  "ifTSLcv  des  Stephan.  Byzant.  Unter  den  ilim  vorliegenden  Reisebeschrei- 
l)ungen  waren  gewiß  auch  die  des  Engländers  Ricard  Pococke"":  dieser  schreibt 
allerdings  Baalbait,  ebenso  in  der  französischen  Übersetzung^.  In  der  ägvpto- 
logischen  Literatur  findet  sich  zum  erstenmal  in  den  Textbänden  der  » Descn'ptioii 
de  rKyypte»-  eine  Beschreibung  der  »Monuments  de  Bahbeyt«^:  die  Tafeln'  geben 
einen  Plan  und  einige  Altertümer.  Hkinricii  v.  Mini  toli"  beschrieb  die  Trümmer 
bei  Bolibait  und  veröffentlichte  einige  kleine  Stücke.  Sir  Gardnkr  Wilkinson' 
berichtete  ausführlich  über  seinen  Besuch  in.  Bebayt  el  Hagar.  Rich.\rd  Lepsius 
brachte  aus  Behbet  el  hager^  Zeichnungen  von  Keliefs"'  und  andere  Notizen'" 
mit.  Damit  scheinen  die  Veröffentlichungen  aufgelKirt  zu  haben.  Inzwischen 
sind  offenbar  eine  Reihe  von  Reliefs  von  Behbet  weggebracht  worden;  die  Dar- 
stellungen von  Necht-har-ehbet  (LD.  3,  2cS7/>.  HOl  Nr.  cSB)  haben  wir  bei  einem 
allerdings  nur  flüchtigen  Besuch  im  Juni  1909  nicht  gesehen,  auch  nicht  den 
Block  Descr.  Ant.  5  pl.  30,  8  von  Ptolcmäus  II.  und  kleine,  in  Lkpsius'  Notizen 
erwähnte  Inschriften,  ebensowenig  den  Namen  Ptolemäus'  III.  außer  unten  Nr.  23. 
Die  Identifikation  von  [  Q  I  ^  mit  Behbet  ist  schon  (wohl  zum  erstenmal) 
von  Wn.KiNSON  ausgesprochen  worden;  Lepsr.s  (Denkm.  Text  1,  220)  setzt  sie 
voraus.  Auch  BRU(iscn"  ist  sie  selbstverständlich.  Brugsch''  hat  später  erkannt, 
daß  die  heutige  Namensform   C-^y-    auf  eine  alte  Zusammensetzung  wie     ,   MM 

JlJO©  (Pianchistele  115)  zurückgeht:  er  hat  ferner'"  den  zweiten,  wohl  feier- 
licheren Namen  der  Stadt  |  ^  festgestellt.  Diese  Beobachtungen  und  eine 
kurze  Beschreibung  sind  in  die  Reisehandbücher  übergegangen '\ 


')  Mcmoircs  siir  rKgypte  ancienne  et  moderne  (Paris  176(3)  8(j.  —  -)  A  Descripiion  of  tlie 
Knst  and  soine  ollier  coiintiies  (London  1743)  vol.  1,  21.  —  ^}  ^^)yages  de  Kiclianl  Pococke  (Paris 
1772)  vol.  1,59.  —  ^)  Tome  5  (Paris  1829)  1(50 -IGG  und  tome  15  (Paiis  182(1)  202—205.  — 
*)  Anti(iiiites  vol.  5  jil.  30.  1  —  9.  —  •■')  Reise /.nm  Tempel  des  Jnj)itei- Annnon  1820/21  (Beilin  1S24) 
Text  300—301;    Tafell.and   29.  1  — G.    —    ")    Modern   E-ypt  and  Tlielies  (London  1843)  vol.  1.434 

—  437.  —  **)  Biiel'e  ans  .\j;ypten,  Älliio|)ien  und  der  Hal!)insel  des  Sinai  (Beilin  1852)  373.  — 
")  I)eid<m.  3.  287/^.  301  Ni-.  83.  4,  8^  (die  beiden  liier  aneinandergefügten  Darstellungen  stehen 
nicht  auf  einem  Block;  vgl.  unten  Nr.  1 1  n.  13).  —  '")  Dcnkm.  Text  1.  219—220.  —  ")  Geogr. 
Inschr.  1   (Lei])/.ig  1857)    HO.   284.  —   ^-)   Dielionn.  Geogr.   (Leipzig  1879)   489.   —   '=)   Kl.<-nda   .3(i(J. 

—  '*)    Am    besten    in    dei-  denniächst  erscheinenden   7.  Aul'lage   von   Baedekers    Ägy[)ten. 


1909.] 


GÜNiHKR  Rokder:    Dop  Isistempel  von  Behbet. 


63 


Die  Fingen  nach  dem  Grundriß  und  der  Erbauung  des  Tempels  übergehe 
ich  liier  und  teile  die  Inschriften  mit,  die  ich  in  Behbet  el-hngar  (»B.  der  Stein- 
blöeke«)  abgeschrieben  habe.  Im  folgenden  ist  jede  Darstellung  (nicht  jeder 
Block)  einzeln  aufgeführt;  stehen  mehrere  Darstellungen  zusammen  auf  einen 
Block,  so  habe   ich   es  angegeben '. 


Darstellungen. 


1 .   König  Ptolemäus  IL 

,,     .        ,       ...  O D 

Beischrut : 


bringt  Salbe   der  Isis   =s>-> 


Hinter  dem  König  senkrecht: 

'  \7     :■' 


A/WSAA    r^-^Vl 


».  .  .  der  seine  Herrin  erfreut 
(y-s'///^)  durch  das,  was  aus  Punt 
kommt.« 


Vor  Isis   senkrecht: 


AAAAAA  ■ 

Ä 0     ,        o 


o^lin?!?- 


Hinter  Isis   senkrecht: 


II 


o  III 


ö 


*"  >'  Ich    setze    Liebe    zu    dir    in    die 

'^     Herzen  der  Götter  und  Göttinnen  und 

(lasse)  die  Göttinnen  dich  schützen. « 

» Horus. 

Ich  lasse  Liebe  zu  dir  in  Ägypten 
und  dem  Ausland  umgehen,  indem  ihre 
Herzen  jubeln  bei  deinem  Anblick  wie  (bei 
dem  des)  Horus  als  Herrn  der  Länder.« 


■^■-\ 


•2.    Auf  demselben  Block   wie    l    (zum  Teil  in   LD.   Text  1,  220). 

Senkrechte  Zeile  hinter  einer  Gottheit  oder  dem   König: 

» .  .  .   (jiöttinnen: 

der  den  Gottesleib  des  Herrn  von 

q '^         , ."^^^  Netret  (=  Osiris)  erleuchtet, 

®  König  Ptolemäus  11.« 


DO  loll 


B.   Horus  von  Edfu  -< 
Über  Horus  senkrecht: 


ui 


id  ein  anderer  Gott  fühn'ii  den  König  zu  Isis  < 


IV^ 


^ 


Di 


CrÄ=3        2 


Ü 


D    £^ 


')    Dem  Material    des  Berliner  Wörterbuchs    und    der  Hilfe  von   Hrn.  Grapow    verdanke  ich 
Hinweise  und  Zitate,  Pjof.  Junker  Beiichtigungen   im   einzelnen.  —  -)  «U=^  ohne   Hünici-. 


64 


Günther  Roeder:    Der  Isistempel  von  Behbet. 


[46.  Band. 


Über  Isis  senkrecht: 


0 — H —  lon»u=^ 


o    2$ 


JJ^^^'^^^J] 


üj^^mMmM 


4.  Nur  Isis  »—>^   erhalten. 

Über  ihr  senkrecht: 
1+x 


^  ^=>  ® 


C^ 


o 


^         III         A^WVA 


iz:i 


o  |4 


Hinter  ihr  senkrecht: 


I  I  I 


5.  (Auf  demselben  Block  wie 
barke  »->- . 

Über  der  Isisbarke  senkrecht: 


»Isis,  Grroße,  Gottesmutter,  Herrin 
von  Behbet,  die  das  Erbe 

und  das  Königtum  erhöht,  die 
ihren  Sohn  erglänzen  läßt  auf  dem 
Throne  seines  Vaters  (Osiris),   .  .  .« 


Die  Blumen  blühen  . .  .  für  ihr  Herz 
(ihr  zuliebe?),  bis  ihr  Herz  sich  freut 
über  das  Horusauge. « 


4^ 


o  D 


ö  o  ö 


m?l 


^=^ 


«Ich  gebe  dir,  daß  (du)  dich  aller 
Länder  bemächtigst,  wie  Geb  sich  der 
Menschen  bemächtigte. 

Ich  nehme  dir  gefangen  (vgl.  Nr.  18) 
die  Herzen  der  Leute,  wie  Horus  auf  dem 
[Throne''  seines]  Vaters  .  .  .« 


4)  Ptolemäus   11.    <   **   räuchert  vor  der  Isis- 


«Isis,  Große,  Gottesmutter,  Herrin  von 
Behbet, 

die  mit  ihrer  Kraft  (?)  in  ihrer  Barke  ruht 
wie  Atum,  wenn  er  sich  zeigt  im  Sonnen- 
untergangsberg, 

die  große  Lichtgöttin,  Fürstin  beider 
Länder, 


a)  Lies 


b)    Lies  S  . 


1909.] 


Günther  Roeder:   Der  Isistempel  von  Behbet. 


65 


1^^  1!l 


"ü;!^ 


o  D 


B 


CQ] 


Gottesmutter,  Gottes  weil). 

Fürstin  aller  Götter  in  Netret,  die 
ruht  in  ihrer  6/7i-Barke  in  ihrem 
Horizonte  wie  der  Herr  des  Alls 
(=  Sonnengott)  in  der  Morgen- 
barke  ...... 


Hinter  dem  König  senkrecht: 

m  - 


■Ta^m 


u 

■  TT 


» Es  lebe  der  gute  Gott,  der  die  Zauber- 
reiche erfreut,  der  ihrem  Ka  Blumen  bringt, 
der  ihren  Horizont  beräuchert « . 


^o°o 


pol 


]\i^M 


f).  Ptolemäus  IL    < —    bringt  dem  Harpokrates  die  Kronen  /[  und     ^ 

sie  '^^— ''                        ^"" — 

Beischrift  senkrecht :   o c  -=l-fl  I  y  ^j/  V^^'^^  i   i   i  '"^^^  Ay 

Hinter  Harpokrates  senkrecht: 


W0.^. 


ii   I  \   ^^ 


^  I  n 


o    oo 


0 

]      O 

A^\/VW\ 

r^vjv. 

1   o 

S    Jf» 


If  '  flpp 


»Ich  belohne  (/?:/)  dich  mit 
meinemThrone  als  König,  Erster 
(ergänze  <ö')derLeb enden,  indem 
alle  Länder  gebunden  sind  in 
deiner  Faust  und  der  Sonnen- 
kreis unter  deiner  Aufsicht  steht 
auf  meinem  Throne  [m-t)  .  .  . . « 


7.   (Auf  demselben  Block  wie  6.)    Ptolemäus  11.  <-««  bringt  die  Wahrheit  dar. 
Hinter  dem  Köniß-  senkrecht: 


Pirf 


öt'^ 


1^ 


n: 


der  den  Osiris  heilt  in  sei- 
ner Gestalt,  der  das  .  .  .  seiner 
Herrin  beschenkt  mit  Leben, 
Dauer  und  Glück, 

König  Ptolemäus  IL« 


m 


oTd  n  -2^ 


(M 


m 


a)    Vgl.    Lü.,   Text  1,  120.  —  b)    Anders  (mit  Knospen    o.  ä.)    als   das  Determinativ  X^  der 
PÜanze.  —  c)    Oder  j  ? 


Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr.,  -16.  Band.     1909. 


66 


Günther  Roeder:    Der  Tsistempel  von  Behbet. 


[46.  Band. 


(S.   Ptolemäus  II.    <-«  bringt  Wein   der  Nut 
Über  Nut  senkrecht: 


Vor  Nut  senkrecht 


'^ 


»Nut,  Große,  die  die  Grötter  gebar,  die 
ihren  Sohn  Osiris  heilte  im  Fürstenhaus 
(in  Heliopolis).« 


»Ich  gebe  (=  bisse  dich  schlagen)  dei- 
nen Stock  auf  den  Kopf  deiner  Feinde. « 


9.   (Auf  demselben  Block  wie  8.)    Ptolemäus  II. 
Brusttnfel  ^^  an   einer  Schnur. 

Beiseh.-ift:  (^^i'^T.  —  t 

sie 

Über  Osiris  senkrecht: 
Vor  Osiris   senkrecht: 


bringt  dem  Osiris  eine 


»Osiris  Onnophris  in  seiner  Gestalt, 
großer  (iott,  Erster  von  Behbet,  Fürst, 
der  sein  Haus   (hinc)  liebt. « 


^1^ 


Hinter  Osiris  senkrecht: 


i      I      I 

•^o    O 


fp' 


o     I 


^  I  f]f]^() 


»Ich  setze  Schrecken  vor  dir  in  das 
Herz  deiner  Feinde.« 

»Icli  ge])e  dir  Jubiläen  in  Kraft  und 
Stärke  {nht),  indem  Ober-  und  Unter- 
ägypten unter  dir  liegen  und  indem  Liebe 
zu  dir  imd  dein  Ansehen  bei  allen  Men- 
schen  sind. 

Ich  schütze  dich  am  Tage  des  Prü- 
geins ' . 

Ich  werfe  nieder,  die  gegen  dich  mit 
f^^      Bösem  umgehen.« 


1 0.   (Auf  demselben   Block  wie  8.)     Ptolemäus  II.   ^->   bringt    einen  Hals- 
kragen dem   Osiris    -<— «  . 


'")    Die  Verbindung     L       „  »mit  dem   Stock  schlaji-en«    findet    sicli.    noch   unklar  in   Pap. 

'  ^   I  W=3o    I 

Kabun.    Hymri   1.4.    und    Ebkrs   109.  12.    oflfenbai-   iTir  priigeln    in  Pap.  Leiden  I  344   Kekto  5.  12. 
13,  5,   und   Pap.  Turin   ed.   Pi.ky  i  k-Russi   10,  2;   auch   das  Wcnt  wiui  ist  neuägyptiscli.  • 


1909.] 


Günther  Roeder:    Der  Isistempel  von  Behbet. 


67 


Hinter  Osiris  senkrecht: 


^^ W     fi/WNAAA      \(2 


^^         I  o  ^^1  I  I 

sie 
a 


»Ich  gebe  dir  das  Amt  des  Atum  auf 
dem  Throne  des  Schow,  indem  die  neun 
Bogenvölker  zusammen  unter  deinen  Soh- 
len liegen.  Dein  Ka  ist  stark  vor  den 
Lebenden  wie  der  des  Horus,  als  er  dieses 
Land  beherrschte.« 


A' 


\>  I    AAA^AA 


1 1 .   Ptolemäus  II.    ^   «   bringt  Osiris  und  Isis    •*->-   Salbe  und  Zeugstreifen 
(=  LD.  4,  8/;  oben). 


Beischrift :   o d  , 


tlM 


über  Osiris  senkrecht 

1  =1  1  /^A^AAA    M 


^  D 


i  1 


l\ 


^\ 


:i,i 


I  I  w  15  ^ 


TTber  Isis  senkrecht: 

%  ^  1 


»Ich  gebe  dir  eine  lange  Lebenszeit 
in   Freude. 

Ich  lasse  dich  ein  Leben  in  Frieden 
haben. 

Osiris  .  .  .,  großer  Gott,  Erster  von 
Behbet,  über  den  Duft  seines  Wohl- 
geruches {id-t)  jubeln   die  Götter. « 


M±W 


»Gottesweib,   die  ihren   Bruder  schützt.« 


12.   (Auf  demselben  Block  wie   11.)     Ptolemäus  II.   x-«   räuchert  vor  Re- 
Harachte   ^— v  . 


Über  Re-Harachte  senkrecht; 

2«fy 


^ 


d 


0 


»Re-Harachte,    Oberster    der    Götter, 

großer  Gott, 

Erster  des  Hauses  des   .  .  .  ., 

der  seinen  Sohn  Osiris  schützt  gegen 

seine  Feinde.« 


13.   (=  LD.  4,  8Z>  unten)  Ptolemäus  II.    < —    bringt  Osiris  und  Isis  Myrrhen 
{<^ntjw)  in  einem  Gefäße,   das  von  einem  Sphinx  mit  Doppelkrone  gehalten  wird. 


a)    Original  ohne  Uiäus.    —   b)  Original:    anderes    Salbgefäß,  oben  rund,  ohne  Schnüre, 
c)  Original:  ohne  Schlange. 

9' 


68 


GÜNTHER  Roeuer:    Der  Isistempel  von  Behbet. 


[46.  Band. 


über  üsiris  senkrecht: 

y    l  aa^Iaa  JJ     I     <=>  I   ® 
»Der  (Teliebte,   den   die  Uötter  lieben.« 

Über  Isis  senkrecht: 

»die  ihren  Bruder  schützt  [mkj).^' 

Bei  Lepskts*  noch  die  Beischrift 
Osiris  unten  vor  ihm: 


U 


ä D  -f^  und  Rede  des 


f 


14.  Ptolemäus  IL   -<—^  vor  Anubis 
Über  Anubis  senkrecht: 


I)  l    AAA^A  V__^      M       t>==/l      I 

Tut  ikn 


AAAAAA 
AAA^V\ 
AAAAAA 


-  I  In 


4—^    O    ^f    I    IQ 


»Ich  gebe  dir  eine  Stärke  wie  (die 
des)  Re. 

Anubis,  der  in  der  la^b-t  ist, 

der  seinen  Vater  (Osiris)  schützt  in 
dem  hohen  Hause, 

der  seine  (des  Osiris)  Feinde  nieder- 
wirft täglich . « 


15.  Ptolemäus  II.   -^-^  bringt  gekrönte  Schlangen  zu  Harpokrates  und  Ha- 
thor  »  >- . 

Über  Harpokrates  senkrecht: 
über  Hathor  senkrecht: 


®'ö  Uli 


»Ich  ge})e  dir  alle  Länder  zusammen 
vereinigt. 

Harpokrates,  großer  Gott,  wohnend  im 
hohen   Hause. « 


»Hathor,  Sängerin  des  hohen  Hauses, 
die     ihren    Sohn    (Harpokrates)    schützt, 


ß^_j\ 


a)    Von  mir  nicht  abgeschrieben.  —   b)  Original:  mit  Doppelkrone.  —  c)  Original:  ohne  -^^ 


1 909.] 


Günther  Rokder:    Der  Isistempel  von  Belibct. 


HO 


Hinter  Hathor  senkrecht: 


o  D 


sie  I 


'D  ® 


sie 

I I    I    I    lo  A 


^     O    <=: 


alle  Länder  ruhen   .  .  .'   dir 

und    die    beiden    Länder    (?    vgl.    das 

Wort         ^)    sind    zusammen    vereinigt, 

indem   ihre  Gesichter  .  .  . 

Der    ganze    Sonnenkreis    steht    unter 
deinem  Befehle.« 


16.  Ptolemäus  IL   -^->   bringt 
TTber  Min  senkrecht: 

^  III  ^9. 

17.  Osiris   und  Isis    <-- «  . 
Über  Osiris  senkrecht: 

I  V  ^ y       I       T  f\r\rA^^ 


dem  Min 


dar. 


Über  Isis  senkrecht: 

m 


I        I        I 


■& 


rCj 


18.   Senkrechte  Zeile  liinter   Isis 

.1 


p.     AAAAAA 


»Wohnend  im  Königshaus.« 


»Die  ihrem  Bruder  Osiris   opfert, 

die  den  großen  Gott  schützt  im  . .  .hause. « 


•■•■I 


Ich  fessele"  dir  die  Herzen  der  Men- 
schen 

und  lasse  dir  grünen  den  w^d-t-Ga.u^ ...» 


1)  Deutlich  weder  ^  dr  noch  #  /ir  noch  [^  ■  —  '')  rth  ebenso  gebraucht:  Mar..  Abydos  I 
App.  A  tabl.  29C;  LD.  3,  194,  19.  —  '')  10.  oberägyptischer  Gau,  in  dem  nach  Mar.,  Abydos  1 
pl.  45,  54  eine  Hathor  verehrt  wurde. 

a)  Vgl.  LD.  Text  1,  220.  —  b)  Original:  ohne  Zepter.  —  c)  Original:  keine  Hand,  sondern 
ähnlich  geformter  Gegenstand.  —  d)  Original:  ohne  Uräus, 


70 


GÜNJHER  Roeder:    Der  Isistempel  von  Behhct. 


[46.  IJand. 


19.   (Auf  demselben  Block   wie    18.) 
Senkrechte  Zeile  hinter  Isis    <-«  : 

»Ich  öflftie'   dir  die  beiden  Berge  mit 
dem    geheimnisvollen    Gestein,    um    die 


I 


fJ-^ 


^  I         I         I   AAAAAA 

AA/\AAA  ^^ 


•  c^c^C^ 


[ZSZ] 


öCZII     II 


Götter  zu  erfreuen  mit(m?)   .  .  .  .« 


izit^a 


20.   [Beischrift  zu  Osiris  Onnophris.] 


§ömjyi  %■■• 


Onnophris  selig   .  .  .  .« 


Friesinschriften. 

21.   (Zum  Teil  in  LD.  Text  1,  220  und  Descr.  Ant.  5  pl.  BO,  4.)    Wagerechte 
Zeile   -c—   über  dem  Wnndsockel  (Darstellung  der  gabenbringenden   Nile). 


den  sein  Vater  hat  erscheinen  lassen, 


M(MiPg^^]^'(S)SrPl     ^^''^^  Ptolemäus  geliebt  von  Isis 
'^  "^  si,  er  hat  ihr  Haus   erneuert  .... 


(2  \\ 


22.   Wagerechte  Zeile   < — ^   unter  dem  Fries   der  Decke  (Hathorköpfe;   da- 
zwischen  eine  oder  mehrere  Kartuschen  mit  Königsnamen,  hier  auch  Berenike). 

a 

^  »[Berenike?  machte]  große füi*  ihre 

Mutter  Isis, 

sie  erneuerte  ihren  Tempel  und  schmückte 
{smnl}?) « 


n  I 


23.   Zeile   <-'^  wie   22. 


I,„ 


A/W\AA     AAAAAA    : 


4A£s  c^ 


»Ptolemäus  III.  machte  (es  als) 
sein  Denkmal  für  seinen  Vater 
[Osiris], 

Ersten  von  Behbet; 

er  erneuerte  sein  Haus  mit « 


1)    Ähnlich   in    Edfii    (Rochem.  1,  70)    und    Dendera    (Mar.  2,  8a.  4,  75  =  Dum.,    Geograph. 
Inschr.  1,  100). 

a)    Original:  ohne  Zepter.  —  b)  Das  zerstörte  Zeichen  muß  v  sein. 


1909.]  Günther  Roedrr:    Der  Isistempel  von  Behbet.  71 


Die  Darstellung  der  Isis'  in  den  aufgefiihrten  Reliefs  ist  einförmig:  eine 
stellende  Frau,  die  das  j] -Zepter  und  ■¥■  liält.  Auf  dem  Frauenhaar  liegt  die 
Geierhaube,  deren  Kopf  über  der  Stirn  der  (iöttin  hinausragt;  liber  dem  Geier- 
kopf sitzt  gelegentlich  noch  der  Uräus.  Die  Krone  Xy  ruht  auf  einem  von 
mehreren  Schlangen  Pn  Pn  Pn  nM  nM  nM  gebildeten  Untersatz.  Osiris  hat  meist 
nicht  Mumienleib,  sondern  männlichen  Körper:  er  hält  j  und  ^.  Er  trägt 
zAveisträhniges  Haar  (wie  die  Frauenfrisur)  mit  Uräus  imd  den  unten  umgebo- 
genen Götterbart.  In  Nr.  1 1  ist  er  nur  so  dargestellt,  ohne  jede  Krone.  In 
Nr.  9   und  10   steht  auf  dem  Frauenhaar  die   0-Krone.    In  Nr.  13'  stecken  zwei 

Federn     /L    in  einer  um  den  Kopf  gewundenen   Stirnbinde ;   auch   eine  ähnliche 

Darstellung  mit  j|  (oben  weggebrochen)  sah  ich.  Horus  ist  meist  als  Harpo- 
krates  dargestellt:  in  Nr.  15  ist  er  ein  stehender  Knabe  mit  Kinderlocke,  der 
Doppelkrone  mit  Uräus  trägt.  Nut  (Nr.  8)  und  Hathor  (Nr.  15)  sind  wie  Isis 
dargestellt.  Anubis  (Nr.  14)  hat  Schakalkopf  ohne  Krone.  Re-Ha rächte 
(Nr.  12)  ist  ein  stehender  Mann  mit  Falkenkopf,  darauf  ?CX .  Min  (Nr.  16)  ist 
wie  üblich  dargestellt,  die  Geißel  schwingend.  Chnum  (Descr.  Ant.  5,  pl.  80,  ()) 
hat  Widderkopf,  darauf  wagerechte  Hörner  mit  einer  Sonne,  in  der  ein  Uräus 
sitzt;  es  ist  also  ein  Chnum-Re.  Nach  Lepsius  waren  außerdem  ein  Sobk.  Amon 
und  Ptah-Sokar-Osiris  dargestellt  (LD.   Text  1,  220). 

Fassen  wir  den  Inhalt  der  Inschriften  zusammen,  um  ein  Bild  von  dem 
literarischen   Standpunkt  des  Tempels  von  Behbet"  zu  gewinnen,  so  ergibt  sich: 

Isis  ist  die  Herrin  von  Behbet  (B.  5.  11.  13.  17.  21;  LD.  Textl,  22O7) 
und  Fürstin  aller  Götter  in  Netret  (5).  Sie  heißt  loj^-i  «Große«  (3.  5.  11.  13. 
21;  LD.  Text  1,  220 7)  und  Gottesweib,  d.h.  Gattin  des  Osiris  (5.  11)  und  Gottes- 
mutter, d.  h.  Mutter  des  Horus  (3.  5.  11.  13.  21;  LD.  Text  1,  22O7).  Ihren 
Bruder  Osiris  schützt  sie  (11.  13.  17),  ihren  Sohn  (Horus  bzw.  den  König)  läßt 
sie  auf  dem  Thron  erscheinen  (3).  Sie  ist  die  große  Lichtgöttin  (5;  vgl.  Descr. 
Ant.  5,  pl.  30,  3).  Die  Ptlanzen  1)lühen  ihr  zuliebe  (4),  deshalb  bringt  der  König 
sie  ihr  dar  (5).  Sie  ist  identifiziert  mit  Uret-hekau,  der  Stirnschlange  des  Re 
bzw.  des  Königs  (5).  Dem  König  gibt  sie  Macht  über  alle  Länder  und  Men- 
schen (4)  und  läßt  ihn  beliebt  sein  bei  Göttern  und  Menschen  (1.  18);  sie  gibt 
ihm  einen  hohen  Nil  (LD.  Text  1,  120)  imd  öffnet  ihm  die  edles  Gestein  ent- 
haltenen Berge  (19). 

Osiris  ist  Herr  von  Behbet  (17;  LD.  Text  1,  220,Q)  oder  Erster  von  Beh- 
bet (9.  11.  23);  auch  Herr  von  Netret  (2)  oder  wohnend  in  Netret  (13);  ferner 
wohnend  im  Königshause  (17)  und  ein  Fürst,  der  sein  Haus  (?)  liebt  (9).  Er 
trägt  die  Beinamen:   großer  Gott  (9.  17;   LD.  Text  1,  220/3),   Onnophris  (9.  20) 

')  Z.  B.  in  Descr.  Ant.  .5,  pl.  30,  3;  LD.  4.  Hb  oben  nnd  unten.  —  ^}  =  LD.  4,  S^>  unten.  — 
^)  Sein  Verhältnis  zu  anderen  Tempeln  kann  erst  später  festgestellt  werden,  wenn  dieses  Material 
besser  durchgearbeitet  sein  wird;  offenbar  ist  die  Abhängigkeit  von  Busiris  (Osirismythus)  und 
Heliopolis  (Sonnengott)  und  ein  gewisser  Gegensatz  gegenüber  den  oberägyptischen  Tempeln. 


72  Günther  Roeder:    Der  Isistempel  von  Behbet.  [46.  Band. 


und  ^jf  J  (11);    ferner  Herrscher  der  Ewigkeit    (LD.  Text  1,  220/3).     Er  wird 

gegen  seine  Feinde  geschützt  von  Anubis  (14)  und  Re-Harachte  (12),  dessen 
»Sohn«  Osiris  genannt  wird  (12).  Osiris  wird  geheilt  vom  König,  d.  h.  Horus 
(7)  oder  von  Nut  im  Fürstenhaus  (8).  Die  Götter  lieben  ihn  (13);  sein  Schweiß 
ist  wohlriechend  (11).  Osiris  gibt  dem  König  sein  Amt  (10).  dazu  Leben  und 
Freude  (11)  und  wirft  seine   Feinde  nieder  (9). 

Horus  sitzt  auf  dem  Throne  (4;  auch  LD.  Text  1,  220,  wo  nur  ein  »Sohn 
der  Isis«  genannt  ist)  als  König  der  Vorzeit  (10)  und  ist  der  Herr  der  Länder 
(1).  Er  hat  als  Beiname  Behedti  usw.  (3).  Er  (bzw.  der  König)  heilt  Osiris 
(7):  das  Horusauge  erfreut  Isis  (4).  Harpokrates,  hier  wie  sonst  nur  eine 
besondere  Form  des  Horus,  ist  der  Herr  der  Kronen  (6)  und  setzt  den  König 
auf  seinen  Thron  (6).  Er  heißt  großer  Gott  (15)  und  wohnt  im  pr-k^  (15)- 
Anubis  schützt  seinen  Vater  Osiris  (14). 

Atum  repräsentiert  die  aufgehende  Sonne  ("i),  und  das  Königtum  ist  sein 
Amt  (10).     Re  sitzt  auf  dem  Throne  (LD.  3,  287^)  und  hat  eine  ideale  Stärke  als 

König  (14).      Re-Harachte    ist    des  Oberste    der  Götter  (12).      Der  ^ziy  ^  3\ 

»Herr  des  Alls«  ist  der  Sonnengott  in  der  Morgenbarke  (5).  Die  vier  letzten 
(Atum,  Re  und  Re-Harachte  und  der  Allherr)  bedeuten  offenbar  ein  und  den- 
selben Gott,  nämlich  den  von  Heliopolis. 

Schow  sitzt  auf  dem  Thron  (10).  Geb  bemächtigte  sich  der  Menschen  (4) 
und  hinterließ  das  Königtum  als  sein  Erbe  (13).  Nut  ist  die  Mutter  des  Osiris, 
aber  gebar  auch  »die  Götter«  (8).  Hathor,  hinter  Harpokrates,  dem  Sohne 
der  Isis  stehend,  gibt  dem  König  die  Weltherrschaft  (15).  Min  heißt  merkwürdi- 
gerweise Herr  von  Behbet  (16). 

Der  König,  der  gute  Gott  (5),  sitzt  auf  dem  Throne  des  Sohnes  der  Isis, 
d.  h.  des  Horus  (LD.  Text  1,  220);  er  ist  Herr  der  Doppelkrone  und  erglänzt 
in  der  weißen  Krone  (ebenda).  Er  opfert  den  Göttern  und  bringt  ihnen  Gaben 
(Darstellungen,  passim);  er  baut  und  erneuert  ihnen  den  Tempel  (21 — 23).  Ins- 
besondere erfreut  er  Isis  durch  (xaben  aus  Punt  (1)  oder  durch  Blumen  und 
Räucherung  (5)  und  dient  dem  Osiris  (2).  —  Die  Götter  vergelten  ihm  diese 
guten  Taten.  Sie  lassen  ihn  auf  dem  Throne  des  Schow  (10)  sitzen  oder  dem 
Throne  des  Harpokrates  (6)  und  geben  ihm  die  Stärke  des  Re  (14).  Beide 
Länder  sind  ihm  vereinigt  (15),  und  der  ganze  Sonnenkreis  ist  ilim  unterworfen 
{(\).  Die  Herzen  der  Menschen  sind  ihm  gefesselt  (18);  die  Götter,  Ägypten 
und  die  Fremdländer  lieben  ihn  (1);  er  bemächtigt  sich  der  Länder  und  der 
Herzen  der  Menschen  (4).  Am  Tage  des  Prügeins  schützen  die  Götter  ihn  und 
werfen  die  Empörer  nieder  (9);  sie  jagen  Schrecken  in  die  Herzen  seiner  Feinde 
(9)  und  lassen  ihn  seine  Feinde  niederschlagen  (8).  Dann  grünt  das  Land,  und 
die  Berge  geben  ihr  Gestein  her  (18);  der  König  hat  langes  Leben  (11)  und 
feiert  Jubiläen  bei  glücklicher  Regierung  (9). 


1909.]  Günther  Roeder:    Der  Isistempel  von  Behbet.  73 


Unter  den  vorkommenden  Ortsnamen  sind  hbj-t  (gewöhnlich  |  fl  j  ^ ,  aus- 
geschrieben iJfjtlfflS  1^^)  "J^d  1  ^  ©  riirj't,  ntr-{t)  (2.  5)  bekannt  für  Reli- 
bet;  Osiris,  Isis  und  auch  Min  sind  Herren  der  Stadt  (s.  oben).  In  Behbet  liegt 
vielleicht  auch  das  K()nigshaus,   in   dem   Osiris  wohnt  (17).     In  einem     |   ^^^ 

Tp^  (lies  wohl  nur  pr-ky  »hohes  Haus«)  schützt  Anubis  den  Osiris  (14):   Har- 
pokrates  wohnt  in  ihm  (15),   und  Hathor  ist  dort  Sängerin  (15). 

Die  griechischen  Reisenden,  die  zuerst  den  (Jrt  nach  Isis  benannten,  werden 
es  getan  haben  auf  Grund  von  Angaben  der  ägyptischen  Priester,  die  ihnen 
Isis  als  Herrin  des  Tempels  bezeichneten.  So  wollen  wir  es  denn  auch  von 
ihnen  hinnehmen.  Wird  doch  Isis  schon  im  Tempel  Sethos'  I.  bei  Gurna  (The- 
ben W.)  »Herrin  A'on  hhj-t^'^  genannt  (Champolliox,  Not.  descr.  1,  700);  auch  in 
später  Zeit  heißt  sie  in  Dendera  so  (3Iariette,  Denderah  4,  72;  Dümichen,  Geo- 
graph. Inschr.  1,  73).  Aber  ohne  die  klassische  Tradition,  allein  nach  den  ägyp- 
tischen Inschriften,  würden  wir  den  Tempel  dem  Osiris,  oder  wenigstens  ihm 
und  seiner  Familie,  zuschreiben.  Osiris  ist  der  »große  Gott  in  hhj-t<-<^  (Mab., 
Dend.  4,  72).  Er  wird  in  Netret  verehrt:  3Iar.,  Dend.  4  pl.  35,  30  (=  Recueil 
de  travaux  3,  52):  38,  99—100  (=  Rec.  5,  85—86);  38,  105  (=  Rec.  5,  87). 
Er  heißt  »groß  in  Xetret«  (Mar.,  Dend.  4  pl.  35,  12  — 13  =  Rec.  3,  47)  und 
»wohnend  in  Netret«  (Mar..  Dend.  4,  75);  vgl.  den  Widder  von  Mendes  in  Netret 
(ebenda  4,  79).  Es  ist  im  allgemeinen  bei  den  ägyptischen  Göttinnen  so  wenig 
wie  bei  ägyptischen  Damen  Sitte,  daß  sie,  wenn  sie  einen  Gatten  haben,  ohne 
ihn  auftreten.  Also  wird  auch  Isis  in  Behbet  ursprünglich  nur  die  Begleiterhi 
des  Osiris  gewesen  sein:  aber  das  Verhältnis  der  beiden  mag  sich  hn  Laufe 
der  Zeit  geändert  haben,  und  Isis  kann  das  mächtigste  Mitglied  der  Götter- 
familie von  Behbet  geworden  sein.  Für  das  dritte  Glied  dieser  Familie,  Horus 
bzw.  Ilarpokrates,  hat  man'  eine  angesehene  Stellung  erwartet,  weil  ein  ver- 
mutlich aus  Behbet  stammender  König  der  30.  Dynastie  sich  nach  ihm  genannt 
hat:  Necht-har- ebbet  Ne%S-«cej8>ic  »stark  ist  Horus  von  Behbet«;  aber  soweit  wir 
zu  sehen  vermögen,  tritt  Horus  zurück  zugunsten  seiner  Eltern.  In  Karnak  im 
Bau  Thutmosis'  III.  heißt  Behedti  »Erster  von  |J^ «,  wo  er  als  Vertreter  des 
Deltas  dem  Nubti.  Herrn  von  Oberägypten,  gegenübersteht  (unpublizierte  Ab- 
schrift Sethe):  dieses  hh-t  ist  wohl  Behbet.  Vereinzelt  wird  eine  Nephthys  von 
hhj't  erwähnt  (Mar.,  Dend.  4,  72). 

')   Auch  Lepsius,   Denkm.  Text  1,  220. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     191)9.  ' 


74 


Boris  Turajeff:    Die  naophore  Statue  Nr.  97  im  Vatikan. 


[46.  Band. 


Die  naophore  Statue  Nr.  97  im  Vatikan. 

Von  Boris  Turajeff. 
Mit  einer  Abbildung. 


J^eitdem  ich  in  meinem  russischen  Werk  über  Gott  Thoth  die  naophore  Statue 
Nr.  97  des  Vatikans  benutzt^  und  die  Inschrift  ilirer  vorderen  Seite  veröffent- 
licht habe"^,  ist  meines  Wissens  dieses  eigentümliche  Denkmal  nicht  wieder 
bearbeitet  worden.  Im  Katalog  des  Museo  Egizio  Vaticano  von  0.  Marucchi, 
wo  sämtliche  Inschriften  dieses  Museums  abgedruckt  sind,  finden  sich  die  Texte 
dieser  Statue  nicht,  und  ihre  Beschreibung  selbst  ist  nicht  genau  —  das  Denk- 
mal ist  mißverstanden  \  Während  meines  Aufenthalts  in  Koni  im  Sommer  1908 
hat  mir  Hr.  Marucchi  die  gütige  Erlaubnis  zur  Veröffentlichung  der 
Texte  gegeben,  da  er  selbst  wegen  andersartiger  Beschäftigungen 
seine  Absicht,  diese  Inschriften  zu  bearbeiten,  nicht' ausfüliren  kann. 
Der  Kopf  und  die  Füße  der  Statue  (s.  Abb.)  sind  wie  beim 
berühmten  Wtd^-Hr-rsnt  modern,  die  Hieroglyphen  in  den  ergänzten 
Teilen  phantastisch.  Die  Inschriften  laufen  von  rechts  nach  links 
in  senkrechten  Zeilen.  Eine  ist  vorn,  unter  dem  Bilde  des  affen- 
gestaltigen  Thoth,  am  Untersatze  des  eigentümlichen  Naos  ange- 
l)racht;  sie  ist  vollständig  und  bildet  vier  Zeilen.  Die  andere,  grö- 
ßere, A^on  drei  langen  Zeilen  findet  sich  auf  dem  Kückenpfeiler^. 
Sie  hat  unten  einige  Zeichen,  die  durch  falsche  Hieroglyphen  er- 
setzt sind,   eingebüßt. 

.    Die  Hieroglyphen  sind  ziemlich  flach  und  nicht  immer  deutlich. 
Es  finden  sich   die  Schreibungen,  die  auf  Spätzeit  weisen,  so:   (1  v\ 

statt  <=>,  Jg:^  statt  ^z^,  X7  statt  0,  ^^^  statt  ^^^J\,  C^-B  statt 
Q  statt  VI..  Das  Denkmal  muß  der  spätsa'itischen  (persischen)  oder  sogar 
frühptoleinäischen  Zeit  gehören;  auf  diese  Zeit  weist  auch  der  oft  vorkommende 
Name  ^?\  Toi%og,  Tewg.  Inhaltlichsind  die  Inschriften  den  späten  tanitischen, 
die  von  Daressy  publiziert  sind',  niclit  unähnlicli.  Auch  sie  enthalten  eine 
Häufung  der  Priestertitel,  von   denen  manche  für  uns  unverständlich  sind. 


')  S.  38.  —  ^)  Nr.  1  (Anhang).  —  ^)  S.71.  —  ■*)  Es  war  vielleicht  noch  eine  dritte  Inschrift 
auf  dem  Untersatze  der  Statue  in  horizontaler  Schreibung  eingraviert,  doch  ist  sie,  wie  gesagt, 
verloren.   —   ^)  Recueil  de  travaux   XV   \hO — 162. 


J 


1909.] 


Boris  Turajkff:    Die  naophore  Statue  Nr.  97  im  Vatikan. 


75 


Beide  Iiiscliriften  enthalten  die  Gebete  zu  den  Gottheiten  des  Sinai  {MfkU): 
Thoth  und  Hathor.  In  welcher  Beziehung  der  Verehrer  dieser  Götter  zum  »Sinfii 
stand,  ist  aus  den  Inschriften  nicht  zu  entnehmen.  Mit  dem  berühmten  Temi)el 
von  Serabit  el  Khadem  hatte  er  schwerlich  etwas  zu  tun,  da  dieses  Heiligtum 
schon  nach  der  Kamessidenzeit  verlassen  war'.  Doch  ist  der  Kult  der  Hathor 
von  Malachit  auch  im  ptolemäischen  Ägypten  zu  belegen".  Dagegen  ist  über 
Thoth  von  MfkU  in  Ägypten  zu  dieser  Zeit  nichts  bekannt';  für  ihn  ist  unsere 
Statue  das  einzige  Zeugnis.      Ihre  Herkunft  ist  leider  unbekannt. 

Ich  gehe  zu  den  Texten  über  und  beginne  mit  der  Inschrift  der  Vorderseite: 


ö    ^^^' 


17 


2.^. 


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1-1^ 


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■  nR 


u 


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I  I  I 


a 
I  I  I 


ö  n^^^in 


AAAAAA    siy 


1»0  Herr  der  Wahrheit!  Ich  bin  der  Herr  der  Wahrheit*.  Ich  '  habe  meine 
Hände  ausgebreitet,  dich  umarmend,  um  dich  zu  veranlassen,  2inein  Schutz  zu 
sein.  Ich  bete  zu  dir,  o  großer  Gott,  Vorsteher  von  {M)fkU,  bestätige  meinen 
Sohn  Mnh-ib  ^als  Vorsteher  des  Schatzhauses  im  großen  Amte  des  Königshauses. 
Belohne  meinen  AV  inmitten  ^(\qv  vortrefflichen  k>s  vor  dem  Totenreiche.  Er- 
halte mein  Haus  in  Ewigkeit.« 


Inschrift  auf  dem   Rückenpfeiler: 


,ont^^^ 


© 


C^^^  h  -Cü>-'=x=^ 


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')  Vgl.  Weill,  Recueil  des  inscriptions  du  Sinai  S.  57;  Flinders  Petrie,  Researches  in  Sinai 
S.  108.  —  -)  Sogar  in  Alexandria.  Vgl.BREcciA,  Les  fouilles  dans  le  Serapeuin  d'Alexandrie  en  1905/06, 
Annales  du  Serv.  d.  Antiq.  VIII  65  f.  —  ')  Über  Thoth  vom  Sinai  vgl,  meinen  Aufsatz:  Zu  den 
Kulten  des  Sinai  (russisch),  Zeitschr.  Hakedem  I  63—66.  —  *)  D.  h.  »Wahrhaftiger«.  —  '-)  Das 
Suffix  der  1.  Person  ist  im  Original  durch  einen  Strich  bezeichnet,  wie  z.  B.  Marucchi,  II  Museo 
Vaticano  S.  106  (der  Text  stammt  aus  der  früheren  saitischen  Epoche). 

10* 


76  Boris  Turajeff:    Die  naophore  Statue  Nr.  97  im  Vatikan.  [46.  Band. 


I     M    LU    I I  AAAAAA       U      I     AAAAAA    AAA/^\A  -""^   ■'-^  AAA^AA    H V.ä— ^         iCi         d   VJ    ./J 


1»  Ehrwürdiger  bei  Hathor',  Herrin  von  MfkH,  Gottesmutter,  Tochter  der 
Nut,  hfi-sst^  der  göttlichen  Opfer^,  großer  W^'/'^-Priester,  der  das,  was  ihn  an- 
geht, kennt,  hr'i-sst^  der  heiligen  Bilder  (?),  der  den  Verborgenen  an  Körper  und 
Herrlichen  an  Gresicht  geschaut  hat(?)^,  der  Gelehrte,  der  Kenner  dessen,  was 
er  tut,  der  das  Herz  seiner  Stadt  befriedigt,  Vorsichtiger  in  bezug  auf  sein 
Gehen (?)*,  der  vorzügliche,  von  seiner  Stadt  geliebte  Vater,  der  Gelobte^  von 
seinem  Vater,  der  Ehrwürdige^  bei  seiner  Mutter*^,  die  Herzensfreude  seiner 
Brüder,  der  /SZ:y-/<f '-Priester  der  Hw-w^d{?y,  der  ii/7i-?z^r-Priester  des  T/j7i'\  der 
<Si^y-Ä''-Priester  des  Thoth,  Hr-r,'  der  , Gerechtfertigte',  Sohn  von  Hw-wM{?),  [ge- 
boren von  der  Ehefrau]  ^'Ist-rst,  spricht:  0  Gottesmutter,  Herrin  von  MfkH,  Auge 
des  Re<^,  Herrin  der  Götter.  Ich  war  der  Suchende  dessen,  was  für'"  dein  Haus 
nützlich  ist,  (ich  war)  der  gerechten  Herzens '\  der  nach  deinem  Willen  Wan- 
delnde. Ich  ließ  entstehen  Ackerland  als  Zugabe  zu  deiner  Stadt  in  Vermehrung 
dessen,    was   da   (früher)   war.     Ich   beschützte   die  Glieder  der  Stadtbewohner. 

Ich  bete  zu  dir'",  o  Gottesmutter,  Herrin  von  MfkU,  um  folgendes (?)'^: 
Gib  Lebenszeit,  laß  gedeihen  das  Begräbnis,  gib  eine  selir  lange  Lebenszeit  in 
Gesundheit  und  ein  gutes  Begräbnis  nach  dem  Lan[den  dem]  3 Vorsteher  des 
Schatzhauses  D-hr^*,  dem  Sohne  des  Mnh-ih,  der  geboren  ist  von  der  Ehefrau 


7^ 


')  Den  Namen  der  Gottheit  stellt  man  oft  voran  in  der  Spätzeit.  Vgl.  außer  Wdi-Hr-rsnt  die 
Statue  NX  (Wreszinski  S.40)  in  Wien  und  die  Statuen  aus  Tanis  (Daressy  in  Kecueil  XV  157). 
—  '•')  Vgl.  zum  Titel  Bergmann,  Recueil  VII  201  =  Wreszinski  o.  c.  109  (I  29,7). 

^)    Oder:  der  verstecktes  Herzens  ...  in  bezug  auf  das,  was  ei-  gesehen   hat.   Vgl. 

^^^_^      _^^,       Rec.  X    14.-)— 148. 

')    Vgl.  ^^^^^^=^(]()|^  Pierret,  Et.  Kgypt.  II  4.-.;   t^'^^7^<= 
PiEHL,  Inscr.hier.l  i-xxxix  col.  1;    ^^.^^   ^    Q   ^^=0   ^   '"^^  Daressy,  Rec.XIV  S.l»i9. 
■'')    Gewöhnlich  unigekehrt:    für  den  Vater  gebraucht  man  *p^ ,    für  die  Mutter  ö  y     ^^' 

'"')    Zur  Schreibung   vgl.  Recueil  XV  S.  152.   —    ^)  Oder  Ski-iosr  «der  Erheber   der  Stärke«. 
*)    Unbekannt.     Es    soll   nach  dem    folgenden  ein  krokodilgestaltiger  Gott  sein.     In  Moskau 

findet   sich  eine  Usebti  der  Spätzeit  eines   O  \^|(^^1• 
")    Beiname  des  Horus  in  Edfu  (Piehl,  Inscr.  hier.  II  lxxxviii)  und  Thoth  (vgl.  meine  Arbeit 

S.lll).  —   ^^)   / für  AAAAA^  vor  p!  ■ —   '')  Vgl.  /.um  Ausdruck  Piehl,  Inscr.  hier.  I  pl.  XXXVII; 

Brugsch,  W^örterb.  V  288.  —   '-)  Merke  auf  den  Parallelismus  in  den  beiden  Inschriften. 


A/\AAAA  H  AArtAAA 


'^)    Vielleicht  ''^^ — ^  .-f  /l  zu  lesen  1'    f^ — ^  ^^ J\  im  Sinne  »beschützen«  vgl.  Seihe,  Urk.  ägypt. 

Alt.  IV  21;  im  Sinne   «schaffen"   Piehl,  Inscr.  hier.  2.  Ser.  L.  S, /3. 

")  Vielleicht  der  Enkel  des  Verstorbenen.  Also  die  Genealogie:  1.  Hw-wid  + 'Ist-rM,  2.  Hr-r^, 
3.  Mnh-ib  +  Nfr-tSw,  4.  D-hr.  Mnh-tb  ist  zum  Vorsteher  des  Schatzhauses  ernannt  worden,  sein  Sohn 
ist  ihm   in  diesem  Amte   gefolgt.     Er   hat  sich   nach    33  Jahren   um   das   Grab   seines    Großvaters 


1909.]  Boris  Turajekk:    Die  naophore  Statue  Nr.  97  im  Vatikan.  77 


Nfr-Uw,  der  Gerechtfertigten.  Er  hat  dieses  Bildnis  bei  Hathor,  (meiner)  Herrin 
aufgerichtet,  nachdem  er  mich  mit  schönem  Begräbnis  versehen  hat.  Er  hat 
das  Begräbnis  mit  ehrwürdiger  Salbe,  mit  Leinen  aus  der  Haushaltung  (?)  nach 
33  Jahren  erneuert. 

0  jedermann,  der  in  diesen  Tempel  eintritt  oder  aus  ihm  herauskommt, 
mögen  eure  Herzen  gütig ^  sein  für  diese  von  ihr  beschützte"  Statue,  in  alle 
Festtage  der  Goldenen « 


Zweiwegebuch  und  Totenbuch. 

Von   Hermann  Grapow. 


-L/ie  Ausgabe  dieses  alten  ^,  mit  Recht  als  schwer  verständlich  verrufenen  Buches 
ist  bekanntlich  ein  Torso;  den  so  notwendigen  Kommentar  hat  Graf  Schack 
leider  nicht  mehr  vollenden  können. 

Seit  der  Herausgabe  des  Textbandes  (1903),  der  nur  das  Exemplar  des 
Berliner  Museums  enthält,  ist  das  Material  beträchtlich  vermehrt  worden  durch 
den  inzwischen  vollständig  erschienenen  Teil  des  Catalogue  general  von  Kairo: 
Sarcophages  anterieurs  au  nouvel  empire.  In  diesen  Bänden  hat  Lacau  a^ou  den 
bei  Schack  in  der  Vorbemerkung  erwähnten  Exemplaren  des  Museums  von  Kairo 
(Nr.  28083  und  28085—28090)  nicht  nur  große  Stücke  des  Textes,  sondern 
auch  die  sehr  interessanten  und  wichtigen  Pläne  der  Sargböden  28083,  28085 
und  28089  publiziert. 

Ich  habe  mich  mit  diesen  Texten  wiederholt  eingehend  beschäftigt  und 
bin  dabei  zu  dem  gewiß  überraschenden  Ergebnis  gelangt,  daß  ein  großer  Teil 
derselben,  namentlich  der  Kap.  XII  ff.,  sich  im  Totenbuch  wiederfindet  bei  den 
Kap.  117 — 119,  179  und  den  Kapiteln  von  den  Toren   144 — 147. 

Was  icli  für  diese  Texte  bisher  ermitteln  konnte,  möchte  ich  hier  kurz 
zusammenstellen . 

gekümmert  und  ihm  die  Gebete  für  sich  und  seinen  Vater  in  den  Mund  gelegt.  Oder  sollen  wir  in 
der  Vorderseite   einen  Ausfall    vermuten    und    etwa    so   den  Text  ergänzen:      1  U  <^hI    I   I   I    '' 

Dann  wäre  doch  eine  unerhörte  Nachlässigkeit  zu  konstatieren ! 

')    4^  "^  statt  ÖAÖO'J  wie  bei  Piehf.,  Inscr.  hier.  II  pl.  XXX\'II  col.  5—7. 

'^)    I).  h.  von   Hathor,  der  Herrin  des  Tempels,  in  dem  die  Statue  aufgestellt  wird.    \'gl.  Piehl, 

ÄZ.  XXXI  88 f.  E.    Oder  — »—  ist  in  1^  zu  verbessern  und  das  Verbum  als  Imperativ  zu  fassen: 

»beschützt«   sie  (die  Statue). 

^)  Sprachlich  stehen  die  Texte  den  Pyramiden  sehr  nahe;  die  Niederschrift  möchte  Hr.  Dr. 
Möller  nach  dem  Schriftchar^kter  etwa  in  die  11.  Dynastie  setzen. 


I 


V8  Hermann  Grapow:    Zvveivvegebuch  und  Totenbucli.  [46.  Band. 

Die  Kap.  117  — 119  bilden  im  Totenbiich  schon  äußerlich  durch  die  Er- 
wähnung von       1  1^^^   im  Titel    eine    besondere  Gruppe,   deren   wichtigstes 

I     I   I   I 

und  häufigstes  Glied  Kap.  lli)  ist'.  Daß  dies  kein  Zufall  ist,  beweist  die  Her- 
kunft dieser  Texte  aus  dem  Zweiwegebuch ' : 

Gänzlich  auf  altes  Gut  geht  Kap.  111)  zurück;  es  stammt  fast  wörtlich  aus 
Zweiwegebuch   Kap.  XV,  Z.  3 — 8. 

P^benso  steht  es  mit  Kap.  118,  das  aus  Zweiwegebuch  Kap.  Xlla,  Z.  B—  9 
entlehnt  ist. 

Kap.  117  ist  aus  Zweiwegehuch  Kap.  XIV,  1 — B  =  ib.  Kap.  XVI  1  —  H 
entstanden;  doch  hat  der  Text  bei  diesem  Kapitel  im  Gegensatz  zu  den  beiden 
anderen  mehr  Veränderungen  erlitten.  —  Der  Zusatz,  den  die  Handschrift  Pe 
bei  Navilt.e  noch  hat  (Variantenband  S.  265)  ist  nicht  alt  und  findet  sich  nur 
in  diesem   Papyrus.      Auch   Totb.  ed.  Lepsius  hat  wie  die  übrigen  n.  R. -Texte. 

Kap.  179  (im  n.  R.  belegt  bei  Naville  Aa  und  Ab  und  im  Pajjyrus  ööö 
21)^,    im    späten   Totenbuch    ist  es   verloren),    stammt  ebenfalls    ganz  aus  dem 

Zweiwegebuch,  wo  es  Kap.  XV  (S  — 18  bildet;  aus  demselben  Kapitel  rührt, 
wie   wir  schon  sahen,   auch  Totb..   Kap.  119   her. 

Von  den  »Kapiteln  von  den  Toren«  habe  ich  bis  jetzt  folgende  Teile  im 
Zweiwegebuch   wiedergefunden : 

1.  Tor.   Rede  des  Toten: 

Totb.,  Kap.  147,   B — 9   (Ani)  =  Zweiwegebuch,   Kap.  XV  B — 8, 

ib.  147,  10-17  (Ani)  =  Zweiwegebuch,  Kap.  XIV  1 — 3  =  Kap.  XVI 

1—3. 

2.  Tor,   Rede   des   Toten: 

Totb.  Leps.,   Kap.  147,  8 — 10  =  Zweiwegebuch,  Kap.  XIII  6 — -7;   11 — 13. 

B.   Tor,   Rede  des  Toten: 

Totb.,  Kap.147,20— 2H  (Nav.,Lc)  =  Zweiwegebuch,  Kap.XlIlU— 15: 18  — 21. 

H.   Tor,   Rede  des  Toten: 

Totb.  Leps.,  Kap.  147,  22  -23  =  Zweiwegebuch,  Kap.  XV  9  —  11. 

7.   Tor,   Rede   des   Toten: 

Totl).  Leps.,  Kap.  147,  2() — 27  =  Zweiwegebuch,   Kap.  XV  B  —  8. 

Gebet  an  den  Toren: 

Totb.  ed.  Leps.,  Kap.  144  nach  Pap.  Nu  26,  2 — 4        =  Zweiwegebuch,  Kap.  XII« 

3—9, 

')  Vgl.  was  Naville,  Einleitung,  S.  1.57  f.,  über  Stellung  und  Vorkommen  mitteilt.  —  ^)  Im 
folgenden  ist  der  Kürze  halber  als  " Zweiwegebuch«  stets  nur  das  Berliner  Exemplar  nach  der  Aus- 
gabe von  ScHACK  zitiert;  die  Exemplare  in  Kairo,  für  die  das  oben  angegebene  Werk  Lacaus  zu 
vergleichen  ist,  sind  hier  beiseite  gelassen.  Sie  werden  später  im  Kommentar  zum  ganzen  Buch 
niit  verarbeitet  werden. 


1909.]  Hermann  Grapow:    Zweiwegebuch  und  Totenbuch.  70 


Tütb.  ed.  Lkps.,  Kap.  144  nach  P;ip.  Nu  26,  5  —  7        =  Zwoiwegebuch,  Kap.  Xlla 

17— 2H, 
2(),  7      10      r-  Zw('iwegel)ucli,  Ka]).  Xlh/ 

11    und    18-24, 
20,    11  — 1:{  ^  Zweiwegebuch,  Kap.  XllA 

25-80. 
2(),    17 — 1!)  =^  Zweiwegebuch,  Kap.  Xlh/ 

42—48. 
2(),    19-21   --  Zweiwegebuch,  Kap.    XIII 

H  und   5—7. 
Aus  dieser  Konkordanz  lassen   sich   einige  interessante  Folgerungen  zielien: 

1.  Das  lange  (iebet  an  den  Toren  (Leps.,  Kap.  144  unten)  mußte  Navillk' 
seinerzeit,  da  es  für  das  neue  Kelch  damals  noch  nicht  bekannt  war,  für  neueren 
Ursprungs  erklären.  Inzwischen  ist  es  durch  Pap.  Nu,  S.  20  für  das  neue  Reich 
gut  belegt;  und  jetzt  erweist  sich  dieser  scheinbar  junge  Text,  da  sich  große  Stücke 
von  ihm  im  Zweiwegebuch  wiedergefunden  haben,  im  Kern  wenigstens  als  uralt. 

2.  Für  die  Rezension  des  späten  Totenbuches,  wie  es  in  der  Ausgabe  von 
Lepsius  uns  vorliegt,  ist  die  merkwürdige  Tatsache  längst  bekannt,  daß  mehrere 
Kapitel  ganz  oder  teilweise  an  zwei  Stellen  aufgenommen  sind.    Man  vergleiche: 

Kap.  9  und  Kap.  73,  Kap.  IH   und  Kap.  121, 

Kap.  10   und  Kap.  48,  Kap.  58  und  Kap.  122. 

Kap.  11    und  Kap.  49,  Kap.  100  und  Kap.  129, 

Kap.  12   und  Ka]).  120,  Kap.  128   und  Kap.  189"". 

Daß  aucli  die  Kap.  117 — 119  noch  ein  zweites  Mal  im  Totenbucli  zu 
finden  sind,  zeigt  obige  Konkordanz.      Denn   es   ist: 

Kap.  \\1  =^  Kap.  147,  10 — 17   (Ani),    beide  =  Zweiwegebuch,    Kap.  XIV  1—8, 
Kap.  118  =  Kap.  144  (Pap.  Nu  26,  2—4),  beide  =  Zweiwegebuch,  Kap.  XII r/  8  -9, 
Kap.  119  =  Kap.  147,   8  —  9   (Ani),  l)eide  =  Zweiwegebuch,  Kap.  XV  8  —  8. 
I  8.   So  kennen  wir  bisher  für  die  Komposition  des  Totenb.uches  (bekanntlich 

gibt  es  vor  dem   neuen   Reich   nocli   nicht  das,  was  wir  unter   »Totenbuch«    ver- 
stehen) zwei  alte   Quellen: 

1.  Die  Pyramidentexte   (für  einige   Kapitel), 

2.  Die  Texte  auf  den  Särgen  des  mittleren  Rei(^]is  (für  gut  ein  Drittel  der  Ka- 
pitel .  .  -Y,    unter  denen  die  des  Zweiwegebuches   eine  besondere  Gruppe  bilden. 

Zum  Schluß  möchte  ich  an  einem  Beispiel  zeigen,  wie  nalie  sich  die  ent- 
sprechenden Texte  des  Zweiwegebuclies  und  Totenbuches  stehe]i.  Ich  wähle 
hierzu  Totenbuch  Ka]).  119  nach  Navuj.e,  Ca,  indem  ich  Satz  für  Satz  die  bei- 
den Textfassungen  nebeneinander  stelle. 


')  Einleitung  S.173.  —  ^)  Daß  auch  Kap.109  =  149,2  und  108  =  149,  4  ist,  werde  ich  an 
anderer  Stelle  ausführlich  nachweisen.  —  ^)  Wie  viele  der  späteren  »Totenbucli "-Kapitel  schon  im 
mittleren  Reich  vorkommen,  zeigt  aufs  beste  der  Index  .. Cliapitres  du  Totenbuch  •  im  2.  Bande 
von  Lacaus  oben  angeführtem  Werk. 


80 


Hermann  Grapow:    Zweiwegebuch  und  Totenbuch. 


[46.  Band. 


Zweiwegebuch  XV  3—8. 


/VWv^A    Ju-i    /SAAAAA    AA(V>AA 


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Totenbueh  Kap.  119. 

Überschrift  (später  hinzugefügt' 


^S^kT,  .H-^N•N• 


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(Tafel  XI): 


)    Die  Überschrift   ist   nicht   in   allen  Handschriften    gleich;    z.  B.    lautet   sie    in  Pap.  Jouiya 


A 


N.  N. 


'^j    So,  nicht      l     ^,  wie  Graf  Schack  umschrieb,  ist  der  Name  des  Besitzers  des  Berliner 

Sargbodens  zu  lesen.     Ich  verdanke  diese  Lesung  Hrn.  Dr.  Möller. 

^)    So  haben  Pap.  Nu  und  andere.  —  *)  Fehlt  Pap.  Nu.  —  ^)  Hier  offenbar  jüngere  Ervveite-       || 
rung;  der  Text  des  Zweivvegebuches  geht  ohne  Lücke  weiter. 


1909.] 


Hermann  Gkapow:    Zweiwesebuch  und  Totenbuch. 


81 


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P  Ähnlich    steht  es  nun  mit  allen  oben  aufgezählten  Kapiteln.      Die  genaue 

Analyse  des  Zweiwegebuches  hoffe  ich  später  in  einem  Kommentar  vorlegen  zu 
können,  der  dann  auch  alle  Parallelen  aus  dem  Totenbuch  enthalten  wird.  Hier 
sollte  nur  auf  die  bisher  übersehene  Tatsache  des  Zusammenhanges  beider  Text- 
sammlungen hingewiesen  werden. 


^)    So  nach  Nu;    Ca  hat  bloß 


Zeitsclir.  f.  Agypt.  Spr.,  4G.  Haml.     1909. 


11 


82  Edouard  Navii.i.k:    La  XI''  dynastie.  [46.  Band. 


La  XP  dynastie. 
Par  Edouard  Naville. 

Jues  fouilles  qiie  j'ai  faites  pendant  quatre  hivers  dans  le  temple  fuiieraire  de 
la  XP  dynastie,  nous  ont  appoite  des  renseignements  importants  sur  cette  fa- 
mille  de  souverains.  Dans  le  premier  volume  du  compte-rendu  de  ces  fouilles, 
j'ai  essaye  de  reconstituer  la  serie  des  rois  qui  ont  compose  cette  famille.  Depuis 
lors  M.  Ed.  Meyer  avec  Tautorite  (jui  sattache  a  tous  ses  travaux  historiques  en 
a  propose  une  nouvelle,  qui  differe  considerablement  de  la  mienne.  Je  voudrais 
exposer  pour(|uoi  il  m'est  impossible  de  me  ranger  au  Systeme  de  M.  Meyer, 
<{ui  est  fonde  sur  une  description  du  temple  qui  pouvait  a  la  rigueur  etre  ad- 
mise  a  la  fin  du  3''  liiver  des  fouilles,  mais  ([ue  les  fouilles  du  4'",  par  les  re- 
sultats  inattendus  (ju'elles  nous  ont  apportes,  ont  completement  renversee.  Depuis 
que  nous  sommes  arrives  au  fond  du  temple,  nous  avons  une  coneeption  tont 
autre  de  ce  qu'a  ete  Tedifice,   et  de  ce  (|ui  en  etait  la   partie  iniportante. 

Avant  de  reprendie  la  reeonstitution  de  cette  famille,  je  voudrais  ecarter 
une  donnee  (jue  j'estime  fausse,  et  qui  a  pese  sur  tous  les  systemes  proposes, 
en  particulier  sur  ceux  de  MM.  Ereasted  et  Meyer.  On  a  cru  retrouver  une 
indication    chronologique    dans    une    inscription    de    Leyde    ainsi    concue  (Piehl, 

1     Jl  O        AAAAAA    I      y   A    .     .     .    _^5V^    /VW^^       I       |[|[|      <= >    O    I    I    -J     ^        I       ^         1        "^ 

""^H^^u^^^^^      sÄXT J\ 

«et  voici  fut  scribe  des  canaux  de  l'eau  du  nome  Thinite  et  clief  de  la  ville 
d'Abydos,  le  pere  du  pere  de  mon  pere  depuis  le  temps  de  THorus  Uahankli. 
le  roi  Antef«.  Je  n'insiste  pas  sur  la  nature  du  titre  que  j"ai  interprete  comme 
Brugsch,  mais  il  semble  evident  que  cette  plirase  veut  dire  en  fran^ais :  la  dignitr 
d'inspecteur  des  canaux  a  ete  hereditaire  dans  ma  famille  depuis  le  temps  du 
roi  Antef.  En  remontant  dun  pere  a  lautre,  on  trouve  qu'ä  partie  de  ce  pha- 
raon  cette  dignite  a  ete  conferee  a  sa  famille,  mais  l'auteur  n'entend  nuUe- 
ment  nous  dire  que  son  arriere-grand-pere  a  ete  nomme  inspecteur  par  le  roi 
Antef,   ce  qui  s'exprimerait  par  ces  mots  (J^        ,   etc.,  et  non  pas    -^    il 

fut  inspecteur  sous  le  regne  de  ...  et  non  depuis.  B^  est  la  preposition  <(ui 
indi({ue  le  point  de  depart  de  (iuel([ue  chose  qui  dure  encore,  cela  voudrait  dire 
que  cet  arriere-grand-pere  est  encore  inspecteur,  et  n"a  pas  cesse  de  l'etre.  Le 
nombre  de  generations  d'inspecteurs  ne  nous  est  pas  indique,  il  est  certaine- 
ment  de  plus   de  trois,   celui   qui  parle  ainsi  ne  le  sait  peut-etre  pas  lui-meme. 


1909.]  KnoiARi)   Navii.i.i::    La    XI'    dyiiastie.  83 


II  en  est  exncteinent  de  meme  i\ue  dnns  cette  pliraso-ci  (Lki's.,  üenlciii.  TU,  55), 
11  sagit  de  Thoutliinosis  111  dnns  soii  iii.scri})tion  de  Inn  11.  Lc  roi  doniie  l'ordrc 
de  faire  graver  a  iiouveau  dans  le  teinple  de  Deduii  les  ollraiules  qiie  lc  roi 
benusrit  111  aA'ait  laites  au  dieu.  et  il  aioute  ces  mots:   'q:^ T^^        /^^i   '^ 

n,==_  o^  ^'=tjI  V:>    »le  fils,  le  restaurateur  qiii  accom[)lit  les  ceremonies  en  Thon- 

neur  du  pere  du  pere  de  son  pere  qui  la  eugendre«.  Certainement  personne  ne 
prendra  ce  passage  a  la  lettre  et  ne  soutiendra  que  Senusrit  III  etait  Tarriere- 
grand-pere  de  Tlioutlimosis  III'.  Nous  saA^ons  fort  bien  que  cet  arrierc-grand- 
pere  cetait  Amenophis  F'',  et  (pie  de  ce  prince  a  Senusrit  III  il  y  a  tout  le  temps 
des  Hyksos  et  les  dynasties  XIV  et  XIII.  On  voit  donc  quici  le  pere  du  pere 
du  ]ipre,  autrement  dit  rarriere-grand-j)öre  est  pris  dans  lc  sens  d'ancetrc  lointain. 
11  en  est  de  meme  dans  la  stcle  de  Leydc,  et  Ton  ne  ])eut  donc  en  tirer  au- 
cune  indication  chronologiquc  relative  ä  la  durce  du  rcgue  des  princes  de  la 
XF""'  dynastie. 

Je  reprends  la  reconstruction  de  M.  Mkyer:   o^^^^I"    ^t.  O  'T'LJ  ^^^^t.  les 

dcux  dernicrs  rois  de  la  dynastie;  O  ^'37;^/^  est  antcrieur  ä  Q  "^^^^  I  a  cn  juger 
])ar  la  construction  du  teinple.  Tels  sont  les  deux  points  fondamentaux  sur 
lesquels  la  reconstitution  de  M.  Meyer  diffcrc  de  cellc  que  jai  ])roposee;  nous 
verrons  [)lus  bas  ([uc  la  construction  du  temple  est  precisement  ce  <pii  empcche 
de  placer  C^^^^A-^  avant  q^^^^L  V'<^^'  conse(|uent  q  ^^^  I  ^^^  peut  pas  a\'-oir 
ete  Tavant-dernier  souverain  de  la  dynastie.  Les  rois  de  la  XF  dynastie  se 
divisent  en  deux  categories,  ceux  ([ui  nVmt  que  le  nom  d'Horus  suivi  d'un  seul 
cartouclie,  et'  ceux  (pii  a  la  suite  dun  nom  d'Horus,  ont  deux  nonis  lesquels, 
suivant  les  circonstances,  peuvent  etre  inscrits  dans  un  cartouclie  ou  ne  pas  l'etre. 
Mr.  Meyer   a   conclu  de    ce  que   0'v37A    n'etait  pas  dans    un  cartouclie,   qu'il 

etait  plus  ancien  que  O  ^^^  I '•  Cette  conclusion  est  erronee.  Samtaui  sur  les  cor- 
niches  du  vestibule  qui  precede  son  sanctuaire  au  fond  du  temple  ecrit  quelquefois 
son    nom    sans    cartouclie  ^i^J;;_|    et  meine  Ji^i'wwvvgf  ou  encore  A^AAAA  \\      g. 

Exaniinons  d'abord  ceux  des  rois  de  la  XF  dynastie  qui  ont  portc  le  nom 
de  Mcntuliotep.    Un  premier  fait  a  constater,  c'est  (^ue  le  roi  (pi'on  a  longtemps 


')  Si  ce  texte  ne  nous  dit  absoliunent  rien  sur  le  temps  (jui  s'est  ecciule  etitre  Senusrit  111 
et  T.  111.  CCS  uiots:  »le  pere  du  pere  de  son  j)ei'e  cpii  l'a  eugendre«  pourraicnt  jjeut-ctre  indiquer 
<pie  T.  111  considerait  le  roi  Senusrit  111  couuue  son  ancetre  direct,  a  une  ci)0(]ue  tics  ancienne, 
et  cela  serait  d'autant  plus  curieux  que  Senusrit  111  appelle  Mentuliotep  II  son  ancetre  (D.  el  B. 
Xlth  Dyn.  pl.  24)  cela  ferait  remonter  tres  haut  la  genealogie  de  T.  111. 

t  2)    La   lecture   de  0^^37  1,  transcrite  d"a[)rcs  le  Systeme  de  Berlin.    Neb-hepet-Ref,  est  cer- 

taine.     Sur  un  beau    fragment   qui  est  au    musee    du  Caire,  le  |   du  cartouche    est  la  rame   sacree 
avec  les  deux  5r?3  • 

^)    Les  deux   lectures   etant    identiijues,   je  transcrirai    j)our  les    distinguer   0^^3:7  A   Ra   neb 

hepet,  tandis  que    0^z:7|  sera  Neb  hepet  Ra,  ou  Samtaui  d'apres  son  nom  d'Horus. 
*)    Les  IVagments  (pii   portent  ces  noms  sont  au  musee  du  Caire. 

ir 


84  Edouard  Navii.le:    La  XI*  dynastie.  [46.  Band. 


appele   ^^zi^  sur  la  foi  dune  fausse  lecture  de  Lepsius  n  existe  pas.    M.  BIeyf.r 

mapprend  que  linscriptioii  de  Konosso,  oii  je  soupconnais  une  erreur  de  copie, 
porte  bien,  comme  je  le  supposais.  le  nouvcaii  roi  O  ^  dont  le  nom  a  ete  de- 
couvert  a  Deir  el  bahari,  et  dont  on  connaissait  seulement  le  second  nom  et 
le  nom  d'Horus.  Une  stele  du  musee  du  Caire  nous  a  donne  son  nom  plus 
complet:  ^^.  |  YLt^  o»  ^-  '^^^  trouve  aussi  cette  forme  de  nom  ^  ^  sur 
un  fragment  appartenant  ä  Fun  des  sanctuaires  de  princesses.  La  stele  du  Caire 
nous  indique  son  nom  d'Horus  ^^  |  /}  <[ue  nous  aA^ons  rencontre  ä  plusieurs 
reprises  sur  des  fragmonts  de  sanctuaires,  cn  particulier  dans  le  sanctuaire  de 
la  princesse  Aashait  que  nous  connaissons  comme  etant  la  1  du  roi'.  La 
decouverte  de  cc  nom  d  Horus'*  nous  a  permis  didentifier  le  roi  de  linscription 
de  Gebelen  sur  laquelle  nous  aurons  h  revenir.  Quant  ä  la  reconstitution  <[ue 
M.  Meykr  nous  propose  du  nom  de  ce  roi  sur  la  petite  boite  de  Bai)  el  Hocan, 
eile  ne  saurait  etre  ado]>tee.  Un  examen  tres  attentif  de  cette  boite  fait  avec 
M.  Lacau  nous  a  montre  que  lä  oü  Bl.  Meyer  reconstitue   |  T   ^    et  M.  Newberry 

|T.^(?)  on  lit  distinctement  ||do  le  grand  dieu,  le  roi  du  ciel,  par  conse- 
quent  Osiris.      Rien  ne  prouve  donc  que  le  Bäb   el  Hocän  lui  appartienne. 

Quant  a  la  place  de  ce  roi  (pie  M.  Meyer  veut  reconnaitre  d'apres  la  ma- 
niere  dont  le  temple  a  ete  construit,  il  me  permettra  de  lui  faire  remarquer  (]ue 
le  plan  de  l'edifice  nest  nuUement  conforme  ä  la  description  qu'il  nous  en  donne. 
Le  temple  de  Samtaui  ne  se  compose  point  d'une  partie  ancienne  devant  laquelle 
ce  roi  aurait  eleve  la  pyramide  avec  les  colonnades  qui  lentourent.  L'edifice 
entier  dune  longueur  d'euYiron  100  metres  a  ete  construit  par  le  meme  roi. 
Tout  au  fond  nous  avons  trouve  les  murs  de  la  cella  qui  precede  le  speos  i)or- 
tant  de  belles  sculptures  au  nom  de  Neb  hepet  Ra;  sur  la  corniche  meme  son 
nom  navait  pas  de  cartouche;  la  table  d'offrandes,  tout  pres  du  fond,  etait 
aussi  a  son  nom;  tous  les  morceaux  provenant  des  colonnes  de  la  grande  salle 
liypostyle  portaient  son  cartouche.  Du  rcste  lorsqu"on  regarde  le  plan  general 
du  temple,  11  ny  a  pas  ä,  s"y  tromper:  Les  tombes  et  les  sanctuaires  des  prin- 
cesses sont  une  addition  posterieurc  qui  a  eu  lieu  apres  la  mort  de  Ra  neb 
hepet,  car  Linscription  dans  laquelle  il  est  associe  h  la  jirincesse  Aashait  le 
mentionne  comme  mort. 

Les  six  sanctuaires  ont  du  etre  places  dans  le  temple  au  meme  moment. 
lls  ont  ete  probablement  apportes  lä  tout  faits,  du  moins  tout  prets  ä  etre 
niontes.     Pour  les  placer  il  a  fallu  entailler  le  mur  qui  separe  le  temple  propre- 


')  J'ignoi-e  sur  quelle  autorite  se  ibiide  M.  Meyer  jjour  ine  dire  que  c'est  a  tort  (m/t  Un- 
recht) (jue  dans  le  fragment  K.  de  la  pl.  XII  de  nion  ouvrage,  je  leconnais  le  reste  des  deux 
signes    ^^"^ .  -pv  n  Fl 

■■')    II    est   possible    que   nous  ayons  aussi  le  nom  de  ^^    du  roi,   ce  sernit    I  ^^=^  ^ q"e 

/^Pl  I  ^ ^ 

uous  rencontrons  sur  divers  fragmenls  du  sanctuaire  d* Aashait. 


I 


1909.]  Edouard  Naville:    La  XI«  dynastie.  85 


ment  dit  de  la  colonnade  de  la  pyiamide.  Ces  entailles  oiit  du  entrainer  la 
deniolition  temporaire  du  mur,  car  les  sanctuaires  sont  tres  petits,  ils  ont  ä 
peine  une  hauteur  de  trois  mrtres  et  le  mur  erait  ccitainement  plus  eleve.  II 
y  a  du  avoir  ä  cette  occasion  une  reparation  importante:  puisqu'on  enlevait  le 
mur,  le  plafond  de  la  colonnade  occidentale  navait  plus  de  support.  et  Ton 
comprend  que  durant  ces  travaux  Ion  ait  ete  force  dVJter  une  ou  deux  co- 
lonnes  quon  a  replacees  apres  sur  les  tombes  qui  devaient  rester  fermees.  A 
cet  egard  les  arcliitectes  ont  reussi,  puisque  les  deux  seules  tombes  dans  les- 
quelles  les  sar(*ophages  ont  ete  trouves  intacts,  Kauit  et  Henlienit,  etaient  toutes 
deux  fermees  par  une  colonne. 

Ra  neb  hepet  n"a  regne  quapres  Xeb  hcpet  Ra,  le  temjDlc  nous  lindique 
de  la  maniere  la  plus  claire.  Dun  autre  cote,  si  nous  considerons  ce  qua 
ete  le  regne  de  Neb   hepet  Ra,    en    particulier   le    fait    quil  se   nomme 


Samtaui,  celui  qui  reunit  les  deux  pays,  il  est  difficile  de  ne  })as  le  considercr 
comme  le  ])remier  des  Mentuhotep  qui  ait  regne  sur  toute  l'P^gypte.  Linscription 
historique  dont  nous  avons  conserve  un  fragment  nous  dit  qu'il  fit  la  guerre 
aux  Aamu:  il  fallait  donc  bien  qu"il  eut  penetre  jusquau  Delta.  On  comprend 
<iu"un  roi  qui  reussit  a  regagner  la  souverainete  sur  les  deux  parties  de  l'Egypte 
]irenne  le  nom  de  «celui  ([ui  reunit  les  deux  pays«;  ce  nom  se  justifierait  beau- 
coup  moins  chez  lavant-dernier  roi  de  la  dynastie,  qui  aurait  ete  precede  par 
Nebtaui  qui  levait  dix  mille  hommes  dans  les  nomes  du  Midi  et  trois  mille 
dans  ceux  du  Nord',  par  consequent  dont  la  domination  sur  toute  lEgypte 
etait  bien   assise. 

Nebtaui  me  semble  devoir  etre  considere  comme  Tun  des  successeurs  de 
Neb  hepet  Ra,  et  quoique  nous  nayons  pas  de  raison  absolue  pour  le  placer 
apres  Ra  neb  hepet,  il  nous  semble  que  la  grande  similitude  des  noms  des 
deux  autres  indiijue  plutot  pere  et  fils,  et  d'apres  nous  Nebtaui  serait  le  troi- 
sieme  prince  ä  deux  cartouches,  avec  sa  nomenclature  complete.  Quant  a  Sankh- 
kara,   il  n"y  a  pas  de  doute,   il  est  certainement  le  dernier  roi  de  la   dynastie. 

P]ssayons  maintenant  de  reconstruire  depuis  lorigine,  la  serie  de  ces  princes 
dapres  le  petit  nombre  de  documents  (]^ue  nous  avons  ä  notre  disposition.  11 
y  a,  me  semble-t-il,  en  dehors  du  premier,  une  distinction  fondamentale  ä  faire 
parmi  eux:  nous  avons  les  rois  ä  un  nom  ou  ä  un  cartouche,  et  ceux  (]ui  en 
ont  deux  et  dont  les  titres  sont  complets.  Pour  les  uns  comme  pour  les  autres, 
le  cartouche  nest  pas  le  signe  necessaire  et  indispensable  du  nom  royal,  tres 
souvent  les  Antefs  n"ont  pas  de  cartouche;  nous  avons  vu  que  Samtaui  pou- 
vait  avoir  ses  deux  noms  sans  cartouche;  quant  ä  Ra  neb  hepet,  son  premier 
nom  est  sans  cartouche  et  quelquefois  les  deux  noms  sont  inscrits  dans  le 
meme  cartouche.  Une  fois  Samtaui  est  designe  par  son  nom  d"Horus  et  son  nom 
de   nehti-,  son  premier  cartouche  parait  manquer  (Dakessy,  Annales  VIII  p.  245), 


1)  GoL.  XI  1. 12  et  21. 


86  Edouard  Navillk:    La  XP  dynastie.  [46.  Band. 

Je  ne  reviens    pas    sur  la   tige    de    la   dynastie,    le    premier  Antef  (jui    est 
simple     D   •      Quoiqu'il    eüt    dautres    titres    eleves,    qu"il   fiit    un    lioriime    haut 

place  dans  le  pays  du  Sud,  2)uis(|u*il  etait  gardien  de  la  porte  du  Sud,  il  re- 
connait  neanmoins  la  suzerainetö  dun  roi  (|u'il  ne  nomine  pas,  mais  dont  il 
se  donne  pour  le  favori.  Ce  qui  prouve  bien  ({ue  c"etait  a  lui  que  remontait 
la  race  qui  a  produit  la  XP  et  la  XIF  dynastie,  c'est  que  vSenusrit  I  lui  eleva 
une  Statue  sur  Tinscription  de  laquelle  il  l'appelle  son  ancetre  ^^    .      II  men- 

<^ ^^  p      AAAAA/\    A 

tionne    bien  son    titre  de      D    ,  mais  il  l'appelle    l\    o    |  Antef aa,   ce  qui,  nous 

le  veiTons,  est  le  cas  pour  dautres  Antef.  II  faut  bien  que  cet  Antef  ait 
marque  en  quelque  maniere,  pour  quun  roi  qui  etait  separe  de  lui  par  une 
aussi  grande  distance  ait  cru  devoir  lui  rendre  cet  hommage.  C'est  ä  n'en 
pas  douter  le  D  de  la  table  de  Karnak  qui  porte  dans  la  copie  de  Lepsris 
le  n"  18,  et  dans  celle  de  M.  Sethe  le  n"  5  de  la  seconde  ligne.  Nous  lap- 
pellerons  Antef  I. 

A  sa  suite  nous  trouvons  soit  dans  la  liste  de  Karnak,  soit  dans  les  mo- 
numents  trois  princes  (jui  tous  trois  sont  de  simples  ^^^^  suivis  d'un  qualifi- 
ratif.  Dans  la  liste  de  Karnak,  ils  ont  tous  trois  le  cartouche;  dans  une  stele 
inedite  du  British  Museum  ils  sont  tous  trois  qualifies  de  ^^.  Dans  celle  de 
\\  ils  sont  meme  appeles  4^^  •  ^^  cependant  je  ne  puis  croire  qu'ils  aient 
regne  sur  la  Haute  et  la  Basse  Egypte.  II  me  semble  que  cette  qualification  de 
^v    qui  ne    manque  jamais,    indique  bien  qu'ils  ne  regnaient  (jue  sur  le  Sud. 

Nous  allons  maintenant  mettre  en  regard  ces  trois  princes  tels  (ju'ils  sont  sur 
chacun  des  documents.  La  stöle  de  Londres  nous  renseigne  sur  leur  ordre:  il 
y  avait  dabord  deux  Antefs,  puis  un  Mentuhotep,  la  liste  de  Karnak  suit  Vordre 
inverse. 

Liste  de   Karnak'  Monuments,   Stele  de  Londres 


Les  divergences  sont  moins  grandes  quil  ne  semble  a  premiere  vue.  Pour 
le  premier,  rien  n"emj)eche  de  suppleer  les  signes  Yt  dans  le  vide  qui  pre- 
cede  le  cartouche.  Pour  le  second,  LEPsros  indique  une  ligne  qui  a  l'air  du 
sommet  de  ce  qu'on  a  longtemps  appele  l'etendard,  et  sur  lequel  est  pose  1'^^- 
M.  Sethe  en  ait  un  fTI,  mais  ce  signe  est  bien  peu  certain.  Reste  le  troisieme  oii 
les  deux  noms  paraissent  inconciliables ;  neanmoins  je  crois  qu'ils  s'appli(j[uent  au 
meme   personnage.     Si  la  copie  de  Prisse  reproduite   par  M.  Sethe  est  exacte,  le 

^)    Coj)ie  de  M.  Sethe,   Urkunden  \\  p.  60H. 


1909.]  Edouard  Naville:   L,i  XI*  dynastie.  87 


nom  veut  dire  THorus,  Vancetre,  Mentuhotep.  Or  je  ne  sache  pas  que  jamais  per- 
sonne se  soit  appele  lui-meme  »l'ancetre«.  C'est  un  nom  qui  lui  a  ete  donne  bien 
des  generations  apres,  peut-rtre  par  Thoutlnnosis  III,  (juand  il  construisait  cette 
salle.    Ce  prince  a  donc  ete  lancetre  des  Mentuhotep,  le  preniier  de  la  serie,  et  en 

eftet  ^^1 -¥■====  est  bien  le  premier  de  ce  nom  que  nous  rencontrions ;  nous  V'd\)- 

[)ellerons  donc  Mentuhotep  I,  fils  d'Antef  III,  Ie([uel  serait  lui-meme  fils  d'An- 
tef  IL  A  partii-  de  Mentuhotep  I  jus(iu'ä  la  fin  de  la  dynastie,  il  n'y  a  plus 
sur  le  tröne  (jue  des  Mentuhotep. 

II   est  inutile  de  revenir  en   detail  sur  ce  que   nous  savons  de  ces  princes. 
Antef  II  bien   connu  par  la  stele  des  chiens,   s"appelle    )\  <^^^    A         I '    ^^  ^'^ 

est  de  meme  de  son  fils  Antef  III.  Quant  a  Mentuhotep  I  ^^M ■¥"=-=  je  n'hesite 
pas  ä  le  considerer  comme  le  defunt  pour  le((uel  a  ete  creuse  le  Bab  el  Hocän. 
Dans  ce  vaste  souterrain   une  petite   holte  en   bois   nous  a  donne  un  nom 


^^  T'"^.      n  ■     ^^  ^^^   donc  simple  ^^   comme   sur   la   stele   du  British  Museum 

.Tai  deja  dit  que  les  noms  de  ^^37^  ^  ou  "^^^^  (|u"on  avait  cru  retrouver  sur 
cette  boite  reposaient  sur  des  lectures  erronees  du  groujie   ^37  ^    ^^ . 

Cette  vaste  tombe  aura  inspire  son  fils,  il  aura  voulu  eclipser  son  pere, 
et  ainsi  au-dessus  meme  de  Tendroit  oü  son  pörc  etait  enterre,  Samtaui  eleva  le 
grand  et  bei  edifice,  probablement  le  plus  considerable  qu'il  y  eüt  h  cette  epo(|ue 
sur  la  rive  gauche  de  Thebes,  et  dont  nous  ne  pouvons  que  regretter  i\\x"\\ 
soit  arrive  a  nous  dans  un  etat  de  ruine  aussi  complete.  Divers  indices  nous 
prouvent  <[ue  la  XP  dynastie  construisit  aussi  sur  la  rive  droite;  inais  leur  o^uvre 
disparut  dans  les  grandes  transfbrmations  ((ue  les  dynasties  suivantes  firent  subir 
au  temple  d'Amon.  II  est  cependant  bien  probable  (pie  ce  fut  la  XF  dynastie 
qui  choisit  Thebes  pour  sa  capitale.  Ce  sont  les  Mentuhoteps  qui  les  premiers 
ont  jete  les  bases  de  cette  ])uissance  (jui  a  grandi  sous  leurs  successeurs.  De 
la  vient  que  les  grandes  dynasties  thebaines:  la  XIL',  la  XVIll""  et  la  XIX'' 
aiment  ä  se  rattacher  aux  princes  de  la  XP  et  ä  commemorer  leur  souvenir.  Je 
ne  crois  cependant  pas  que  la  XI''  dynastie  füt  originaire  de  Thebes.  Le  culte 
de  Min  auquel  eile  etait  attachee  parait  montrer  (|ue  c'etait  Coptos  ([ui  etait 
sa  patrie,   et  que  cest  de  la  que  les  Antefs  sont  sortis. 

II  parait  naturel    de  supposer  que   (o^vz^l  j  ^^  T^^  "^^  J   Neb  hepet  Ra 

Mentuhotep  etait  le  fils  du  precedent.     Le  fait  quil  prit  le  nom  de  T  montre 

bien  <|u'il  reunit  sous  son  sceptre  les  deux  parties  du  pays  (jui  ne  l'etaient  pas 
sous  ses  predecesseurs.  On  ne  conqjrendrait  pas  quil  se  parat  de  ce  titre  sil 
avait  succede  ä  d'autres  rois  ayant  une  domination  incontestee  sur  toute  I'Egypte. 
Je  n'insiste  ])as  sur  les  ovenements  du  regne  de  ce  roi  que  j'appelle  Mentu- 
hotep II,  il  fit  la  guerre  contre  les  Aamu  du  Sina'i,  et  il  faut  bien  que  son 
regne    ait    ete    marque   par  des  evenements   de  la  plus  grande  importance,    par 


88  Edouard  Naville:    La  XP  dynastie.  [46.  Band. 

une  restauration  du  royaume,  pour  que  plus  tard  son  nom  ait  ete  associe  ä 
celui  de  Mena,  le  fondateur  du  royaume  et  ä  celui  d'Ahmes,  le  liberateur. 

Je  crois  que  le  prince  f  R  ""^  j   qui  dans  linscription   de   Sliatt   er-Rigäla 

parait  devant  Samtaui  avec  sa  mere  Aah,  et  le  scribe  Kheti,  mourut  jeune  et 
n'arriva  pas  au  trone.  Le  seul  fils  que  nous  ayons  trouve  dans  les  sculptures 
du   temple   est  un  guerrier  du  nom  de  Mentuhotep. 

Neb  liepet  Ra  Samtaui  n'a  certainement  pas  ete  le  predecesseur  immediat 
de  Sankhkara  parce  qu'il  faut  Intercaler  entre  ces  deux  rois  deux  autres  princes. 
0^37  A  Ra  neb  liepet  doit  etre  place  le  premier  parce  que  nous  trouvons  son 
nom  a  Thebes  et  au  Sud.  Nebtaui  semble  avoir  quitte  cette  region,  et  n'avoir 
pas  tenu  ä  s'y  faire  enterrer.  Nous  savons  quelque  chose  des  campagnes  de  Ra 
neb  liepet  par  le  bas-relief  trouve  ä  Gebelen'  qui  me  parait  ne  pas  avoir  ete 
interprete  correctement.  M.  Schäfer  y  voit  une  representation  stereotype  du 
poLivoir  royal.  II  est  bien  possible  que  le  bas-relief  füt  plus  etendu,  mais  ce 
qui  nous  en  reste,  c'est  la  representation  de  la  victoire  du  roi  sur  des  peuples 
africains,  qui  sont  nommes,  en  particulier  les  deux  derniers.  (>eux-ci  ont  ab- 
solument   le    meine  type,    ils    portent    tous    deux    sur   la  tete    une   plume    d'au- 

r\    S     '  *>  »<^  n   AA/\AA,' 

1^^  et  les  ^l^ 


truclie  signe  distinctif  des  Africains,  ce  sont  les 
On  ne  niera  pas  le  caractere  africain  des  Teheniu,  ceux  dont  je  traduis  le 
nom  par  les  «jaunes«.  Quant  aux  [1  ^tid^*^  il  est  d'usage  de  voir  toujours 
dans  ce  nom  des  Asiatiques.  A  cette  epoque  et  h.  plus  forte  raison  dans  les 
monuments  des  premieres  dynasties,  cette  Identification  est  fausse.  Dans  les 
textes  des  pyramides    1  ^^^   est  le  pays  des  cataractes"  (P,  1.  90).     Les  Setiu 

ou  Sctitu  sont  des  Africains  qui  liabitent  au  Sud  de  IKgypte,  ils  sont  une  des 
populations  que  comprennent  les  ül  |  f| ,  avec  les  Teheniu  et  d'autres  encore, 
comme  cela  ressort  des  inscriptions  de  Deir  el  bahari.  Que  plus  tard  ce  nom 
ait  designe  l'Asie,  c"est  certain,  mais  encore  dans  une  inscription  de  Dendera 
ce  pays  est  mentionne  comme  etant  au  Sud  {Zeitschr.  v.  48  p.  116).  Je  revien- 
drai  sur  cette  question  dans  un  autre  travail.  Ün  voit  ainsi,  par  un  bas-relief 
que  la  XP  dynastie  avait  ete  en  guerre  avec  le  Sud,  comme  plus  tard  la  XVIIF; 
ce  n'etait  donc  pas  une  sinecure  que  l'emploi  de  gardien  de  la  porte  du  Sud 
qu' avait  Antef  I. 

Ra  neb  hepet  Mentuhotep  III  portait  un  interet  special  au  College  des  pre- 
tresses  de  Hathor,  qui  avaient  rang  de  reines,  qui  furent  enterrees  dans  le 
temple  et  auxquelles  on  eleva  des  sanctuaires.  11  est  difficile  vu  l'etat  de  de- 
labrement  de  ces  sanctuaires,  de  voir  s'ils  appartiennent  tous  au  meme  regne, 
et  si  toutes  les  pretresses  firent  partie  du  harem  du  meme  roi.  Une  chose  est 
certaine:    ces    sanctuaires    sont    posterieurs    a   la    construction    du    temple*.      Ils 

')  Bissing-Bruckmann  pl.  33A.  —  '■')  Das  Land  au  den  ersten  Katarakten;  M.Müller,  Asien 
und  Europa  p.  20.  —  ^)  MM.  Somers  Clarke  et  Edmond  Fatio  (jiii  ont  fait  de  redifice  un  plan 
detaille  sont  tous  deux  tres  affirmatifs  sur  ce  point. 


1909.]  Edouard  Naville:    La  XI'  dynastle.  89 

reposent  sur  le  sol  du  temple,  qiii  est  artificiel,  et  qui  devant  et  derriere  a 
ete  taille  dans  une  pente  de  rocher.  Ils  iie  sont  pas  au  fond  du  temple  comme 
le  dit  M.  Meyer,  ils  sont  dans  la  partie  qui  separe  le  temple  luimeme  avec  sa 
grande  salle  ä  colonnes,  et  son  sanctuaire  souterrain,  de  la  pyramide  et  des 
colonnades  qui  lentourent.  Pour  les  encastrer  dans  le  mur  dont  ils  suivent 
la  ligne,  il  a  fallu  demolir  ce  mur  er  par  consec^ueiit  enlever  le  plafond  qu'il 
supportait  et  les  colonnes  qui  soutenaient  ce  plafond,  puis  rebätir  le  tout  apres. 
Du  reste  ces  sanctuaires  sont  tres  petits,  ils  ont  au  maximum  trois  metres  de 
haut,  et  Ion  ne  se  represente  guere  un  vaste  temple  dont  le  plan  aurait  ete 
concu  d'apres  la  place  de  ces  petits  edilices,  qui  en  comparaison  du  reste  avaient 
les  proportions  de  ruches  dabeilles.  D'ailleurs  ils  netaient  pas  faits  pour  etre 
ä  ciel  ouvert. 

Apres  Ra  neb  liepet  se  place  Nebtaui  Mentuhotep  IV,  puis  Sankhkara  Mentu- 
hotep  V  ([ui  termine  la  dynastie.  II  est  bien  possible  que  nous  trouvions  de 
nouveaux  rois  k  intercaler  dans  la  serie,  car  l'histoire  de  cette  dynastie  est  en- 
core  peu  connue;  mais  ceux  que  jai  trouves  dans  les  fouilles  appartiennent 
certainement  ä  une    epoque    posterieure,  le    papyrus    de  Turin   nous    lapprend. 

(Test  le  cas  par  exemple  pour   (öp^^]  (B^^]  • 

En  resume  je  crois  que  la  serie  des  rois  de  la  XP  que  j"ai  proposee  dans 
le  volume  sur  le  temple  de  la  XP  dynastie  est  encore  celle  (pii  repond  le  mieux 
aux  resultats  obtenus  dans  les  fouilles,  eile  se  compose  donc  de  trois  Antefs  dont 
le  premier  est  simple  D  •  Antef  II  et  HI  sont  de  simples  ^^,  ils  n'ont  pas 
le  nom  d"introuisation.  II  en  est  de  meme  de  Mentuhotep  I,  celui  qui  je  crois 
a  ete    enterre    dans  le  Bab  el   Hocan.      Puis  viennent    quatre  Mentuhotep    dont 


le  premier  est  fö^^l   et  le  dernier  fopjm   auquel  succeda  la  XIP  dynastie 


Zeitsclir.  f.  Ägypt.  H[jy.,  46.  Baud.     19(J9. 


90 


Ludwig  Borchardt  :    Das  Sethtier  mit  dem  Pfeil. 


[46.  Band 


Das  Sethtier  mit  dem  Pfeil. 
Von  Ludwig  Borchardt. 

Mit  einer  Abbilduna-. 


U. 


Jnter  den  fein  detaillierten  Reliefs,  die  nus  den  amerikanisclien  Ausgrabungen 
bei  Lischt  neuerdings  in  das  Kairener  Museum  gelangt  sind,  befindet  sich  eine 
Darstellung  des  Tieres  des  Gottes  Seth,  die  mit  Lythgoes  freundlicher  Erlaubnis 
hier  abgebihlet  werden  durfte.  Mir  war  sie  bemerkenswert,  da  ich  an  ihr  zum 
ersten  Male  sah,  daß  der  steife  Schwanz  des  Sethtieres  ein  gefiederter  Rolirpfeil 
ist'.  Die  Darstellung  ist  so  klar,  daß  sie  eigentlich  keiner  Erläuterung  bedarf 
Das  Rohr,  dessen  Knoten  durch  feine  eingeritzte  Doppellinien  angegeben  sind,  ver- 
dünnt sich  etwas  nach  der  Pfeilspitze  zu. 
Am  Ende  ist  die  Kerbe  des  Pfeils  deut- 
lich zu  sehen.  Die  Fiedern  sind  so  zu- 
geschnitten, daß  der  äußere  Umriß  des 
Pfeilendes  keulenförmig  erscheint.  Es  ist 
das  eine  auch  sonst  (z.  B.  Benihassan  II, 
Tat*.  14  oben  rechts  und  Kairo,  Cat.  gen., 
Lacau,  Sarc.  Taf.  42)  übliche  Form  der 
Fiederung. 

Wenn  man  dies  einmal  erkannt  hat, 
so  findet  man  es  überall  mehr  oder  we- 
niger deutlich   wieder. 

Aus  der  ältesten  Periode  der  ägyp- 
tischen Geschichte  ist  mir  ein  ganz  klares 
Beispiel  nicht  zur  Hand.  Die  Siegelabdrücke  (Kairo,  Cat.  gen.,  Quibell,  Arch. 
obj.,  Taf.  8)  lassen  darartiges  nicht  deutlich  genug  erkennen,  und  auf  der  Tür- 
laibung  des  H<^-shmwi  (Quibell,  Hieraconpolis  1  Taf  2)  sowie  auf  dem  großen 
Keulenkopf  (a.  a.  0.  Taf.  2Gc  1)  ist  nur  die  Verdickung  am  Ende  des  Pfeiles  zu 
sehen,  beide  Male  aber  deutlich  genug,  daß  man  den  Pfeil  erkennt,  wenn  man 
weiß,   daß  es   einer  sein  soll. 


')    Lacau   teilt    mir  mit,    daß   ihm  dies    Ijereits    aus  den  Vurlesimgen    RIasperos    bekannt    sei 
(vgl.  dazu  INIaspero,   Hist.  nnc.  1895,  I  S.  83,   Anm.  3,    aber  aucii    daselbst   S.  133);    da    aber    diese 
Kenntnis,   soviel  icli  weiß,  nicht  allgemein  verbreitet  ist,   wird  obensteliende  Notiz  doch  noch  von    I 
Nutzen  sein. 


1909.]  Luowic;  BoRciiARDi:    I)ns  Sethtier  mit  dem   Pfeil.  91 

Aus  dem  allen  Reich  sind  die  Beispiele  zahlreich.  Einige  besonders  deut- 
lielie  mögen  hier  genügen.  An  der  Scheintür  des  H''-b5vv-skr  (Kairo,  Guide  1908, 
Nr.  60,  S.  40),  in  der  Inschrift  über  dem  neu  aufgedeckten  Grabeingang  der 
Königin  Nbwi-h''-mrr,  südwestlich  vom  Torbau  des  Grabdenkmals  Königs  Che- 
phren  bei  Gise,  und  in  einer  mir  nur  aus  einer  Al)zeichnung  uk  Rouges  (Inscr. 
hier.,  Taf.  61)  bekannten  Königinnentitulatur  aus  Gise  ist  der  Pfeil,  der  im 
Hinterteile   des   Sethtieres  steckt,   deutlich. 

Aus  dem  mittleren  Reich  ist  als  bestes  Beispiel  das  Relief,  von  dem  diese 
Notiz  ihre  Anregung  erhielt,  zu  nennen.  Ihm  schließt  sich,  durch  eine  fast 
gleiche  Deutlichkeit  ausgezeichnet,  die  bekannte  Darstellimg  der  Wüstenjagd  in 
Benihassan  an,  die  in  zwei  Kopien  erhalten  ist  (Grab  15:  Newberry,  Benihassan  II, 
Tnf.  4  =  Chami'.,  Not.  II  H60  =  LD.  Text  II  97  und  Grab  17:  Newberry,  Beni- 
hassan II  Taf.  IH  =  CuAMP.,  Not.  II  1^39  .=  Rosellini,  Mon.  civ.  II  219,  MC. 
Taf.  28  =  LD.  Text  II,  104).  In  beiden,  nach  dem  gleichen  typischen  Vorbild 
gezeichneten  Jagdszenen,  tritt  das  Sethtier  mit  einem  Pfeil  im  Hinterteil  unter 
den   Fabeltieren  der  Wüste  auf. 

Aus  dem  neuen  Reich  kann  ich  nicht  mit  vielen  Beispielen  dienen,  da  das 
Sethtier  in  den  Inschriften  dieser  Zeit  an  sich  schon  nicht  häufig  und  außer- 
dem fast  immer  noch  nachträglich  ausgemeißelt  oder  wenigstens  zerhackt  ist. 
In  Bet  el-Wali  und  Abusimbel  in  den  Inschriften  Ramses"  II.  halie  ich  drei  Bei- 
spiele davon  und  in  Medinet  Habu  in  denen  Ramses'  III.  zwei  gesehen.  Bei 
allen  ist  trotz  der  Ausmeißelung  das  Pfeilende  noch  deutlich  genug  zu  erkennen, 
jedenfalls  aber  bei  keinem  die  von  den  Modernen  immer  gezeichnete  Gabelung 
des  Schwanzendes '   vorhanden. 

Aus  späterer  Zeit  habe  ich  Originale,  auf  denen  das  Sethtier  vorkommt,  zu- 
fällig nicht  zur  Hand,  nehme  aber  an,  daß  in  dieser  Zeit  solche  zu  finden  sein 
werden,  die  den  am  Ende  gespaltenen  Schwanz  zeigen.  Sonst  könnte  ich  mir 
nicht  erklären,  wie  die  modernen  Schriftgießereien  auf  diese  F'orm  des  Schwanzes 
des  Sethtieres  gekommen  sein  können. 

Das  Hieratische  zeichnet  den  Schwanz  des  Sethtieres  für  die  ältere  Zeit 
glatt  (s.  Möller,  Paläographie  Nr.  144),  in  späterer  Zeit  gespalten  (s.  Levi,  Segni 
ierat.  Nr.  132),  worin  aber  nur  die  Andeutung  der  Fiederung  und  Kerbung  des 
Pfeilendes  zu  sehen  ist.  Vielleicht  ist  aus  dieser  Schreibweise  eine  hierogly- 
phische Form  entstanden,   der  dann  unsre  Type  ihre  P^ntstehung  verdankt. 

')    LD.  III,  214d  ist  nur  Ergänzung. 


12^ 


92  Adolf  Erman:    Zinn  Namen  des  Osiiis.  [46.  Band. 


Zum  Namen  des  Osiris. 

Von  Adoi.f  Ekman. 


Um  den  Lautwert  des  Osirisnamens  festzustellen,  müssen  wir  von  der  zuver- 
lässigen Form  ausgehen,  die  sich  in  einem  altkoptischen  Texte  findet.  Der 
Pariser  Zauherpapyrus '  nennt  den  Gott  o-ycipi,  tonlos  ©«Ycep-.  Diese  Form 
kann  nach  allem,  was  sonst  für  koptische  Formen  gilt,  nur  auf  ein  mit  ^ 
beginnendes  Wort  zurückgehen,  etwa  auf  ein  wsrj  oder  auf  ein  zusammengesetztes 
ics-irj. 

Auch  die  griechische  Schreibung  'ücriptc  (tonlos  'Odop-)  widerspricht  dieser 
Annahme  nicht,  denn  die  Griechen  benutzten  ihr  o,  um  das  anlautende  n  des 
Ägyptischen  wiederzugeben  (vergleiche  'Owwcppig  für  ^^I  v  '/^"^^^A^"  ^md  das 
OYip  für  ^=*  in  Xiv-oY^piq  u.  a.);  in  Zusammensetzungen  wie  Kepxetjcrtptc,  WccvrlpiQ, 
wo  das  u  mit  einem  vorhergehenden  Vokal  einen  Diphthong  bildet,  schreibt 
man  es  denn  auch   griechisch  als  solches. 

Auch  die  aramäische  Schreibung^  '^■iDIS  (gelegentlich,  besonders  tonlos,  auch 
'^'ö^)  darf  man  nicht  gegen  unsere  Annahme  ins  Feld  führen,  denn  das  1S,  mit 
dem  sie  begiimt,  enthält  kein  konsonantisches  X;  ein  solches  müßte  ja  aucJi  in 
Zusammensetzungen  bleiben,  und  es  könnte  dann  nicht  "^"ioVod,  ■^"I"'C1I3D  heißen, 
wie  es  doch  tuf^.  Das  anlautende  IS  kann  somit  nichts  andres  sein  als  eine 
Schreibung  für  vokalisch  aufgelöstes  u;  man  schrieb  nicht  "^"lOT  für  o-ycipi,  da 
man  ein  solches  Wort  nesirl  oder  ähnlich  gelesen  haben  würde.  Auch  die  ara- 
mäischen Schreibungen   "^nois,  "ics  sind   also   einfach  nsiri  zu  lesen. 

Somit  haben  wir  kein  Recht,  dem  Namen  des  Osiris  einen  andern  Anlaut 
zuzuschreiben  als  ^,  und  so  wenig  man  bei   o-yg^op  oder  ©"YnÄ^-vi  oder  o'Y'JSiv^ 

das  o-y  fius  einem  "^^  oder  (1  herleiten  kann*,  so  wenig  kann  man  dies  bei 
o-ycipi.  Übrigens  haben  wir  auch  hierogly2)hische  Belege,  die  uns  zeigen,  daß 
auch  die  Schriftgelehrten  der  griechisch-römischen  Zeit  dem  Osiris  ein  ^  als 
Anlaut  zuschrieben;   sie  schreiben  |0  |   Mar.,  Dend.  IV  78  u.  o.,  |.<2>-J|   (z.B. 

^)  Äfivpt..  Zeitschr.  21,  104.  —  '^)  Für  die  niainäisclien  Scliieibungen  veigleiclie  Lidzbarski, 
Handbncli  der  nordsem.  Ei)igraj)liilv  1  210.  223  und  Simegelberg,  Ägypt.  Spiaclii^ut  in  den  arain. 
Ulk.  der  Perser/eit  (in  den  Orient.  Studien  Nöi.nEKE  gewidmet)  S.1103.  —  ^)  Das  wird  di|ihthon- 
gisch  Peteusiris  /.n  lesen  sein,  während  die  dane1)en  vorkommende  Form  ">^csris  der  griechischen 
Form  WcTOTi^iQ  mit  elidiertem  e  entspricht.  Audi  l)ei  andern  Namen  stehen  ja  Formen  mit  ttc-t"- 
neben   solchen   mit  ttsj-s   (z.  B.   IIetvjti^  neben   V\ctzyjtiq  u.  a.). 

*)    Möglich  bleibt  natürlich,   daß  das  anlautende  o-y- auf  ein  (1^  (wie  in  o-yTe-)  oder  auf  ein 

zurückginge,  aber  solche  Anlaute  würden  eist  recht  niciit  zu  den  hieroglyphischen  Schrei- 
bungen passen,  die  ich  hier  besprechen  will.  Wir  brauchen  daher  hier  nicht  weiter  auf  diese  Mög- 
lichkeit einzugehen,  für  die  ja  auch  sonst  nichts  spricht. 


1909.]  Anoi.F   Erman:    Zmii   Namen  des  Osiiis.  93 

Holztat'el   1599   des   Katalogs   in  Turin)   und   ^P^^r^   (Buch  vom    Atmen  nach 
dem    Berliner  Exemplar),    Ij^ijj]^^     ]  (LI).  IV  li^h),  also   ics-tr  und   wsr. 

Heißt  nun  also  der  (4ott  irs-ir,  lo.stj'  oder  ähnlich,  so  erhebt  sich  die  andre 
Frage,  wie  man  denn  seinen  Namen  trotzdem  mit  dem  Zeichen  n  schreiben 
kann:  denn  wie  immer  dessen  Lantwert  sein  mag,  schon  der  Name  hc€,  '^iTts' 
zeigt,  daß  es  nicht  mit  ^  anlautete.  Zur  Erklärung  dieses  Rätsels  möchte  ich 
zunächst  auf  einen  Punkt  hinweisen,  der  für  die  Beurteilung  dieser  Dinge  von 
"Wichtigkeit  ist.  Während  andre  ägyptische  Götter  sich  für  ihren  Namen  mit 
einer  Schreibung  begnügen   (     ö,     ^^^    '\n\    »isw.),    oder    höchstens    neben 

einer  jüngeren  noch   eine   ältere  benutzen   Cp^J  und  jl^ ,    ^^.    und   ^=S^).  tritt 

k  Osiris  auch  in  guter  Orthographie  in  ganz  verschiedenen  Schreibungen  auf.  Man 
vergleiche  die  folgende  Liste,  die  mir  Llr.  eand.  phil.  (trapow  aus  dem  Material 
des  Wörterbuchs   zusammengestellt  hat. 


A.  Schreibungen  mit  r| . 

a)     n  steht  voran. 

1.  n-<s>-   und      IJ      stets    so    in    den   Pvramidentexten :   vereinzelt  im  a.  R. 

il  <3>- 

(j|^s>-J)   Mar.,   31ast.  IHO):   oft  im   m.  R.   (z.B.   Florenz   2506)   und   im  n.  R. 

2.  rj    .      oft  im  m.R.  (z.B.  Kairo  200B7  und  in  Totenbuchtexten  des  m.R.); 
das  I   steht  wohl  für  3'^    Vgl.   Ab  B. 

3.  jj^^^t^  m-  K-   (Kairo   20011):   vgl.    Ab  4. 

4.  (j^^^^j)  (spät,  Hannover  27);  das  o  soll  wohl  das  ^'^von  Usiir  wiedergeben. 

h)    -cs=^  steht  voran. 
*  1.    <3>-j]Jj   (so    gestellt):   vereinzelt    a.  R.    (Mar.   Mast.  118);    m.R.   (  ^2>- rj 

Kairo   20090,  hieratisch)  und  n.  R.   (.<xr^r|^  Louvre  C  52). 

2.  ^H^   so   meist    im    a.  R.    (3Iar.    Mast.  259.  2(i5.  417.  445   usw.);    m.R. 

-<S>-  mm 

(z.  B.   Kairo  2051b)  und  oft  später.   —  Oft  auch      H      (z.  B.  Leiden  V  /3,  m.  R.) 
und  ^^  (Louvre  C  14,  Dyn.  11). 

3.  ^  öfter  im  m.R.   (z.B.   Kairo   20022);   vgl.   Aa  2. 

ft  4.    ^jjj   "i-K.   (Kairo   20458):   vgL   Aa  3. 

K  c)    mit  O. 

a)    r|oo^  Pap.  Turin   13,  Fragm.  3.  4    (Dyn.  19  20);  J^  Apophisbuch  (ed. 
BuDGE,  Nesiamsu  25,   23) \ 

h)     r|^-^  z.  B.  Maximes  d'Anii   in  den  Notizen  der  Rs. 


94 


Adolf  Erjian:    Zum   Namen   des  Osiris. 


[4fi.  Band. 


B.  Schreibungen  mit  -5^ 

a)    ^^  oft  m.  R.   (z.  B.   Kairo   20322). 


h)     (K      oft  im  11.  K.  (z.  B.  Leiden  V  i)3;  Hannover  1(5). 


C.  Schreibungen  mit  ^ .' 

o)      ^    Aj  in  religiösen  Texten  des  ni.  R.  (z.  B.  Schack,  Zweiwegebuch  13,  12: 

Rec.  de  Trav.  27,   224    in  B);   ebenso  im  Amduat  (    ^      Grab   Sethos  I.,  IV  43, 
neben   '('^  für  Isis). 

/>)    ^3   in   Dyn.  18   (Kbers  1,  18   nel)en     ^    3   Isis,   ib.  12);   ?  im  Amduat 


(z.B.    <^<^^^   für 


j^ 


D.  Schreibungen  mit  ^. 

a)  ^<^^   Kbehs  1,  13.  19. 

b)  ^-^  J   Harris   58,   9    u.  o. 

^)    VtoJj   Harris   3,    5:    61«  5   u.  o. 

E.  Das  erste  Zeichen  unterdrückt. 

(i)    .<s>-  öfter  im   m.  R.    (z.  B.   Kairo   20381). 


b)      ^  J|   Apophisbuch  (ed.  Budge,   Nesiamsu   25,   18   u.  o. 


F.  Mit 

a)  ]  .<u>-  3  öfters  in  griechischer  Zeit  (z.  B.  Holztafel  Turin  1  599  des  Ka- 
talogs). 

^>)    \o\   f'ft  in   griechischer  Zeit  (z.B.   Mar.,   Dend.  IV  78). 

Gr.  Phonetische  Schreibungen. 

^)  "2  0^^  J)  Buch  vom  Atmen  §  4,  nach  dem  Berliner  Papyrus  (der  Pa- 
riser hat  ]jo^  )• 

b)  li^^l   LD.  IV  7(56;   m^^l  Mar,.,  Dend.  IV  72. 

')  Es  dürfte  hier  sowohl  wie  in  D  c  und  Eb  eigentlich  O  (der  Augapfel)  gemeint  sein,  wie 
er  hieroglyphisch  z.  B.  in  Dendera  belegt  ist;  doch  ist  das  liieratische  Zeichen  dem  des  O  völlig 
gleich.  —  ^)  Das  Zeichen  ist  eigentlich  kein  Ei   <^  und  kein   (^,  sondern  oben  zugespitzt. 


1909.]  Adolf  Erman:    Zum  Namen  des  Osiris.  95 


Der  Name  des  Osiris  liegt  also  in  mehr  als  einem  Dutzend  St;lireil jun- 
gen vor,  von  denen  ein  guter  Teil  gerade  in  alter  Zeit  vorkommt.  Offenbar 
ist  es  die  Volkstümlichkeit  dieses  Gottes,  die  ihm  diese  vielen  Schreibungen 
eingetragen  hat:  man  freut  sich,  den  lieben  Namen  so  zu  gestalten,  daß  irgend- 
eine schöne  Hindeutung  in  seinen  Schriflzeichen  liegt.  Eine  dieser  Anspielun- 
gen   verstehen    auch    wir    noch    leicht:    wenn     man    statt     n<2>-  ein  '7|-<^>-  und 

"i -^ö-  setzt,  so  bezeichnet  diese  Spielerei'  den  Gott  als  den  »Wachenden«,  i.st 
er  ja  doch  aus  dem   Tode   wieder  erAvacht. 

Ich  möchte  daher  vermuten,  daß  auch  die  Schreibung  n-<5:=-  in  einer  sol- 
chen Spielerei  einmal  ihren  Grund  gehabt  hat,  und  in  der  Tat  lassen  sich  wohl 
Gründe  denken,   die  zu   ihr  geführt  haben  können. 

Da  mag  zunächst  die  Analogie  des  Namens  der  Isis  eingcAvirkt  haben: 
schrieb  man  die  Göttin   ijo.  so  war  es  hübsch,  ihren  Gatten  n-<2>-    zu    schreiben. 

Und  weiter  mag  man  an  die  häufige  Redensart  <2:=-n| — i  »den  Sitz  ein- 
nehmen« gedacht  haben.  Hat  doch  Horus  einst  den  Osiris  auf  den  Rücken  des 
Seth  gestellt  und  ilim  zugerufen  <u>-n  ^^     »ninnn  deinen  Sitz  auf  ihm«"'. 

Und  auch  in  andrem  Sinne  braucht  man  diese  Redensart  von  Osiris:  »der  Größte 
unter    den    Göttern,    der    erste    in    der    Neunheit.    der   König,    der  .<^>-n, — .- — q 

den  Sitz  des  Rc   einnahm  «\   also  der  Nachfolger  des  Sonnengottes. 


Eine  Bestätigung  unsrer  Annahme  kann  man  vielleicht  auch  darin  finden, 
daß   in   der  Tat  n3   (Ab  4)  und    n         id   (Aa  H)  vorkommt,  als  denke  man 

an  eine  Form  von  -<s::^  »machen«.  Und  mehr  noch  darin,  daß  man  den  Zeichen 
die   Reihenfolge  -=s>-|]   auch  da    gibt,  wo  sie  nicht   auf  kalligraphischen  Motiven 

•<2>- 

beruhen    kann.      Bei  r|   Jl  kann    man  ja   denken,   das  -c2>-  sei  imr  vorangesetzt, 
um    der    Gruppe    eine    gute    (iestalt    zu    geben:   aber  bei  ^:s>-J] ,    -<2:=- jj  Jj  ,       H,    . 
l1    <n)  '  11  Wl  —    alles    gute    alte  Schrei})ungen   —    kommt    man   mit  dieser 

Erklärung  nicht  aus.  Hier  müssen  die  Schreiber  einen  andern  Gedanken  haben, 
der  sie  diese  Reihenfolge  der  Zeichen  wählen  läßt,  und  der  könnte  wohl  in  der 
Redensart  -<2>-[l| — ,  liegen. 

Wie  dem  nun  auch  sein  mag,  jedenfalls  wird  auch  die  übliche  Schreibung 
des  Osirisnamens  so  wenig  ernst  zu  nehmen  sein  wie  ihre  seltsamen  Geschwister, 
und  wir  brauchen  uns  daher  nicht  zu  wundern,  wenn  ein  d^s=-  geschriebenes 
Wort  im  Koptischen  als  o'^'cipi  auftritt,  während  jj  o  doch   Hce  ergibt. 

')  Gelesen  hat  man  natürlich  auch  hier  den  einfachen  Namen  des  Osiris  und  nicht  etwa  rs. 
—  -)   Fyr.  ed.  Sethe  651^/.  —  '^)  LD.  Text  III  238. 


96  Adolf  Erman:    Assimilation  des  Ajin  an  andre  schwache  Konsonanten.        [46.  Band. 


Assimilation  des  Ajin  an  andre  schwache  Konsonanten. 

Von  x\dolf  Erman. 


Jedem   Ägyptologen  sind  die  eigentümlichen  Worte  bekannt,  die  bald  mit  einem 

0  und  bald  mit  deren  zwei  geschrieben  werden,   ohne  daß   es  sich  dabei  um 

verschiedene  srrammatische  Formen  handelte;  bald  heißt  der  Aff'e  '^  und  bald 

•~~i]  und  bald  :^x^ .   und  daneben  stehen   noch   die  Schreibungen  (1         ,    [1 /www 


und 


Ein  Versuch,  diese  Nebenformen  zu  erklären,  ist  meines  Wissens  bisher 
nicht   gemacht  worden.      Ich  selbst  habe  mich  meinerseits  mit  der  Vermutung 

begnügt,   daß  das   anlautende a  in  diesen  Worten   einen  besondern  Lautwert 

gehabt  haben  werde,  den  man  mit  - — °  usw.   angedeutet  habe'  —  eine  Vermu- 
tung, bei  der  die  Fälle  wie   /wwsa   unerklärt  bleiben. 

Ich  habe  nun  neuerdings  eine  Anzahl  solcher  Stämme  für  das  Wörterbuch 
bearbeitet  und  bin  dabei  auf  eine  Auffassung  dieser  Vorgänge  geführt  worden, 
die  ich  hier  kurz  vorlegen  will;  freilich  l)in  ich  mir  wohl  bewußt,  daß  sie 
noch  nicht  als  endgültig  angesehen  werden  kann,  solange  nicht  alle  derarti- 
gen Fälle  und  die  mancherlei  verwandten  Erscheinungen   untersucht  sind. 


Ich  muß  zunächst  eine  Bemerkung  vorausschicken,  die  für  das  Verständnis 
des  Folgenden  wesentlich  ist.  Wenn  ich  oben  als  Lautwert  des  Affen  wie  üb- 
lich   '^  angab,   so  war  dies  nicht  richtig,  denn  die  korrekte  alte  Form  dieses 

Wortes  ist  (]         '.     Und  was  von  diesem  Worte  gilt,    gilt  auch  von  manchem 

anderen:   die  Zahl  der  Stämme  lae  (1    ist  größer  als  man  gemeinhin  denkt,  denn 

zu  denen,  die  ihr  (]   zu  allen  Zeiten  und  in  allen  Formen  in  der  Schrift  zeigen' 

(wie  z.  B.    t\  ^^zi  n  .    (1  r:^  f  r.^  - ,    ()  ^ ,    (1 0  f  )  ,    ()-=-),     treten     diejenigen 

Stämme,   die  das  (1  frühzeitig    aufgeben,    sei    es   durchweg,    sei    es    in  einzelnen 
Bildungen.      Solche  Stämme  sind: 

')  Ägypt.  Gramm.,  1.  Aufl.  §  28,  2.  Autl.  §  76;  dem  schließt  sicli  Sethe,  Verbum  I  §  148  an. 
—  ^)  So  stets  in  den  Pyr. ;  vgl.  auch  Berscheh  II  11.  —  *)  Wieweit  es  dabei  lautlich  bewahrt 
blieb,  ist  eine  Frage  für  sich.  * 


»erben«,   schon  Pyr.  1989  (N  766)  in  der  /z-Form     »>^  >^ 


1909.]  Adolf  Erhan:    Assimilation  des  Ajin  an  andre  schwache  Konsonanten.  97 

y'^vLM  "^iberschwemmen« ;  das  Substantiv  lautet  schon  im  a.  R.  ^^® 
T»T»T Q  (Urk.  I  25.  27):  auch  die  reduplizierte  Form  ^^®^^^¥  gi^t  bekannt- 
lich den  schwachen  Konsonanten  auf  und  ist  gebildet,  als  hieße  der  Stamm 
/A  oder  ^hj. 

^^v^  Vm    "^'^l^*^^«,    im    m.  K.    (Leps.,    Älteste  Texte   33,   60)  auch   schon 

VM- 

[]  »auspressen«  (Benihasan  1  29,   II  4.  13),   auch  von   der  Tätigkeit  des 

Brauers:   der   »Brauer«    selbst  aber  heißt    2=;^     (Benihasan  I  29). 

c^   w 

\\       n|r7    »Napf«   (Lacau,   Cat.  Gen.   Nr.  28035),  spät  -|-^^   u.a. 

^^^"^    »Erbteil«,   .schon  Pyr.  2;    824 

(1         c^Pp.    »Schlange«;   schon   im   m.  R.  < 

Besonders  interessant  sind  die  Fälle,  in  denen  ein  altes  Verbum  lae  (I  seit 
dem  m.  R.  geradezu  zu  einem  neuen  kurzen  Verbum  wird.  Es  ist  dies  sicher 
der  Fall  bei  fb  und  ßr ' : 

ßb\  »A^ereinigen,  zusammenfügen«,  auch  vom  Aufhäufen  des  Kornes  mit 
der  Gabel",  schreibt  man  alt  so: 

jj flj  ^p^^^._  -^^2.  156.  164   n.  o.),  (j""^  (1647  =--  M.  201).   selten  (j— i]\J 

(Mak.,  Mast.  D  41),  ö— ^  I  (Pyr.  398),  (j"^  (1728  =  M  729),  und  ebenso 
mit  j  noch   im   m.  R.   (Benihassan  I   35)   und  vereinzelt  im  n.  R. 

Aber  schon  in  den   Papyrus  des  m.  R.   tritt oj  \^ )    an  seine  Stelle,  das 

einen  weiblichen  Infinitiv  l)ildet,  also  III  inf.  ist  (Sinuhe  159.  258),  und  ebenso 
lautet  das  Wort  zumeist  in  den  späteren  Texten:  -4-^  "^17  (z.  B.  Mission  V  583 
aus  Dyn.  18),  4^\  (Abydos,  Sethostempel,  Saal  D),  -|^(][jo^  (Partie,  fem., 
Berlin  9610:   Urk.  IV  433). 

')  Gewiß  auch  bei  jih  »überschwemmen«  und  jih  »glänzen«.  Mit  dem  letzteren,  das  man 
seit  dem  n.  R.  ja  '^  (H    schreibt,  dürfte  auch  das  gewülinliche    ^^   »herrlich  sein«  identisch  sein; 

wenn  man  beide  von  alters  her  in  der  Schreibung  schied,  so  wird  dies  davon  herrühren,  daß  man 
die  häufige  übertragene  Bedeutung  als  ein  selbständiges  Wort  emjjfand,  so  wie  »reizend«  für  uns 
nichts  mehr  mit  »reizen«  zu  tun  hat.  Es  ist  daher  von  vornherein  wahrscheinlich,  daß  die  Sub- 
stantive, die  von  ^®  abgeleitet  sind,   ^  ®^    »Horizont«    und   '^®  »\'erklärter«,  ebenso  wie 

andre  Substantiva  der  lae  (1  das  j  verloren  haben  werden,  und  in  der  Tat  hat  auch  die  einzige 
alte  Stelle,  die  eines  dieser  Worte  ausschreibt,  ^^®  y^^^J^  (Py-  481^). 

2)  Daher  das  Determinativ  der  Gabel  |  (z.B.  Fyr.  398)  bei  j(b;  Benihasan  1  35  scheint  sie 
drei  Zinken  zu  haben.    Vgl.  unten  (S.  98)  das  über  cbwt  »Zepter«   bemerkte. 

Zeitscbr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909.  13 


98  Adolf  Erman:    Assimilation  des  Ajiii  an  andre  schwache  Konsonanten.        [46.  Band. 


Die   Derivate  dieses  Verhums: 

1.  ^bw  in  der  Präposition  ^.^ J  ,    ^__J\,  selten  ^       °J  (Pyr.  251)'. 

im   Totb.   des  n.  K.   ^^^^ °]|  v   J^    (l^^?  ^^)  ^i- ä.    «zusammen  mit». 

2.  -|_/il^^    ..  Kornaufhäufer  .<(?)   (Brit.   Mus.    211,    Dyn.  18:    der  Mann  ist 

der  Untergebene  eines         |). 

3.    °J^^|'    .^-flJo|  (Pyr.  955);  .^_i]J(](]^  (Kairo  28089 -Lacau, 

Cat.  Gen.  II,  22)  u.  ö.,  ein  Zepter  in  Gestalt  einer  zweizinkigen  oder  drei- 
zinkigen  Gabel  —  eigentlich   gewiß  die  Gabel  selbst, 

haben  schon  alt  das  [    verloren. 


ßr\  «aufsteigen«  schreibt  man  alt  1  L>  v  (P^'^"-  32^>)'  (j  r\  (-^J^-  1^**^"- 
lß95).   \/\   (Pyr.  450.  4G2)    und    (vgl.   die   Belege   in  der  Anm.)      (j °£^  , 

Daneben  tritt  schon  hn  a.  K.  (Kairo  1453)  die  Form  ^^£^5,  die  dann 
das  Übergewicht  erhält  und  seit  dem  n.  R.  allein  noch  existiert.  Auch  dieses 
Verbum   ist  also  zu   einem   <'r  (oder  ''/J?)   geworden '\ 

')  Es  ist  interessant,  daß  die  Pyramidentexte  das  XJ,  das  von  jcb  »Napf«  hergenommen  ist, 
und  das  sie  bei  dem  ^''erlJum  jcb  gern  verwenden,  bei  dieser  Form  chw,  die  kein  j  mehr  hat,  ver- 
meiden;    dafür  nehn)en   sie  hier  das     \v.    von    cb    »Hörn«,    das   bei  jcb  nur  selten  verwendet  wird. 

^)    Daß   (I    /\  ,    [1  <j.     y  nicht  ein  eignes  Verbum  je  ist,  wofür  man  es  gehalten  hat,    zeigen, 

abgesehen  von  allem  andern,  besonders  klar  die  Varianten  der  Formel   »er  steige  auf  zum  großen 
Gott,  dem  Herrn  des  Himmels»;  in  ihr  steht  z.B.: 

a.  R.:   (I  Grab  des   Herchuf,   Arcliitrav. 

Kairo  1483. 


n  y\^^^      Kairo  1403. 


Kairo  1453. 


a.  R.  — m.  R.:  \V'      "/N^^^  Vatikan.  Grabstein  des  (1  D  (1  "^-P  0  J  .^_.  • 

m.  R.:  \\         °%ä^«L=_  Brit.  Mus.  614;  Turin  158. 

;-^^^^      Mitt.  a.  d.  Orient.  Samml.  VIII  10. 
Die  Pyr;uiii(len  haben  in  der  ^leiclieii  Ht-densarl    (,     f^^     (Pyr.  1016;  1455i).    \'gl.  auch:  \\   ^/wv> 

Pyr.  369  und  <c:zr>  v ^  AVA^A  Ainduat  1   28. 

^)    Zu    seiner  Bildung  beachte  man  die  Formen  (I  (1  /\_^  (Sonnenlitanei  11.  12.  scheint 

ein  Partizip)    und  <.     ^  Tulb.  ed.  Nav.  130,  14;  kopt.  Ä.Ae  :  &.'.\hi  bedaif  selbst  der  Erklärung. 


1909.]  Adoi.f  Erman:    Assimilation  des  Ajin  an  andre  schwache  Konsonanten.  99 


Von  seinen  Derivaten  haben  :^==^/\  »Treppe«  (z.  B.  Sonnenlitanei  175) 
und  Y^/\^  ^-^    «das  Aufsteigen,  die  Nähe«    (Sinuhe  R  25    u.  0.)  stets   dns 

j  eingebüßt;  das  dritte,  (1  c^J)^  »die  sicli  aufrichtende  (Schlange)«  hat  es 
länger  behalten,  doch  findet  sich  auch  schon  vereinzelt  im  m.  R.  und  n.  R.  die 
Nebenform  o  ^. 

Soviel  über  die  Stämme  lae  (1  ;   es  wird  dem  Leser  nicht  entgangen  sein, 

daß  die  Worte,  die  ich  hierbei  für  den  Schwund  des  [1  aufgeführt  habe,  mehr- 
fach dieselben    sind,   die    auch  jene  Verdopplung  des  - a  zeigen,   die  uns  hier 

beschäftigt.  Und  das  ist  kein  Zufall,  denn  beide  Erscheinungen  hängen  zu- 
sammen : 

In  vielen'   Worten,   die  im   ältesten   Ägypten  mit    [1- d  beginnen, 

wird  später  das  [1   dem  ^ a  assimiliert. 

Dabei  dürfte  das  (1  erst  zu  Aleph  geworden  sein:  y  wurde  zu  ys  und  dieses 
wurde  zu  ^3?.  Warum  dann  die  Papyrus  der  Dyn.  19/20  für  dieses  - — °  auch 
"^^  schreiben  (auch  spätere  Texte  behalten  dies  bei),  vermag  ich  nicht  zu 

erraten. 

Man  vergleiche: 

h  Jv7  »Napf«  (Lacau,  Cat.  Gen.  S.  100;  Totb.  144  nach  Pap.  »Nu«, 
26,  25);  im  n.  R.   stets  "  J^^  (^^^-  ^^^  <^5«,  15;  Urk.  IV  634;  770,  23;  Dum., 

Kai.  Inschr.  28,  24  u.  ö.);  "^^  ^^  '^  J  ^ '^  (Harris  36a,  11;  auch  Berliner  Amons- 
ritual   1,   8.  9).  ° 

hyx    »Grab«    (Pyr.  616);   im  n.  R.   "^^A    (Theben,  Grab  des   ^(](l'=u) 

aus  Dyn.  19);   %.  A    (Kairo,   Statue  des  ^^  I\\  Dyn.  22/23). 


(1       '^    »auspressen«    (Benihasan  I  29;  II  4.  13);  daneben  im  m.  R.  und  n.  R. 
J^  (Berscheh  I  31;   P^bers  57,  11;   Pap.  Hearst  10,  6). 

h °  (Pyr.  415;  146a.  ^>.;  1462;  m.  R. :  Berscheh  II  11);   im   n.  R.   ^ ° 

M   (Pap.  KoLLKR  4,  3   u.  ö.),   ^ ^\H:   (H?iiTis25,  12;  Pap.  Mag.  Ha r- 

ris   9,  10),            "VH:  ^^^1^-  ^^8"-  ^^^1'^"^^  •^'  ^''  ^^''P-  I^ologna  1094,  11,2):  grie- 
chisch meist  - — a,    ^_ q  (Mar.,   Dend.  II  3;   62/'>). 


')  Wohl  nicht  in  allen,  sondern  nur  in  solchen,  die  ein  schwindendes  [I  hesit/en;   hei  i\  . DÖ 

"INIond«   und  [U'w^    »waschen.«.   z.B.   finden  sich   nie  die  Nebenformen  ("«r//.  «'f/.     Beide  Worte  iiahen 

I    /VVVv^A 

ja  auch  ihr  j  lange  als  solches  bewahrt;  vgl.  B.  log^  und  eici>. 

f\  n  A/VNAAA  T 1 

^)    Neben  diesen  zwei  Schreibungen  hat  dieser  Papyrus  nocii  1  -n.     j^  /5   5\    ,1,^^  de,. 

alten  Schreibung  entspricht.  ^  ^^■^-^   -^     ^ 

13* 


100  Adolf  Erman:    Assimilation  des  Ajiii  an  andre  schwache  Konsonanten.        [46.  Band- 

c:,T)^    »Schlange«;    im    m.  R.    auch  D»    (Totb.,    Kap.  17    nach 

Lei's.,  Älteste  Texte  1,8;   16,  7). 

Wie  man  sieht,  tritt  diese  Erscheinung  zuerst  im  m.  R.  auf.  Außer  den 
hier  angeführten  Fällen  gibt  es  noch  manche,  deren  alte  Formen  nicht  be- 
kannt sind '   und  die  sich   daher  der  Beurteilung  entziehen. 


An  die  bisher  besprochene  Erscheinung  reiht  sich  nun  eine  zweite  ähn- 
licher Art: 

Ein  i\   assimiliert    sich    einem o    auch    dann,   wenn  beide    noch 

durch    ein  ^   getrennt  sind.      Mau   vergleiche: 

^^  '; /l  iLL-c  »beschenken«  (LD.1I113,2  u.  o.  im  u.R.);  daneben '^"y^:^    ß 

''tV  (Teil  Amarna  ed.  Davies  1   HO). 

^:^^ fl^  ©   tWw   »Ring«,    den   man    als  Geschenk   des  Königs    erhält 

(Urk.  IV  997;  Piehl,  Inscr.  I  11 67);  daneben  ctv^iv  . a^ av\0  (Amenemheb 

17:  22),  ^;^0  (Urk.  IV  38—39,  11:  ib.  40  —  41,  8-). 

^^^'^^    ^^%^3i  «<^^w;   »der  Beschenkte«   (im  m.  R.   und  n.  R.   öfter 

belegt);   daneben  <-g,'^S^   (Siut  1  235),   wobei  das   dem   ^^   vorgesetzte  c 

ande\itet,   daß  man  dies  hier  nicht  iir,   sondern   ''iv  sprechen  soll. 

ll^%>  fc^  »orben,  heerl)en«^;  griechisch  einmal  ^  (sie)  (Roch.,  Edfoul88), 
d.  h.   wohl  ''i€^\ 

^^"^  (1er  »Erbe«,  griechisch  oft  ^~^'^,  ^'^  (Edfou  I  159;  142), 
d.  h.   wohl   ''iv''w*. 

^^  ^ '^Ä  tWwt  das  »Erbteil«:  auch  hier  griechisch  ein  -^'^g,  (Edfou 
1  396)\ 


*)    So  I     \     "kämmen"  (i*)  (Sinuhe  291).    das  zu  [J_ o  \\^\  gehören  dürfte;  sodann 

als  Ausdruck  des  Bauens,    ^■^^  L==^  -beschuldigen«.    ^^^  „    ein  Gefäß. 

^)    Die  Identität  dieser  Worte  hat  Sethe  schon  bei  den  Wörterbucharbeiten  erkannt.     Hierzu 

gehört  auch         '^^   »Belohnung«,  das  Edfu  I   180  sicher  vorkommt. 

*)  Ich  möchte  glauben,  daß  dieses  Wort  ursprünglich  mit  iwc  «beschenken«  identisch  ist; 
der  Erbe  eines  Mannes  ist  der,  dem  er  seine  Hinterlassenschaft  »schenkt«.  Der  »Erbe«  iw^w  wäre 
demnach  identisch  mit  iwcw  der   »Beschenkte«. 

*)    Vgl.  die  ältere  analoge  Schreibung  0  für  (wcw  «Ring«.   Zu  diesen  griechischen  Schrei- 

bungen für  »Erbe«    und    »Erbin«   gab  es  natürlich  ältere  Vorbilder,  die  uns  aber  zufällig  nicht  be- 
kannt sind. 


1909.]  Adolf  Ekman:    Assiinilatiun  des  'Ajin  an  andre  scliwache  Konsonanten.  101 


S^t^g^   ln^r   „(las  Bein«    (vgl.    unten   S.  102   Anni.  1);   schoniin    in.  R.   ^^^ 
(Turin  107),    in    Dyn.  18  jv^^  (Theben,    Gral)    des    Imhotep),    griechisch  wieder 


"^  (Sign  Pap.  10)   —   d.  h.    wohl  alles   ^iK'. 


Ebenfalls  um  Assimilation  handelt  es  sich  bei  dem  dritten  Fall,  in  dem  ein 
am  Wort  ende    auftaucht,  und  zwar  scheint  es  diesmal  eine  alte  Endung 

oder  \\  zu  sein,   die   sich   dem  vorhergehenden  o  assimiliert.    Unter  allem 

Vorbehalt  möchte  ich   dies  dritte  Gesetz  so  formulieren: 

Eine  Endung  (1   oder   V^ ,   die  auf  ein a  folgt,  kann  diesem  assi- 
miliert werden,  selbst  wenn  noch   ein   anderer  Konsonant  dazwischensteht. 

Man  vergleiche: 

[T  '^  »der  Affe«  lautet  eigentlich  i'^nj',  denn  Pyr.  1462  heißt  sein  Plural 
n^^—zin-^  ;  dem  entsprechend  findet  sicli  im  m.  R.  und  n.  R.  die  Nebenform 
t^n^  {\7^  (Benihasan  II  (v.  Amduat  IV  80:  Sonnenlitanei  1H9)  und  der  Plural 
^%^'   (Derelbahri  74)' 


A^^A^A 


^o^^  »das  Erbe«,  das  nach  Pyr.  I(il7.  1S15  (=  M  127.  N  500)  ^ 
"^g;^^  {/)ic^wt  lautet,  zeigt  schon  im  m.  R.  eine  Nebenform  {i)w''^t  ^:^ 
Tf— ^  (Sinuhe  47),   und  diese  kehrt  später  vereinzelt  wieder:    __o«^^ 

c:^  III  - — D 

(Mar.,    Abyd.    11    54/55,    20;    Berliner  Amonsritual    32,    4  —  6;    Nitokrisdekret, 
Ägypt.  Zeitschr.  B5,  15). 

^\ 0^^   (z.  B.  Urk.  IV  197),   (]  ^T^^  (Pyr.  IKUa)    «der  Erbe« ; 


im  m.  R.  vereinzelt  auch  ü  .,^  Uü  (Marseille  Hl  :  Benihasan  II  18),  bildet  dieses 
iw^ic,  In-rj  im  n.  R.  zu  lu:^''  um,  vgl.  ^5i*^  (^-  ^-  S^llier  111  10,  8;  Pap.  Mag. 
Harris  1 .  5),  und  auch  später  kommt  diese  Schreibung  vor  (z.  B.  Metternich- 
stele    191  :   Totb.  ed.  Leps.  165,  5) \ 

')    Bei  diesem  Worte  kommen,  wie  bei  allen  Worten  der  Opferlisten,  auch  allerlei  entstellte  Formen 
vor,  so  mehrfach  \\ O^'^Sj  statt  des  korrekten  alten  (1  ^  ^^  und  einmal  (1 fl  ^:;g^  '^g,  . 

2)    \V1.  auch  die  Plurale  °(]  ()  %^~,  I  •     °(]  (1    ^     (Leiden  K  9;  Genf  0  47  —  beide 

n.  K.)  und  die  Schreibungen    v\  ^^     UA  ,     - — fl  (oben  S.  99). 

_£e^  - 0    W      V.      ö    w  ,         .,..•,.• 

^)    Man    beachte,    daß    bei  diesem  Worte    und  ebenso  bei  t(^rt  nie  diese  Art  der  Assimilation 

zugleich  mit  der  des  anlautenden  [1   vorkommt:  man  sagt  ccnj  oder  i<^ne,  aber  nicht  fcwf. 

*)    Das  Verb  twc  »beerben«,  das  ja  keine  Endung  hat,  zeigt  auch  nie  eine  P'orm  acC(r;  auf  die 

scheinbare  Ausnahme  ^^3;       *^  (Edfu  I  418,  15;  436,  1)  braucht  man  schwerlich  etwas  zu  geben. 


102  Adolf   Erman:    Assimilation   des  Ajin   an  andre  schAvache    Konsonanten.         [4H.  Band. 

Während  bei  '^^^  *%,  iW^  » das  Bein « ,  sooft  es  auch  vorkommt,  nie  ein 
zweites  o  auftritt,  heißt  sein  Derivat,  das  das  auf  Füßen  laufende  Tier  be- 
zeichnet, ^>s:\  ,  was  gewiß  aus  einem  Adjektiv  iWj  »Beine  habend«  ent- 
standen ist\ 

^(1(1^  ^     m-^ß   »die  Trupi^e«,  wird  seit  Dyn.  11)   auch   tw^^t  ^^o  Ä  , 

^^  (LD.  III  \S7d:  Greene,  Fouilles  2,  19)  geschrieben.  Hier  findet  sich  in- 
dessen eine  Schreibung,  die  gegen  unsre  Erklärung  zu  sprechen  scheint;  der 
Schreiber  von  Pap.  Bologna  1086  schreibt  zweimal  ^^OO  ^  ^  ^  ^  also  schein- 
bar hü^^jt  mit  dem  zweiten  a  und  doch  auch  mit  dem  J.    Ich  glaube  aber,  daß 

wir,  solange  keine  weiteren  solchen  Fälle  vorliegen,  diesen  einen  zunächst  für  eine 
unorthographische,  halb  phonetische  und  halb  historische,  Schreibung  halten  dürfen. 

- f^  jPv     ~^  ^bwty  »gehörnt«  (Theban.  Grab  des  iV6-?tv2/// unter  Ramses  II.) 

lautet  in   Dyn.  20   rhrfj  aj^\  (Rouge,   Inscr.  Hierogl.  114.  140.  14ß). 

Und  endlich  werden  auch  die  Nebenformen  zu  (1         oQ«     »Schlange«    so 

zu  erklären  sein,  die  als  ^r''t  \md  (''Vi  schon  früh  vorkommen.  Freilich  ist 
das  Erfordernis  unsrer  Theorie,  eine  Endung  ,/  oder  rc,  bei  diesem  Wort  in  den 
hieroglyphischen  Texten  nicht  nachzuweisen,  aber  im  Demotischen  ^  ^ 
hat  es  doch  eine  Endung,  und  auch  die  griechische  Form  cCpctiog  deutet  ^/^ 
auf  eine  solche*.  Allerdings  steht  es  mit  diesem  Wort  auch  sonst  böse,  denn 
es  ist  ein  wahrer  Proteus.  Neben  i''rt,  ^rt  und  dem  oben  (S.  100)  besprochenen 
^''?i  finden  sich  die  Formen: 

<:z:>oP-.  Totb.  des  m.  R.,  Kap.  17  bei  Leps.,  Älteste  Texte  30,  10:  Totb. 
ed.  Nav.  124,  6. 

(]^^  Totb.  ed.  Nav.  83,  4  var. ;  Rouge,  Inscr.  Hier.  139  (Dyn.  20);  Har- 
ris 7,   5. 


*)  Daß  iw(  niir  das  Bein  oder  genauer  ein  Teil  desselben  sein  kann,  ergibt  scbon  die  Ul)er- 
legiing,  daß  der  Knochen,  der  sein  Determinativ  *^,  bildet,  nin-ein  Beinknoclieii  sein  kann.  Bestätigt 
wird   es  durcli  Totb.  102.  S,   wo   das  alte  Wort  so  glossiert  ist: 

sie 

S;g^  V:^  9  ^^^S^^  <=>i^  ^^D\^    "«las  iwc,  das  ist  das  kch  seines  (so  die  Varr.) 

Beines«.    —    Das  Wort  mff   » Vierfiißei-«    kommt   Mar..  Abyd.  II  54  —  55,  5  vor  in   »Götter,    Men- 
sehen.   ^rT\  ^^  I  Ao^   k\  U  ü  Sy^nr  aaww  Vierfüßer.  Vögel,   Fische«. 

^^^  D     ^  I  //>5H  _Ms-  1    1  I     I     I  U       W     /ww\A  I     I     I 

-)  Diese  Adjektivbildung  zu  cb  »Hörn«  statt  *cbj  wiid  jetzt  verständlich  durch  das.  was 
Hr.  Lacau  (Reo.  de  Trav.  31,  73  ff.)  über  die  Kollektiva  ermittelt  hat;  cbwtj  wird  hergeleitet  sein  von 


einem    *cbwi    »das    Gehörn«.     Die  gleiche  Erklärung  gilt  für  ==^^  \ \     a    pitvij   goyiT     »der    erste», 
das  nicht  direkt  auf  =^  hU  zurückgehen  kann,  und  wohl  auch  für   Q^  "^iv^w  ^=^  ^ooyT. 
^)    Auch  Seihe,  Verbum  K  863  nimmt  für  [1  <:n>  jL   eine  Endung  J  {t^rjt)  an. 


1909.] 


Adolf  Erman:    Assimilation  des  Ajin  an  andre  schwache  Konsonanten. 


103 


(1 flDp.    (Luxor,   Kammer  der  Mut,   links   nm    1.  Pylon,    Dyn.  19;   Totb.  ed. 

Nav.  78,  24:   Pap.  Leiden   lUf).   Vs.   ("2). 

^^^   (Rec.  de  Tntv.   U),  i)5,   Dyn.  21). 

I    Pkirnl   (Derelhaliri  114:   neben   [\^T).T).T).    ib.  1 1 5] 


'^  ?^ 


^.g^   (Pap.  Turin   H2,   (>). 


-^ °o^   (Sallikr  IV  8,   9:   Pap.  Turin    124,    5:   LD.  TU   219^). 

—^ "S^   (I^^-  ^^"i"i"    ^'^^'-    P'T-  Mag.  Harris  4,  2),   (j— ^— ^ 


o^fml 


Plural   (Harris   CA\b,  5). 

Lassen  wir  dahingestellt,  was  an  diesen  Schreibungen  ernst  zu  nehmen  ist: 
zwei  sind  aber  dabei,  die  doch  zu  beachten  sind:  <^i<rt  imd  i'^r'^rf.  die  beide  in 
Dyn.  19  auftauchen  und  dann  wieder  verschwinden.  Hat  man  wirklich  zeit- 
weise das  <^r<^t,  das  wie  eine  «halbe  Reduplikation«  (Sethe  I  §  38 7)  erschien, 
in  der  Sprache  zu  einer  vollständigen  abgerundet?  Oder  ist  dies  nicht  vielmehr 
nur  eine   vorübergehende  Spielerei  der  späten  Orthographie? 


Ich  breclie  die  Untersuchung  hier  ab;  sie  soll  ja  nichts  weiter  sein  als 
ein  erster  Versuch,  uns  in  diesen  Dingen  zu  orientieren.  Bei  ihrer  Fortsetzung 
wird  man   auci»   die  Erscheinungen  verwandter  Natur  beachten  müssen,   die  bei 


dem   ^   vorzukommen  sclieinen.    Ich  meine  Worte  wie 


^  1    »Ruine«  (m.  R.: 

im  n.  R.  ü  ^^  ^^'^)  <^<^^i"  ^^ie  *^  ^^  ^  i'ix^  ^^  """  »Keule«  (neben  ü"^^ 
N^  ^  )  —  das  könnten  wohl  Worte  sein,  bei  denen  ein  anlautendes  [1  dem 
folgenden    ^^    assimiliert  ist.    Ich  denke  weiter  an    ^^^ 


W 


-^5-    »schlafen« 


statt  des  gewöhnlichen 


(2-^5-   und  an  die  schmähende  Be- 


zeichnung eines   südländischen   Feindes 


Seitenstück  in 


l^U\  &   (Urk.  IV  5).  die  ein 


lö^    hat,    das    Sallier  1    8,  1    als    Bezeichnung    eines 


dummen  Negers  vorkommt. 


Nachschrift. 


Ich  möchte  nicht  unterlassen,  hier  noch  auf  eine  altkoptische  Form  hinzu- 
weisen, auf  die  ich  erst  bei  Abschluß  dieser  Arbeit  aufmerksam  geworden  bin. 
Der  demotische  Zaul)erpapyrus,  dessen  treffliche  Ausgabe  jetzt  von  Guuiith 
und  Thompson  vollendet  ist,  erwähnt  H,  28  den  »Kot  des  fii«  als  Ingrediens 
eines  Mittels   und  11,  21  einen    »eeii  aus  Wachs«    als  Zauberfigur;  dabei  ist  so- 


104  Adolf  Erman:    Assimilation  des  Ajin  an  andre  schwache  Konsonanten.        [46.  Band. 

wohl  das  e«  als  das  een  in  der  phonetischen  Geheimschrift  geschrieben,  deren 
sicli  dieser  Papyrus  so  gern  bedient.  Die  Herausgeber  denken  bei  beiden 
Stellen  an  boh.  e«  den  Affen;  für  3,  28  ist  dies  gewiß  richtig,  bei  11,  21 
könnte  man  zweifeln,  wenn  auch  die  Vermutung  an  und  für  sich  wahrschein- 
iicli  ist.  Ist  sie  richtig,  und  ist  een  wirklich  eine  Nebenform  zu  ew,  so  gibt 
sie  natürlich  das  obenbehandelte  ^'^nj  wieder. 


Bin  altes  Verbaladjektiv. 

Von  Adolf  Erman. 


In  meiner  Bearbeitung  der  »Gespräche  des  Lebensmüden«  habe  ich  auf  S.  57 
die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  die  bekannte  Stelle  auf  dem  Grabstein  Louvre 
C  14:   ich  verstand   [)  / 1\Q']  ^^  ^"   m neben. 


^    0^ 
I     I     I 


A/WNAA  ,^ 

AAAAAA    I         I         I  ^vWNAA    <^-— -> 


in  JiHn  und  i^n  Verbaladjektiva  aufweise,  die  ich  zweifelnd  mit  »fallend«  und 
» abwaschbar «    übertrug ' . 

Was  ich  damals  imr  vermutete,  hat  sich  mir  inzwischen  durch  klarere 
Beispiele  bestätigt,   die  ich   hier  mitteilen  will. 

Im  Grab  eines  Za-nofer  (^^I''^^^)  "^  Theben,  dessen  Inschriften  Sethe  ko- 
piert hat,   ist  von  den   Strahlen   der  Sonne  die   Rede;   sie  sind 

V    §    11^        (^         J^    /VWWV     ^A^>A    <n>         I         I        I 

n     ^"^^^     ^      \\  S\     $  ^^ 

»Strahlen,  gesehen  von  denen,  die  auf  Erden  sind,  (aber)  nicht  gesehen 
von  denen,   die  unter  der  Erde  sind.« 

Von  den  Myrrhenbäumen  der  Hatschepsut  heißt  es  Urkunden  IV  501 
®  (]         cz^:3^\  \. /w^AA  F=q?  f     e/§  ^    »ihre  Spitzen  spalten  den  Himmel 

und   mischen  sich  mit  den  Sternen«. 

Von    den  Obelisken    der  Hatschepsut    heißt    es    bei   Legrain   und  Naville, 

L'aile  Nord  du  pylone  d'Amenophis  III,  126f:  T  1 /wvws  c^^ ^^^^\\  aawa  ^ 

')  "Fnllende  (?:')  Saclien,  ohne  sie  vom  Feuer  brennen  zu  lassen,  und  docli  (!'!')  nicht  mit  (?) 
Wasser  abwaschl)ar  ((•?)."  Das  könnte  etwa  heißen:  ungebrannte  Tonwaren,  die  doch  hinfallen 
können,  ohne  zu  zerbrechen,  und  die  auch  dem  Wasser  Widerstand  leisten. 

^)    Das    \\     ist  durch  das  i^    hindurchgelegt. 


I 


1909.]  Adolf  Erman:    Ein  altes  Verbaladjektiv.  105 

^^  y  (1(1  »^"^^^  »ihre  Höhe  spaltet  den  Himmel  und  erhellt  die  P>de  wie  die 
Sonne « . 

Ähnlich    in  Louvre  C  3   vom  Tempel  von    Abydos  O  vOt^^^^   ^^'"^   ""''"^ 

»seine  Mauern  spalten  den  Himmel«'. 

Diesen  Beispielen,  in  denen  die  Endung  nur  mit  /wwna  bezeichnet  ist,  rei- 
hen §ich  zwei  aus  der  Literatur  des  m.  R.  an,  die   sie  ''^^   schreiben.      Das  eine 

'^''  'ii^Stelle^^Lebensmüder  104:  |7^,^,  J  (]  ^^J  ^  P^t|  ,^,^|7 
.^-n^  SO  \\  "^^^  Brüder  sind  sclilecht;  die  Freunde  von  heute  sind  nicht 
liebenswert«. 

Das  andere  ist  die  schwierige  Stelle    Schiffbrüchiger  130,  V^  q 

^^f^  W  lÜl^^^X^P,  .  .'  '''''^'  ^^^"^  ^""^  Zusammenhang  heißen 
wird  »ich  war  nicht  zusammen  mit  den  Verbrannten,  ich  war  nicht  in  ihrer 
Mitte«   —  darum  lebe  ich  noch  heute". 

Wir  können  nun  aber  noch  eine  weitere  Bemerkung  machen.  Ich  über- 
setzte in  dem  Beispiel  aus  dem  Lebensmüden  ///rnj  mit  »liebenswert« ;  die  Fremide 
sind  so  schlecht,  daß  sie  nicht  wert  sind,  geliebt  zu  werden,  daß  man  sie  nicht 
lieben  kann.  Ich  habe  nun  die  Empfindung,  daß  diese  Nuance  des  Könnens, 
der  Möglichkeit,  überhaujDt  unserer  Bildung  innewohnt,  die  sich  also  den  latei- 
nischen Adjektiven  wie  docilis,  amabilis  und  den  deutschen  wie  »beweglich,  ver- 
söhnlich« anschließen  würde.  Sie  paßt  zu  dem  Beispiel  aus  Louvre  ('  14:  die 
Tongegenstände  sind  »fallen  könnend«  und  »waschbar«.  Sie  paßt  zu  dem  aus  dem 
Grabe  des  Zanofer;  die  Sterne  sind  »sichtbar«  oder  «unsichtbar«.  Und  sie  läßt 
sich  auch  gut  fiir  jene  Beispiele  annehmen,  in  denen  das  Bis-zum-Himmel-Reichen 
einer  Sache  beschrieben  wird:  die  Spitzen,  Mauern,  Obelisken  sind  »geeignet«, 
den  Himmel  zu  spalten,  sich  mit  den  Sternen  zu  mischen  und  die  Erde  zu  er- 
leuchten; sie  tun  es  ja  nicht  wirklich,  aber  sie  könnten  es  doch.  —  Nur  bei 
dem  Beispiel  aus  dem  Schiffbrüchigen  liegt  eine  solche  Auffassung  nicht  nahe, 
doch  wäre  es  immerhin  denkbar,  daß  zu  übersetzen  wäre:  »ich  war  nicht 
mit  den  Verbrennbaren«,  d.  h.  mit  denen,  denen  das  Feuer  etwas  anhaben 
konnte. 

Sei  dem,  wie  ihm  wolle,  an  der  Zusammengehörigkeit  dieser  Formen  möchte 
ich  nicht  zweifeln.     Ob  sie  miteinander  ganz  identisch  sind,  muß  die  Zukunft 


')   Daß  in  diesen  Beispielen  mit  dm  das  a/wv%\  nicht  etwa  eine  von  dm  abhängige  Präposition 
ist,  zeigen  Beis])iele  wie     Q     \\  ^    »seine  Krone  spaltete  den  Himmel«  (Osiris- 


hymnus  der  Bibliotheque  Nationale,  Z.  13);    1  ^^ /]  \N,  f=^  / [)      [||  ^^       »der  starke 

König,  der  den  Himmel  mit  seinen  Federn  spaltet«  (Louvre  A  66;  ähnlich  Petrie,  Koptos  'IQa  13); 
sie  lehren,  daß  dm  mit  dem  Objekt  konstruiert  wird  und  nicht  etwa  mit  /^AAA^A  . 

^)  Sethes  Auffassung  (Ägypt.  Zeitsclir.  44,  84),  der  in  dem  nj  dieser  beiden  Stellen  ein  De- 
monstrativ sehen  will,  kann  ich  mich  nicht  anschließen;  schon  das  T\nc  erfordert  meines  Erachtens, 
daß  ^mnj  etwas  Substantivisclies  ist. 

Zeitsclir.  f.  -'^gypt.  Spr..  J6.  Band.     1909.  14 


106  Adolf  Erman:    Ein  altes  Verbaladjektiv.  [46.  Band. 

lehren.  Daß  es  an  Unterschieden  zwischen  ihnen  nicht  fehlt,  sieht  man  ja  leicht, 
aber  fraglich  bleibt,  inwieweit  diese  Unterschiede  nur  der  Orthographie  an- 
gehören; das  könnte  z.  B.  von  dem  '''^  der  Handschriften  gegenüber  dem  /wwvs 
der  Inschriften  gelten.  Andere  Unterschiede  könnten  in  der  zeitlichen  Entwick- 
lung liegen;  in  Dyn.  11  (Louvre  ('  14)  ist  der  Plural  und  das  Femininum  noch 
gescliicden,  in  den  späteren  geschielit  dies  nicht.  Kbenda  zeigt  ein  Verbum  lllac 
inftrmae  die  Verdoppelung  des  zweiten  Kadikais,  in  den  späteren  Beispielen  ist 
dies  nicht  der  Fall'. 


Die  vorstehenden  Bemerkungen  waren  schon  vor  geraumer  Zeit  nieder- 
geschrieben und  blieben  liegen,  um  durch  etwa  weiter  vorkommende  Beispiele  er- 
gänzt zu  werden.  Wenn  ich  sie  doch  schon  heut  vei-öflfentliche,  so  geschieht  dies 
einem  merkwürdigen  Zusammentreffen  zuliebe.  Ilr.  Golenischeff  ist  unabhängig 
von  mir  zu  ganz  den  gleichen  Resultaten  gekommen  und  wird  seine  Bemerkungen 
demnächst  an  anderer  Stelle  veröffentlichen.  Da  unsere  Arbeiten  zum  Teil  auf 
verschiedenem  Material  beruhen,  so  schien  es  uns  am  besten,  wenn  wir  sie 
beide  unverändert  veröffentlichten. 

Auch  darin  sind  Avir  der  gleichen  Ansicht,  daß  wir  einen  Zusammenhang 
mit  der  semitisclien  Endung  -an,  -oii  für  möglich  halten.  Diese  Endung 
bildet  freilich  neben  Adjektiven  von  Verbalstämmen  (wie  arabisch  sakrnn  »trun- 
ken«,  ydW^dii  «hungrig«)  besonders  auch  solche  von  Substantiven  (arabisch  luir- 
ndn  »gehörnt«,  liebräisch  kadiiion  »östlicJi«,  rtsön  »erster«)";  aber  gerade  diesen 
Umstand  könnte  man  gut  für  unsere  Vergleichung  benutzen,  denn  wir  haben 
auch    im    Ägyptischen    Neubildungen    auf  /vwwx   und   "'^^    die  von  Substantiven 

abgeleitet  sind:  das  Gietränk  =0)—         ^   (Ebeks  10,  7)  u.o.,  den  Monatstag  aa^wna  , 


und  ,vwJ  •      Es  wäre  wohl    möglich,    daß    es    sich    im 


c^zr3 


Ägyptischen  wie  im  Semitischen  um  eine  allgemeine  Adjektivform  handelte,  die 
sowohl  von  Verben   wie  von  Substantiven  aus  gebildet  werden  konnte. 


^)    Merkwürdig    ist   dabei    noch,    daß    in    Louvie  C  14    die    beiden    Verben,    die   doch    sicher 

beide  dem  i-^-^-.  beigeordnet  sind,  verschieden  behandelt  sind.    [71  \\    v\      /^  ,  das  dein  8ub- 

III  Je^  _&£^  7j  I    I    I 

p.  ri      /WVV\A 

stantiv  unmittelbar  folgt,  hat  Femininalendung  und  Verdoppelung;  (I  ^j;;;;^  ,   das    durch    einen 

1     A/V^V^A     I         I        I 

Satz  davon  getrennt  und  negiert  ist,  entbehrt  beider. 

^)  Vgl.  für  das  einzelne  jetzt  Brockelmann,  üiiindriß  der  vergleichenden  Grammatik  der 
semitischen  Sprachen  I,  §215.  —  ^)  So,  rsnt,  heißt  das  Wort  und  nicht  a'wji'/ü^,  wie  Sethe  (Ägypt. 
Zeitschr.«44.  27 — 28)  annahm;   vgl.   die  Schreil)nngen   Pap.  Mag.  Harris   9,  <J;  9,13. 


1909.]  H.  Grapow:    Der  Name  der  Göttin  Isis  uiul  der  hautwert  des  Zeichens  u.  107 


Der  Name  der  Gröttin  Isis  und  der  Lautwert  des  Zeichens  jj. 

A'^on  Hekmann  Grapow. 

Die  Lesung  der  hieroglyphisclieii  Formen  des  Namens  dieser  bekanntesten  ägyp- 
tischen Göttin,  den  die  griediischen  Klassiker  mit  iTtc  wiedergeben  und  der 
uns  im  sahidischen  Koptisch  (bei  Zof:ga,  S.  599)  als  Hce'  überliefert  ist,  stand 
bisher  nicht  sicher  fest. 

Die  Schwierigkeit  liegt  in  dem  Zeiclien  r| ,  mit  dem  der  Name  fast  aus- 
nahmslos geschrieben   wird. 

Von  dem   Lautwert  dieses  Zeichens  wissen   wir  dies: 

1.  htm   in: 

f  Jl^^^^~  ^'^^^^^v'^=^^^  »vergehen«  u.  a.  wegen  htm-i  Q  n  »Stuhl» 

(Harris  I  H5r/,  15.    70a,  10;    Spiegelberg,   Sethosrechnungen  IX  col.  V  IH  u.  14). 
Dieser  Lautwert  kommt  natürlich   hier  nicht   in  Betracht. 

2.  .vV  in: 

n^ s-t'  »Stätte,  Thron"  (Pyr.872  Mno  neben  rj^^)  und  allen  Zusammen- 
setzungen sowie  in  dem  abgeleiteten  rj  •  n/l^  %  »Stellvertreter«  (Pvr.  790 
flj]^  neben  pj],. 

H.   wird  es  früh   in  gewissen  Wörtern  für  s  verwendet: 
hmj  »sitzen«    schreibt  man  gewöhidich   "^m]^;   «dier  Ojj  z.B.  Pyr.  57.  129. 
und  Pianchiinschrift,  Urk.  III   5.   8. 

jn^s-t  »Schoß«  neben  ^  lo|'  auch  V^M^f  Westcar  12,  20  und  ^ 
^i-l  'l"«*.  ed.  Nav.   !)2,  H. 

inistjw    »Art   göttlicher   Wesen«      3^"%.  jj'^^l^?)  III  'l'*'tl»-   ^^^-   ^-'^^'-    1'^".  11- 
mrist   »Art  Krug«    \\    rj      ,    ^  (j  r-    hi   den  Pyramiden   und  sonst. 
hns   »bunt  o.  ä.«    sr=5 1^  nogöt   Pyi".  911    und  oft. 

')  [Dieselbe  Form  findet  sicii  auch  in  den  griechischen  Wiedergaben  ägyptischer  Perscjnen- 
nameu.  /,.  B.  Ih-s<Tic,  'iuvrTic.^     G.  Si . 

-)    Oder  is-t'^  (vgl.   das  Folgende).   —   Für  die   Lesung  s-t  spricht  vielleicht  auch   die   häufige 

Verwendung  von   n  b/\v.   n  o  zur  Schieibung    von    '^^  si-tC)    -Tochter-    in  Personennamen    des 

m.  R.,  z.  B.  Kairo  20080     ]\    %^  neben      j\^    o j]  • 

14* 


108  H.  Grapow:  Der  Name  der  Göttin  Isis  und  der  Lautwert  des  Zeichens  [j.       [46.  Band. 

Nun  ist  klar,  daß  dieser  Lautwert  j^l  deui  koptischen  hcc  nicht  genügt; 
denn  dieses  Hce  setzt  notwendigerweise  voraus,  daß  vor  dem  S-Laut  noch  ein 
schwacher  Konsonant  gestanden  hat:   *^es'i.    Vgl. 

tpi   «Zahl«    Hne  aus  *tepH  tnr   «Stein«    tone  aus  *löifr. 

Diesen  zu  postulierenden  ersten  Konsonanten '  hat  man  bisher,  soweit  ich 
sehen  kann,  rein  konventionell  mit  l  umschrieben'. 

Daß  der  Name  der  Göttin  in  Wahrheit  mit  einem  *^  y  anlautet,  dafür 
glaube  ich  einen  Beweis  gefunden  zu  haben  in  einem  der  von  Lacau  im  Re- 
cueil  publizierten  wertvollen  religiösen  Texte  aus  dem  m.  R. 

Recueil  BO,  192 — 19B    heißt   es   in   dem   Text   Nr.  XLIII   an    einer  Stelle: 

das  kann  meines  Erachtens  nur  übersetzt  werden  mit: 

»meine  Sohlen   werden  6'/?m-gemacht   auf  dem  Erdboden   durch  Isis«. 

In  demselben  Text  kommt  diese  Schreibung  1^  fl^rlj  rioch  zweimal  vor, 
beide  Male  ebenfalls  in  Verbindung  mit  (l/w.^,  mit  dem  man  das  ^^  nicht  wohl 
zu  einem  sonst  unbekannten  ü'^^'^^^^^  verbinden  kann.  —  Zu  diesem  Spruch 
gibt  es  noch  zwei  Parallelen,  ebenfalls  aus  dem  m.  R.,  die  von  Lacau  in  Qui- 
BELL,  Excavations  at  Sakkara  1900 — 1907  S.  32  (Text  Nr.  XII)  soeben  veröffent- 
licht sind.     Beide  Paralleltexte  haben  an  allen  Stellen  nur  (1  a^vwv  rj  o  J| . 

Weshalb  gerade  mir  diese  eine  Niederschrift  und  nicht  alle  drei  und  noch 
andere  die  volle  Schreibung  nK  ijo  J)  is-t  bewahrt  hat,  können  wir  nicht  er- 
raten. Wir  müssen  froh  sein,  daß  wenigstens  eine  der  etwa  BOOO  Stellen,  an 
denen  nach  Ausweis  des  .^gypt.  Wörterbuches  die  Isis  in  den  Inschriften  vor- 
kommt,  die  ausführliche  Schreibung  bietet. 

Wie  sich  diese  neue  Lesung  von  f)oJ|  yst  zum  Lautwert  von  ri  J|  ver- 
hält, vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Ebenso  unklar  ist  mir  die  Schreibung  ^^, 
das  sich  zu  ^^^^  genau  so  verhält  wie  noJj  zu  d  J|  •  Vielleicht  sind  beides 
spielende  Schreibungen? 

')  Die  aramäischen  Papyrus  der  Perserzeit  geben  iiin  mit  s  wieder  (vgl.  Oriental.  Studien 
für  Th.  NÖLDEKE  1906,   8.1103  und   1108   -ss). 

^)  Auf  solche  späten  Formen  wie  (I  y\  liCi  H  Mar.,  Abydos  II  16  wird  man  nichts  geben 
dürfen. 

*)  Vgl.  Sethe,  Änigmatische  Inschriften,  in  Excavations  in  the  Theban  necropolis  by  Nor- 
THAMPTON,  Spiegelberg  and  Newberry,  London  1908,  S.  9*  unter  dem  Zeichen   (^. 


1909.]  Hermann  Ranke:    Zum  Lautwerte  der  Hieroglyphe  ö.  109 


Zum  Lautwerte  der  Hieroglyphe 
Von   Hermann  Ranke. 


iJie  Lesung  der  Hieroglyphe  ][  steht  noch  immer  nicht  fest.  Sethe  hat  vor 
einer  Reihe  von  Jahren  beim  Berliner  »Wörterbuch«,  auf  Grund  von  Schreibun- 
gen wie  O^ii  und  y  ^(j  (Mar.,  Mast.  D  65)  als  Variante  ein  und  desselben 

Namens,  m  als  letzten  Konsonanten  des  Laut  wertes  nachgewiesen  und  vermu- 
tungsweise die  Lesung  hnm  vorgeschlagen.  Wahrscheinlicher  scheint  mir  die  in 
Ermans  »Glossar«  mit  »(?)«  verzeichnete  Lesung  hm.  Auch  sie  läßt  sich  noch 
nicht  durch  einen  zwingenden  Beweis  erhärten',  doch  möchte  ich  hier  eine  Be- 
obachtung mitteilen,  die  für  diese  Frage  von  Interesse  ist  und  durch  die,  wie 
mir  scheint,  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  wir  in  der  Tat  hm  zu  lesen  haben, 
vergrößert  wird. 

In  den  Tell-Amarna-ßriefen  wird  mehrfach  ein  ägyptischer  Beamter  Pa- 
hainndta'-  oder  Pahandte^  erwähnt,  der  als  Statthalter  des  ägyptischen  Königs 
in  -Swmwr-Simyra  residierte*.  Ich  glaube,  daß  wir  in  dem  bisher  nicht  identi- 
fizierten Namen  dieses  Mannes  eine  keilschriftliche  Wiedergabe  des  ägyptischen 
Namens  /^^^v  |y^  ^>ii  sehen  haben,  der  ims  aus  der  Zeit  des  neuen  Reichs 
verschiedentlich    belegt    ist'\      In    diesem  pa-Jiam-mita    entspricht  pa,    wie    ohne 


^)  Vgl.  zuletzt  Erman,  Zur  ägyptischen  Wortforschung  (Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.,  philos.- 
histor.  KL  1907  Nr.  XXI,  S.  408).  Das  h  als  erster  und  das  m  als  letzter  Konsonant  des  Laut- 
wertes stehen  fest;  dagegen  läßt  sich  nicht  ausmachen,  ob  zwischen  h  und  m  noch  ein  anderer 
Konsonant  anzunehmen  ist  oder  nicht. 

^)  Pa-ha-am-na-ta,  Knudtzon,  Die  El-Amarna-Tafeln  Nr.  68:22;  131:35.  —  ^)  Pa-ha-na-te, 
Knudtzon.  L  c.  Nr.  60:  10.  20.  32;  62:  1. 

*)  Daß  mit  beiden  Schreibungen  der  Name  eines  und  desselben  Mannes  gemeint  ist,  zeigt 
ein  Vergleich  der  Briefe  Nr.  60  und  68.  In  Nr.  68  heißt  PaJ^amnäta  »der  königliche  Aufseher,  der 
in  Sumur  ist«;  in  Nr.  60  fordert  der  Schreiber  den  ägyptischen  König  auf:  »der  König  frage  den 
Pahandte,  meinen  Aufseher,  ob  ich  nicht  Sumur  bewache«.  —  Ich  möchte  Pahandte  als  Pahanndte 
auffassen  (die  defektive  Schreibung  von  Doppelkonsonanten  findet  sich  in  den  Tell-Amarna-Briefen 
ganz  gewöhnlich,  auch  in  fremden  Eigennamen,  vgl.  z.  B.  Jarimmuta,  Knudtzon  68:  27.  neben  dem 
gewöhnlichen  Jarimuta)  und  dies  durch  Assimilation  aus  Pahamnäte  entstanden  denken.  Daß  in 
hm{?)-ntr  das  m  von  hm{?)  einmal  an  das  folgende  n  angeglichen  worden  ist,  zeigt  ja  auch,  wenn  unsre 

Lesung  von   y  richtig  ist,  das  koptische  g^onr. 

*)  Z.B.  Florenz,  Katalog  von  Schiaparelli  Nr.  1505  S.  200  (Statue  der  18.  Dyn.);  ibidem 
Nr.l679  (Obelisk  der  18.  Dyn.);  Leiden  P  16  (Uschebti  des  u.R.);  Leiden  V  57  (Grabstele  des 
n.  R.);  Louvre  A  72  (Statuengruppe  des  n.  R.);  Berhn  12410  (=  ÄZ.  1895,  22;  Grabrelief  des  n.  R.). 
•—  Ich  verdanke  diese  Zitate  dem  Berliner  »Wörterbuch«, 


110 


Hermann  Ranke:    Zum   Lautwerte  der  Hieroglyphe   v. 


[46.  Band. 


weiteres  einleuchtet,   dem  ägyptischen  Artikel  ^^>^^^  P^^'-   '^dta  ist  ohne  Zweifel 

m  der  Tellamarnazeit  die  Umschreibung  für  ägyptisches     |   fil{r)',  —  so  bleibt 

ha/ii    als  Wiedergabe  des  ägyptischen   y .     Wir  haben    also    die  Konsonanten  h^ 

und  ))i  und  zwischen  ihnen  einen  Vokal'.  Ob  an  Stelle  dieses  Vokals  früher 
einmal  ein  Konsonant  gestanden  hat,  läßt  sich  natürlich  nicht  entscheiden.  So 
viel  aber  ist  sicher,  daß  zur  Zeit  der  18.  Dynastie  die  tonlose  Form  des  Wortes 
nur  die  Konsonanten  h  und  m  aufwies',   einen  etwaigen  Mittelkonso- 


m 


nanten  also  bereits   eingebüßt  hatte' 


Der  Name  Ramses. 

Von  Franz  Graf  Calice. 


Uie  Ausgrabungen  Wincklers  in  Boghazköi  liefern  schon  jetzt,  da  sie  erst  durch 
vorläufige  Publikationen  bekannt  sind,  außer  grundlegenden  Aufschlüssen  über 
das  Hattireich  nebenher  noch  mancherlei  des  Interessanten.  So  bieten  uns  z.  B. 
die  Hattiinschriften  in  den  keilschriftlichen  Wiedergaben  ägyptischer  Namen 
wertvolle  Einblicke  in  die  damaligen  Lautverhältnisse  der  ägyptischen  Sprache. 
Aus  den  Amarnabriefen   ist  die  Wiedergabe  des  Gottesnamens  ^^O  durch 

So 


Rija  bereits  geläufig:   JSimmurlja  =■  (©'^^^^^v^j'  Napimrija  =  T©^ 


[im        usw. 


erscheint  denn    auch   der  Vorname  Ramses'  IL,   (©"j^l   OLZ.  IX,  629  als  Was- 

muarija.    Was  aber  weniger  zu    unsern  bisherigen  Ansichten  stimmen  will,   ist 
der  Umstand,    daß    diese    rija,    das  doch  wohl    sicher  =  Rec  mit  langem  Vokal 

^)  Vgl.  z.B.  neubabv  Ionisch  Pa/on/-E«''  (Clav,  Business  Documents  of  Murashu  sous  of  Nip- 
pur  =  Babylon.  Exped.  of  the  University  of  Pennsylvania,  Series  1  Vol.  X.   1.5,  15  und  39,  14)  für 

tv^  ^\  A  ^    H  ^  W^  (vgl.  SpiKGELBERG,Ägypt.Sj)racligut  in  aramäischen  Urkunden  S.  12  Nr.  32a). 

'■')    Vgl.  z.  B.  näp  für  rif(r)  in  Kia-näp  (Knud  r/oN,   a.  a.  O.  Nr.  292.  36)  =  I  W^ . 

^)  Das  auch  sonst  keilschriftlich  durch  h  wiedergegeben  wird,  vgl.  z.  B.  Hdra-masSi  (Knüdt- 
zoN,  a.  a.  O.  Nr.  20:  33.  36)  =  ^fflO^  • 

*)  Über  die  in  keilschriftlichen  Umschreibungen  ägyptischer  Wörter  und  Kigennamen  auf- 
tretenden Vokale  beabsichtige  ich  in  anderm  Zusammenhange  ausführlicher  zu  handeln.  —  ^)  Hätte 
man  etwa  Ä«/"w2  gesprochen  bzw.  gehört,  so  hätte  dies  keilschriftlich  anders  wiedergegeben  weiden 
müssen. 

")    Die   Identifizierung  von   Paharmiate   mit   /^5^^^    |y^   "st  übrigens  nicht  ganz  so  will- 

%  ist,    soviel    ich  weiß,    der 


kürlich,  wie  sie  auf  den  ersten  Blick  erscheinen  mag;   A5^  *^^ 
einzige  ä.gyptische  Name,  der  mit  pi  beginnt  und  auf  ntr  endigt. 


1909.]  Franz  Graf  Calice:    Der  Name  Ramses.  111 

zu  setzen  ist.  auch  in  liijamaseSn  =  (®fjip^'^l  erscheint,  wo  wir  nacli  der  grie- 
eliisclien   Xnniensform  '?'j.v.Ef7r7Y,~  —  enttontes   liä'^  —  anzunehmen  jj'ewöhnt  sind. 

Ks  muß  der  Name  also  zu  jener  Zeit  nocli  zwei  vollbetonte  Silben  ge- 
lia])t   haben. 

Aber  noch   andres  können  wir  aus  der  Form    lHjaiiinsesa  lernen.     Sethk  hat 

die   von    ihm    ÄZ.  41.  5H  ft'.   erörterte  Kurztbrm     II  I^  ■     iN   autangs   als   *Sose, 

später  aber  als  ^Esse  gedeutet  und  auf  eine  Volltbrm  ""Ra^^messe  zurückgeführt, 
wie  sie  dem   griechischen  'Potjxscrcryj^  entspräche. 

Dem  steht  aber  unser  Rijarnasesa  entschieden  entgegen,  da  es  zwei  durch 
einen  Vokal  getrennte  s  aufweist.  Nun  ist  es  ja  richtig,  daß  die  Keilschrift 
bisweilen  genötigt  ist,  in  Fremdnamen  Hilfsvokale  einzuschieben,  um  sie  sich 
sehreibgerccht  zu  machen':  ein  solcher  Fall  liegt  aber  hier  nicht  vor.  Die 
Form  mit  zwei  s  ist  übrigens  auch  durch  das  hebräische  ccry,  Avelches  un- 
möglich auf  Rac messe  zurückgehen  kann,   gestützt". 

SETnE  hat  nun  zweifellos  richtig  den  Namen  als  R<-ms{j)-SLL':  «Re'^  ist  es, 
der  ihn  gebar«  analysiert,  so  daß  unser  mase  das  Part.  p.  act.  wiedergeben  muß. 
Hieraus  folgt  aber  weiter,  daß  dieses  Partizip  *masje  oder  vielleicht  besser  *inesje 
zu  vokalisieren  ist.  (Das  keilschriftliche  mase  kann  sowohl  auf  a  wie  auf  e 
gedeutet  werden.)  Das  ./  müßte  an  dieser  Stelle  nach  Sethe,  Verbum  I  §  94 
fortfallen,  und  so  ergäbe  sich  als  richtige  Form  ^Re'^-mesese,  woraus  dann  spätre 
Zeiten  lautgesetzlich  richtig  durch  Enttonung  des  ersten  Bestandteils  und  Zu- 
sammenziehung der  nur  mehr  durch  einen  imbetonten  Vokal  getrennten  beiden  s 
*Ra'' messe  gemacht  haben^^. 


')  Z.  B.  Ambaiis  für  Anibris,  OLZ.  \'1I  48.  —  ^)  Auch  in  der  späteieii  Zeit  ist  unsre  Forni 
belegbar:  Rhamsesls  bei  Plinius. 

■^)  Der  Name  O  ff]  M  mit  einem  einzigen  s.  der  mindestens  seit  Anienopliis  III.  bis  in  die 
Zeit  Kamses'  II.  vorkommt,  ist  uohl  von  unsei'in  Namen  zu  trennen  und  mit  Amosis.  Thetmosis 
usw.  zusanunenzustellen. 

^)  Interessant  ist  übrigens  auch  die  Form  Xaptera.  welche  in  den  Hattibriefen  den  Namen 
der  Gemahlin  Kamses',  N/rt-jri.  wiedergibt.  Namentlich  befremdet  die  Erhaltung  des  /,  das  sonst 
in  dieser  Zeit  schon  überall  weggefallen  ist.  Die  Ursache  wird  wohl  in  dem  vokalischen  Anlaut 
des  zweiten  Bestandteils  zu  suchen  sein. 


112 


Wilhelm  Spiegelberg:    Ein  Vertrag  über  eine  Probeehe. 


[46.  Band. 


Ein  Vertrag  über  eine  Probeehe. 

Von  Wilhelm  Spiegelberg. 

Mit  2  Abbildungen. 


J3ei  dem  gegenwärtigen  Stande'  der  Beurteilung  der  ägyptischen  Eheverträge 
muß  jeder  neue  Text  mit  Freuden  begrüßt  werden,  der  geeignet  ist,  in  das  noch 
immer  starke  Dunkel  Licht  zu  werfen.  Ein  solcher  ist  der  unscheinbare  Vertrag, 
welcher  sich  auf  Vorder-  und  Rückseite  eines  Scherben  (0,14X0,125  m)  befindet, 
den  Friedrich  Preisigke  vor  kurzem  in  Luxor  erworben  hat  und  der  sich  jetzt 
im  Besitz  der  Wissenschaftlichen  Gesellschaft  in  Straßburg  befindet.  Der  Schrift- 
charakter weist  das  Ostrakon  an  das  Ende  der  Ptolemäer-  oder  den  Anfang 
der  römischen  Kaiserzeit. 


^^,  Jo  r->^  v^  ^y}^  i^:)MiVi»«-[ 


')    Siehe   aus    letzter  Zeit   Bouche  Leclkrcq.    Histoire  des  Lagides  IV  76  fl'..  und  Ruggiero, 
Nuovi  documenti  per  la  storia  del  matrinionio  et  del  divorzio  nell'  Egitto  Greco-Romano.     Pisa  1908. 


1909.] 


Wilhelm  Spiegelberg:    Ein  Vertras;  über  eine  Probeehe. 


113 


Umschrift. 

d)  Vorderseite. 
Hsp-t  XVI  ^hd  III  s;n  5«;  I 

'^Pi-§rj-{n-)Mjn  5/  Hns-Thwtj  p^   mjnw  ^pd 

3p/  /^^  ^^  n   'D-Mjn  P  P^-Mnt  pfi  ht  dbn  II  r  sttr  X-t  r  ht  dbn  II  ^n 

^nt  w^h-i  dj-s  n-t  m-h)h  Hthr-t  pH  kj  ht  dbn  II  r  sttr  X 

^r  ht  dbn  II  ^n  nt  w^h-i  dj-[s]  n-t  m-bSh  Sn{?)-t^  r  ht  dbn  IV  r  sttr  XX  t 

^r  ht  dbn  IV  ^n  nt  >v^h-i  dj-s  n-t  m-b^h  n^   ntrvo  s-t-hjni-t 

'^mtu-t  hpr  n  p^w  <'  Ho-t  mtu-i  n  hjm-t  n  tj  n  (n-xin)  pi-hrw 

Hspt  XVr  ^bd  III  am  sw  I  r  hn  hsp-t  XVII  ^  IV  J/Ä;'-/  sw  I  Hc-f  hpr 

^^w{-t)  am  n-t  r  p^w-t  ''  -^w  bn-p-t  J//  r  ^bd  IV  ^^hj-t  sie  I 

10 7^  p:)w  «'  mtu-t  mh  p,'  ht  db?i  IV  h-t(?)nt  sh  hrj  pio-]/  ^pr 

llJiü  Jw^  j^y  7z^  vö^h  dj  sm{-i)  n-t  ^w  bn-p-t  ^>j  r  ^bd  IV  ^^hj-t  sw  I 

"^"^ mtu-i  mh  p>   ht  dbn  IV  nt  ss  hrj  7ntu-t  (sie)   w^h-i  mh-w  r 

^^t-'t  n^  rt  P^-ärj-(n)-Mp  p^  §b 

14^/  rt  mtu-l  sr(?)  hn 

15 r  hr-t 

b)    Rückseite. 
Ijiü  bn  mtu-i  m-sM  n  ^nh 

^m-si  p?  (^nh  nt  w^h-t  ^r-f  n-j  r  p>i  ht(?)'  nt  wyh-i 
^prd  ^rm-t  js  p/  ''nh 
^n  p^  iVbi?)  n  p^w  <*  r  ^r-f  n-j  n  kj  hrw 


^)   Über  der  Zeile. 

^)    Das  Zeichen  ähnelt  stark  dem  Siegel  pwAie  »Mensch«,  doch  wäre  der  Vertikalstrich  dafür 

auffallend   kurz.     Daher  möchte    ich    mich    lieber,  wenn    auch    zweifelnd,    für  ein  mißratenes    fw^ 
entscheiden,  da  die  Lesung  pcoAie  auch  keinen  rechten  Sinn  geben   würde. 

Zeitsclir.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909.  1  ä 


114  Wilhelm  Spiegelberg:    Kin  Vertrag  über  eine  Probeelie.  [46.  Band. 


Übersetzung. 

d)   Vorderseite. 

Ijm  Jahre  16   am    1.  Epiphi  — 

2Psemminis,   Solin  des   Chesthotes,   der  Gäiisezüchter(l), 

^spricht  zu  Taminis,  der  l'ocliter  des  Pamonthes:  Hier  sind'  2  Sill)er-rf'y//i(2) 
=  10   Stater  —  wiederholt  2   S\\hev-d'lfn('2)   — ,     ■ 

'^welche  ich  Dir  gegeben  habe  (3)  vor  Hntlior,  (und)  hier"'  die  andern  2 
Silber-rr//«  (2)  =  10   Stater 

5 —  wiederholt  2  Silber-r?7/«  (2),  welche  ich  Dir  gegeben  habe  vor  iSw  {?)-// (4), 
im   ganzen  4  ^iXheY-d'lfn  =  20   Stater 

ß —  wiederholt  4  Silber-r/7//z  (2),  die  ich  Dir  gegeben  habe  vor  den  weib- 
lichen  Göttern  (5). 

7l)u  bist  in  meinem  Hause,  indem  Du  bei  mir  bist  als  Ehefrnu  von  heute  nn, 

8 dem    1.   Epiphi  des  Jahres    10'  bis  zum    1.   Choiak  des  Jahres    17. 

8  Wenn  Du  (6)  (weg-)gelist  in  Dein  Haus,  elie  Du  bis  zum  1.  Choiak  ge- 
lajigt  bist 

l^in  meinem  Hause,  so  zahlst  du  die  oben  geschriel)enen  .  .'.  .(7)  4  Sill)er- 
d'b'n{1).    Wenn  (aber) 

^Uch  Dich  (0)  weggehen  lasse,   ehe  Du  bis   zum    1.   ('hoiak  gelangt  bist, 

12so  zahle  ich  Dir  die  4  oben  geschriebenen  Silber-r/7/w(2),  welche  (8)  icli 
gezahlt  habe 

13  in   die  Hand   der  Verwalter.      Psenenupis,   der  Geldwechsler  (9), 

14  mein  Verwalter  ....    Dir  (epo)   ....... 

l))    Rückseite. 

lUnd  ich  bin   nicht  liinter  Dir  (9)'  mit  einem   Fraueneid, 

2außer  mit  dem   Eid,  welchen   [Du]  mir  geleistet  liast,   in  bezug  auf  dieses] 

Silber (?),   welches  ich 

3mit  Dir  gemeinsam  bestimmt  (?)  (10)  habe.      Siehe  (?)  der  Eid 

4des  Priesters  (?)  ist  in  meinem  Hause,  um   ihn  mir  an  einem  andern  Tage 

(d.  i.   später)  zu  leisten. 

Kommentar. 
(1)    Der  Titel    ist  von    GRiFFrrn    (Rylands  Pap.    S.  202,  Anm.  7)    zweifellos 

richtig   mit   %v]vc/3ocrxo<?   identifiziert  worden.      Die    erste   Gruppe  ist  gewiß''  das 

von  Gardinkr  (ÄZ.  42  (1905)  S.  11(5  ff.)  glücklich   erklärte  Zeichen   ^,  ^    mjn, 


und  der  volle  Titel  entspricht  dem   alten  ^   r^%^  '»ijnio  ^pd   »Gänsehirt« 

1)  Wörtlich:  «diese  2  Silhe v-d'^b'^ti".  —  ^)  Wöitlicli:  ..diese  .-uuleren  2  Si\her-d''l)<'?i«.  —  ^)  Über 
der  Zeile.  —  *)  D.h.   »ich  kann  dich  nicht -zwingen,  verfolgen-   o.a.  (vgl.  ÄZ.  37  [1899]  S.  43  ff.) 

^)  Die  Lesung  [)  v  V?  /l  ^^^  '''^'''"  "nwahrsciieinlicli.  Ein  weiterer  Beweis  für  die  Rich- 
tigkeit der  von  Grikkith  vorgesclilagenen  Lesung  ist  Pap.  Spieg.  17/24,  wo  das  Verbum  7njn 
Mooiie    "landen.,    mit  der  fraglichen   Gruppe  geschrieben   wird. 


1909.]  WiiHEi.M  SriEGFi.r.ERo :    Kin  Vertrag  über  eine  Probeehe.  115 


(2)  Mnn  beachte  die  volle  Schreibung  dieses  Ausdrucks.  Eino  andre  Le- 
sung scldägt  jetzt   (iRiFiiTii,   Rylands  pap.  '270   Aiini.  4   vor. 

(3)  Die  präteritale  Bedeutung  des  Tempus  Wih-f  stiii  ist  bekannt.  Vgl.  Hkss, 
Rosettana  S.  51   und  ÄZ.  42  (11)05)  8.60. 

(4)  Die  erhaltenen  Zeichenreste  stimmen  am  besten  zu  S>n-t^,  doch  wüßte 
ich  keine  sichere  Identifikation  lÜir  den  Namen  dieser  Göttin,  vermutlich  einer 
thebanischen,   vorzuschlagen. 

(5)  Zu  dem  Ausdruck  ntnc  s-f-/ij)/t-irt  iiTepgc^.ue  (altkoj)t.),  der  Vulgär- 
bezeichnung für  altes  ntr-ict  »Göttinnen«,  vgl.  Griffith,  ÄZ.  38  (1900)  S.  88; 
Magical  papyrus,  S.  5(i.  Neue  Stellen  sind  Pap.  Rhind  XVIII,  2 — 3  mit  der 
Variante  nfrw.t  S't-hjm.ict  Pap.  Dodgson  (PSBA.  XXXI  [1909]  S.  105,  Anm.  27) 
und  Pap.  Spieg.   (Petubastis)   '  ij(bis).  18. 

(6)  Hier  wie  in  Z.  1 1  ist  das  Suffix  der  2.  Person  fem.,  das  wohl  lautlich 
in   diesen  Formen  kavun   in   die   Erscheinung  trat,   ungeschrieben  geblieben. 

(7)  Die  naheliegende  Übersetzung  »Avie  es  oben  geschrieben  steht«  ist 
grammatisch  unzulässig,  selbst  wenn  man  h-t  als  (/)  Jj-t  auffaßt,  denn  das  müßte 
heißen  ;■  h  ■  f  jj,' (sie)  )it  sh  hrj.  Auch  würde  dann  der  Sinn  unklar  sein,  da  ja  oben 
nichts  Pjitsprechendes  A^ermerkt  ist,  sondern  nur  die  Summe  genannt  ist.  Ich 
glaube,  man  muß,  wie  in  Z.  1  2,  )il  sJj  mit  ///  dbn  IV  verbinden,  und  das  dazwischen- 
stehende  //•/  (oder  li>-t?)  als  nähere  Bestimmung  zu  der  Summe  fassen,  falls  es 
nicht   gar  zu   streichen   ist. 

(8)  Das  Relativpräfix  nt  ist  hier  irrtümlich  durcli  die  gleichklingende  2.  Per- 
son  fem.   des  Konjunktivs   iitc  wiedergegeben   worden. 

(9)  Zu  der  Lesung  dieser  Gruppe  siehe  GRUFrrii,  Proceed.  Soc.  Bil)l.  Arch. 
XXXI  (1909)  S.  51—52. 

(10)  pnj  ist  kopt.  ntop'X  mit  der  Grundbedeutung  »trennen«,  die  auch  im 
Demotischen,  z.B.  3Iag.  pnp.  18,  1,  zu  belegen  ist'.  Hier  scheint  die  Bedeu- 
tung zu  sein  »gemeinsam  bestimmen«.  Derselbe  Bedeutungsübergang  liegt  in 
noAK.  noA^y  »trennen«  vor.  welches  in  der  Verbindung  ntoX<3'  (ncoA«)  Am 
den  Sinn  hat  »mit  jemand  ül)ereinkonimen« ,  so  Krall,  Kopt.  Texte  154.  4; 
Revu-lout,   Contracts  ö^. 

»Inhalt. 
Der  3Iann   A   erklärt   der   Frau   B  folgendes: 

Ich  nehme  Dich  als  Ehefrau  —  so  besagt  es  ausdrücklich  der  ägyptische 
Text  —  in  mein  Haus,  aber  nur  für  die  Dauer  von  fünf  Monaten.  Dafür  de- 
poniere ich  flir  Dich  in  dem  bezeichneten  Tempel  in  die  Hand  der  Verwalter 
2  Si\hei'-d'///i,  welche  Dir  zufallen,  falls  ich  Dich  vor  Ablauf  der  fünf  Monate  ver- 
stoße. Außerdem  soll  in  diesem  Falle  mein  Bankier  noch  etwas  zu  Deinen 
Gunsten  —  den  betreffenden  Ausdruck  verstehe   ich  nicht  —  tun.     Gehst  Du 


')    Anscheinend    existiert    das  Wort   in  der  älteren    Sprache    nicht    inid    ist  wohl    semitisches 
Lehnwort  aus  7- s   »trennen». 

15* 


116  Wilhelm  Spiegelberg:    Kin  Vertrag  über  eine  Probeehe.  [46.  Band. 

aber  vor  Ablauf  der  vereinbarten  Zeit  weg,  so  föUt  mir  die  deponierte  Summe 
wieder  zu.         ' 

Es  ist  also  völlig  klar,  daß  wir  es  hier  mit  einer  P]he  auf  Zeit  zu  tun  haben, 
und  zwar  nicht  mit  einem  Konkubinat,  woran  man  zunächst  denkt,  sondern 
wie  der  Ausdruck  Z.  8  lehrt,  mit  einer  legitimen  Ehe,  durch  welche  die  Frau 
auf  fünf  Monate  »P^hefrau«  wird.  Ich  kann  mir  diese  Sachlage  nicht  anders 
erklären,  als  daß  hier  eine  Probeehe  vorliegt,  die  nach  Ablauf  der  vereinbarten 
Zeit  eine  Dauerehe  w^erden  soll.  Lediglich  die  Einhaltung  dieser  Probezeit 
wird  zur  Pflicht  gemacht  und  unter  eine  Konventionalstrafe  gestellt.  Nur  um 
diese  dreht  sich  der  Vertrag,  nur  wegen  dieser  Summe  ist  ein  Eid  geleistet 
worden,  und  deshalb  erklärt,  wenn  ich  recht  verstehe,  der  Mann  ausdrücklich, 
daß  er  der  Frau  gegenüber  keine  anderen  Rechte  besitzt  als  die,  welche  ihm 
jener  Eid  eingeräumt  hat'. 

Sollte  die  Ehe  eine  Dauerehe  werden,  dann  war  ein  andrer  Eid  nötig,  näm- 
lich »der  Eid  des  Priesters  (?)«,  der  bereits  fertig  formuliert  im  Hause  des  Mannes 
lag.  Erst  wenn  er  nach  Ablauf  der  Probezeit  geschworen  war,  war  die  Dauer- 
ehe geschlossen.  Falls  ich  die  entscheidende  Gruj^pe  »Priester«  richtig  gelesen 
haben  sollte,  so  würde  liier  zum  ersten  Male  in  einem  demotischen  Vertrag" 
der  sakrale  Charakter  der  YA\e  zutage  treten.  Man  darf  dabei,  wenn  meine  Auf- 
fassung unsers  Textes  richtig  ist,  an  die  vielbesprochene  Stelle  bei  Damascius 
erinnern:  {-upu  roTc  'A/^e^uv^pe-j<jiv)  cvx.  vjv  §3  yvYjGiog  o  yocfxog,  ei  fJLVj  o  iepevg  h  rvii; 
!^eov  h  roia  yaixiy.olg  (jv^xf^ohctioig  v7it(jv\ij.y\vciro  yj.ipi  rrj  euvTov,  die  man  vielleicht  so 
auffassen  darf,  daß  in  ganz  Ägypten  (nicht  nur  in  Alexandrien)  der  Priester 
bei  dem  P]hekontrakt  mitwirkte.  Auf  eine  eidliche  Erklärung  bei  Eingehung 
einer  Ehe  hat  Lumbroso   neuerdings  (Archiv  IV/70)  hingewiesen. 

Der  Unterschied  dieses  Vertrages^  über  eine  Probeehe  von  den  bisher  be- 
kanntgewordenen demotischen  Dauereheverträgen  liegt  auf  der  Hand.  In  unserm 
Text  ist  von  der  Mitgift,  von  Kindern*,  von  P^hescheidung  usw.  nicht  die  Rede; 
das  waren  Dinge,  die  erst  bei  Eingehung  der  Dauerehe  in  Frage  kamen  und 
dann  gebührend  formuliert  wurden.  Inwieweit  der  neue  Text  für  die  immer 
noch  recht  dunkle  Streitfrage  des  syypcnjtog  und  ccypotcpog  yotjucg'  Bedeutung  hat, 
wird  die  Zukunft  lehren.  Mir  lag  vor  allem  daran,  diesen  wichtigen  neuen 
Typus  eines  Ehevertrages  schnell  und  zuverlässig  zugänglich  zu  machen. 


*)  Diese  Auffassung  verdanke  ich  Hrn.  Prof.  Rabel.  —  ''')  Nietzold,  Die  Ehe  in  Ägypten 
iS.  24,  und  Schubart,  Archiv  V  77,  Anin.l.  —  ^)  Unser  Text  auf  dem  Scherben  mag  ein  erster 
F^ntwurf  zu  dem  später  auf  Papyrus  geschriebenen  Vertrag  sein.  —  *)  Wie  mehrfach  hervorgehoben 
worden  ist,  sollte  die  Probeehe  vor  allem  gegen  eine  kinderlose  Ehe  schützen.  Daher  war  die  Aussicht 
auf  Kinder,  also  die  Schwangerschaft  der  Frau,  die  wesentliche  Voraussetzung  für  die  Eingehung 
der  Dauerehe.  —  °)  Mir  ist  meine  in  Recueil  XXVllI  (1906)  entwickelte  Auffassung  namentlich 
angesichts  der  Ausführungen  Ruggieros  (s.  oben)  wieder  recht  zweifelhaft  geworden. 


1909,]  F.  Ll.  Griffhh:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.  117 


The  Grlosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden. 

By  F.  Ll.  Griffith. 


Ihese   glosses'   (whicli    in    a  few  cases  represent   corrections  rather  than    true 
glosses)  may  be  roughly   divided  into  three  groups: 

(1)  those  which  represent  Egyptian  words;  being  fully  vocalised,  these  are 
of  great  value  for  the  study  of  P^gyptian  in  the  "Old  Coptic"'  stage,  the  lan- 
guage  of  pagan   writers   in  tho  first  centnries  after  Christ, 

(2)  those  which  represent  gibberish  magical  names, 
(8)    those  whicli   translate  Egyptian   words  into  Greek. 
The  magical  names  are  speit 

(a)    mainly  in    a   demotic   aiphabet,    adapted   and  enlarged  to  express  the 
vowels.    These    are    important    as    throwing    light   both    on    the  values    of  the 
Egyptian    signs   and    on    the    pronnnciation    of  Greek    letters    in   Egypt    in   the 
second  or  third  Century  A.n.;  but 
I,  (b)    Egyptian  word-signs  or  word-groups  are  also  employed,  giving  thereby 

evidence  which  again  rontributes   to  our  knowledge  of  Old   Coptic. 


! 


The  demotic  aiphabet  of  (a)  is: 

3-D  =  di,  also  €,  h;  transcribed  \  and  corresponding  to  the  hieroglyph 
the  value  of  which  in  late   times  is  that  of  Heb.   X. 

^_t  =  i^,  also  e,  o;  transcribed  ^,  and  corresponding  to  hieroglyphic  — o  i  (?) 
(hardly  to  f^<^  or  ^^),  the  value  of  which  down  to  late  times  was  that  of 
Heb.  y. 

2^  —  o,  w.  \:  transcribed  ''o,  and  corresponding  to  the  hieroglyphic  "^^  (?) 
'great',  Coptic  o  (often  co  in  inferior  texts)  'great'.  This  is  therefore  a  word- 
group,  but  often  used  as  a  syllabic  in  late-Egyptian  writing. 

\  =  in,  \  in  glosses,  and  is  used  in  the  Greek  aiphabet  of  the  glosses  for 
dem.  \  and  once  for  w;  transcribed  ^o,  and  corresponding  to  the  hieroglyph 
\^  'spine',  'back'.  The  hieroglyphic  (I  ^^  'back'  survives  as  toto«:  ojt« 
Ach.  cocoi>  before  a  suffix;  it  occurs  in  dem.  in  the  absolute  form  with  fem. 
article  (cf.  dem.  Glossary  no.  144)  21/5  (cf  II  Kham.  4/30,   etc.  and   (5/27  where 

')  A  complete  Glossary  lias  lately  been  issued,  foi-ming  the  third  vohiine  of  Griffith  and 
Thompson 's  edition  of  the  papyrus. 


118  F.  Ll.  Griffith:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.     [46.  Band. 


it.  is  Spelt  w-tt  sie);  possibly  tJiis  absolute  form  was  pronouiieed  <J  or  m;  l)ut 
the  Suffix  form  aecounts  sufficieutly  for  the  value  co.  since  in  the  deiiiotic  group 
for  'back"  the  /  is  writteu  to  follow  the  sign  \  whicli  tlius  presents  the 
appearance  of  having  the  [)ronu]iciation  (o  without  the  t  or  its  replacing-vowel. 

M  =  €,    H,    dwi,    "y:    transcribed    r,    aiid    represents    the    hieroglyphic  vvord- 
group  [C\>   (hc),  coptic  e-. 

3  =  f,  h;  transcribed  f.  Prof.  Maspero  derives  it  froni  W  Rec.  de  Truü.  25/168. 

n  =:  h;   the  Greek  letter,  rarely   used. 

ni  =  consonantal  andvocalic  i.'i,  rarely  ci;  also  e  in  termination ;  transcribed  y, 
and  represents   the  hieroglyphic  group  (1(1  (0,   ?/  in   deniotic. 

?  =  o-y    coiisonantal    and   vocalic,    -•^'    in    diphthongs;   rarely   o,   u),   ^  ,  «y. 
Transcribed  ic,   and  represents   the  hieroglyph   -C I  w>. 

J6  =:  oy  very   rarely.    Transcribed   iv,    and  represents   the   hieroglyph   ^  . 

y  =  y,  -"Y  iii  diplithongs.    The   Greek  letter. 

^  --  fe.    Transcribed  b,  and  represents  the  hieroglyphic   ^^^  . 

iL  —  fi  very  rarely.    Transcribed  b,   and  represents    the   hieroglyphic     1  <2 . 

a_  —  n;    also    in    t^,  \\r.    Transcribed  p,  and  represents   the  hieroglyph  D. 

z'  —  7,   rare.    Transcribed  /.   and  represents   the  hieroglyph  ^^^     (coptic  q). 

^  =:  .u.    Transcribed  //i,    and    represents   the  hieroglyph   ^s.  • 

D  =  \\:   rarely  also    in   r,   '^.   z.     Transcribed  ?i,   and  represents   the  hiero- 

AAA/\AA  AAAAAA  AA/\AAA 

glyphs    „        or  :   it  is   transcribed  in   linear  hieroglyphic  bv 

— ,   -^  =  11,   rarely   and  only  when  it  suggests  the  Egyptian  word  meaning 
'of;    usually   also    in   c»,  -^,    z.    Transcribed    ?i    and    represents    the    hieroglyphs 

/  =:  p.    Transcribed  r,   and  represents  the  hieroglyph   ^^  (?). 

>0  =z  p  once.    Transcribed  r,   and  represents  the  hieroglyphic  <=r>i. 

/  — -  X.    Transcribed  /,    and  represents    the  hieroglyph   _g^    with   difteren- 
tiating  mark  (?). 

X  =  A.    The   Greek  letter. 

/)  =  <Y  in    anlaut;  /;    also    in  e,   t^,  y^    and  p   (=  c ),  -y  (=  v).    Transcri- 
bed h  and  represents  the  hieroglyph  IT] . 

^  =z  y  in  anlaut,   ^,   once   each;   also  in  p  (=  c)  once. 

-b  =  ij.    Transcribed  h,  and  represents  the  hieroglyph   T   (Boh.   £). 


1909.]  F.  Ll.  Grikfiih:  Tlie  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.  119 


<3  =  <£>(?)  once,  [i  once  2/18  see  note  below).  Transcribed  //  and  represents 
tlio  hieroglyph  ^ . 

-^  (upper),  -*-  (under)  =  c;  also  in  vjr,  z  and  z,  '^{\).  t(i),  e(i).  Transcribed 
s  and  represents  tlie  hieroglyph  -»-. 

^1)  =:  c,  once  z;  also  in  =.  and  z.  e(i).  Transcribed  s  and  represents  the 
hieroglyphic  CqI  I  ^^-^  . 

2»  =  2?.  Transcribed  6-.  and  represents  the  hieroglyph  J»T«T,  ("optic  ly  (Heb.  to). 

A  in  t^(i),  'X^i^)-  Transcribed  *•,  and  represents  the  hieroglyph  i  i.  liaving 
the  same   soiind  as  the  last. 

o—  ^  K,  rarely  r»,  qq.  v. :  also  in  r«.  z,  y^.  Transcribed  k,  and  represents 
the  hieroglyph   ^^^zz:^,   Coptic  k.   ff'.'H. 

A^  =  K,  rarely  u,  qq.  v.;  also  in  u,  z,  y^.  'i'ranscril)ed  ^,  and  rejn-esents 
the  hieroglyph   Q?   Coptic  k,   «yr-s. 

i^  =:  i-i.    Transcribed   q,  and  represents   the   hieroglyph   /\,   Coptic:   y^,   k. 

^L.,  z—  — -  T,  rarely  '^i  also  in  '2».,  <».  Transcribed  t,  and  represents  the 
hieroglyph  <=^::^ . 

^  =:  T  sometimes,  especially  final.  Transcribed  /,  and  represents  the  hiero- 
glyphic](]   or  ^. 

iJ-  =---  J-.  Transcribed  z,  and  represents  the  hieroglyph ic  |  ^^  or  ^^  |  . 
Coptic  'S,   or  "ä:^. 

The  above  aiphabet  is  used  also  in  transcribing  Creek  words  into  demotic, 
and  the  vowel  signs  in   a   few  cases  are  used  for  vocalising  demotic   words. 

The  reinforced  Greek   alplial)of   employed  in  the  glosses  is  the  following: 
d,  =  ^.  <':   occasionally   ^o   >.   the   ä.  of  Mnu*<cTop   2/17   represents  f  n\ 
h.  =  A-  (>',  rarely   iL  h   14/7   etc. 

^  =  'Z^    ny  7126,  28/9;    ^    nk  7/22;    ^o   ny  lG/10:    o-    k   (before   i)   14/8, 
(before  n)  v.  2/1 1 ;   a^  ^  v.  15/B,  (after  n)  v.  27/5. 

Ul»    =:    Ai—o—     ^(/     7/20. 

•2.  (1)  in  .2.*.,  •i.to  =  2.  nt  7/25,  28,  28/9,   v.  26/7:  ^  ^  7/24 
so  also  '^o  =  A^-^  ^-^^>  7/2G,  -^e-y  -  7i-^^^  7/28 
(2)  in  -xi  -  ^  t^  2/20,   Iß/n,  28/1;  2_    nti<  7/22 

cf.     €►,     T. 

€  =  „  ^:  3  ^  10/5,   25/4:   ...  y   10/29,   25/5;  ^   ^  S  W.   29  9;  ^.  0  0/17 
cf.  d^i,  «Y- 
z  =  ^..^  ?/.s  7/HO,   l()/8,  20,   17/18:  ^..  .<^'  27  21 
«z  —  ^iiO  ?/5   16/16,   cf.   e. 


120  F.  Ll.  Griffith:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.     [46.  Band. 


H  =  u  e;  ^  e  10/4  etc.;   ^  J   10/5;  h  (Greek)  5/19,  7/14,25. 

o   (1)  in  ^b^,  ee,  e^o,  e^M,  ^oy  =   a    th. 

MUTe^w  =  2fl/>^2D   mpth<^o  24:17. 

?  ? 

in  eeMO-y^^  v.    22/9,    ZTT    ^z.s    corresponds    to    e^.      Boeser    and  Thompson 

agree    that   neither  z  (q.  v.)  nor  [n]c  can  be  read  f'or  ^. 
(2)  in  ei  =  tl  is;  -"^  /ä  29/13;    but  ^  28/9. 

Äi-ye  &uieiis.fe  29/18   is  to  be  divided  after  we,    as  is  shown  by  the 

demotic  '^o-th-y'^   and  by   V. 
e^ei  is  »1^  /A^  18/36,   29/14;  but  »»^  fcy  2/14  en&.\HeeiÄ.  wlien  tlie 
scribe  first  wrote  tliy  and  tlien  corrected  it. 
\,  i  =  »..  y. 

€1  =  )ti   y. 

Ä.I  =  n  e  10/4,5,  16/2,  etc. 

R  (1)  in  KO,  Küi,   KOT  (16/8)  =  A^  ^;   in  RO'y  =^  t^  q   10/6. 

ROM  is  speit  g-'^o-m  7j2S,  16/21,  or  witli  word-groups  ^   qm  12/15,    -^  "^ 

q?ne  16/17. 
(2)   in   Ri  =  <-   yt   8/2,  29/6,  10;    ^  g  7I2(],  x.  26/3. 
in  otlier  cases   =  >vi_  g;  less  commonly  o—  k. 

See  Hess,   Zur  Aussprache  des  Griechischen  (Indo-Germ.  Forschungen 
VI)  p.  125  — 128,  who   points  out  that  there  was  still  some  slight 
distinction  in  pronunciation  between   a^  and  a-. 
\  =  /  /;  A  (Greek)   25/34,  35. 

M    =    23    TW. 

11  —  D  n\   —   n   14/13,  21    where  it  suggests   the  word  meaning  *of". 

^^  =  2^  ks;   ^z:-  ks;   ^  gs. 

^vZZ  ^>'*-'2^--s  (sie)  renders  ^   in  v.  15/3. 
o  =  2^  ^o;  ^.  c  9/32,   16/20;  T  w  14/12,   16/20. 
n  —  x_  p. 
p  =  /r;   )0  r  v.  16/3. 

init.  (p)  =  ^  Ar  V.  15/3,  v.  26/7;  // Ar  29/14. 
pp  (pp)  =  /;4/rAr  16/7,  28/9. 

Cf.  pcT  =  An'-^o   1/20  and  even  npi^T  =  p-hrat  (*n^pd<T)  19/19.     But 
pd,"i  =zz  )»».6_)/  11/12,  pevMSsjs.o'Y  =  ra-rn-saw  8/13. 
c  =  -tti  s;   over  another  lettcr  -^  .*?  20/29;    under  another  letter  -»-  ä. 
T  (1)  in  Ti  =  ti  fe  10/6,  25/4. 

(;f.  •^.    This    explains  why  Coptic    adopted    'f   froni    demotic   (hiero- 
glyphic  ^ — ^)  to   express   ti,   di. 
(2)   in  other  cases  =  .l—   t\   }>  t  (final,   and  medial  7/29). 


1909.]  F.  Ll.  Griffith:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.  121 


1_   nt  (after  n)   28/8. 

TO   is  usually  written   with   -^  to. 

"j*  (1)  =  n  r\  -j*  (Greek)   25/4:  f  27  22;  not  marked  7/22. 

Av^»  =  f^b  mw  in  .u-^'Xot  18/1  B,  perhaps  (lue  to  tlie  preposition  T^  whicli 

may  have  been  jjronounced  rne. 
(2)  initial  =/   h:   P  h  7/30;  not  marked  (-yw  =  2fr  '^o)  v.  26  3. 

This  value  h  must  be  due  to  the  aspiration  of  eveiy  initial  \)  in  Greek. 
(.3)   initial,  written  «y,  -y  (i.  e.  •'.)  ^  ..  >  hr  7  22,  25,  K)  27,  17/29,  32,  18/1. 

i.'>j-  =L.  ^w  2/14,   14,1(k  '\^^    ^w  29/18:  f^o  J«;  16/8. 

e-y  =  Tu  «ü  2/14,    14  16;   «yu  t'iü  29/18;  ^3  eiü  25/4. 

o-Y  =  f  m;;   J6   ?ü   16  2;   2^  ^o   17/9. 

eo*y  =  Ttt  ^'lü  2/16. 

?^  (1)  in  (^\  =  '^  p§  1  2'2,  23,    10,6. 
(2)  in  other  cases  =  ^  ph. 

t^e  is   written    />  y>    pA/A  29/10,  ^i-  pth  7/24,  16  2:    .vit^eco  =  m- 

p-to  16/21.   but  2^^23  mth'^o  17  25,   v.  ^. 
For  s  (English  sh)  rendering  the  hissed'aspirate  with  the  elosed  vowel  i\ 
see  the  next,   and  cf.   t,  •^,   o  where   it  is  s. 

;^  (1)  in  X»  =  °r  16  5,  28/9:  ^  gS  7/26:  but  ^T  kh  10/5. 

In   V.  26/7   also,  read  gs  rather  than  gh  (see  the  i)hotograph  Hess  v.  2/7) 
the    scribe   wrote    //   with    its   long  tail,   and  then  drew   the    diagonal 
stroke  of  a  through   the  head'. 
(2)  in  other  cases  ^ :  "T. 

K/1  renders   "Y   kh   8/2:   yet  X.*"-^^  ^=  ha/n   in   ^vfep^)^X.*^■^   ^,  ^• 
X^  ^'^ /'^   y^^''   ^^^^   (twice). 
\^r  =  ^  /).s   2/14,    16  5:    in    2/14    (ev\\reTCTojc)    the    sciibe    first  wrote    yT    and 
corrected   it. 

to  =  2^  Co:   \   o:   T  w    7/16,    27/20 

initial  (=  w)   2*7/»  /i-<'o  v.  12/7. 

\  =  \   o:   "f  IC   5/23. 

-,  =  2>  ^  (Coptic  ig)  1/25,  2/6,  8/9,   13/5. 

<a  =  <£.  Ä  (Coptic  ig,  Achm.  ^)  8/8(y),  cf.   9/11   in  word-group. 

y»  ==y»    /i    (Coptic    g^). 

K/  =  y  M  8/2 

note  the  absence  of  //  from   the  glossary  alphabet,   and  cf.  %. 

h  =  h  h  (Coptic  ^:£,  Achm.  ^)   9/6,   29/9,  10. 

')  So  described  by  H.  T.  —  ^)  Verified  on   the  original   by  H.   T. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  46.  Band.     1909.  ^" 


122  F,  Ll.  Griffith:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.     [46,  Band. 

i-  =  <E>  (Coptic  uj,    Achm.  ^)  in  word-group   2/18  (see    the  iiote  on  it  below). 

t-  =  ^   9  (Coptic  h:;)(;^,   k)   2/11,   7/33,   etc.,   tlie  vowels    following  are  o,   oy, 
i^y,   ty  render  yy    qh  25/34,   26/15. 

f|-   only   in  fl-'y  =  ^    qh   2G/15. 

f    only   in   f  d^f  —  rz_fr[   tcf  2/13,   cf.   note  below   on   5/11. 

)-  =  ,i-    z  (Coptic  "x:«?  Ol-  -s.'.'x)  2/26,   14/7,  29/10. 

/=//  (Coptic  q)   2/10,11:   final  only. 

in   17/19   (^  (vjAie)  is  the  gloss  over  hele.    (^  is  a  common  symbol  among  early 
astronomers  for  the  sun. 


The   following   glossos    in    order  of  their  occurrence   in  the  papyrus,  are 
of  philological  interest. 
1/5   a-vcn  'open'  (imperative):   gloss  *.  (twice  in  the  same  line).    Cf.  Boh.  evo-Y^n. 

1/8  a  pey  nlie  'to   this  oil" :  gloss  j^n  'to  the"  Coptic  tn-ttn-,  Achm.  Ä.n-,  or  a 
portion  of  i^w^^».eI  cf.  1/19. 

1/9  i^ey  sn-hne  'this  vessel-enquiry" :   gloss  n*.,  i.  e.  'my*,  Coptic  n*.-,  instead  of 
'this';  unless  for  iii^ei  cf  1/19. 

1/10  pe  htr  'my   compeller(?)' :   gloss  nd.'yTüip   (or  nd.'y'rop).   Sah.   nd.-^Tü)p. 

1/11    nte-k  t  wn  yr-t-f  'and  do  thou  open'  conjmictive  after  imperative:  gloss  M^^ 
substituting  direct  imperative   Coptic  Md.-TO'Yiieci*wTq,   so  also   1/18. 

,,      n  i^nj  ^Iw    'of  this    boy":    gloss    \K\Kh.    'of  my',   Coptic   M-n*.-  unless   for 
juTi&.ei,   cf  1/19. 

1/12  pe  coimla,:   gloss  nc.      Coptic  ne,   so  also   1/13,  21,28. 

1/18  repeats  the  two  glosses  of  1/11. 

1/19  pey  ^Iw  'this  boy:   gloss  njve,   Coptic  nei-:nd.i-.   Ach.   nci-. 

Several  explanations  seem  possible.  In  7/10  the  same  group  has  nd.ei 
(cf.  Boh.  ni.\-);  and  in  Kd.€  5/14  and  in  the  next  gloss  below  e  seems 
to  be  substituted  for  terminal  ci  or  i.  n^^e  may  thus  be  for  nd.ei  cf 
1/9,  11,7/10.    It  is  less  probable  that  iid.e  is  part  of  new^eXo-Y  'my  boy'. 


')  W.  Max  INIüi.LER.  Hec.  de  Trav.  14/18  long  ago  recogiiised  tliat  ihis  sign,  derived  froin  ^  ^ 
(.1-  ®  ,  was  tl.e  ()ii!4in  of  the  Achniiniic  letter  .^.  In  demotic  it  rejjresents  lioth  uj  and  *> :  ^  de- 
rived (Vom  //,  h. 


1909.)  F.  Ll.  Griffith:  Tlie  Glosses  in  tlie  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.  12B 


1/20    hnj  t    'eMi-lli    ruler'    ns    magical    iiame    twice:    gloss    pcT,    i.  c.    htr,   vv^hich 
must    1)0    ;i    portion   ot*  *£p»-TO.      VA'.   C-optic   ^p^v«   aiid  to,   below    1/28. 

,,  p  sepe  n  p   t  'the   remii;int(?)"  or  'chosen  one'  of  tlie  'eartli*  as  magical  iiame: 
gloss  ncene.      Cf.   Coptic    n-ceene :  n-ceni,    A.    n-cene:    A.    plur.    ncnei 
'the  chosen",   lit.   'the  remnant',   'survivors". 

1/21  pe  copula:   gloss   ne  as    1/12. 

1/22   [a?]  pey  sn-hn  'to(?)  this  vessel  divinatioii'   gloss   isj\\.  .   cf.  1/8. 

1/25    ta-''(sic)  peij  ste-li-''y  'slie  of  this   shtehei'   as  magic  iiaine:   gloss  Tis.  n\2?- 
Te'YHi   Coptic  T&.-   'she  of;   ni-,  iiei-  'this';  h»,    A.  hpi,  hi  'house".      ^le 
is  a   word-group  but  without  determinative. 

1/26  pe  s''ni-''y  'my  shamei'   as  magic  name:   gloss  niv3,i^MH<.     ('optic  yvik-  and 
Hl   'house'   as  the  last. 

1/28  pe  copula:   gloss  ne  as    1/12. 
,,   lon-t  ,earth-opener"   as   uiagic  name:   gloss   ©"Yä^^tco   (or  to?),   i.  e.   participle 
(Setiik,  Verbum  II  §  056)  from   o-ycoii   and   Coptic  to  :  eo   'earth". 

2/4  n  h-t-f  'before  him" ;   gloss   ia/ct,   Coptic  n-£HT-q. 

2/6  sp  (or  sps^)  'ruling  star(?)'  or  name  of  some  star  or  constellation:  gloss  ^^^n 
{shop)  see  note  ad  loc.   and  trlossary  p.  81. 

2/8  s-^o  with    divine    determinative,    gloss  cco:    the    context    suggests  that  this 
may  represent  -=mi°  .s'   an  amulet. 

2/9   te-t  yp-t  'my  business':   gloss  ^b.,   Coptic  t*.. 

Ne-thew  name  of  deity :  gloss  ueTfeeo'y,  as  in  Ptolemaic  ria-ver/Seuc  Tebt. 
Roman  \\cL-vr!otvq  Kenyon  II.  \\x-vstIoviovi;  Amherst  this  looks  like  a  plural 
of  n-CT^ie  'the  avenger'  written  unetymologically ;  but  it  is  cortainly 
Singular. 

For  the  word-group   ne  see  the   following. 

2/10   -7ie  in   two  glosses   (i^M)Hiii.    The  demotic  word-group   is  properly  that  of 
the  plural  copula   Coptic   »e  speit  i     {RTjlands    Indices    p.   349).      It 

occurs  in  this  papyrus  for  the  copula  »e,  iie-  in  «xeiie-,  and  in  the 
above  ue-Tfeeo-y  Glossary  n'"  282,  429,  4H9,  etc.,  cf.  10/4,  25/H5  for 
possessive  iiä.-  and  futurc  lux-  n'"  281,  4H1.  Its  employment  here  for 
uHi  may  be  connected  with  the  fact  that  a  similar  group,  but  without 
the  final  stroke,   represents   n-y  "to  nie"',   Copt.    ud.i:iiHi. 

2/10,11    r-f  'bis  mouth':   gloss  -poq,   Coptic  pco-q. 

2/11    tw-Hi'  'tu-H6r":   gloss  TO-y/op,   Coptic   ^^wp   -Horus'. 

2/12  pe  copula:   gloss  ne  as    1/12. 

2/1 B   n-.   gloss  fti.|  (twice).      Cf.   5/11. 

JG* 


124  K.  Ll.  Griffith:  Tlie  Glosses  in  tlie  INIagical  Papyrus  of  London  and  Leiden.     [46.  Band. 

2/16  heryew.  gloss  'Yepieo'y  looks  uncommonly  like  the  proper  name 'Epieu^.  the 
demotic  equivalent  of  which  is  well  known,  but.  is  not  fuUy  explained: 
cf.   Rylands  Indices  p.  454. 

,,    T-nnif'-t  with   det.  of  goddess  and  fire:  gloss  ncMt:  probably    Jl  Aojjl    'tlaiiie" 

personified.    The    execution  block    mx  nm-t  is  less   appropriate. 

2/17  t  srpt  'the  lotus" :  gloss  TCÄ.pnoT  cf.  note  ad  loc,  and  cf.  Heb.  T2"ic.  The 
group  discussed  in  the  note  to  1/12  occurs  in  tlie  Berliner  Hierat.  Pap.  n°  BOB  1 
2/1 ,  5  which  is  doubtfully  attributed  to  the  XXF*  dyn. :  and  Krall  found 
Kaiyot  as  tlie  name  of  the  lotus  of  India  in  a  demotic  story  of  the  2"'' 
Century  a.d.  Verh.  Oriental .-Kongr .  Honihunj  1902,  p.  B4().  Sarpot  is 
thus  the  name  either  of  the  Lotus  in  general  or  of  the  Indian  Nelum- 
bium   in   particular. 

2/18  })  Ijij  'the-lofty":  gloss  nfcoi '  (pshöi),  in  v.  20/1  <aVi,  Coptic  nu}u)\,  O.  C. 
Paris  n&o\  ÄZ.  B8/92. 

2/2()   p-wr-tyw   'the    Great  of  Five' :   gloss  no'YepTcio'Y,   Coptic  n-,   o-yHp,  ^o-y 

V.   note  ad  loc. 

4/1    W^  tks  (thou   shalt  bring)   'a   table":   gloss  Tp^^neceu,   for  rpcnvt^eiv. 

4/()  sre-t   (fat   of)    .<?rf-duck:    gloss  ^miivupio'Y.    We  tried  to  read  |)(;^HUivppio'Y. 

for  %Yivot.piov,  but  the  photograph  and  the  original  are  decidedly  against  it". 
The  new  word  yjivci')ipio(;  seems  to  be  confirined  by  a  fragmentary  prescrip- 
tion  on  the  wall  of  a  cell  at  the  Sakkara  monastery  deciphered  by  Thompson 
in  which  ^€iiÄ<Kpion  occurs,  see  also  the  note  to  the  translation.  TJie 
sr  (masc.)  of  the  early  paintings  and  of  the  Middle-Kingdom  texts  being 
a   duck,   probably  the   widgeon  which  was  often  domesticated. 

5/10  ^"f"  19^11  nnj-hr  sp-sn  "lion  of(?)  face,  bis"':  gloss  MO'yj/pd.'yi ^  ^*"  ^ 
were  suffix  one  would  expect  ^uo-yig^pi^i ;  MO'Y»/»p*^'Y^  seems  a  dual  form 
(sp-sn)  of  a  Compound  word  with  det.  ^.  Coptic  (all  dialects)  MO-yi 
"lion"";   £o:gpi.^  "face'". 

5/11    ^J®    Tt  "Tat":    gloss  Td.T.    While  Teti    (cf   Assyr.   Bin-didi,  and  Ecr/cgi/- 


^Y\TiQ  Paris)  was  the  name  of  the  city  Mendes,  Tat  was  that  of  Busiris,  or, 
more  probably,  of  the  column   u.     In  this  papyrus  it  is  written  with  the 


')  Reading  vprified  on  the  original  by  Thompson;  cf.  the  occurrence  of  the  sign  in  3/2ö, 
6/20.  "The  lack  of  space  in  the  interlineation  has  made  it  rather  of  this  shape  i  and  tlie  top 
stroke  is   now  very  faint." 

^)  "Though  the  head  oft»  has  gone,  it  is  distinguished  froni  p  by  the  shortness  of  the  existing 
vertical  stroke  as  compared  with  the  following  p;  also  the  defect  wiiich  has  removed  the  iipper 
part  is  so  narrow  —  one  narrow  horizontal  fibre  —  that  if  it  had  been  p,  part  of  the  loop  ninst 
have  remained,  as  has  happened  in  the  following  p:  further,  the  interval  between  the  ^  and  the 
p  is  iinnecessarily  wide,  had  it  been  p.'"     H.  T. 

^)  Verified  on  the  original.  "Though  not  free  from  doubt,  on  consideration  1  prefer  p  to  t.'  H.  T. 


1909.]  F.  Ll.  Griffith:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.  125 


column  doubled:  ^^ J  ^--  T^vT  14/2  ^vS?^,,  =  tä^t  here,  M,',  Jj  =  tä^t-tä^t 


7/8:  and  in  the  writing  of  the  glosses  t^t  (tat)  is  twice  rendered  by 
ujs.n  2/13,  where  ^  is  of  course  not  meant  for  i)^  mere  t,  though  in  the 
hieroglyphic  texts  of  hasse  epixpie  it  has  the  acrophonic  value  t  Brugsc.'h, 
Wth.  1664.      In   V.  16/2   the    single  nJ)  is  rendered  tä.t. 


5/14  mw  ky  p  ky  n  wnh-k  "like  the  manner  of  thy  revelation  of  thyself "  with 
glosses  UV  and  kä-c  over  the  two  %.s.  A  curiously  redundant  expression 
in  which  mw  ky  as  a  Compound  preposition  must  have  lost  its  accent  ine' 
<5'in<3'ivc  no'YorigK..  Coptic  s\-  in  <?i-ii-:'xi-n-:  and  Sali.  (Tä.  (Boh.  '^<Si>.\?), 
Akhm.  <3'e  in  d.-'y-s'e:  see  glosses  ymk^  1/19,  peT  1/20,  o-yi.e  9/1,  «YUÄ^e 
9/1 H,   oie  9/20   for  the  terminal  e. 

5/20  and  5/22  at  the  end  of  1.  20  is  an  addition  in  the  gloss  writing  and  in 
22   an   important  alteration  and  addition. 

6/Hl  mir  ar-k  'bear  witness  (?)  to  thyself:  gloss  mt^,  infin.  of  MUTpe  used  a.s 
imperative,   cf.   Sethe,  AZ.  38/145. 

6/32   e-zy-s  'say   (it)!":   gloss   eJ-ic,   Coptic  ^v•2£lc : iv-xoc,   Akhm.   e«x€ic. 

6/35  p-e-^n-w  "(thou)  art  (the  hunp)  which  was  brought":  gloss  nev.  Copula 
followed  by  relative  form  of  .^'^m-/,  paneu,  cf.  Coptic  ne'XÄ.'Y :  ne-stoo-Y, 
Akhm.  ^^v'Xt•'Y  and  Akhm.  T-^.ll^v'y.  The  vowel  of  the  rel.  form  of  i^tm-f 
appears  to  be  the  same  as  that  of  hr  stm-f  {tyi^e  setmaf,  cf.  ^AiTcq"'  'he 
died"  in  the  cipher-writing)  and  of  hw  st?n-f  {s,ah.  Meiyd^q),  but  different 
from   that  of  the  subjunctive  (type  setniof  as  in  T-cioq).      Cf.   9/14. 

7/1    e'^inj  c-y  a  ly  "...   I  will  put'":   gloss  epe.     Perhaps  an  emphasizing  particle 
like   C-reek  ci-^ci.     Compare  r'^rr  in   e^re  lir  stm-k;   or  is  e'ry  e-y  for  e^r-y 
as  a  way  of  writing  the   earlier  emphatic  future  e-^r-y  a  stni,   for  wliich 
see  Rylands  Indices  p.  330,   and  ib.  p.  226  note  19. 
,,   ty  snf:   gloss  n   over  the  line  as  a  correction. 

^-^^n  I  in  hieratic  qm-t  magic  name,  as  if  'Creator  of  earth":  gloss 
KOMTca:  in  the  parallel  16/17  q?/ie-t  in  demotic  —  komtco.  The  demotic 
qmf  without  determinative  likewise  serves  for  kom,  ^om,  t_.M-,  see  the 
list  of  glosses. 

7/8  TÄ.T'T&.T  see  above   5/11. 

7/10  pey  ''Iw  'this  boy' :   gloss  \\i>^e\,  cf.  1/19. 

7/16  s~y-s-y-hwt:  gloss  cici/cot.  The  ys  are  speit  with  the  Avord-group  for  ev  m 
'come'  which   is  also  used  as  a  phonogram  in  ordinary  demotic  writing. 

7/20  r^OA  in  hieroglyphic:  gloss  e^ec.  Is  the  pointed  object  the  saddlc  on 
which  leather  is  softened  in  the  tomb-pictures ?  Cf.  3=1  M  Br.  Wth.  1591, 


7/6] 


126  F.  Ll.  Griffith:  The  Glosses  in  tlie  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.      [46.  Band. 

7/21   {b''-)n-p-r''  "...   of  tlie   Sun"':   glos.s  £>d<Ainpe.      Coptic  .u-n-pH. 
,,   [s^ry-)ntr'W  "...   the  Gods'":   gloss  CÄ.piiiTep.      Coptic  iiTHp. 

7/24  '^y  "0!"":  gloss  hi.  So  also  in  lB/9,  and  et",  its  use  tbr  ei-f?)  in  Rylnnds 
Indices  p.  B25. 

7/25  sn  "brother'":   gloss   cj^it.      Coptic  co«,   Aklim.  c^vu. 

7/28  tw  "breeze'"  gloss  -Te-y.  Coptic  th*y:^ho'y,  Aklim.  THo-y:  this  occurs 
three  times  in  the  line  following  n  in  magic  names,  and  in  a  fourtli 
case  the   n  with   t  produces  -'^er^. 

7/29   a-^rij  in  magic  name,  as  if  "make!"*:   gloss  Ä.pi.     Coptic  ivpi-,  Akhm.  epi-. 
,,   {kct-Yy    in    magic    name,    as    if  "thread""    ^^ö    (s^'c  Glossaiy  n"  24);    gloss 
(Kis.T)ei.   twice. 

7/H2  (y''-)^n'  in  magic  name,  as  if  "comes":  gloss  (lev-)e'y.  C'f.  8/5  and  Coptic 
ii-H-y:    ii-HO-Y,   Akhm.  ii-HO'y. 

7/H3  rn^^üOH^  ^^^1/  iii^g't'  name:  gloss  "Y*».*?».  Perliaps  g^vi  'husband"  is  in- 
tended,   but  if  so  the  determinative   is   wrong. 

"   5^  H^   ^/   "Ijull"'   magic  name:   gloss  ^i-o. 

"   ^"^^  R    "^^^^VCO     niagic  name:   gloss  t^o. 

„  {n'^-)sbt  ^^:   gloss  (n*^-)3»feü)T  magic  name.      Coptic  uj£icot  staff. 

„  1  pnj-lipe  j^s^  magic  name:  gloss  d<pni-['Y':'|Ä.n.  Coptic  \\\-  'this'  and 
*^u  participle  passive   "hidden (?)"",   cf   £^e<cie,  -pdwiy,  -pd^-yiö,  -p*^£'4- 

,,  hl-n-hk  magic  name:  gloss  fiÄ^XfeoK  "eye  of  servant(?)"'.  Coptic  ia^^K,  Akhm. 
feeX   'eye'   and  &toK   'servant'. 

7/34   chyt  with   det.   O I   or  ©  as  magical  name:   gloss  ä.£iit. 

,,  wy  ^r-y  hl  as  magical  name:  gloss  Avevpi&is.A,  i.  e.  Coptic  .wivpi-  Ist.  sing.  opt. 
'may  1  njake'   and  -&o\,   Akhm.  -fiivX  'outside". 

8/2  repeats  the  last. 

,,  kykh  with  det.   Ol   or  ©  as  magical  name:   gloss  kir/>. 

,,  u\\  ^  J)  (]  ^  ,5]—  P  yt  yt-iü  'the  father  of  fathers" :  gloss  nid^Tid^Tt-- .  levT- 
is  probably  for  *iot-  a  shortened  form  of  eitoTtiojT.  and  iä^tc  is  tlie 
plural  eioTeno-^,   Akhm.  eid.Te. 

,,  {y-)o^h  ()fl)  magic  name  'moon":  gloss  ("i)u)/.  Coptic  oogMog^,  Aklim.  oo^^. 
The  name  of  the  moon  should  be  transliterated  ^^H,  not  ^H  as  I  have 
hitherto  transcribed  it  (in  Byi/mds,   etc.). 

8/5   hs  word-group    for  "sing'"   in    magic  name:   gloss   (•yo'y)'ytoc.      Coptic  ^toc. 


1909.]  K.  Li,.  Grikfiih:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.  1  27 

8/5    y^^8<2''=^  J|  ^w-Hw  magic  name:  gloss  ^^.'YO,  i.  e.  au-ho  the  «y  serving  to  be 

both  the  II  and  tlie  h.     J\($.  is  tlms  ^^.'Y  as  in  T-d^-yo  and  ö(5^=  is  to  1)0 
vocalised  //o. 

,.    y^<^(x^)    ''iü(-///')  magie  name:   gloss  Ä.'y,   see  the   last. 

,,  V  (dem.  ■^_^)  magic  name:  gloss  ä.'it.  Probably  tlie  absolute  form  of  the 
adjective  'withont"   wliich   occnrs   in   composition  as  ä.t-. 

8/8    f-tü  'lands'   in    magic    name:    gloss  (nii^)Tü)0'Y  giving    the   plural    of  ('oi)tic 
TO  :  eo  so  also   9/(). 

,,  hytre-t  as  magic  name,  with  det.  of.  plant:  gloss  iStiT'^pe,  tlie  first  tliree 
letters  not  clear.    Tlie  last  part  is  as   Coptic  Twper^uipi  salix. 

,,  {<^Br<^-)hme  with  det.  of  wood  and  man  in  magic  name:  gloss  (ev£!p*».)^*<M. 
Preserved  in  Copt.  construct  gd.M-  'artificer' :  possibly  the  absolute 
form   also. 

8/9  ^=  t^j^-,  t^oM,  cf.  7/6,  12/15. 

8/lH   r-m-sw  magic  name:  gloss  p^^M^^d.o'Y.    The  first  dement  is  'mouth*.    Coptic 
po:po,    Akhm.  *po,   F.  Ad^:    the  third  is   'profit".      Coptic  ujA.'y,   Akhm. 
ige«Y. 
,,  sw  magic  name:   gloss  s^d.O'y  as  in   the  last. 
,,   n  te  "of  her  of " :   gloss   htä-,   Copt.  ii-t*.-. 
,,   ta  "her  of"":   gloss  Tiv,   Copt.  T&.-. 
8/l()  repeats  the  last  two   glosses. 
9  1    iv<       'lie    is    one' :    gloss    fn'o-YÄ-f-      o'^is.f,    Coptic    o^y*».  :  O'yÄ.r      F.  o'yis.eei, 

o-yei,    Akhm.   o-y^,    cf.    Wixf    in    5/14.      en,    separated    from    o-yÄN-e   l)y    a 
stroke   is  the  copula  ne  written,   like  demotic,  from   right  to  left. 

9/2  ict  "green"',   "vigorous(?)'"   but  without  determiiiatiA^e:  gloss  o'yüiT,  cf  Copt. 
©■ytOT  viridis   esse. 

9/5   <^w   (^Sj-~ir]J|)    "heir"'   as  magic  name:   gloss  coo-y. 
,,  JA   (^^    cl))   "spiritualised"',  "spirit(?)",  as  magic  name:  gloss  e^Ä,  cf.  Roh.  lÄ. 

9/()   l-'^o-w:   gloss  Xoo'y.    The  det.   of  foreigners  here  is  unexplained:  it  is  often 
attached   to  Greek  words  in   the  papyrus,   e.  g.  14/15. 

,,  t-w  "lands":   gloss  too-y,   cf.   8/8. 

9/10   mne  "remain"   in  magic  name:   gloss  Mew.      CT.   Copt.  mhm   <pialit. 

9/11    JJ^^  (dem.    ö^^^fl'S^^)   'long  life',   'old   age"    in   magic  name:   gloss   toe. 
See  Brugsch,   Rhind's  2  hil.  Pap.  n"  873. 


\ 


1  28  F.  Lt..  Griffith:  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.      [46.  Band. 

9/11   hte-t  "tloor(?)'",  gloss  <ad.T€. 

9/1 B  hn  "vessel(?)",  '"quarter  of  heaven"',  '*region(?)":  gloss  'Y«d>.e,  cf.  Sah.  ^nÄ.e!<'^% 
gno,   Akhm.  ^ne  'vessel",  'thing"   and  for  the  form   5/14. 

9/14  hs-f  'he  pi'aised(?)"   in  magic  name:   gloss  /»ce'y  stin-f  form   cf.    ß/Bö. 

9/1 6  spt  "my  lips*' :  gloss  cnixT.  With  Suflf.  1 .  sing. ;  cf.  Coptic  abs.  (properly  plurnl) 
cnoTO'Y :  cr^oTO'y,   Akhm.  cnÄ.TO'y. 

9/18  1s  is  rendered  \d».c  in  the  first  gloss,  as  if  spelling  the  word  for  tongne. 
The    foreign    determinative  to   TV.dwCMd^-Tito'yT    is    agnin  puzzling,   cf.  9'(). 

9/19    n   ie  "of  my":   gloss   w^ix,   Coptic   ii-tä.-. 

9/20  y^:  gloss  ui€.  This  perhaps  represents  o :  o\,  Akhm.  e  "he"',  cf.  5/14  'a 
serpent    of  the    sons    of  Etom  (perhaps  the  eel{?)  ß  s,««    of  Phagror- 

iopolis)  is  that  which  /s(?)  as  ura^us-diadem  on  my  head'.  It  may  be  con- 
jectured  that  y^  is  a  symbol  indicating  equivalence.  But  the  verb  may 
have  some  more  special  meaning. 

9/21  //  hy  "the  souls":  gloss  itfedw'i.  Apparently  the  singulav  form  (Coptic  fiJvi) 
used  in  the  plural,  since  no  plural  lines  are  added  to  the  word  in  the 
demotic.     It  is  remarkable  that  the   i   is  not  changed  to   e  as  5/14. 

9/23   a  j/ir   'on  board' :   gloss   is.Mep,   Boh.    e-AiHp. 

9/24  e^i'-k  'thou  art":   gloss   ey;   twice,   changing  to    ly'   pl.      Copt.  e/y-. 

9/Bl   sewe  "bandage?"   fem.:   gloss  cHo-ye.     Cf.  root  mJ^- 

9/32   ^ry-ttw  magic  name:   gloss  £)».pioTAwTO'Y.    The   tlesh   determinative  may  be- 

long  to  the  last  signs  o  (2  oi  «S  -^  J  ^  . 
,,   /  i/-0;-/with  det.  J)  or  ,  meaning(?):  gloss  Ti^T'^  perhaps  "the  sorcere.ss". 

10/4   '^-t-ne  magic  name:   gloss  ^vTO«€.     (Jopt.  to  'earth"  as  1/28   and  ne  so  also 

29/10  as  in  2/10. 

10/30    7?^   ("^rli )  "^  magic  name:  gloss  (.uipino)pe.    Coptic  pH.  F.  pe,  Akhm.  pei. 

,,  iü>?i5(?)    (-^(f^    ^    l~ln  uiagicname:  gloss  «yoT  P^^'^^P^  incomplete,  in  the 

parallel  27/9   o-Y^o-y.    With  the  ^o-y,  ©«y  compare  Coptic  oiO'y(-n-i*.T«), 

which  is  probably  derived  from  if^^(^^±^. 

11/12   Ky   magic    name:    gloss  ?V.d^i.      Seems    to    haA'-e    occurred    three    times    in 

the  line,  with  det.  in  the  demotic  M  .    Connect  with  lion-god  Rw     .     ^? 

11/13    .^IjJj  magic  name:   gloss  \ä.t. 

12/1  The  demotic  word  with  gloss  Me>.Xev£iÄ.eo'y  (see  Leemans  facsimile)  may 
well  read  hb  with  det.  J\  .  followed  by  y  and  the  oblique  line  det.  of 
fruit-trees,  so  hh-i/  as  if  hb  with  suff.  1  sing.  Vocalised  it  may  there- 
fore  be  hboi. 


1909.]  F.  Li..  Griffith  :  The  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.  129 

12  15   qm-R''  magic  naine:   gloss  KOMpn.     Cf.   8/9  and   10/30. 

1H2    ^y/^^^.^^   '-again":   gloss   [o'Y]*v[y^JAie(?),   cf".   Coptic   ti-o-ycogM. 

14  2  gloss  liKi  see   5/11. 

14/5   Ute  "and  I*"   conjiinctive    1  sing.:   gloss   iit*^.     Coptic  ut*^-,   Aklim.  tä.-. 

14  7   ne  in  magic  words :   gloss   n^.(-co^M,   etc.).      As   if  'niy',   Coptic  ii*^-. 

14/8  note  det.  1  appropriate  to  the  equivalent  of  möwCtih^  as  referring  to  casti- 
gation,   but  not  to   that  of  Me<7icTe. 

14/10  note  the  cnrious  det.  (?)  to  the  equivalent  of  iifepo^pi^.,  the  i  of  wJiich 
has  no  equivalent  in  the  demotic:   cf.   1.  25. 

14  IH    ^p  *count\   in  magic  name:   gloss   on.      Coptic  (on. 

,,  i^  'ram"   in   magic  name:   gloss  cpo.      Cf.   note  to    1/12   in   vol.  1. 

14/25   the  equivalent  of  KevAv   has   a   determinative  very  similar  to  that  in  1.  10. 
15/8  f  Jl^^^©  ¥\)<A.  (Abydos):   gloss  d.6oT.     Copt.  efewT. 
15/9   te  n  s-t  "she  of  the  place(s)'":   gloss  tö^«.      Copt.  Td<-it-. 

15/10  sy-tame-sr  magic  name,  "son  of  Tamesro":  gloss  ciT&..u€cpo.  Coptic  ci- 
"son";  sr  with  det.  of  sim  is  probably  the  ram,  sacred  to  Amenre, 
Cf.   14/lH. 

15/15   my  iVm-f  "give   it":   gloss  mä^'i.      Boh.  .uoi. 

16/5  {y-^o-)!}}!'  magic  name:  gloss  (id^üi-)?Vü) ;  and  further  mr,  gloss  \o,  abso- 
lute form   of  Sah.  Xe-. 

16/6   {wf-)by  magic  name:   gloss  (o'yH-)feÄ.'i   "soul",   cf.   above   9/21. 
16/9    'y  "O!"":   gloss  hi,   cf.  7/24. 

16/12  p  ntr  ^0  ^0  "the  great  great  god'":   gloss  co   to.      Coptic  o,   Akhm.  o. 
IC)  17   {etsy-)qmr-l  magic  name:   gloss   (€':^i-)komtco,   cf  7/6. 
16/20   {hwm''-)iiw  magic  name:   gloss  (feo'Yziv-)iid.'Y-      Coptic   \\i>s^  "see"'. 
,,    ^n  (dem.     I]   )  magic  name:   gloss  ivii.      Coptic  post-neg.  ä.u,   Akhm.  eit. 

I()y21    («^y-^o-;/z-)j9-/ magic  name:   gloss  {€KOM-)t^eco.     Coptic  n-To:n-eo,   cf.  7/6. 

17/6  p  ntr  ^o  ''o:   gloss  oo   to   as   16/12. 

17/9   [''khre)H-)p-l  magic  name:   gloss  (d^^pfM-)nTto,   cf.  16/21. 

17/11  ^o  "Grreat":  gloss  to,  cf.  16/12;  the  passage  renders  is.pfiHO  in^i  iio-ye^i  co 
which  is  a  grecised  version  of  *^s.p£lHe  nei-iio*YTi-o  "Arbetli  that  great 
god!" 

17/20   V-t  (®[^)  "Hades"':   gloss  thi,   0.  C.   thi. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909.  17 


IBO  F.  Ll.  Griffith:  Tlie  Glosses  in  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden.     [46.  Band. 

17/20  jy  ''here":   gloss  Tivi.      Sah.  tä.i. 

17/25  -n*<'Y'  *^"  a«  16/2^'- 

17/31  p  ntr  ^o  "the  great  god":  gloss  to  oo,  cf.  lH/12  neitlier  here  nor  in  18/5 
are  the  two  lo  separated. 

17/32  hew  sp-.m  magical  name:  gloss  «yo'yyo'y.  The  demotic  word  has  det.  of 
silver  as  if  representing  Copt.  gHO'YcgH-y  "profit""   in  same  form. 

18/1    repeats   the  last  twice. 

18/5  p  ntr  ^o:   gloss  co  co  as    17/31. 

18/8  Vi  (  jj  ) :  gloss  «it.  Demotic  ^n  often  Stands  for  prefixed  ii,  im  in  Coptic 
e.  g.  in  UH'Y,  var.  iiiiH'y.  Tlie  strokcs  over  the  iis  do  not  occur  else- 
where. 

18/12  (1  ^  (]  "^  magical  name:  gloss  o'yo'y,  The  sign  can  hardly  be  J^-  and 
is  very  puzzling. 

18/13  pe  copula:   gloss   ne,   cf.  1/12. 

19/6  I  will  do  unto  thee  n  pe-Te  pe  ye-t  ^pt  "that  which  my  snare(?)  also  did"' 
(cf.  Eg.  n  jr^  ^^  "snare",  Ke-  "other",  "also""):  gloss  ne>.penev  where 
^^>wpe-  seems  to  be  relative  form  of  siin-f  with  article:  cf.  n-e-se-, 
Akhm.  n-is^-se.  and  above   6/35. 

19/19  p  hrt  "the  Child":  gloss  np*<T  for  *ne^pd^T:  cf.  'Xpiroy^farv^i;,  \cL'no-/^aj-f\q^ 
etc.   and  Boh.   pl.   ^po'^.      See  above  p. 

20/31    ??A-^   "thing"":   gloss   ukh,   Copt.  nuiv:  en;)(;^iivi,   Akhm.  iine. 

21/5   n  le-f  "of  bis":   gloss   UTe/,   Coptic   ii-T€q-. 

21/8  hp  p  kke  "hide  the  light"":  gloss  T^n,  Coptic  gcon  infin.  as  imperative, 
but  apparently   withont  loss  of  accent  before  the  direct  object. 

21/29   c-f  pr  "who  appeareth*':   gloss  no.    This  must  be  quäl,   nopert^opi. 

23/24  1]         Ji   gloss  diMO-yn.      Co^^tic  ä^avo-yh. 

Note  the  word-sings  ~~Tr .    "Tp^  in  this  line  acrophonically  rendered  by  c. 

25/6  ^h  (or  some  rare  sign  or  ligature.  Can  it  be  ^|  |  ^  "multitude""?)  mag- 
ical name:   gloss  •y^.'Y.     Cf.  Coptic  and  Akhm.   £Ä-g^. 

25/11  e  hn-p  rm  ^ly  ar-s  "on  which  no  man  has  mounted  ":  gloss  ä.?V.o.  Is  it  a 
wrong  form,  cf.  t-ö^TVo.  An  Infinitive  is  required,  iv?V.e :  esw^Ht  or  oi)X:o)Xi, 
Akhm.  wX  and  the  spelling  '^ly  points  to  one  of  these.  Possibly  the 
gloss  is  written  from   right  to  left,  giving  oAis-  for  Akhm.  to?V  d^(p*<c). 

25/34  (6'  sninj^)-r-w \^^)  magical  name:  gloss  (cd^cAipid.)\.  Probably  ^wr  is  to  be 
read  for  r-iü,  giving  <V(o),   cf.  16/5. 


1909.]  F.  Ll.  Grii'fith:  The  Glosses  in  tlie  Magical  l'apyius  of  Lorulon  and  Leiden.  IBl 


25/H5  ^o-<^n-ne  magic  name:  gloss  itoiMic.  C'opt.  eico:  lu)  "ass',  ou.  Aklim.  evu 
"again'",   ite  as   in   2/10. 

26/5   note  tlie  det.   and  vocalisatiou  of  tlie  last  sylla])le   in  fe^p^vKee^.T. 

2()'14   ^o-hw  magical  name:   gloss   iä^tott.     Coptic  eu\-:   »cv-   "ass". 

27  9  ^r-wy  (o(2'<2[J[^|    in    magical    name:    gloss    ispo'yei    as    in    Co[)tic    T-is.pe-, 

A^.-^vpe-,   Akhm.  M-is.pe-. 

,,  w-^w  magical  name:   gloss   o'ytoo'Y  (oi*  iv'ycoes.'Y  is   possible).      .See    10/HO. 

28/1  p-iih-lnj  "tlie  lord  of  souls"  magical  name:  gloss  rmeMev'i,  Copt.  n-nnfe 
and  h.iK\  above   9/21  which  is  repeated  in  tlie  next  word  (opei'^iM-)fed.€t. 

29/0  (^(1  ^   J]  1 1  sfy  sp-sn  'valiant,   valiant'   magical  name:   gloss   '^iie.  2?£iH. 

Cf.   Hr-Sfij  =  '\prru(p-/jc;,    whicli   is  often  speit  with  ^l]  ^t  sim.  SyjXovvtoq 

To  oiv^pBiov  Tov   cvoixcLTOQ,   Plutai'cli   dc  Iside   et  Osiride   cap.  H7. 
,,  srpt  "lotns""   as  magical  name:   gloss   c^><p^oT  as   2/17. 

29/10   <'-t-ne  magical  name:   gloss   &.TOiie  as   10/4. 

Verso    The  names  of  substances   and  their  glosses  are  explained   in   tlie   trans- 
lation  and  notes. 

V.  5/9  §ys<^  name  of  plant:   gloss   27eI2^^>^. 

V.  lß/2   {s-<^o-br)  w|  magic  name:   gloss  (co£ip-)TivT,   see  above   5/11. 

V.  16/8  a-ins-{th(^rmyth^),  i.  e.  "wliom  Th.  bore"  magical  name:  gloss  is.Mcie-;' 
(-eevpMie&,T).  Relative  form  of  stin-f\  0.  C.  Paris  CAvecie-.  AZ.  88/92, 
cf.   Coptic  n-e'xe-,   Akhm.  n-öw-se-. 

V.  20/1    hy  "lofty":   gloss  «aVi,   v.  2/18. 

V.  22/10  p-y'^m  "the  sea"  as  magical  name:  gloss  nid..vi.     Coptic  n-iOAi,  F.  n-id..vi. 

V.  88/8   a  hr-y  "from  (to)  my  face":  gloss  ivpjvei.    Coptic  e-^^piv-i,  Akhm.  ^.-g^p^s.-l. 

1  would  draw  the  attention  of  Greek  scholars  especially  to  the  transcription 
of  (/n,   yj  l)y  psy,   My,   above  p.  121. 


) 


132  F.  Ll.  Griffith  :    Herodotus  II.  90.     Apotheosis  by  drowning.  [46.  Band. 


Herodotus  IL  90.    Apotheosis  by  drowning.^ 
By  F.  TiL.  Griffiih. 


Xlerodotus  II.  90.  cg  S'  olv  y\  uvTuJv  AiyvTTTiwv  rj  ^eivwv  öfxoiwg  vtto  y.pox.oöeiXov  ocp7roi,(T^eU 
Yj  vtt'  ocvtcv  rov  Trcrufj-ov  ipaiv^rui  rt^vi.uoQ,  y-ar'  yjv  av  iroXiv  i^sustxSr,  rovrovg  'Kccdoi 
oLvu.'yx.yi  IgtI  rupiyjivcctvroLq  uvrov  y.ou  7rspi(Trsi}^oivraQ  wc  '/.ctXXKjra  ^cc-^/cti  ev  ipri<ji  S^v^xyicrr 
ovSs  ^l/uvcrui  spiari  uvrov  uXXov  ovSsvcc  ovts  tÖüv  Trvccryiy.ovToov  cvre  TuJv  (piXu)v,  öiXXoi 
IJ.iv   Ol   Iphg  uvTcl   ol  rov   ^eiXov  ure  7r?^sov  ri  ri  ix,v^pu'~cv  vExpov  ''/^ei.pocTrru^ovTeg  ^cctttovci. 

In  a  paper  on  The  Egypt  of  Herodotus,  printed  in  tlie  National  Horne- 
reoding  Union  Magazine  (Special  Courses)  for  June  1904,  I  pointed  out  thc  lata 
Egyptian  view  about  those  who  were  drowned  or  slain  by  crocodiles;  Imt  it 
is  worth  while  to  givc  the  evidence  more  fully. 

The  Coptie  expression  for  being  drowned,  in  the  water  or  figuratively  in 
sin,  &c.,  is  in  Sahidic  fecoK  itge^cie  (£^eu-)  or  uje  U£i>.cie  (^ew-)  Peyron,  Lexicon 
p.  864,  in  Boheiric  epecie  (^€U-),  uje  u€c\e  (^eu-)  Kabis,  Agypt.  Zeiischr.  12/158. 

In  demotic  we  meet  with  this  word  ^ä^cjc  :  tcie  not  uneommonly  as  hsy, 
Hsy.  In  the  Magical  Papyrus  of  London  and  Leiden,  p.  H8  (see  also  references 
in  the  Glossary)  Thompson  and  I  have  illustrated  tlüs  use  of  the  Avord  hsy  and 
the  apotheosis  by  drowning  for  magical  purposes  in  the  texts  of  tlie  first  four 
centuries  A.  D.  I  may  liere  add  a  Syrian  example  from  the  Hauran,  in  an 
inscription  describing  a  sacrificed  child  as  rov  öcTroc^ew^evTog  £v  t'm  Xilovfn  ^i  cv  ul 
koprui  ci-ywvrcii  (Clermont-Ganneau,  Bec.  d'Archeologie  Orientale  II  Gl,  cf.  F.E.F.Q.S. 
190H,  277).  In  the  Greek  magical  papyri,  as  in  the  demotic,  Osiris  is  called'Eo-t>ic: 
£ASr£  (sie)  IJ.01  0  'yevonxevoc  Ecrr/]?  xui  TroTuiJ-ocpopYiTog  Wessely,  Griech.  Znuherpapyrus 
(Bibl.  Nat.)  1.  875,  and  again  the  threat  v-oy.oLv(ju)  oara  Egt/icuc  y.ou  xey,pu^o(AUi  ev  tu 
Bcvdsipi  cpfjLOü  rovSs  ev  TroTuau)  \xeivcLvTct.  Yi\xepag  7  vvyrctg  7  tov  Kctiyj  rov  eve%^evroi  ev  rw 
pev\jLoLri  rov   Trorotucv  sie;  rr\v  ^cihot.<j(Jciv,  !kc.,  Kenyon,  Greek  Papyri  \   46  258  et  seqq. 

Earlier,  in  the  Ptolemaic  transfers  of  mummies  and  funeral  Services,  we 
meet  with  the  same  word: 

Berlin  8119/4  p  ni^  n  p  hry  G-zz  (var.  Bild.  Nat.  218  K-zz)  p  hsy  —  x.ui 
roirov  uGiY,rog  yoL/.ov}j.evov  ^peyurvro[g]  Kenyon,  I  2/22 — 8.  (The  place  of  the  Master 
Kezoz,   the  Drowned.) 

Berlin  8110,  2/18  p  yt  Qltvze  hn<^  pe-f  hsy  te-f  s-hiii-t  ne-f  hrt-w  =^  -Kcir-^p 
KoAAou^oi;  y.ot,i  ci(nr,g  Gas.  8/4.  (The  father  of  Klüz  and  his  Drowned,  his  wife, 
his  children.) 

2/20  Ta-zt/ii  t  qse-t  t  hry-t  Tte  ne-w (sie)  ne-w  hrt-w  —  Ter-^g  uctYig  'Vucccr^xig 
Gas.  3/5.     (Tazatm  the  female  embalmer,  the  Mistress  Tete,   and  their  children.) 


1909.)  F.  Lt..  Griffith:    Herodotns  11.  90.     Aiiotheosis  hy  drowning.  138 

4/6  p  fn<^  n  p  hry  Pa-te  hn<^  p  hry  Py-^S  hw^  Py-^S  pe-f  yt,  etc.  —  *pt  Wxty^i 
^pi  [UYjds  Atcc-'  Cas.  7/7.  (The  place  of  tlie  Master  Pate  and  the  Master  Peiesi 
and  Peiesi  his  father.) 

Nht-f-^r-w  p  hm-h  te-f  hm-t  ne-f  hrl-w  hn^  pe-f  hsy  n  ^Py  =^  'Ssx^cf^xpovi;  r" 
Kui,  X(7iYig  Cas.  7/9.  (Nekhfarau  the  carpenter,  his  wife,  his  cliildren  and  his 
Drowned,  of  Opi.) 

4/25  p  hry  P-a-te-Wsr  p  hsy  te-f  hm-t  ne-f  hrt-w  n  ^N-Mnt  =  ^pi  lleroTipicQ 
Ec"  Cas.  DyG.    (The  Master  Petusiri  the  Drowned,  his  wife,  his  children,  of  Ermont.) 

6/17   h?i'^  p   ^js  n  p  hry  Sm-tw  te-f  hm-t  ne-f  hrt-w 

6/18  >'  «  P(i-h  te-f  mw-t  pe-s  hy  ne-f  hrt-w 

6/19  »  >'  P-sr-Hns  n  Pr-Mnt  nb  31ne{?) 

=  ^pi   Xcurcv^  rc  y'  yv   y.ui  'j    ^pi   Uoc.%ecv^  ro  y'  xai   \x-^    ycoLi  tt"'  (^pi.  i^ev/jWvdi^  sv  roig 
Kec"  ro  y'  Cas.  14  7— 9   and   27/2  —  4. 

6/28   {pyhry  Hlyyts  hn<^  te-f  inw-t  pe-f  yt  ^^  *c  \\p"  x[ai]  /avj   y.cja  ■äciTYip. 

In  Leyden  P  the  word  hsy  is  regularly  rendered  v-oßpvxioQ;  coUectively  they 
are  v7rcßpv%ioi  (11.  24,  28)  and  we  have 

5507/4  p  hry  P-a-te-Hns  p  hsy  t  h-t  n  Pa-^Np  p  hsy  =  y.ui  rov]  vTroßpvyjov 
UA/.CQ   \\\ot.vo\v(pio<;   oixoiuoq   (1.  8). 

5507/5   t  ps-t  n  t  h-t  Htp-Wbst  t  hsy-t  =  [vijuicri;  eTs[pov  Er]^£Lf/3fltcrTtcs  (1.  13). 

ib.  n  rm-w  n  P-^me  p  wh  hn''  pe-f  hsy  =  tujv  -iroipu.  IUixocvto';  ciKitux;  x-at  rov 
v-c,ßpvx[io^]  (1.15 — 16)  cf.  pe-f  hsy  »his  Drowned«  above  in  Berlin  3116, 
2/18,  4,6. 

5507/7  t  ps-t  n  p  hry  [Pa-y]w  p  hsy  er  tue  n  nt  htp-w  erme-f  =^  -^[jxkjv]  Uol- 
levroc  [v7ro^ßpv[%iov]   xui   roov   crlvv   ocvrooi]   (1.  22  —  23). 

The  title  /;  hry  »the  superior,  master«  is  so  frequent  in  connexion  with 
the  hasye  that  it  seems  certain  that  it  belonged  specially  to  the  Drowned.  In 
the  British  Museum  text  {<l?pex.ot.rvTc<;)  the  Greek  wiiting  shows  the  title  fused  to 
the  name;  in  the  Paris  Casati  text  it  is  regularly  separated  from  the  name,  and 
is  vocalised  with  /  in  the  form  ^pr.  yet  even  here  it  may  have  lost  its  accent, 
for  the  füll  form  was  probably  phi'oi  or  phrei  when  standing  independently'. 
Hnsye  means  »the  praised«,  »the  well-pleasing«,  from  the  root  hsy  »praise«. 
It  is  of  the  adjectival  (or  participial?)  form  dealt  with  by  Sethe,  Verbum  I  §  21. 
We  may  compare  the  two  titles  phri-  and  hasye  with  the  Arabic  rcw  und  Jj 
respectively. 

These  titles  are  well  illustrated  in  the  First  Story  of  Sethon  Khamwese. 
Here,  p.  4,  11.  8  —  21,  the  child  Mereb,  his  mother  the  princess  Ahure,  and  her 
husband  the  prince  Neferkeptah  successively  »feil  into  the  river  and  did  the 
pleasure  (hs-t)  of  Re«,  the  sun-god,  by  being  drowned:  after  which  each  was 
»taken  to  the  Good  House  (the  place  of  embahning),  attended  to(?),  and  em- 


^)  Cf.  Boli.  ni^ipm  var.  ni^pHi  m£7(--(7i'5<;  =  Jer.41/10  12.9/24  (Tattam's  texLs),  and  tueg^pHi 
—  o'i  fj.iyiTTav£<i  Prov.  8/16  {Rpc.  de  Trav.  3/139);  opö>i  :  gpHi  is  tlius  probably  the  triie  fonn,  Boli. 
«^piTiei  =^  Aquariiis,   Kirciier  p.  50  may  contain   the  same  word. 


134  F.  Ll.  Griffith:    Herodotus  II.  90.     Apotheosls  by  drowning.  [46.  Band. 


l)alme(l  in  tlie  style  of  a  Master  and  a  noble  person«  (»a  very  noble  person« 
in   tlie  case  of  the  two  adults). 

So  far  we  have  reached  only  to  the  age  of  tlie  Ptolemies.  Herodotus 
takes  US  a  step  further  back  to  tlie  Persian  period.  We  have  no  Egyptian 
record  to  prove  tliat  Iiasye  was  applied  to  those  slain  by  crocodiles;  but  it  is 
extremely  likely.  The  fate  of  most  animals  tliat  Avere  drowned  was  to  be  devoured 
l)y  crocodiles,  wlio  so  to  speak  completed  the  work  begun  by  the  river;  more- 
over  crocodiles  overpower  their  prey  by  suffocating  it  in  tlie  water.  It  is  not 
impiobable  that  some  of  the  made-up  mummies,  human  or  animal,  which  contain 
only  odd  bonos,  are  the  reinains  of  crocodiles'  dinners,  perhaps  extracted  from 
their  stomachs.  Herodotus'  statement  quoted  at  the  liead  of  this  article  may 
be  suspected  of  inaccuracy  in  details. 

In  the  above  quotations  froin  the  niummy  lists  we  have  two  wliere  a  nained 
muinmy  is  accompaiiied  by  »his  drowned«.  not  named.  TJiis  may  be  only  a 
coincidence,  but  it  suggests  that  the  »drowned«  in  these  instances  was  not  a 
relation,  but  an  unknown  corpse  found  and  reverently  buried  by  the  owner 
of  the  tomb  as  an  act  of  piety  and  of  profit  in  the  next  world.  Curiously 
enough  I  cannot  detect  in  the  hieroglyphic  text  of  tlie  Pincian  Obelisk  of  An- 
tinous  any  clear  reference  to  the  divinising  power  of  drowning,  but  this  may 
be  the  fault  of  the  bad  cojiy.  On  the  otlier  band  each  of  the  two  human 
divinities  Petesi  and  Pihor,  sons  of  Qpr,  worshipped  in  the  Roman  teinple  of 
Dendnr  (Lü.  IV,  73)  lias  the  epithet  hsy,  and  one  may  reckon  theni  probably 
among  the   divine  Drowned. 

A  superstition  that  it  is  not  well  to  interfere  in  a  case  of  drowning  is 
widely  spread.  I  have  heard  of  its  existence  in  Scotland,  and  I  have  myself 
seen  it  exemplified  in  Egyjot.  In  Fel)ruary  1885,  when  rain  liad  rendered  the 
paths  slippery,  a  close  crowd  of  sebbakhin  with  their  laden  donkeys  was  re- 
turning  from  the  mound  of  Naukratis  to  Nebira,  when  one  of  the  animals  was 
pressed  to  the  edge  and  slipped  off  the  bridge  into  the  canal.  Neither  the 
owner  iior  anyone  eise  in  the  crowd  would  turn  aside  to  assist  its  almost  success- 
ful  struggles  to  get  a  footing  on  the  steep  bank  and  in  a  few  moments  it 
was  exhausted  and  drowned. 

This  belief  in  the  inevitableness  of  the  sacrifice  may  have  led  to  the  view 
that  the  drowned  was  superhuman  and  sacred.  In  Egypt  of  the  later  dynasties 
the  myth  according  to  which  the  coffin  or  the  dissevered  members  of  Osiris 
were  cast  into  the  Nile,  made  it  easy  to  connect  them  with  the  populär  god 
of  the  dead,  wlio  tlius  became  »the  good  Hasije  of  the  hasyes^^,  Pap.  Mag.  London 
and  Leiden  9/24. 


1909.1  K.  .Mever:   Ein  neues  Briiclistück  ]MarietIi().s  üher  d.  Laiiiin  d.  Bokclioris.  1  'io 


Ein  neues  Bruchstück  Manethos  über  das  Lamm  des  Bokchoris. 

Von  Eduard  Meykr. 


JL/as  Lamm,  welclies  unter  Köiii<>-  Bokchoris  die  Prophezeiungen  verkündet  hat, 
welche  uns  zum  Teil  in  dem  von  Kram-  (Vom  König  Bokchoris,  in  der  Fest- 
gabe für  BüDiNGER.  1(S98)  besprochenen  demotischen  Papyrus  erhalten  sind,  soll 
nach  der  bekannten  Beschreibung  bei  Aelian,  bist.  anim.  XII  H  acht  Füße  und 
zwei  Schwänze,  zwei  Köpfe  und  vier  Hörner  gehabt  haben'.  Wahrscheinlich 
hat  Aelian  die  Notiz,  für  die  er  sich  auf  die  ägyptische  Tradition  beruft,  aus  Apion 
entlehnt,  den  er  auch  sonst  l)emitzt'.  In  letzter  Linie  wird  sie  wohl,  wie  all- 
gemein angenommen  wird,  auf  Manetho  zurückgehn;  aber  dessen  Erzählung  ist 
von  Apion  offenbar  in  seiner  Manier  ausgemalt,  und  es  ist  um  so  fraglicher, 
ob  das  Lamm  bei  3Ianetho  wirklich  ein  solches  Doppelwesen  gewesen  ist,  da 
derartige  Gestalten  den  Ägyptern  fremd  sind'^. 

Dagegen  haben  Mir  noch  eine  andre  Beschreibung  dieses  Lammes,  die  meines 
Wissens  bisher  unbeachtet  geblieben  ist,  und  die  ich  daher  hier  mitteile.  Die 
griechischen  Paroemiographen  führen  ein  »Sprichwort  an  rc  lipvLcv  goi  ?.eXoc?.Yjxev 
»das  Lamm  hat  zu  Dir  gesprochen«.  P^ntnommen  ist  es  aus  der  unter  Plu- 
tarchs   Namen    überlieferten    Schrift   über   die    Sprichwörter  der  Alexandriner*; 


')  Xsiyci/Tir  AlyhTTTict  .  .  .  ccc}'C(  y.cci  optTccnovu  ycti  bty.s2y.ci'  y.cnct  tcv  Bcyy^opif  .  .  .  yii'iT^c<i,  y.cei 
cr^cti  ipji'Yr.  Hcci  Bvo  ysipuXui;  aboiiTt  rrg  aovog,  tiui  TSTocty.zOiij  yiviT-^ai  (J^ccrt  -yv  ccvt'O'.  '^'-  GuTSCHlMlD 
hat  den  unglückliclien  Einfall  <^eliabt,  danach  in  der  Notiz  in  Synkellos  Epitoine  aus  Manetho  über 
Bokchoris,  l«/»'  oii  «;i/cr'  hpSnyl^arc-  sVr  '^*^i  ,  diese  Jahreszahl  in  cy.rccTrcvi'  zu  ändern,  und  nocii 
M.  Weli.mann,  Hermes  31,  240,  3  hat  das  \viederholt.  Das  Avird  gewiß  nicht  das  letzte  iMal  sein, 
daß  diese  Konjektur  auftauclit;  denn  Irrtümer  haben  bekanntlich  ein  sehr  zähes  Leben. 

^)    Vgl.  jNI.  Wellmaxn  im  Hermes  31,  249  f.;  Reiizenstkin.  Poimandros  S.  145,  3. 

^)  Die  vereinzelten  doppelköpfigen  Wesen  (Stiere,  Sphinxe),  die  sich  seit  der  Zeit  der  ur- 
alten  Schminktafeln  in  Ägypten  finden,  gehöien  nicht  hierher;  sie  sind  entweder  rein  dekorative 
Verkoppehmgen  oder  gehören  der  Zauber-  und  Geisterwelt  an.  Überdies  haben  sie  lediglicii  zwei 
Köpfe,  sind  aber  keine  vollständigen  Dop2:)elwesen,  wie  das  Lamm  sein  soll.  Eine  Gestalt,  wie 
Aelian  sie  schildert,  kann  man  sich  in  der  ägyptischen  Kunst  überhaupt  kaum  vorstellen. 

*)  Plutarchi  de  proverbiis  Alexandrinorum  libellus  rec.  O.  Crusius  1886  [auch  Tübinger  Pro- 
grannn  von  1887]  unter  Nr.  21 ;  erhalten  in  mehreren  Sammlungen  sowie  bei  Suidas  s.  v.  dai'toi'  rot 
}.s?.oc/.ryif.  —  Analog  ist  Nr.  23  0  ^SraQ  tci  ?.s}.cc?.rysi'  -Ptah  hat  zu  Dir  gesprochen«;  auch  hier  gibt 
die  Erklärung  weiter  nichts,  als  daß  der  memphitische  Gott  #^«?  =  HcpcctTrcg  Orakel  erteile.  — 
Nr.  25  (=  Zenob.  11,  60.  Suid.  s.  v.  Bcy.^c^n;)  erscheint  der  König  Bokchoris  als  sprichwörtliche 
Figur  eines  gerechten  Heriscliers :  Bc^y^ootc  ovtoq  AlyvnnoQ  (j.i>  Itti  hty.cdOTwr,  xcti  inwoia  yotrswp 
aTrofxiTiiJ.ovsvsTcti.  surjat  hs  r  —ccactiMcc  im  tij;v  hiy.aioTctTU  ycci  TrassvjYtJ.ivu:';  y.2i\'ovrocv,  in  Übereinstim- 
mung mit  den  bekannten   Erzählungen   bei  Diodor.  Plutarch  u.  a. 


136  E.  Meyer:  Ein  neues  Bruchstück  Manethos  über  d.  Lamm  d.  Bokclioris.         [46.  Band. 

ob  es  wirklicJi  ein  Sprichwort  ist  (und  ol)  es  alsdann  bedeuten  soll  »du  erzählst 
Schwindelgeschichten«  oder  was  sonst)  und  nicht  vielmehr  aus  einer  literari- 
schen Notiz  zurechtgemacht,  wie  so  manches  in  diesen  Sammlungen,  kann  uns 
hier  gleichgültig  sein.  Klar  ist  dagegen,  daß  es  sich  um  die  Prophezeiungen 
unter  Bokchoris  handelt.  Die  PMäuterung  zu  dem  Sprichwort  lautet:  XiyvTTTici 
rovro  oiveypu-jyuv  ooq  oiv2rpu)—euc  (jyjovYJ  Xcc'A-^0'civ\  evps^-/j  Ss  sy^ov  ßoi,'7i?.etov  Spciy.ovTx  im  t'^q 
xe(po(.?^v\(;  uvTov  TTTspwrcv,  ey^ovroi,  fj-viKoi;  7rYj%süüv  S  ,  xotl  rwv  ßotmXsoüv  rivi  ?^e?^oiXviy.s  ra. 
\xiXXovru.  Der  Name  des  Königs,  dem  das  Lamm  prophezeit,  ist  also  weggelassen; 
dagegen  ist  die  Beschreibung  des  Tieres  selbst  erhalten :  es  liat  auf  dem  Kopf 
einen  Königsuräus  mit  Straußenfedern  zu  ])eiden  Seiten,  der  vier  KUen  lang 
ist.  Daß  das  echt  ägyptisch  ist,  bedarf  keiner  Bemerkung";  das  von  der  Gott- 
heit inspirierte  Tier  trägt  sein  Abzeichen  ebenso  auf  dem  Haupte,  wie  z.  B.  im 
Pap.  Westcar  die  zukünftigen  Könige  mit  dem  Königskopftuch  zur  Welt  kommen. 
Auch  die  Angabe  der  Länge  des  Uräus  (der  selbstverständlich  gewaltig  groß  ist) 
ist  ganz  im  ägyptischen  Stil.  Somit  zweifle  ich  nicht,  daß  uns  hier  ein  echtes 
Fragment  Manethos  erhalten  ist,  im  Gegensatz  zu  der  Beschreibung  bei  Aelian; 
von  zwei  Köpfen  und  acht  Beinen  ist,  wie  man  sieht,  liier  nicht  die  Rede,  sondern 
das   ist  weitere  griechische  Ausmalung,   die  eben  auf  Apion   zurückgehn   wird^. 


')    Bei  Suidas:  If  Alyviiro:,  wq  cpuTw,  «rS'j.  c/).  ly.cO.YjTsw 

'^)  Crusius,  der  die  ägyptischen  Texte  niclit  kennen  konnte,  hat  in  seinen  Erläuterungen  zu 
den  prov.  Alex.  (Fleckeisens  Jahrb.  1887.  250,  und  erweitert  in  dem  Tübinger  Programm  ad 
Plutarchi  de  prov.  Alex,  libellum  commentarius  1895,  S.  57)  die  Schilderung  mit  Unrecht  auf 
Seleukos  und  Apion  zurückgeführt  und  entstellte  griechische  H^rzählungen  {ciT-rrihn';  -z-2aiirf/zi<;  Aelian 
bist.  an.  XVI  39  u.  ä.)  herangezogen;  das  sind  eben  Umformungen  ägyptischer  Vorstellungen,  wie 
sie  Apion  u.  a.  vornahmen,  während  der  Kommentar  zu  dem  angeblichen  Sprichwort  die  echt 
ägyptische  Auffassung  bewahrt  hat. 

')  Einen  hübschen  Beleg,  wie  die  Griechen  die  ihnen  im  Grunde  immer  ganz  fremdartig 
gebliebenen  ägj^ptischen  Vorstellungen  und  Symbole  umgestalteten,  bietet  die  bekannte  Angabe 
Plutarchs  de  vit.  pudore  3  über  Bokchoris:  dieser  sei  von  Natur  gewalttätig  gewesen,  aber  Isis 
habe  ihm  eine  Schlange  geschickt,  die  sich  um  sein  Haupt  wand  und  ihn  so  zwang,  gerecht  zu 
urteilen  (tuj  AlyvTTTtu'  Bofty^ooibt,  (pvrst  yc(Xsnw  ycvcfxim),  tYiV  arnthci  ^.iyovTiv  vtto  Tr,g  Itioo?  stti- 
TTSf/.ipS'siTm'  y.at  ty]  xs(pci?.Y;  TTsaiey.iy^siTav  avui^sv  IniTy-uc^sw,  ivu  xowy,  ^ihuiwq).  Hier  ist  der  Uräus, 
den  jeder  König  trägt,  in  ein  spezielles  Attribut  des  Bokchoris  umgewandelt,  das  ihm  natürlich 
Isis  verliehen  hat,  und  zugleich  zu  einem  Werkzeug  der  Göttin  gemacht,  durch  das  er,  gegen 
seine  Natur,  zur  Gerechtigkeit  gezwungen  wii-d. 


1909.]  Johannes  Leipoldt:    Ein  neues  saidisches  Bruchstück  des  Hermasbuches. 


137 


b 


Ein  neues  saidisches  Bruchstück  des  Hermasbuches. 

Von  Johannes  Leipoldt. 


Uaß  es  eine  koptische  Übersetzung  des  »Hirten«  des  Hermas  gab,  konnte  man 
längst  vermuten.  In  der  Tat  haben  sich  saidische  Bruchstücke  gefunden.  Drei 
durfte  ich,  nach  drei  Blättern  einer  Handschrift  der  Pariser  Nationalbibliothek, 
in  den  Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  1903,  S.  261 
bis  268  veröffentlichen.  Ein  viertes  fügte  L.  Delaporte  nach  einem  Blatte  des 
Louvre  hinzu  (Revue  de  l'Orient  Chretien  10,  1905,  S.  424  ff.;  vgl.  meine  Ge- 
schichte des  neutestamentlichen  Kanons  1,  1907,  S.  84  und  277).  Heute  bin  ich 
in  der  glücklichen  Lage,  ein  fünftes  Bruchstück  mitteilen  zu  können.  Es  findet 
sich  in  einem  Sammelbande  der  Pariser  Nationalbibliothek  (Copte  130^  [Sche- 
noudi  2]  Blatt  127;  Vorder-  und  Rückseite  vertauscht).  Leider  besteht  das  neue 
Bruchstück  nur  aus  einem,  noch  dazu  verletzten  Blatte.  Es  enthält  sim.  9,  2,  7 — 9, 
4,  2.  Das  Blatt  gehört  wohl  derselben  Handschrift  an,  wie  die  Blätter,  die  die 
finiheren  Bruchstücke  boten.  Ich  teile  den  Text  mit  nach  Photographien,  die 
mir  Abbe  J.-B.  Chabot  in  Paris  in  liebenswürdiger  Weise  zur  Verfügung  stellte. 
Ich  sage  ihm  auch  an  dieser  Stelle  den  herzlichsten  Dank. 


Saidischer  Text. 
Vorderseite. 


] 

[ ]e 

[ ]  3,1. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  46.  Band.     1909. 


Ä.I- 


10 


15 


] 


. . .]   e'sii[Tn«Y-] 
\h*]  ii€'Yn[o'Y-] 
no«?]  «^e  n«iTo[p-] 
Tp]ne  £^nnp(o- 

MjiiTi'Ypc^oc 
€'Y]nHT  enicik 

t]€    ttTTl'y^H' 

2.   ne'Y^u)  mmoc 
itttpü)M€  -xe- 
srenH  €kü)t 
Mitn'Yp'^oc' 
Mnjvpeeitoc 


18 


138 


Johannes  Leipoldt:    Ein  neues  saidisches  Bruchstück  des  Hermasbuches.     [46.  Band. 


[eocy  €]'Y€in€ 
[nne'yJepH'Y  e-^ 
[2v«YM]oirTe 

[pcoMe.]   MKO-- 


20 


«RptoMe*   3.  nco- 
oy  •2k.e   SpU)M€ 


10 


Rückseite 

[ ] 

[ ]y^'  4.  [nco-] 

[oy  -^e]  Spco[M€] 

nÄ.peeiio[c  es.'y-]  ^ 

o'Y€gc&>^it[e  eT-] 
pe'yqi  nilco[iie] 
THpo'Y  €Tn[&.-] 
fioiK  eg^pivi  [en-] 
KOiT  Mnn'Y[p^oc] 

g^iTnTn'yXH  [R-] 

Xiiin'YpfToc  • 
5.  Mn*>.pe€iioc 

•ak.€   nMHT    üco- 

g^pd^i  gXinno'Yn 
ev-yq!  mmoo-y 
g^iiie'yepH'y  o-y*»^ 
©•yk  e'yqi  mmo- 
oy  gio-ycon  Al- 


is 


20 


[ 

€[....  2.  hkiot] 
•^e  M[Tin'ypcToc] 
nequi[(x)n€] 

MTieT[p&. .  dw-yto] 
nMH[T  ntone] 


Übersetzung. 
Sim.  9,  3,  V.  Ich  [sah  sechs  Mänjner,  [die  gro]ß  und  [herrjlich  waren  [und 
einjander  glichen;  [die  rjiefen  [eine  Men]ge  [Männer].  Die  an[deren  .  .  .]  über 
[dem  Tore  {ttvXyi)].  Aber  {Se)  [eine  große]  Verwi[rrung]  war  unter  jenen  Män- 
[nern,  die]  gekommen  waren,  um  den  Turm  (TrvpyGg)  zu  bauen,  [indem  sie]  da- 
hin und  dorthin  eilten  in  der  Umge[bu]ng  des  Tores  (ttvXyi). 


')    Statt   e   könnte    man    auch  «.y  lesen.  —  ^)  Ergänze  nKo[oYe]:*  —  ^)  Von  9,  2,  7  ist  nur 
ein  Buchstabe  erhalten. 


IP 


I 


1909.1  Johannes  Leipoi.dt:    Ein  neues  saidisches  Bruchstück  des  Hermasbuches.  139 

2.  Sie  sprachen  zu  den  Männern:  »Eilt,  den  Turm  {Trvpyog)  zu  bauen!«  Die 
Jungfrauen  (Trocp^evcg)  breiteten  ihre  Hände  aus,  wie  die,  die  im  Begriffe  sind, 
(etwas)  von  den  Männern  zu  empfangen. 

B.   Die  sechs  Männer  aber  (e^e)   [.  .  .] 

4.  [Aber  (^e)  die  sechs]  Män[ner]  riefen  [die]  Jungfraue[n]  {7rccp^evo[;])  [und] 
befahl[en],  sie  sollten  all  die  St[eine]  fortschaffen,  die  au[f  den]  Bau  des  Tu[r- 
mes]  (7rt)[p7oc])  kommen  soll[ten],  und  sie  her[aus]bringen  durch  das  Tor  {ttvXyi) 
und  sie  den  Männern  geben,   die  den  Turm  {Trvpyog)  bauen  sollten. 

5.  Die  Jungfrauen  {ircip^svog)  aber  (^e)  schafften  die  zehn  Steine  aufeinander 
fort,  die  aus  der  Unterwelt  heraufgekommen  waren,  einen  nach  dem  andern, 
indem  sie  sie  zusammen  fortschaff'ten  [...]• 

Sim.  9,  4,  2.  Aber  (Ss)  [der  Bau  d]es  [Turmes  (Trvpyog)]  ge[schah]  au[f  dem 
großen]  Fel[sen]  (7reT[pöt]),   [und]  die  zeh[n  Steine  .  .  . 

Zur  Textkritik. 

An  einer  Stelle  bietet  der  Kopte  einen  verderbten  Text:  am  Anfange  von 
sim.  9,  3,  2  läßt  er  weg:  otl  Ss  irctp^ivoi  \ou]  e(TTYiy,Bi(rocv  kvxXm  rvig  TrvXy\g.  Es  handelt 
sich  um  einen  Augenfehler  (Homoioteleuton :  kvkKuj  rvig  ttvX»]^).  Ob  der  Fehler 
schon  der  griechischen  Vorlage  eigen  war  oder  erst  in  der  koptischen  Über- 
lieferung entstand,  läßt  sich  nicht  sagen. 

9,  3,  5  ist  die  Wortstellung  so  merkwürdig,  daß  man  versucht  ist,  einen 
Textfehler  anzunehmen.    Oder  liegt  eine  ungeschickt  wörtliche  Übertragung  vor? 

Sonst  bietet  der  Kopte  folgende  Abweichungen  von  dem  üblichen  griechi- 
schen Texte: 

9,  3,  1  fehlt  sXviku^öroLg,  ferner  tvj  i^ia  und  rt.  Die  zwei  letzten  Kürzungen 
nahm    der  Kopte  wohl  vor,  weil   ihm  die  Übersetzung  der  Worte  schwer  fiel. 

Aus  demselben  Grunde  fehlt  ri  9,  3,  2.  »Ihre  Hände«  statt  rccg  %sipoe.g 
(ebenda)  entspricht  dem  koptischen  Sprachgefühle.  Das  Fehlen  des  zweiten  ^e 
in  demselben  Satze  ist  bedeutungslos. 

9,  3,  5   fehlt  rovg  TrpwTovg. 


Miszellen. 

Das  Passiv  der  Form  sdmhf.  —  Von  diesem  seltenen  Tempus  konnte  Sethe 
im  Verbum  ü,  §436  seinerzeit  keine  Passivformen  belegen. 

Nach  Analogie  der  Formen  sdmnf,  sdminf  und  Mmhrf,  die  das  Passiv  sämt- 
lich auf  -tw  bilden: 

sdmntwf  (Verbum  II,  §  374) 

sdmintwf  (ib.  II,  §  397) 
sdmhrtwf  (ib.  ü,  §  419) 

18* 


140  Miszellen.  [46.  Band. 

lag  es  nahe,  dieselbe  Bildungsweise  auch  für  die  dazugehörige  Form  Mmhf 
als  *sdmkHwf  anzunehmen. 

Diese  Vermutung  wird  bestätigt  durch  mehrere  Beispiele,  die  sich  in  den 
Pyramidentexten  ^ 

l -^i^^o  »gebracht  wird«    Pyr.  1966   (N.  756)   und    Pyr.  1970    (N.  758) 

und  in  dem  von  Lacau  im  Rec.  trav.  26  publizierten  religiösen  Text  (m.  R.) 
Nr.  II  finden.  —  Die  hier  zusammengestellten  Formen  stehen  dort  auf  S.  69 
und  70: 

^>=^^^^^^-^'^^^  /yw/Ä/ftiJ   »gemischt  wird« 


O 


v\  L=/]  ^:z::::=5  v\  (=^  nhmkUvo   » geraubt  wird « 
RT^^'^^;  ^cip%'^^o  sm^htw   »vereinigt  wird« 
V  V  \  "^^  1  ^— ^"^^  ^  swdSTcHw    » gesund   gemacht  wird « 
n        S.   ^'^^r:^'vv.  ^  skrkHw  »dargebracht  wird« 
zz^'^^^i  skdkHw  »gefahren  wird« 

Q  tskHw  »geknotet  wird« 

So  nach  Text  A;  der  Paralleltext  B  schreibt  die  Endung  -tw  in  allen  For- 
men mit   g — >^  .  Hermann  Geapow. 

Eine  seltsame  Schreibung  des  Gottesnamens  Atum.  —  Für  diesen 
alten  Gottesnamen,  den  man  gewöhnt  ist,  in  älterer  Zeit  ^"^ ,  v__  ,  y  _  ^^ 
und  ähnlich  geschrieben  zu  finden,  kenne  ich  aus  dem  frühen  m.  R.  diese  un- 
gewöhnliche Schreibung  (]    ^     aus  vielen  Stellen,  z.  B. : 

(j^l  Rec.  de  trav.  26,  80  =  ^|  ib.  =  ^|  ib.  =  ^|  Zwei- 
wegebuch  ed.  Schack  Kap.  XVI  32. 

\\^   ^  Amamu'  27, 13  =  ^  Mission  I  226  =  ^^  Totb.  ed.  Nav.  149,  8. 

(j  "^  ^  Kairo  28118  cöte  3,  27—30;  Rec.  de  trav.  31,  19.  24.  27.  30. 
31  und  sonst  oft. 

Daß  der  Gott  Atum  gemeint  ist,  kann  so  wenig  zweifelhaft  sein  wie  die 

Lesung  itm.    Denn  dieses   Jli^ fl  (so  wird  an  allen  Stellen  zu  lesen  sein)  ist  seit 

dem  m.  R.  oft  belegt  als  Schreibung  des  anlautenden  m  vieler  Worte.  Ich  er- 
innere nur  an  diese  Beispiele : 

"^  =  ^^^^  =  \\^  J  ^w)-^    »Mutter«    Rec.  de  trav.  26,    69  (m.  R.). 

')  Ich  verdanke  diese  Stellen  der  Freundlichkeit  Hrn.  Prof.  Sethes.  —  ^)  Birch,  Coffin  of 
Amamu,  London  1886. 


1909.]  Miszellen.  141 

^(j^  Griffith-Tylor,  Paheri  pl.  4  =  ^  '^  (j  ^  Totb.  ed.  Nav.  58,  6 
mhr   »Milchtopf«. 

Seltsam  ist  aber,  und  der  vorliegende  Fall  ist  der  einzige  mir  bekannte, 
daß   auch  das  letzte  in  eines  Wortes  mit  diesem   ü fl  wiedergegeben  ist.  — 

Übrigens  ist  die  hier  besprochene  rein  lautliche  Schreibung  eine  genaue 
Parallele  zu  solchen  späten  Schreibungen  desselben  Namens: 

1^^^  Berl.  Pap.  3055  col.  55,  7. 

\^^  Mar.,  Dend.  IE  71c. 

(jci T  I  Mar.,  Dend.  III   34  f.  Hermann  Grapow. 

7\  wnm   {©«ytOM)    »essen«.    —   Nach  Sethes  Feststellungen    im 

Verbum  I,  5  223   ist  der  Lautwert  wnm  fiir  das  alt  ^^    ,    -4=-    ,      ^,   -4=-^ 

u.  ä.,  später  meist  HhS()  oder  nr^.  ^  geschriebene  Verbum  allgemein  als  ge- 
sichert angenommen,  ohne  daß  bisher  eine  volle,  alle  drei  Konsonanten  zeigende 
Schreibung  bekanntgeworden  wäre.  Diese  findet  sich  meines  Wissens  erst  in 
Rec.  de  Trav.  27,  225: 

^-^  neben  ^^^^cId  und  -^^  und  in  Rec.  de  Trav.  29,  144—145: 


\   QTj  neben  fl-jr^.  ö()  ^^^     "ir-    ^S^-  auch  ebendort  29,   149. 
An  der  Tatsache,   daß  das  n  gewiß  schon  sehr  früh  weggefallen  oder  zu 
m  assimiliert  worden  ist  (Sethe,  Verbum  a.  a.  0.),  werden  diese  Beispiele  nichts 
rändern,  da  die  Texte,   in  denen   sie  sich  finden,  sicher  viel  älter  sind  als  das 
mittlere  Reich,  aus  dem  die  Niederschrift  stammt.  Hermann  Grapow. 

Eine  mutmaßliche  Variante  des  Namens  des  Gottes  Geb.  —  Für 
den  Namen  des  Gottes  ^^  1  haben  zuletzt  Sethe  und  Gardiner  (Ägypt.  Zeit- 
schrift 43,  S.  147)  als  vollen  Lautwert  Ghh  erschlossen.  Es  scheint  aber,  daß 
daneben  noch  ein  andrer  bestand,  der  vielleicht  schon  in  dem  von  Brugsch^ 
beobachteten  Wortspiel  der  Pyramidentexte  zwischen  ^^  J  G^b  und  ^^SJ  ZSj 
^ghgh  zutage  tritt,  und  wahrscheinlich  in  der  seltsamen  demotischen  Schreibung  des 
Gottesnamens  )  1  ^'^',   f)L3 '  vorliegt.     Bei  einer  früheren  Besprechung  dieser 

Gruppe    (Ägypt.  Zeitschr.  37,   S.  30)  habe   ich  das  o  eine   »bedeutungslose 

Zutat«   genannt,    die   ich  durch  eine  Art  graphischer  Analogiebildung  erklären 
wollte*.     Jetzt  möchte  ich  eher  in  dem  0  den  Konsonanten  '<:^=p«  k  sehen 


^)    Ägyptologie,   S.172.   —   "")   Pap.  Rhind  19,  10.    —    ')  Mag.  Pap.  13,  6.   —   *)   Bei  Verben 
findet  sich  im  Demotischen  dieses  d  in  noT  (Griffith,  Stories  92)  und  der  ungelösten  Gruppe 

Setne  V  34  —  vielleicht  als  abusiver  Überrest  alter  Pseudopartizipialformen  auf  Tc. 


142  Miszellen.  [46.  Band. 

und  die  ganze  Gruppe  Ghk  lesen.  Darin  bestärkt  mich  einmal  die  späte  Schrei- 
bung des  Gottesnamens  durch  ^^',  was  doch  nur  Gbk  gelesen  werden  kann, 
und  weiter  die  Eigennamen^  X\oLX,Yi(^x.ig^  und  '^zvycY,ßKig,  in  denen  wohl  der  Gottes- 
name  G^hk  steckt. 

Trifft  die  obige  Vermutung  das  Richtige,  so  würden  sich  nach  einer  Be- 
merkung Sethes  die  beiden  Namen  des  Erdgottes  Ghh  (Gb)  und  Gbgb  zueinander 
verhalten  wie 

ö    Nw-t    zu     Q    Nwnw-t*, 


AAAAfVA    ^ 


j\  ^K  ^j'w      »     ^'ww.^  Nwnw^, 


Nachschrift. 

Die  oben  vorgeschlagene  Lesung  ist  inzwischen  auch  von  Griffith  (Demotic 
Rylands  Papyri,  S.  267  Anm.  7)  befürwortet  worden,  der  namentlich  auf  Pap. 
Tebtynis  11  383,  Z.  59  hinweist,  wo  '"^evx.yjßx.ic;,  der  nicht  griechisch  schreiben 
kann,  seinen  Namen  demotisch  P^-§rj-{n)-Gbk  unterzeichnet.    W.  Spiegelber&. 

Zu  dem  Namen  des  Phönix.  —  In  dem  letzten  Heft  dieser  Zeitschrift 
(S.  84)  hat  Sethe  mit  Recht  meine  Erklärung  des  Phönixnamens  durch  die  Fest- 
stellung beseitigt,  daß  der  Name  des  heiligen  Vogels  nicht  bnw,  wie  ich  meinte, 
sondern  bjnw  lautete.  Daß  zwischen  dem  b  und  n  ein  /  stand,  wird  nun  auch 
durch   die   mir  bekannten   demotischen   Schreibungen  bestätigt,   die   meist*^   bin 

schreiben,  so  Livre  des  transform.  V  1  ff.  (ed.  Legrain)  I  JS^ßf  ^m^^^^ 
Mag.  Pap.  IX  8  (ed.  Griffith -Thompson)  \  ppm 
Pap.  Louvre  3229'  V  19      0*^   ^t 

Graffito  vom  Gebel  Tarif«     ( /^  9  ^  )!)  ^.^ 

Somit  sprechen  auch  die  demotischen  Schreibungen  für  eine  Vokalisation 
*b6in  und  für  Sethes  Erklärung  des  griechischen  Namens  foivt^.     W.  Spiegelberg. 


•)    Brtigsch,  Thesaurus  S.  609,  Z.  48.  —  ^)  Grenfell-Hunt,  Tebtynis  pap.  II,  Index  unten  IV. 

^)    Zu  diesem  Namen  erinnert  mich  Gardiner  an  das  ägyptische  Äquivalent  S)  S^r 

Pn-Gbg  (Recueil  XX,  S.  16  Z.  20  nach  Gardiners  Lesung). 

♦)    Pyr.  (ed.  Sethe)  250a.  —  ^)  Sethe,  Verbum  I,  §  417  S.262. 

®)    Eine    Ausnahme   ist   die  Schreibung  hne  Pap.  Rhind  III  10  (ed.  Brugsch) 
—  '')  Veröffentlicht  von  Maspero  in  Memoire  sur  quelques  papyrus  du  Louvre.  —    J  '^^/  ^  / 
^)  Siehe  Annales  du  Serv.  des  Antiquites  1909. 


i>. 


1909.]  Erschienene  Schriften.  143 

Erschienene  Schriften. 
Albrecht  Alt,  Israel  und  Ägypten.     Die  politischen  Beziehungen  der  Könige  von  Israel  und  Juda 

zu  den  Pharaonen  nach  den  Quellen  untersucht  (Beiträge  zur  Wissenschaft  vom  Alten  Testament, 

herausgegeben  von  Rudolf  Kittel,  Heft  6).    8.    104  SS.     Leipzig  1909. 
Jules  Baillet,  Compte  rendu  du  Congres  Archeologique  du  Caire.    Avril  1909  (Revue  des  (jues- 

tlons  historiques.     Juillet  1909).     Paris  1909. 
Ludwig  Borchardt,  Studien  und  Entwürfe  altägA'ptischer  Künstler  (Kunst  und  Künstler,  Jahrg. 

VIII,  Heft  1). 

—  — ,  Die  diesjährigen  [1908 — 1909]  deutschen  Ausgrabungen  in  Ägypten  (Klio  IX,  S.  478 — 483). 

Leipzig  1909. 

—  — ,  Diesjährige  amerikanische  Ausgrabungen  in  Ägypten  (ebenda  S.  483 — 489). 

J.  H.  Breasted,  Geschichte  Ägyptens.  Vom  Verfasser  neubearbeitete  Ausgabe,  deutsch  von  Dr. 
Hermann  Ranke.    8.    XVI,  478  SS.     Mit '200  Abb.,  Karten  und  Plänen.     Berlin  1910. 

Jean  Capart,  Bulletin  critique  des  Religions  de  l'Egypte  1906  et  1907.    Paris  und  Brüssel  1909. 

Catalogue  des  Monuments  et  Inscriptions  de  l'Egypte  antique,  publik  par  la  Direction  Generale 
du  Service  des  Antiquites.  I.  Serie.  Haute  Egypte.  Tome  III.  Kom  Ombos.  2.  partie, 
fasc.  3,  par  J.  de  Morgan,  U.  Bouriant,  G.  Legrain,  G.  Jequier,  A.  Barsanti.    Fol.    Wien  1909. 

Catalogue  general  des  Antiquites  Egyptiennes  du  Musee  du  Caire.  Vol.  45.  N°s  34001 — 34064. 
Pierre  Lacau,  Steles  du  Nouvel  Empire.  I  fasc.  1  (S.  1—112  mit  71  TaflF.).  —  Vol.  46,  N»« 
23001—23256.  Ahmed  Bey  Kamal,  Tables  d'offrandes.  I  (IV,  213  SS.  mit  Abb.).  Fol. 
Kairo  1909. 

Crum,  Egyptian  Mart\-rs  (Anzeige  von:  I.  Scriptores  Coptici  —  Acta  Martyrum  von  J.  Balestri 
und  H.  Hyvernat  I,  Paris  1908.  —  II.  Scriptores  Aethiopici  —  Acta  Martyrum  von  Pereira  I, 
Paris  1907.  —  Journal  of  Theological  Studies,  April  1909,  Vol.  X,  Nr.  39,  S.  459— 465). 

G.  Daressy,  L'äge  du  Sphinx.  Les  fosses  a  mortier  de  la  grande  Pyramide  (Bulletin  de  l'Institut 
Egyptien,  5«^  Serie,  Bd.  III,  S.  35—38). 

Adolf  Erman,  Die  ägyptische  Religion  (Handbücher  der  Kgl.  Museen  zu  Berlin).  2.  Aufl.  8. 
VIII,  283  SS.  mit  164  Abb.     Berlin  1909. 

,  Literarische  Texte  des  Mittleren  Reiches  IL  Die  Erzählung  des  Sinuhe  und  die  Hirten- 
geschichte, bearbeitet  von  Alan  H.  Gardiner  (Hieratische  Papyrus  aus  den  Kgl.  Museen  zu 
Berlin).    5.  Band.    Fol.    15  SS.  mit  je  18  TafF.  in  Lichtdruck  und  Autographie.    Leipzig  1909. 

Alan  H.  Gardiner,  The  Admonitions  of  an  Egyptian  Sage  from  a  Hieratic  Papyrus  in  Leiden 
(Pap.  Leiden  344  recto).    4.  VIII,  116  SS.  mit  19  Taff.     Leipzig  1909. 

F.  LI.  Griffith,  Some  old  Nubian  Christian  texts  (Journal  of  Theological  Studies,  July  1909, 
Vol.  X,  Nr.  40). 

Uvo  Hölscher,  Das  hohe  Tor  von  Medinet  Habu.  Eine  baugeschichtliche  Untersuchung  (12.  Wissen- 
schaftl.  Veröffentl.  d.  Deutschen  Orient-Gesellschaft).  4.  IV,  68  SS.  mit  65  Abb.  im  Text, 
6  einfarbigen  und  4  doppelfarbigen  Taff.     Leipzig  1910. 

H.  Hyvernat,  Eg^pt.  Coptic  Church  (Catholic  Encyclopedia,  Vol.  V,  New  York  1909). 

Carl  Maria  Kaufmann,  Der  Menastempel  und  die  Heiligtümer  von  Kann  Abu  Mina  in  der 
(ägyptischen)  Mariutwüste.  Ein  Führer  durch  die  Ausgrabungen  der  Frankfurter  Expedition. 
8.    88  SS.  mit  Abb.,  Plänen  und  einer  Karte.     Frankfurt  a.  M.  1909. 

C.  F.  Lehmann-Haupt  und  Hans  Philipp  Weitz,  Sarapis  (Röscher,  Lexikon  der  griechischen 
und  römischen  Mythologie,  Bd.  IV,  Sp.  338—382).     Leipzig  1910. 

Oscar  von  Lemm,  Koptische  Miszelleu  LXII— LXVII  (Bulletin  de  l'Academie  Imperiale  des  Sciences 
de  St-Petersbourg  S.  341— 364;  393—404).     Petersburg  1909. 

,    Kleine  koptische    Studien    LI— LV  (Memoires   de  l'Academie   Imperiale   des    Sciences  de 

St-Petersbourg  VHP  Serie,  Vol.  VIII,  Nr.  12).    8.    68  SS.     Petersburg  1908. 

A.Lucas,  Notes  on  the  composition  of  some  ancient  Egyptian  materials  (Cairo  Scientific  Jour- 
nal III  Nr.  31).     Alexandria  1909. 

Arthur  C.  Mace,  The  early  dynastic  cemeteries  of  Naga-ed-Der.  Part  II  (University  of  Cali- 
fornia publications.  Egyptian  archseology.  Vol.  3).  4.  XL  88  SS.  mit  123  Abb.  im  Text  und 
60  TafF.     Leipzig  1909. 


144  Erschienene  Schriften.  [46,  Band.    1909.] 

Dominique  Mallet,  Le  Kasr  el-Agoüz  (Memoires  de  l'Institut  d'Arch.  Orientale  du  Caire,  Bd. 11). 

4.    VI,  103  SS.  mit  einer  Taf.  und  53  Abb.     Kairo  1909. 
G.  Maspero,  Le  Musee  egyptien.    Recueil  de  monuments  et  de  notices  sur  les  fouilles  d'Egypte. 

Bd.  111.  Heft  1.    35X25  cm.    28  SS.  mit  Abb.  und  23  Taff.     Kairo  1909. 
Eduard  Meyer,  Der  Diskus  von  Phästos  und  die  Philister  auf  Kreta  (Sitzungsber.  d.  Kgl.  Preuß. 

Akad.  d.  Wiss.,  philos.-histor.  Klasse.    1909.  Nr.  41). 
Georg  Möller,  Hieratische  Paläographie.    Die  ägyptische  Buchschrift  in  ihrer  Entwicklung  von 

der  5.  Dynastie  bis   zur  römischen  Kaiserzeit.    2.  Bd.    Von  der   Zeit  Thutmosis'  111.  bis  zum 

Ende  der  21.  Dynastie.    4.    IV,  15  SS.,  73  Blatt  in  Autographie,  8  Taff.     Leipzig  1909. 

—  — ,  Hieratische  Lesestücke   für  den    akademischen  Gebrauch.    2.  Heft:   Literarische  Texte  des 

Neuen  Reiches.    Fol.  4,  42  autograph.  SS.     Leipzig  1910. 

C.  F.  Montagu,  Survey  of  the  Boundary  Stelae  of  Tel  el  Amarna  (Cairo  Scientific  Journal  III 
Nr.  31).     Alexandria  1909. 

Edouard  Naville,  Les  Tetes  de  pierre  deposees  dans  les  tombeaux  egyptiens  (Memoire  publie 
ä  l'occasion  du  Jubile  de  l'Universite).    8.    11  SS.  mit  einer  Abb.     Genf  1909. 

J.  E.  Quibell,  Excavations  at  Saqqara  (1906 — 1907).  With  a  selection  on  the  religious  texts 
by  P.  Lacau.    Bd.  II.    34,5x28  cm.    II,  85  SS.,  64  zum  Teil  farbige  Taff.     Kairo  1908. 

Arthur  Rhon6,  L'Egypte  ä  petites  journees.  Le  Caire  d'autrefois.  Neue  Ausgabe.  8.  484  SS. 
mit  vielen  Abb.     Paris  1910. 

J.  Schleifer,  Sahidische  Bibel-Fragmente  aus  dem  British  Museum  zu  London  (Sitzungsber.  d.  Kais. 
Ak.  d.  Wissensch.  in  V^ien.    Phil.-hist.  Kl.    162.  Band,  6.  Abhandlung).    8.    38  SS.    Wien  1909. 

Ernst  Schmidt,  Die  Einführung  des  Sarapis  in  Alexandria  (Heidelberger  Inauguraldisser- 
tation).   1909. 

Kurt  Sethe,  Urkunden  der  18.  Dynastie.  16.  Heft.  Historisch-Biographische  Urkunden  von  Zeit- 
genossen Thutmosis'  III.     Nr.  333 — 364.     Leipzig  1909. 

,  Die  Einsetzung  des  Veziers   unter  der  18.  Dynastie.     Inschrift  im  Grabe  des  Rech-mi-Ref 

zu  Schech  Abd  el  Gurna  (Untersuchungen  zur  Geschichte  und  Altertumskunde  Ägyptens, 
V  2).     4.    68  SS.  mit  einer  photolithogr.  Taf.     Leipzig  1909. 

—  — ,  Die    altägyptischen    Pyramidentexte    nach    den    Papierabdrücken    und    Photographien   des 

Berliner  Museums  neu  herausgegeben  und  erläutert.  4.  und  5.  Lieferung,  Spruch  508 — 592 
(Pyr.  1110—1626).     Leipzig  1909—1910. 

Wilhelm  Spiegelberg,  Ausgewählte  Kunstdenkmäler  der  ägyptischen  Sammlung  der  Kaiser- 
Wilhelms-Universität  Straßburg.  4.  VI,  47  SS.  mit  28  Abb.  im  Text,  20  Taff.  (mit  77  Abb.). 
Straßburg  1909. 

Georg  Steindorff,  Die  ägyptischen  Gaue  und  ihre  politische  Entwicklung  (Abh.  der  phil.- 
hist.  Klasse  d.  KgL  Sachs.  Ges.  der  Wiss.     Bd.  27,  Nr.  25).    8.    38  SS.     Leipzig  1909. 

,  Das  Ägyptologische  Institut  [der  Universität  Leipzig]  (Ans  der  Festschrift  zum  500jährigen 

Jubiläum  der  Universität  Leipzig).     Leipzig  1909. 

Dan.  Völter,  Ägypten  und  die  Bibel.  Die  Urgeschichte  Israels  im  Lichte  der  ägypt.  Mythologie. 
4.  neubearb.  Aufl.    8.    VIII,  135  SS.     Leiden  1909. 

Raymond  Weill,  Les  Origines  de  l'Egypte  pharaonique.  Premiere  partie.  Lall*  et  la  III* 
Dynasties  (Annales  du  Musee  Guimet.  Bibliotheque  d'Etudes.  Bd.  25).  8.  VIII,  515  SS. 
mit  6  Taff.     Paris  1908. 

Carl  Wessely,  Griechische  und  koptische  Texte  theologischen  Inhalts  I  (Studien  zur  Paläo- 
graphie und  Papyruskunde  IX).    4.    11  und  181  SS.     Leipzig  1909. 

Alfred  Wiedemann,  Die  Steinzeit  Ägyptens  (Globus,  Bd.  96.    Nr.  19.    S.  293—299). 

Walter  Wreszinski,  Der  große  medizinische  Papyrus  des  Berliner  Museums  (Pap.  Berl.  3038). 
In  Facsimile  und  Umschrift,  mit  Übersetzung,  Kommentar  und  Glossar  herausgegeben.  4.  XXI, 
142  SS.  mit  24  Lichtdrucktaff.     Leipzig  1909. 

F.  Zucker,  Bericht  über  die  Ausgrabungen  in  Ägypten  (im  »Archäologischen  Anzeiger«  1909,  2 
(S.  176 — 190)  des  »Jahrbuchs  des  Kaiserl.  Deutschen  Archäologischen  Instituts«). 

Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche  Buchhandlung.  —  Verantwortl.  Redakteur  Prof.  Dr.  G.  Steindorff,  Leipzig,  Waldstr.  52. 

Berlin,  gedruckt  in  der  Reichsdruckerei. 


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